Was ist Aphasie ?
Aphasie
,,It was just as if my brain was a cake and a piece was cut out.‘’ (Parr, Byng & Long, 1997)
= erworbene Sprachstörung, die alle Ebenen (sprechen, verstehen, schreiben und lesen) betreffen kann
motorische (Broca), sensorische (Wernicke), amnestische und globale Aphasie
Unterscheidung in akuten Phase schwierig
bei akuten Aphasie Unterscheidung nach fluenter und non-fluenter Aphasie sinnvoll
ca. 40% Prozent aller Patienten mit Schlaganfall leiden initial an einer Aphasie
im Vergleich zu anderen Folgen des Schlaganfalls ->die folgenschwerste Beeinträchtigung für Patienten
Unterscheidung zur Dysarthrie = Sprechstörung; Innervation der am Sprechen beteiligten Muskulatur gestört
Was ist Apraxie ?
Apraxie
= motorische Probleme, zielgerichtete Bewegungsabläufe bewusst auszuführen – trotz intakter motorische Funktionen
Bsp. Betroffene kann nicht zweckgerichtet mit Objekten umgehen, z.B. gelingt Ablauf beim Zähneputzen nicht mehr (Zahnpastatube aufschrauben, Zahnpasta auf Bürste, Tube zuschrauben und Bürste zum Mund führen)
Was ist brachiofazial betonte Parese ?
brachiofazial betonte Parese
= Lähmungserscheinungen treten vor allem am Oberkörper, in den Armen und im Gesicht auf und sind meist auf eine Körperhälfte beschränkt;
Bsp. herabhängende Mundwinkel und eine verwaschene Sprache
Was ist eine Parese ?
Was ist eine Hemiparese ?
Parese
= unvollständige Lähmung
Hemiparese
= Schwäche einer Körperhälfte, auch „Halbseitenlähmung“ genannt
Was ist eine Plegie?
Was ist eine Hemiplegie?
Plegie
= vollständige Lähmung
Hemiplegie
= vollständige Lähmung einer Körperhälfte
Zu welchen pflegerischen Schwerpunkten kann eine Patientenedukation nach einem Schlaganfall stattfinden?
Patientenedukation nach Schlaganfall
Pflegerische Schwerpunkte
Sprache und Kommunikation
Positionierung und Bewegung
Ernährung
Orientierung
Koordination des Behandlungsteams
Edukation und Begleitung
Welche Beratungsthemen können zum Thema Ernährung bei Patienten nach Schlaganfall durchgeführt werden?
pflegerischer Schwerpunkt - Ernährung
Erkennen einer Dysphagie
In ersten 72 h leiden ca. 2⁄3 der Patient*innen an einer Dysphagie
Aufgabe: Vermeiden einer Aspiration und weitere Komplikationen
Welche Beratungsthemen können zum Thema Orientierung bei Patienten nach Schlaganfall durchgeführt werden?
pflegerischer Schwerpunkt - Orientierung
Mögliches Auftreten von Orientierungsstörungen ausgelöst durch Schlaganfall
In Akutphase tritt bei ungefähr 1⁄4 der Patient*innen ein Delir auf
Welche Beratungsthemen können zum Thema Koordination des Behandlungsteams bei Patienten nach Schlaganfall durchgeführt werden?
pflegerischer Schwerpunkt - Koordination des Behandlungsteams
Zusammenarbeit auf Stroke Unit im multiprofessionellen Team aus Pflegenden, Ärzten und Therapeuten
enge Absprachen zu Dingen wie: Wer behandelt wann? Was ist heute bei Patient XY besonders wichtig? Außerdem können alle Professionen von den Beobachtungen bzw. Befunderhebungen der anderen profitieren
Mittelpunkt des Teams = Pflegende = übernehmen die Koordination
Welche Beratungsthemen können zum Thema Edukation und Begleitung bei Patienten nach Schlaganfall durchgeführt werden?
pflegerischer Schwerpunkt - Edukation und Begleitung
Von Patient*innen und ihre Angehörigen
Ja nach Schwere des Schlaganfalls dominieren unterschiedliche Themenschwerpunkte
Bei Menschen mit einer TIA z.B. Thema Risikofaktoren & Sekundärprophylaxe im Fokus
Erleidet jmd. einen großen Apoplex = eher Anleitung der Angehörigen im Mittelpunkt
Welche Beratungsthemen können zum Thema Sprache & Kommunikation bei Patienten nach Schlaganfall durchgeführt werden?
pflegerischer Schwerpunkt - Sprache & Kommunikation
Aphasie = erworbene Sprachstörung, die alle Ebenen (sprechen, verstehen, schreiben und lesen) betreffen kann
Apraxie = motorische Probleme, zielgerichtete Bewegungsabläufe bewusst auszuführen – trotz intakter motor. Funktionen
Kommunikationsregeln
nonverbale Kommunikation (Gestik/Mimik) nutzen ->da Patienten sich während Kommunikation stark konzentrieren müssen
sich Zeit nehmen und eine ruhige Atmosphäre schaffen
Gegenstände oder Handlungen zeigen
einfache Sprache und kurze Sätze verwenden
langsam, aber nicht lauter sprechen
Ja-Nein-Fragen stellen ->abhängig von Pat., evtl. Gestik abweichend von verbalen Antwort
Zeigetafel verwenden
Blickkontakt halten während der Kommunikation
Mitpatienten informieren
Angehörige informieren und anleiten
bei Sprechversuchen Zeit lassen, nicht unterbrechen
bei Tätigkeiten wie z.B. der Körperpflege auf verbale Anleitung verzichten
Information an Kolleginnen, z.B. in den Funktionsbereichen
Welche Beratungsthemen können zum Thema Positionierung & Bewegung bei Patienten nach Schlaganfall durchgeführt werden?
pflegerischer Schwerpunkt - Positionierung & Bewegung
Die therapeutische Positionierung im Bett und im Stuhl ist essentiell für die frühe Rehabilitation, da sie:
die Körperhaltung unterstützt
die Funktion maximiert
den Muskeltonus reguliert
Dekubitus- und Kontrakturenprophylaxe ist (Kissen am Fußende ->Spitzfüße vermeiden)
Wahrnehmung und Schluckfunktion fördert
schädliche Reize reduziert und Wohlbefinden fördert
Pflege bei Schlaganfall - Positionierung
Was ist das Bobath-Konzept ?
Bobath-Konzept
neurophysiologisches Therapiekonzept für Patienten mit erworbenen Hirnschäden
für Kinder mit spastischen Bewegungsstörungen entwickelt
orientiert sich an den individuellen Fähigkeiten und Ressourcen der Betroffenen
Grundprinzip ist die Plastizität, die lebenslange Lern- und Umorganisationsfähigkeit des Gehirns
Handling nach dem 24-Stunden-Konzept zentral für den Lernerfolg
trotz weltweiter Anwendung steht ein Evidenznachweis in der Pflege aus
Zentrale Ziele
Normalisierung des Muskeltonus
Anbahnung von normalen Bewegungsabläufen
Förderung der Körperwahrnehmung
Was ist LIN (Lagerung in Neutralstellung) ?
LIN = Lagerung in Neutralstellung
therapeutisch funktionelle Lagerung auf neurophysiologischer Basis
Grundidee ist die Positionierung in Neutralstellung
zwischen Beugen und Strecken
zwischen Innen- und Außenrotation
Decken und Kissen werden durch " MODELLIEREN" und "STOPFEN" an die Patienten angepasst
Körperabschnitte werden entgegen der Einwirkung der Schwerkraft stabilisiert
Evidenznachweis in Bezug auf Bequemlichkeit und Beweglichkeit
Was ist bei der Positionierung im Bett zu beachten ?
Pflege bei Schlaganfall
Bsp. Herr Müller: rechte Seite = betroffene Seite
Positionierung im Bett
Gelenke in Neutralstellung
flache Rückenlage vermeiden (Aspirationsgefahr)
Außenrotation der rechten Hüfte ausgleichen ->zur Vermeidung: aufgerolltes Bettlaken/ Handtuch zur Lagerung auf Hüfthöhe
Schulter schützen
Innenrotation des Arms ausgleichen
Positionierung evaluieren
Bei höhergradiger Parese: bei Positionierung in Rückenlage Augenmerk auf Hüfte & Schulter
Was ist bei der Positionierung im Stuhl zu beachten ?
Positionierung im Stuhl
Rumpf aufrichten, ggf. unterstützen durch aufgerolltes Handtuch am Oberschenkel oder durch Antirutschmatte unter dem Gesäß
Lagerung des Armes, um Innenrotation zu vermeiden
Außenrotation der Hüfte ausgleichen
Füße haben Bodenkontakt
Fußstützen nur für die „Fahrt“ nutzen
bei der Mobilisation die individuelle Belastungsgrenze beachten, da in Akutphase Patienten schnell erschöpft sind (Sitzdauer beachten, Anpassung des Tagesablaufs)
Lagerung des paretischen Armes auf dem Tisch oder im Schoß durch Materialien
Was ist bei der Gestaltung des Bettenplatzes zu beachten ?
Gestaltung des Bettenplatzes
Bsp. Herr Müller: alles findet auf rechten Seite statt, da diese die betroffene Seite
Nachtschrank auf der rechten Seite positionieren (je nach Zimmeraufbau)
Handling immer über die rechte Seite
Wahrnehmungsförderung steht im Mittelpunkt
Was ist beim Transfer in den Stuhl zu beachten ?
Transfer in den Stuhl
Bsp. Herr Müller: rechten Seite = betroffene Seite
über die linke Seite (über weniger betroffene Seite) ->Herr Müller: kann mit linken Hand Armlehne greifen & aktiv das Tempo bestimmen
an das Tempo von Hr. Müller anpassen
Stabilisation des rechten Beins (betroffene Seite) durch Druck auf das Knie durch Pflegekraft, unterstützt durch Körper den Rumpf von Herr Müller, so Vermeidung des nach rechts Kippen
= tiefe Transfer eignet sich für Menschen mit wenig Tonus im Bein: ist sicher & ermöglicht vorhandene Ressourcen zu nutzen
Was ist bei der Körperpflege zu beachten?
Körperpflege
Unterkörper im Bett waschen, da Pat. nicht stabil stehen kann und schnell erschöpft ist
Oberkörper am Waschbecken mit Spiegel waschen ->Spiegel kann Patienten unterstützen ggf. ihren Sitz zu korrigieren, falls dieser instabil ist
Waschhandschuhe verwenden ->erleichtern Körperpflege, da wenig Funktion in der rechten Hand, so teilweise Wäsche des linken Armes mit einer geführten Bewegung
Anleitung non-verbal durch Zeigen (zu starke Konzentration beim Zuhören)
beim Waschen des rechten Armes Gewicht gelenknah abnehmen ->Schutz der Schulter
Herrn Müller nicht alleine lassen (wegen Apraxie)
nur benötigte Gegenstände in Reichweite legen (wegen Apraxie)
Reihenfolge festlegen und einhalten (gibt Sicherheit)
beim An- & Auskleiden unterstützen (Ankleiden: zuerst rechte Arm/Bein, Auskleiden umgekehrt)
Priorität hat die Förderung der Selbstständigkeit
=>Körperpflege dient nicht in erster Linie Reinigung, sondern Rehabilitation & somit geförderten Selbstständigkeit
Was ist bei der Mundpflege bei Dysphagie zu beachten ?
Mundpflege (bei Dysphagie)
zwingend im Sitzen oder in Seitenlage durchführen
leichte Vorbeugung, um Aspirationsgefahr zu minimieren ->Pneumonieprophylaxe
zu Beginn Stimulation der orofazialen Muskulatur mit Eis
bei Dysphagie wenig Zahnpasta, im Zweifel keine benutzen
Herrn Müller zum Zähneputzen anleiten, ggf. unterstützen
Mund nicht ausspülen lassen, da Aspirationsgefahr!
Herrn Müller den Mund auswischen lassen, bzw. ihn dabei unterstützen (mit Mundpflegestäbchen oder um Zeigefinger des Pat. gewickelte Kompresse (10x10) sicher fixieren)
=>Mundpflege unter Aufsicht! Patienten denken nicht daran, dass sie den Mund nicht wie gewohnt ausspülen oder gar gurgeln können
Komplikationen nach Schlaganfall
Was ist ein Neglect ?
Neglect
tritt meist nach rechtsseitigen Hirnläsionen auf
tritt vorwiegend in der Akutphase auf
ist ein halbseitiges Vernachlässigungsphänomen, dies kann die betroffene Hälfte ihrer Umwelt, ihres Körpers und von Gegenständen betreffen
Vernachlässigung der betroffenen Seite visuell, akustisch, somatosensorisch & motorisch möglich
bei ca. 70% der Patienten kommt es innerhalb der ersten Wochen zu einer spontanen Besserung
erschwert die Rehabilitation
wirkt sich negativ auf das Outcome aus
visuelle Neglect kann mit Hemianopsie verwechselt werden ->Pat. mit Hemianopsie erkennen diese allerdings als solche und kompensieren diese durch die Drehung des Kopfes zur entsprechenden Seite
Typisches Beispiel ist der Teller – die Pat. essen nur Nahrungsmittel auf der rechten Seite des Tellers. Befindet sich das Glas oder das Besteck links, so wird dieses nicht gefunden.
Herr Weber hat so z.B. nur die rechte Hälfte seines Gesichts rasiert oder saß auf seiner linken Hand, ohne es zu bemerken. Berührungen am linken Arm konnte er wahrnehmen, ordnete sie allerdings dem rechten Arm zu.
Was sind Symptome eines Neglect ?
Symptome bei Neglect
Bsp. Herr Weber Neglect links
bei Ansprache über die linke Seite reagiert Herr Weber verzögert
Berührungen der linken Körperhälfte nimmt er wahr, kann sie aber nicht zuordnen
er hat eine ausgeprägte Blickwendung nach rechts
die Aufmerksamkeit kann bis zur Mittellinie gelenkt werden
die linke Raumseite wird stark vernachlässigt
Was ist beim Handling eines Neglect zu beachten ?
Handling bei Neglect
Kontaktaufnahme über die rechte Seite, während Interaktion versuchen Aufmerksamkeit auf linke Seite zu lenken
dann den Blick des Betroffenen zur Mitte und evtl. darüber hinaus lenken
linken Arm möglichst im Blickfeld positionieren
verbale und taktile Anleitung zur Einbeziehung der linken Körperhälfte
Spiegel nutzen
Nachtschrank und Klingel auf die rechte Seite stellen, bzw. anbringen
Anleitung Ehefrau
Bett umpositionieren, dass Tür wahrgenommen werden kann
Was ist eine Post-Stroke-Depression ?
Post-Stroke-Depression
eine schwerwiegende Komplikation
wirkt sich negativ auf den Rehabilitationsprozess und die Lebensqualität aus
wird in über 50% der Fälle nicht erkannt
Prädiktor ein niedriger Barthel-Index, bzw. der Grad der Behinderung
ein frühes Erkennen und Behandeln ist essentiell für den Rehabilitationsprozess
eine PSD kann zu verschieden Zeitpunkten auftreten, meist während der Rehabilitation
PSD sollte mit den Patienten und ihren Angehörigen thematisiert werden
eine Aphasie erschwert das Erkennen einer PSD
wichtig: Kommunikation mit Patient & Angehörigen, psychologische Betreuung, vermitteln von Anlaufstellen
Was sind typische Symptome einer Post-Stroke-Depression ?
typische Symptome einer Post-Stroke-Depression
tiefe Traurigkeit
Interessenverlust
Antriebs- und Konzentrationsstörungen
oder Schlafstörungen die anhalten
=>Pflegende verbringen viel Zeit mit den Patienten und sollten auf Symptome achten!
Welche Assessmentinstrumente eignen sich zum Screening einer Post-Stroke-Depression ?
verschiedene Assessmentinstrumente eignen sich zum Screening, z.B.:
Patient Health Questionaire (PHQ-9)
Center for Epidemiologic Studies Depression Scale (CESD)
Stroke Aphasic Depression Questionaire Hospital Version (SADQ-H 10)
Was ist eine Schmerzhafte Schulter ?
Schmerzhafte Schulter
eine der häufigsten Komplikationen
Wegfall der muskulären Stabilität durch die Parese
Herabgleiten des Humerus (Schultersubluxation)
Vergrößerung des subacromialen Raums
die Subluxation verursacht noch keine Schmerzen
es entsteht ein kompensatorisch erhöhter Tonus in den Schultergürtelmuskeln
Weichteile wie Muskeln, Bindegewebe und Nerven können in den vergrößerten subacromialen Raum rutschen
wird der Arm ohne vorherige Reposition der Scapula und des Humerus aufwärts bewegt, werden die Weichteile zwischen Humeruskopf und Acromion gequetscht (Impingement)
wirkt sich negativ auf das Outcome aus und schränkt die PatientInnen im Alltag ein
Primärprophylaxe durch vorsichtiges Handling und Anleitung der Patienten und ihrer Angehörigen
Mögliche Pflegediagnosen
Problem: brachiofazial betonte Parese rechts
Ressource: stehfähig mit Hilfe
PD: stark eingeschränkte Mobilität
EF: Schlaganfall
S: brachiofaszial betonte Parese rechts
Z: Herr Müller wird mindestens 2x täglich in den Sessel mobilisiert
M: Hilfsmittel wie einen Rollstuhl nutzen, klare Aufforderung an Herr Müller richten, Herr Müller aufrecht hinstellen lassen, Konzept der basalen Stimulation anwenden, Prinzip des Bobath-Konzepts anwenden
Problem: Aphasie aufgrund des Schlaganfalls; verwaschene, undeutliche Sprache
Ressource: Herr Müller versteht, was man ihm sagt und kann Aufforderungen folgen
PD: stark beeinträchtigte Kommunikation
S: Aphasie
Z: Herr Müller fühlt sich verstanden und ernst genommen
M: in kurzen Sätzen sprechen, langsam und deutlich sprechen, geduldig auf Antworten/ Reaktionen warten, Ja/Nein-Fragen stellen, sprechen immer wieder trainieren (ggf. Hilfsmittel verwenden), Logopädie hinzuziehen
Welche Vitalzeichen werden auf der Stroke Unit überwacht?
Stroke Unit
Monitoring
Blutdruck
Herzfrequenz und – rhythmus
SpO2
Atemfrequenz
Temperatur
Blutzucker
Vigilanz
Symptomausprägung z.B. mittels NIHSS (National Institute of Health Stroke Scale; bei Aufnahme für Indikationsstellung für Lysetherapie & im Verlauf, um Symptomschwere zu beurteilen)
Delir-Assessment z.B. mittels Nu-DESC
Schluck-Assessment z.B. mittels SSA (Standard Slowing Assessment)
=>Engmaschiges Monitoring in der Akutphase!
=>Allgemeine Stabilisierung der Vitalparameter und Verhinderung von Komplikationen
= Voraussetzung für spezifische Therapie & frühe Erholung der Patient*innen
Welche Blutdruckgrenzen sind bei den verschiedenen Arten des Schlaganfalls zu beachten?
Art des Schlaganfalls ist bei den Blutdruckgrenzen zu beachten:
Ischämischer Infarkt in Akutphase ->Werte bis 200 mmHg systolisch
Vor systemischen Lysetherapie ->RR unter 185 mmHg senken = Senkung Blutungsrisiko
Bei Hirnblutung ->Grenze bei 140 mmHg systolisch
Die Reha beginnt in der Stroke Unit
Plastizität im neurowissenschaftlichen Sinne beschreibt die Anpassungsfähigkeit des ZNS an veränderte Umgebungsbedingungen
bedeutsam sind zwei unterschiedliche Formen der Neuroplastizität
die läsionsinduzierte
die therapieinduzierte
im Tierexperiment ist die läsionsinduzierte in den ersten 4 Wochen am stärksten
nach dem Schlaganfall greifen diese beiden ineinander
ein früher Beginn der Rehabilitation führt zu größeren Funktionsverbesserungen
Was sind psychosoziale Auswirkungen eines Schlaganfalls?
Psychosoziale Auswirkungen
Ein Schlaganfall kommt für die Betroffenen schlagartig und hat Auswirkungen auf:
die Stimmung
die Kognition
das Verhalten
Trauer, Frustration, Wut und Angst sind häufige Emotionen
rund 30% der PatientInnen erleiden eine sog. Post-Stroke-Depression
drohender Identitätsverlust durch die Aphasie (durch Mangel an Kommunikation mit Umwelt)
=>einschneidendes Erlebnis für Patient*innen & Angehörigen
Welche psychosoziale Betreuung sollte durch die Pflegefachkräfte bei Patienten nach Schlaganfall erfolgen?
Psychosoziale Betreuung
Was kann/sollte Pflege tun?
nah sein und wenn nötig trösten
motivieren und Hoffnung geben
Patienten- und Angehörigenedukation
Angehörige aktiv mit einbeziehen
bei Aphasie diese ggf. als Dolmetscher nutzen
Was ist beim Entlassmanagement zu beachten?
Entlassmanagement
Medizinische Versorgung (Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie)
Rehabilitationsplanung (physisch, sprachlich, kognitiv)
Unterstützung bei der häuslichen Versorgung (ambulant, Rollstuhl)
Information und Schulungen (Medikamente, Umgang mit Hilfsmitteln) von Patient und Angehörigen
Was ist Dysarthrie ?
Dysarthrie
= „erworbene neurogene Sprechstörung durch Schädigung des zentralen oder peripheren Nervensystems mit Beeinträchtigung der Steuerung und Ausführung von Sprechbewegungen“
Die Bewegungsstörung kann alle beteiligten Muskelgruppen betreffen
Nicht-sprachliche Bewegungen der beteiligten Muskelgruppen müssen nicht betroffen sein! (nicht-sprachlich: Zunge ausstrecken, Wange aufblasen)
Schwerste Form: Anarthrie (keinen einzigen Laut bilden können)
Häufigste unimodale, neurogene Sprechstörung
Oft Rückbildung nach Akutphase
Dysarthrie häufig mit Dysphagie ->CAVE: mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Schluckproblematik!
Betroffene Funktionskreise
Atmung (kurzatmig beim Sprechen)
Artikulation (undeutliche Aussprache)
Stimmgebung (baut auf Atmung auf, z. B. nasal)
Sprechmelodie (monoton)
Nennen Sie kommunikative Strategien im Umgang mit und 1. Hilfe bei Dysarthrie.
Kommunikative Strategien im Umgang mit und „1. Hilfe“ bei Dysarthrie
Allgemeine Voraussetzungen
Zahnprothese/Brille/Hörgerät
aufrechte Lagerung und Mundbefeuchtung
ruhige Umgebung/ Lärmfaktoren reduzieren
Blickkontakt, evtl. taktiler Kontakt
Innere Haltung: nicht gleichbefähigt vs. Gleichberechtigt
Zeit geben: Pat. selbst sprechen lassen, gezielte Nachfragen, evtl. Unverständnis anzeigen, Gesagtes zur Entlastung wiederholen
Druck rausnehmen: Stift & Zettel/Handy einsetzen, bewusste Pausen, Ja-Nein-Kommunikation
Evtl. UK: Satztafeln mit wichtigsten Sätzen oder Piktogramme
Nach LSVT: Pat. gerne laut; als Gesprächspartner normale Lautstärke
Was ist Anosognosie ?
Anosognosie
= mit einer Hirnschädigung einhergehende Nichterkennen von Krankheit
= Patienten verhalten sich so, als ob sie von der eingetretenen Schädigung nichts wüssten
Was ist eine Dysphagie ?
Dysphagie
= erworbene Störung des Schluckens
Spezifisch neurogene Dysphagie àFolge einer neurogenen Schädigung, z. B. Schlaganfall
CAVE: DD medikamenteninduzierte Dysphagie
Nennen Sie Folgen einer Dysphagie.
Folgen einer Dysphagie
Dehydratation
Verschleimung
Gewichtsverlust
Aspirationspneumonie
Psycho-Sozialer Rückzug
Mangelernährung
Was sind spezifische Anzeichen für eine Schluckstörung?
Symptome einer Dysphagie
Spezifische Anzeichen
Räuspern und Husten vor/ während oder nach dem Essen und/ oder Trinken durch Kontakt zu der Glottis = Penetration
Speichel oder Nahrung läuft aus dem Mund oder der Nase oder unkontrolliert Richtung Rachen
Probleme beim Kauen und Zerkleinern von Nahrung
Verzögerter Schluckreflex
Verbliebene Speisereste im Mundraum
Vermehrtes Husten und Räuspern in Ruhe
„Einatmen“ von Nahrungsmitteln = Aspiration
Was sind unspezifische Anzeichen für eine Schluckstörung?
Unspezifische Anzeichen
Kloß im Hals“
Angst vor Mahlzeiten oder Nahrungsverweigerung
Beim Schlucken veränderte Haltung
Nasale Stimme und Heiserkeit, Sprechstörung
Schmerzen in Hals und Brustbein
Ungewollte Gewichtsabnahme
Was sind mögliche Anzeichen einer “stillen” Aspiration ?
Mögliche Anzeichen der „stillen“ Aspiration
Feucht klingende, gurgelnde oder heisere Stimme
Schwacher oder gar kein Hustenstoß + kurze oder längerfristiges Absacken der O2-Sättigung
Brodelnde Atmung
Verminderte KK-Hebung
Erhöhte Temperatur am Abend oder Morgen, rezidivierende Pneumonien
„Überraschtes“ Gesicht bei/ nach dem Schlucken
Anpassung gemäß „standardisierter“ Koststufen
Stufe 1: fließt vom Löffel
homogen passiert
dickflüssige bis breiige Speisen ohne Fasern oder Stücke
Stufe 2: fällt vom Löffel
heterogen passiert
breiige, feinpürierte Speisen mit weicher Beschaffenheit ohne Stückchen
Stufe 3: kann mit der Zunge am Gaumen zerdrückt werden
weich und püriert
pürierte oder weiche Speisen ohne harte Bestandteile
Stufe 4: kann mit der Gabel
zerdrückt werden →weich/ individualisiert
Anpassung der Flüssigkeiten
Schluckschild des Logopäden mit SMARTer Beschreibung “200ml mit 3 gestrichenen Teel. andicken“
Durch einen Schnabelbecher mit Strohhalm, am besten aber am besten Nasen-Ausschnitts-Becher!
Nennen Sie Trink-/ Essregeln bei Dysphagie zu Haltung & Tonus.
Trink- und Essregeln bei Dysphagie
Haltung/Tonus
Aufrechte, gerade Sitzposition → Mobilisationsstuhl, Herzbett
oft: Kinnposition leicht nach unten/langer Nacken
alternativ: aufgeschriebenes anderes Schluckmanöver der/des LogopädIn
Position des Begleiters: möglichst seitlich oder vorne; gerne niedriger
20 Min. aufrechtes Sitzen nach Mahlzeit
Nennen Sie Trink-/ Essregeln bei Dysphagie zu pflegerichen Hilfen.
Pflegerische Hilfen
Zahnprothesen fest fixieren ODER bei Abwehr entfernen und geringere Koststufe
Beim Essen nicht „unterhalten“, außer in den Schluckpausen
Trotzdem: verbale Begleitung des Schluckprozesses
Anpassung des Esstempos und der Bolusgröße
Reinigung: regelmäßiges Nachschlucken, evtl. auch Räuspern; kräftiges Schlucken
Unterstützung Mundschluss mit Kieferkontrollgriff
Keine Mischkonsistenzen „erzeugen“ lassen
Mundraumkontrolle, ggf. Reinigung
Was ist „Aktivierende“ Mundpflege im Zusammenhang mit einer Dysphagie?
„Aktivierende“ Mundpflege
Mundraum von keimreichen Belägen befreien und feucht halten
Speichelproduktion und die Durchblutung der Schleimhäute anregen
Zunge zu Bewegungen stimulieren, was den Speichelreflex auslöst
Sensibilität im Mundraum fördern
Überempfindlichkeit im Mundraum allmählich normalisieren
Pflege: Mundspüllösung, Kamillosan, Salbeitee oder gustatorischen orientiertem Tee
CAVE: Zahnpasta
Wie ist die Pathogenese bei Morbus Parkinson ?
Morbus Parkinson
Pathogenese
Degeneration der dopaminergen Neurone in der Substantia nigra
Ungleichgewicht dem dopaminergem und cholinergem System
Dopaminmangel führt zur zunehmenden Hypokinese
relativer Überschuss von Acetylcholin führt zu Rigor und Tremor
langsam progredient und ist nicht heilbar
Stadien
Symptome der Prodromalphase werden von Patienten nicht mit Parkinson-Syndrom in Verbindung gebracht
Symptome treten teilweise bis zu 10 Jahre vor typischen Bewegungsstörungen auf
Diagnosestellung häufig erst mit Beginn oder im Verlauf der Honeymoonphase
Zu diesem Zeitpunkt: schon Großteil der dopaminergen Nervenendigungen und ein Teil der Nervenzellen in der Substantia nigra unwiederbringlich untergegangen
frühzeitige Diagnose könnte Krankheitsverlauf positiv beeinflussen
Nennen die 3 Säulen der Therapie bei Morbus Parkinson ?
Die Therapie basiert auf 3 Säulen
medikamentöse und operative Therapie (tiefe Hirnstimulation)
Physio- und Ergotherapie, sowie Logopädie
neuropsychologische und psychologische Therapie
Nennen Sie Symptome bei Morbus Parkinson.
Symptome
Typische Symptom-Trias:
Muskelsteifheit (Rigor)
Verlangsamung der Bewegungen (Bradykinese) bis hin zur Bewegungsarmut (Akinese)
Ruhezittern (Ruhetremor)
maskenhaftes Gesicht, gebückte Haltung, schlurfender und kleinschrittiger Gang
Schwierigkeiten beim Starten von Bewegungen („freezing“)
erhöhte Talgproduktion (Salbengesicht)
Dranginkontinenz
psychische Beeinträchtigungen: Depressivität, kognitive Störungen
Sprechstörungen: Betroffene sprechen leise und monoton.
Mikrografie: Schrift wird immer kleiner
Was sind Auswirkungen der Symptomatik des Parkinson-Syndroms?
Hypomimie und ihre Bedeutung bzw. Auswirkung
Defizite im emotionalen Ausdruck, dadurch:
Probleme in der sozialen Kommunikation und in zwischenmenschlichen Beziehungen
Zuweisung negativer Attributionen wie z. B. ängstlich, depressiv, unglücklich, angespannt, feindselig und misstrauisch
werden auch als introvertierter, passiver, sensibler und weniger intelligent eingeschätzt
sozialer Rückzug als Reaktion auf die veränderte Kommunikation
=>Umwelt nimmt häufig „nur“ motorischen Symptome wahr
=>Patienten leiden häufig auch stark unter unsichtbaren Symptomen
=>Information und Edukation der Patienten und Angehörigen in Bezug auf mögliche Symptome = Aufgabe der Pflege
Was ist beim Medikamentenmanagement bei Morbus Parkinson zu beachten?
Medikamentenmanagement
Uhrzeiten an individuelle Gewohnheiten der Patienten anpassen
Uhrzeiten einhalten, ggf. Dispenser mit Alarmfunktion oder Wecker im Smartphone
pünktliche Gabe hat direkte Auswirkung auf Beweglichkeit
Medikamenteneinnahme abhängig von Mahlzeiten (30 Min. vor, 60 Min. nach; Abstand einhalten)
Bei bestehender Dysphagie oft Schwierigkeiten mit Medikamenteneinnahme ->meist Kompensation durch Pudding
Einnahme mit eiweißhaltigen Lebensmitteln vermeiden ->Eiweiß beeinflusst Wirkung von L-Dopa negativ
Zur Medikamentenumstellung oder -evaluation Bewegungsprotokoll durch PatientInnen führen lassen, ggf. unterstützen ->zur individuellen Anpassung der Uhrzeiten und Dosierung
auf Nebenwirkungen, insbesondere Halluzinationen und Wahn achten
Im Verlauf oft nächtliche bzw. zur frühmorgendliche Akinese
Patienten benötigen retardierte Medikation am Abend + eine 1. L-Dopa- Gabe etwa 30 – 60 Min. vor dem Aufstehen
z.B. Madopar LT, da wasserlöslich und schnelle Wirksamkeit
Welche Auswirkungen hat eine Dysphagie bei Morbus Parkinson ?
Dysphagie bei Morbus Parkinson
Dysphagie -> häufiges Phänomen bei Parkinson (im Verlauf bei mehr als 80%, Spätstadium bis zu 95%)
Welche Auswirkungen hat eine Dysphagie?
Teils erhebliche Einschränkung der Lebensqualität
Gefahr der Dehydratation, Malnutrition und Aspiration
Schwierigkeiten bei der Medikamenteneinnahme, dadurch Verschlechterung der Beweglichkeit
Was muss beim Management der Dysphagie beachtet werden?
Management der Dysphagie
Kost in Absprache mit Logopädie anpassen
Getränke ggf. andicken
Aufrechte Positionierung zu den Mahlzeiten und Medikamentengaben
Kompensationstechniken nutzen, z.B. Chin-Tuck-Manöver
Hilfsmittel nutzen, z.B. spezielle Becher mit Nasenausschnitt
Anleitung von PatientInnen und Angehörigen
Mundinspektion und –pflege nach den Mahlzeiten
Was ist Freezing?
Freezing
plötzliches „Einfrieren“ einer Bewegung
häufiges Phänomen im Krankheitsverlauf
anfallartige Blockaden, meist zu Beginn zielgerichteter Bewegungen
z.B. bei losgehen, bei Richtungswechseln oder bei „Engstellen“
dadurch stark erhöhtes Sturzrisiko
Was ist beim Management des Freezing zu beachten?
Freezing - Management
sog. „Cues“ (Hinweise) nutzen
visuelle Hilfsmittel, wie z.B. Markierungen auf dem Boden
Hilfsmittel, wie z.B. der sog. Freezingstock oder auch Einlegesohlen
akustische Hinweise, wie z.B. 1-2-1-2 oder klatschen
mögliche Sturzquellen minimieren
Zusammenfassung Morbus Parkinson
Parkinson ist eine Erkrankung mit vielen, teils „unsichtbaren“ Symptomen
die Behandlung erfordert ein multidisziplinäres Team
soziale Eingebundenheit ist für die PatientInnen wichtig
die Angehörigen bedürfen gerade im Verlauf dringend Unterstützung
die Lebensqualität der PatientInnen steht im Mittelpunkt
Advance Care Planning (ACP) in der Regelversorgung sollte angestrebt werden
Begriffe der Neurologie
Agnosie
Nichterkennen von Objekten
Agraphie
Störung der Schreibfähigkeit, meist in Verbindung mit einer Aphasie
Akalkulie
Störung des Rechnens
Akinese
Bewegungsarmut
Alexie
Lesestörung durch zerebrale Läsion
Amnesie
Fehlen von Erinnerung, Gedächtnisstörung
Anarthrie
Komplette Unfähigkeit Sprachlaute zu artikulieren
Anästhesie
Kompletter Verlust der Berührungs- und Drucksensibilität der Haut, Taubheitsgefühl
Fehlende Wahrnehmung von Symptomen bzw. Behinderung
Sprachstörung
Störung des Handelns, die nicht durch primär motorische Defizite erklärt werden kann
Ataxie
Störung der Koordination von Bewegungsabläufen
Diplopie
Wahrnehmung von Doppelbildern
Was ist Basale Stimulation ?
Basale Stimulation
dient der körperbezogenen, ganzheitlichen, kommunikativen Förderung von wahrnehmungsbeeinträchtigten Menschen
Begegnungen werden individuell gestaltet
jede/r einzelne wird auf seiner Entwicklungsebene abgeholt
in ihrer/seiner Wahrnehmung, Kommunikation und Bewegung begleitet bzw. gefördert
es stehen die primären, sprich basalen Bedürfnisse im Vordergrund
Um den Patienten ein basal stimulierendes „Angebot“ zu machen, bedarf es einer Anamnese, um etwaige Vorlieben und Abneigungen zu kennen ->Fragebogen durch Angehörige (Musikgeschmack, Vorlieben/ Abneigungen Lebensmittel)
Werden Patienten nach langer Liegedauer wieder mobilisiert, kann eine Stimulation mit Schaukelbewegungen im Bettkantensitz durchgeführt werden
Pflegende kniet hinter Patient, während dieser an Bettkante sitzt und schaukelt diesen vorsichtig zu beiden Seiten
vestibuläre Stimulation soll Lage- und Gleichgewichtssystem anregen
Last changeda year ago