Zusammenhang von Pflegetheorien, Pflegemodellen und der Pflegepraxis
(1) Theorien werden in der Praxis überprüft, bestätigt oder abgelehnt
(2) Theorien können in vereinfachter Form in Modellen abgebildet werden und damit in der Praxis Anwendung finden.
(3) Konzepte erhalten reduzierte Elemente einer Theorie oder eines Modells, aus denen Handlungen für die Praxis abgeleitet werden können.
(4) Jeder bewussten Handlung liegt eine theoretische Annahme zugrunde, die sich in Theorien wiederfindet
Modelle und Theorien zur Selbst-/Pflege
„Pflege" nach dem International Council of Nurses (ICN)
„Pflege umfasst eigenverantwortliche Versorgung und Betreuung - allein oder in Kooperation mit anderen Berufsangehörigen - von Menschen aller Altersgruppen, von Familien oder Lebensgemeinschaften sowie von Gruppen und sozialen Gemeinschaften, ob krank oder gesund, inallen Lebenssituationen (Settings)
Pflege schließt Förderung der Gesundheit, die Verhütung von Krankheiten und die Versorgung und Betreuung kranker, behinderter und sterbender Menschen ein.
Weitere Schlüsselaufgaben der Pflege
Wahrnehmung der Interessen und Bedürfnisse,
Förderung einer sicheren Umgebung,
Forschung,
Mitwirkung in der Gestaltung der Gesundheitspolitik, im Management des Gesundheitswesens und in der Bildung."
Definiere Chronische Krankheiten!
Definition: Chronische Krankheiten
dauerhaft oder wiederkehrend ->intervallfreie Phasen
signifikanter Einfluss auf Wohlbefinden (hohe Einschränkung)
tägliches & konsequentes Management
Dauer i.d.R. > 3 Monate (kein allgemeingültiger Zeitraum) —>wichtig ist üblicher Heilungsverlauf
Modell: Arbeitslinien in der Bewältigung einer chronischen Krankheit
Was besagt das Modell?
Modell: Arbeitslinien in Bewältigung einer chronischen Krankheit
KRANKHEIT-bezogene Arbeitslinien
= alles zur Krankheit (Medikamente, Arzttermine, BZ-/RR-Messungen)
ALLTAG-bezogene Arbeitslinien
= Bewältigung des Alltags? (Ernährung, Transport, Funktionseinschr.)
BIOGRAFIE-bezogene Arbeiten
= akt. Lebenssituation; Aufgaben? Arbeit? Aufzeigen neuer Perspektive
Im Pflegealltag, je nach Einsatzgebiet:
Klinik = Krankheit
Pflegeheim = Alltag, Biografie
Psychiatrie, Geriatrie, Demenz = Biografie/ frühere Hobbys & Beruf –> Förderung des Pat.
=>Fokus auf Setting ausgerichtet
Was besagt die Theorie des Selbstpflegedefizits (von D. Orem)?
Theorie des Selbstpflegedefizits (von D. Orem)
Selbstpflege vor Fremdpflege nach Orem
Entwickelte „self-care deficit nursing theory“
„Patients wish to care for themselves“ = zentrale Philosophie
Kein Bezug zu speziellen Krankheitsbild
Einsatz in Rehabilitation und Primärversorgung
Menschen in Ganzheit betrachten!
Umfassende und differenzierte Beschreibung pflegerischer Handlung möglich
3 Teiltheorien, welche miteinander in Verbindung stehen
Wie heißen die 3 Teiltheorien?
3 Teiltheorien
Theorie der Selbstpflege
Theorie des Selbstpflegedefizits
Theorie des Pflegesystems
Was besagt die Theorie der Selbstpflege ?
Selbstpflege (körperlich/ mental)
Selbstpflegebedarf (allgemeine, entwicklungs- oder gesundheitsbedingte Selbstpflegeerfordernisse)
Situativer Selbstpflegebedarf = situationsabhängig; aktueller Pflegebedarf neben den allgemeinen Erfordernissen
Wie besagt die Theorie der Selbstpflegedefizits ?
Ein Selbstpflegedefizit liegt vor, wenn…
der situative Selbstpflegebedarf die Selbstpflegekompetenz übersteigt
und Wissen und Fähigkeiten einer Person zur Deckung des situativen Selbstpflegebedarfs
teilweise (ein oder mehrere Aspekte der Selbstpflege)
oder vollständig (alle Aspekte der Selbstpflege)
nicht ausreichen
=> Es kommt zu Selbstpflegeeinschränkungen
Was bedeutet das für die Praxis?
Personenzentrierte Versorgung durchführen
auf den Patienten eingehen, Alltagsstruktur dementsprechend anpassen
Wie besagt die Theorie der Pflegesystems ?
Lässt sich die Theorie des Selbstpflegedefizits (von D. Orem) in der Praxis anwenden ?
Anwendung der Theorie des Selbstpflegedefizits (von D. Orem)
Theorie großer Reichweite —>keine konkreten Handlungen für Krankheiten an, eher Denkmodell
Kein spezieller Bezug zu einem bestimmten Krankheitsbild/ zu pflegerischen Problemen
Kann angewandt werden, aber nicht ausreichend
Übertragung auf chronische Krankheiten? —>mehr Theorie notwendig, nur Modell großer Reichweite
Was besagt die “A Middle-Range Theory of Self-Care of Chronic Illness” nach Riegel et al. 2012?
A Middle-Range Theory of Self-Care of Chronic Illness nach Riegel et al. 2012
->Selbstmanagement bei chronischer Krankheit
Selbstpflege = Prozess im Krankheitsmanagement & Unterstützung gesundheitsfördernden Verhaltens
Unterscheidung zw. genereller & spezieller Selbstpflege
Ausmaß Selbstpflege nicht gleichbleibend im Verlauf (aber nie gleich)
Selbstpflege = immer individuell
Management mehrerer chron. Erkrankungen & Komorbiditäten —>Konflikte hervorrufen, Selbstpflege erschweren
Unterschiede akuter und chronischer Krankheiten
Akut
= häufig, jetzt auf gleich
Chronisch
= schleichend
Begin
rapide, schnell
allmählich, langsam
Ursache
meist eine
mehrere
Dauer
i.d.R. zeitlich begrenzt
nicht definiert
Diagnose
Diagnosestellung fällt schnell/leicht
Diagnosestellung besonders anfangs sehr unsicher
Diagnostische Tests
oft entscheidend, ausschlaggebend
oft von begrenztem Wert
Behandlung
allgemeines Heilmittel
Heilung selten, meist nicht heilbar
Rolle der Professionen
gezielte Hilfestellung für die Therapie
mehr partnerschaftliche Beziehung, beratend =Adhärenz
Rolle des Patienten
Pat. folgt Anweisungen
Partner von Gesundheitsfachkräften, verantwortlich für das tägliche Management
Aus akuten Erkrankung können Chronische entstehen
Was sind Elemente der Theorie des Selbstmanagement bei chronischer Krankheit nach Riegel et al. 2012?
Core Elements of Self-Care of Chronic Illness (Riegel et al.)
Aufrechterhaltung
Erhaltung physisch. & emotionalen Stabilität durch Adhärenz (= gemeinsame Entscheidungsfindung)
Überwachung & Kontrolle
Beobachtung auf Anzeichen & Symptome d. Erkrankung
= gute Ausstattung & Schulung (Abweichung Normwerte) —>Monitoring
Management
Reaktion & Verhalten bei auftretenden Symptomen
= was & wann muss er tun; was kann er selbst händeln
Was besagt das Modell nach Monika Krohwinkel?
Modell fördernder Prozesspflege von Monika Krohwinkel
Forschungsstudie zur „ganzheitlich-rehabilitativen Prozesspflege von Menschen mit Apoplex in Akutkrankenhäusern"
Einsatz in der stationären Langzeitpflege, der ambulanten Pflege, der stationären Akutpflege sowie in Einrichtungen der Behindertenhilfe
Zentrale Bestandteile:
ABEDL und deren primäre Einflussfaktoren
z.B. andere Personen, physikalische, ökonomische, kulturelle Aspekte
Primäres pflegerisches Interesse
Primäres pflegerische Zielsetzung
Primäres pflegerische Handlungen
Was sind die Phasen einer chronischer Krankheit nach Corbin & Strauss?
Krankheitsverlauf chronischer Krankheit (nach Corbin & Strauss)
Vorphase (präklinische Phase)
Keine Symptome vorhanden, präventives Handeln möglich
Diagnostische Phase
Diagnose und Beginn der Krankheitskurve und Pflegeverlauf
Akute Phase
Krankheit führt zu einer lebensbedrohlichen Situation
Kritische Phase
Krankenhausaufenthalte aufgrund von Komplikationen und Krankheitszustand
Stabile Phase
Kontrolle des Krankheitsverlaufs durch therapeutische und pflegerische Intervention
Unstabile Phase
Kontrolle des Krankheitsverlaufs durch therapeutische und pflegerische Interventionen ist vermindert
Verschlechterungsphase
Krankheit führt zu einer weiteren Verschlechterung des geistigen und körperlichen Zustands
Sterbephase
Zeitraum unmittelbar vor dem Tod
Nenne Folgen & Konsequenzen einer chronischen Krankheit!
Folgen & Konsequenzen einer chronischen Krankheit
Persistierende Symptome
Keine Heilung
Dauerhafte Medikamenteneinnahme (welche & warum!?)
Lebensstilveränderungen notwendig (Ernährungsumstellung, körperliche Aktivität) àReha, Schulungen, Sensibilisierung
Veränderte Umstände im sozialen Umfeld & Arbeit
Emotionaler Stress (meist nicht erfasst; später Depressionen, Angststörungen)
Interpretation der Auswirkungen der Erkrankung & Therapie (Wirkung Medi., Nebenwirkungen, worauf muss Pat. achten)
Verantwortung für Entscheidung im Management der Krankheit übernehmen (müssen) —>Patient selbst! Pflege begleitet nur!
Relationship of decision-making & reflection on self-care (Riegel et al.)
—>Verhältnis zw. Entscheidungsfindung & Selbstreflektion
Zunächst gelb = Tendenz zu unreflektiert (orange); nimmt sie diszipliniert, aber weiß nicht warum
Nach Ergänzung Einordnung in orange = unreflektiert
Rot = größte Arbeit der Pflege
Einflussfaktoren auf das Selbstmanagement nach Schulman-Green et al. 2016
Fokussierung auf Krankheitsbedürftigkeit ->Selbstmanagementaufgaben und -fertigkeiten
->Individuen
Aktivierung und Ressourcen
->individuelle Ressourcen ->gesellschaftliche, medizinische, psychosoziale, spirituelle, finanzielle Aspekte
Leben mit einer chronischen Erkrankung ->Selbstmanagementprozess
->Umgang mit Erkrankung
Was ist der diagnostische Schwebezustand?
Der diagnostische Schwebezustand
(Corbin & Strauss 2010)
= Leben scheint in Luft zu hängen; Warten auf Nachricht
= Emotionen: Gleichgültigkeit bis große Ängste
= Gedanken an Tod, Behinderung o. Funktionseinschränkungen
= Körper verliert Status der Selbstverständlichkeit —>wünscht sich alten Zustand zurück
= Einholen von Infos über Krankheit & Symptome —>verunsichern
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