Wie viel Prozent beklagen das die Politik der Alternden Gesellschaft zu wenig Bedeutung beimessen?
82 %
Wie viel Peozent glauben es wird schwieriger die Versorgung Pflegebedürftiger sicherzustellen ? (2011)
75 %
Wie viel Prozent glauben das es der Politik gelingen wird der Pflege einen höheren Stellenwert beizumessen ? (2011)
30 %
Diese Einschätzung der Bürger hat sich nur bedingt bewahrheitet. Pflegenotstand, Pflege sowie ihre Finanzierung sind heute in aller Munde und werden gerade politisch heiß diskutiert. Eine Berufereform ist in vollem Gange. Sogar die Zahl der Pflegenden steigt, was für mehr Bedeutung der Pflege spricht, jedoch nicht in ausreichendem Maß, um die gekippte Bevölkerungspyramide und die zunehmende Hochaltrigkeit zu kompensieren. Verbände, Institutionen und Politiker messen der alternden Bevölkerung nun zwar ausreichend Bedeutung bei, haben aber – abgesehen von dem nicht mehr ganz neuen Vorschlag, ausländische Pflegekräfte ins Land zu holen – auch keine bahnbrechende Idee zur Beseitigung des Pflegenotstands, insbesondere in deutschen Altenheimen, denn dieser ist nicht nur eine Frage des Geldes, auch andere Gründe tragen dazu bei, dass Deutschland nicht attraktiv für ausländische Pflegekräfte ist. Dazu gehören insbesondere der hohe Zeitdruck, der mangelnde Respekt vor dem Pflegeberuf, die mangelnde Autonomie der Pflegenden und die mehr als problematische Anerkennung ausländischer Schulabschlüsse
Mit der Frage, ob Pflegekräfte aus dem Ausland den wachsenden Pflegebedarf decken können, hatten sich sowohl das Statistische Bundesamt als auch das Bundesinstitut für Berufsbildung bereits im Jahr 2010 im Rahmen einer Analyse auseinandergesetzt : Zahlen bis 2025
Ein als „Arbeitsmigration“ bezeichneter Import ausländischer Pflegekräfte sollte dem prognostizierten Mangel von ca. 152.000 Beschäftigten im Jahr 2025 entgegenwirken.
Fand der Import der GuKs statt ?
fand nie statt
Bundeszentrale für politische Bildung schon 2009 „Afrika pflegt Europa“ titelte, so pflegt Afrika jedenfalls bislang nicht Deutschland, und das aus vielen Gründen…
Migrationshintergrund Pflegeberufe und Unterteilung ? (2010)
15,4 %
Altenpflege: 19,5 %
GuKs: 12,6 %
mehr Ungelernte in Altenpflege beschäftigt werden als in KHs
Merkmale Ausländische Kräfte ?
viele haben Zuhause eine Qualifikation, diese wird hier nur nicht anerkannt o. muss wiederholt werden (meist KH)
als mehr oder weniger qualifizierte Hilfskräfte für geringes Geld zu arbeiten
Jede … Stelle wird von Arbeitsmigranten besetzt ?
GuKs : jede 16 Stelle
Altenpfege und hilfe: jede 11 Stelle
Woher kommen meisten Arbeitsmigranten ?
Osteuropäischen EU Staaten
ehemalige Sowjetunion
Probleme bei Demenzerkrankten aus anderen Ländern ?
verfallen meist (trotz Deutschkenntnisse) in die alte Muttersprachen zurück, was somit Kommunikation erschwert -> ausländische GuKs nötig
Alte Migranten Altenheim ?
Bedarf nimmt zu, weniger in Familienpflege
Gibt zwar viele Angebote, diese sind meist nicht bekannt
Barrieren (kulturell, sprachlich, familiär)
Verständnisprobleme
unzureichende Infos
Versicherungsansprüche
Finanzierungsfragen
Versorgungsangebot
Was wirkt ebenfalls ausgrenzend ?
Leistungsangebote, die nicht mit den kulturellen und sozialen Wertvorstellungen, Lebensstilen und Bedürfnissen der unterschiedlichen Migrantengruppen übereinstimmen.
Insbesondere wo Barrieren geballt auftreten sind Hemmungen bei Inanspruchnahme von Leistungen
Pflege Pflegebedürftiger mit MH, Familiendynamik ?
immer mehr an deutschen angegliedert -> Annahme, der Betreuungs- und Pflegebedarf von Migranten würde in Familie aufgefangen, zu kurz greife, was aber nach wie vor häufigen Bedenken gegenüber der Inanspruchnahme professioneller Pflegeleistungen nicht mindere
Schwierigkeiten in der Pflege von Menschen mit Migration ?
andere Umgangformen
andere Interaktionsweisen
andere Lebensgewohnheiten
andere Krankheits- und Pflegeverständnisse
vielfach nicht vertraut und mitunter zu Konflikt mit eigenem Verständnis führen
„Das Versorgungssystem ist auf diese Probleme bislang nicht hinreichend ausgerichtet. Um ihnen gerecht zu werden, sind – im Sinne der interkulturellen Öffnung der Pflegeversorgung – verstärkte Bemühungen zur Erleichterung des Zugangs zu Leistungsangeboten, zur Anpassung bestehender Angebote an die besonderen Belange und Pflegebedürftigkeit bei Migranten und auch an den künftig zunehmenden Bedarf an professioneller Hilfe und Pflege dieser Bevölkerungsgruppen erforderlich“ (Kohls, zum Thema Migrationsversorgung im PH)
Beispiel an Forderungen (im Bereich türkischstämmiger Menschen)
Abbau der Zugangshürden (v. a. von Sprachbarrieren) u. a. durch muttersprachliche Beratung und mehr Zeit für die Beratung, um Vertrauen aufzubauen, z. B. durch Biografiearbeit
zentrale Lage der Beratungsstelle, flexible Termine und zugehende Strukturen sowie Öffentlichkeitsarbeit
kultursensible Begutachtung bei der Eingruppierung in PG
sektoren- und professionsübergreifende Ansätze, d. h. interprofessionelle Handlungsansätze zwischen Ärzten, Pflegern und Therapeuten, die ein verbessertes Schnittstellenmanagement erfordern
Einnahme der Perspektive der jeweils anderen Profession
reflexiver Umgang mit dem „Ich“ und „den Anderen“
Angebote, die die kulturelle Identität der Pflegebedürftigen beachten
Wie viele Menschen mit deutscher Herkunft waren auf der Flucht im 2 Weltkrieg ?
13 Mio
Sprich: Viele derer, die heute mit zumindest latent flüchtlings- und ausländerfeindlichen Parolen nationalsozialistisches, rechtsradikales Gedankengut verbreiten, waren selbst Flüchtlinge, haben selbst die Erfahrung gemacht, unwillkommen zu sein, nicht dazuzugehören, arme Verwandte zu sein, vor den Trümmern der eigenen Existenz zu stehen und diese neu aufbauen zu müssen. Zumindest ihre Eltern und Großeltern waren Flüchtlinge und kennen diese Erfahrungen
Im August 2018 erschien eine umfangreiche (sehr lesenswerte) Studie der Hans-Böckler Stiftung, die nicht nur die Pflegearbeit in Deutschland, Japan und Schweden miteinander vergleicht, sondern sich auch mit der Frage befasst, wie Pflegekräfte mit MH und Männer in die Pflegearbeit einbezogen werden.
Die befragten GuK konnten in Deutschland überwiegend auf einen gesicherten Migrationsstatus zurückgreifen, sind also vorwiegend keine Flüchtlinge, wobei allerdings zu beachten ist, dass seit Befragung der Betroffenen, die im Jahr 2010 (!) stattfand, einige Jahre vergangen sind, seither durch Fluchtbewegungen besonders: 2015/16 hier zumindest leichte Veränderungen zu berücksichtigen sind. „In der deutschen Stichprobe gehören GuKs mit Migrationsstatus überwiegend der Gruppe der (Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedler an, die einen gesetzlich gesicherten Zugang zur deutschen Staatsbürgerschaft besitzen, während in Schweden die Pflegekräfte mit Migrationshintergrund vielfach aus anerkannten Flüchtlingen rekrutiert werden.
Merkmale Deutschland Migrationshintergrund und Arbeit/Ausbildung ?
meist gelingt es Zugang zu Arbeit oder Ausbildung
Kritik: hohe Anzahl an formal nichtqualifizierten GuKs mit Migrationshintergrund insbesondere in PHs nur Teilzeit arbeiten
Ursache: Probleme in der Erwerbsintegration und in Pflegepolitik, die die Begrenzung von Pflegekosten auf Basis von Teilzeitarbeit sowie Personalmix fördere, der auch einen Anteil geringqualifizierter Pflegekräfte umfasse.
In welchem Sektor besteht aufgrund des Tätogkeitsprofils höhere Anforderungen nach einer qualifizierten Ausbildung ?
amb Sektor
Wo werden die meisten niedrigqualifizierten GuKs mit Migrationshintergrund eingesetzt ?
stat Sektor
Abschließend geben die Autoren Handlungs-empfehlungen: „Vor dem Hintergrund des erfolgreichen Ansatzes der Professionalisierung in Schweden, der mit der Forderung einer Qualifizierung für alle GuKs einhergeht, sollten auch in Deutschland alle GuKs Zugang zu einer Ausbildung erhalten. Eine entscheidende Rolle in der Umsetzung dieser Forderung spielt die berufs-begleitende Ausbildung in Schweden. Dazu können vor dem Hintergrund eines modularen Ausbildungssystems einzelne Module sukzessive abgeschlossen und zudem praxisorientierte Module auf der Basis einer Validierung der in der Praxis erworbenen Kompetenzen anerkannt werden“
Theobald und Leidig regen an ?
Begrenzung des Anteils geringfügig Beschäftigter zur Vorraussetzung für den Abschluss eines Versorgungsvertrags im Rahmen der PV zu machen.
Kooperationsformen amb und stat ?
Kooperationsformen mit Kollegenen & Vorgesetzten sowie Gestaltungsspielräume in der täglichen Pflegearbeit, die im amb Sektor bereits vorhanden sind, sollten auch im stat Sektor zur Basis einer Weiterentwicklung der Organisation gemacht werden.
Besonders auffällig im Ländervergleich ?
hohen Zeitdruck, sowohl amb als auch stat
Personalknappheit
eng definierte Zeitkorridore
desaströs bewertete Entwikclung -> weniger Zeit/Raum
Zeitdruck verweist auf …grundlegende Probleme in der proffessionellen Pflegearbeit in Deutschland, die durch die restriktive öffentliche Finanzierung, die Betonung auf Wirtschaftlichkeit, durch die Konkurrenz auf dem Pflegemarkt und dem damit einhergehenden Kostendruck entstehen…
Pflegende mit Migrationshintergrund stat Heimversorgung Hinweise auf ?
Benachteiligende Situationen für Pflegende mit Migrationshintergrund in:
Zusammenarbeit im Kollegenkreis
Verteilung von Arbeitsaufgaben
soz Interaktion mit Bewohnern und Angehörigen
Die Studie der Hans-Böckler-Stiftung ist aufrüttelnd und richtungsweisend. Doch stellt sich die Frage, ob sich mit Umsetzung der Empfehlung der Begrenzung des Anteils Geringqualifizierter das Problem des Pflegenotstands lösen lässt und ob das in Zusammenhang mit der ohnehin bereits ausgeweiteten Förderung der häuslichen Pflege nicht zu einer existenzbedrohenden Konkurrenz für Alten- und Pflegeheime führen kann.
Folgt man den Umsetzungsempfehlungen der Hans Böckler Stiftung so können sich folgende Szenarien entwickeln :
Nicht jede GuK ist in der Lage, eine Ausbildung abzuschließen. Teilweise:
fehlt es an Zeit wegen anderer Pflichten/zusätzlicher familiärer Betreuungsleistung für Kinder oder Eltern.
scheitert es an Sprachkenntnissen.
mangelt es an kognitiven Voraussetzungen.
sprechen Alter und/oder eine eigene Erkrankung gegen eine Ausbildung.
besteht kein Interesse, nicht zuletzt auch wegen Angst vor Blamage.
erlauben finanzielle Verpflichtungen keine Ausbildung.
Folgt man den Umsetzungsempfehlungen der Hans Böckler Stiftung so können sich folgende Szenarien entwickeln : Teil 2
Mit einer Quatenregelung würden GuKs mit MH aus den AHs und PHs verdrängt werden
Wie ersetzen ?
Wohin mit den anderen ?
Immerhin sind, wie die Studie feststellt, viele von ihnen (Spät-)Aussiedler, also Deutsche, und werden mithin in Deutschland verbleiben. Auch die, die keine Spätaussiedler sind, stammen vielfach aus EU-Mitgliedsstaaten und brauchen daher grundsätzlich keine Arbeitserlaubnis.
(Wer aus einem EU-Mitgliedsstaat kommt, hat in Deutschland grundsätzlich keinen Anspruch auf Hartz IV, (ALG II), und muss nach Hause, ist also als GuK hier erst einmal verloren, was auch nicht Sinn der Maßnahme sein kann.)
Merkmale Care Arbeiter
globales Phänomen
ausschließlich weiblich
„neue Dienstmädchen“ in der Haus-, (Erziehungs-) und Versorgungsarbeit
pflegerische Aufgaben bei Senioren
Zahl nicht bekannt, da informelle Verhältnisse, illegaler Aufenthalt (ca 150 000- 300 000, keine genauen Zahlen gewünscht)
unterbezahlt
keine Möglichekeit sich gewerkschaftlich zu organisieren
Outsourcing System ?
Care Arbeiter über Pflegegeld was an Familie gezahlt wird finanziert -> Staat denkt Familie pflegt (vom Staat quasi gefördert)
öffentlich wird dies nicht anerkannt
In professionellen amb Pflege sind diese Kräfte nämlich nicht einsetzbar, oft auch wegen Sprachbarrieren. Dem Staat entgehen so Millionenbeträge an Steuern & Sozial-versicherung. Wie dargestellt handelt es sich vielfach um „informelle Arbeitsverhältnisse“, d. h. Schwarzarbeit. Was „outgesourcte“ geringqualifizierte Altenpflegekräfte veranlassen sollte, sich ihrerseits steuerlich und sozialversicherungsrechtlich anzumelden, während andere Care-Worker dies nicht tun, bleibt zumindest so lange fraglich, bis auch in diesem Bereich massiv gegen Schwarzarbeit vorgegangen wird. Das aber ist nicht besonders erstrebenswert, immerhin sind die Pat dadurch mehr oder weniger gut versorgt und kosten den Staat weniger Geld. Außerdem wären im Alter die „Outgesourcten“ dann ihrerseits auf Sozialleistungen angewiesen.
Wozu könnte Care Arbeit auch noch führen auf Notfälle gesehen ?
Care Worker sind alleine zuhause und meist ausqualifizierte, die geringere Kompetenzen haben -> keine adäquate Versorgung -> im Notfall ins KH -> höhere Kosten
Was könnte also sinnvoll sein ?
Eine Begrenzung könnte allenfalls dann sinnvoll sein, wenn bereits angestellte Geringqualifizierte nicht den Job verlieren (und damit zunächst der Arbeitslosen-versicherung zur Last fallen), aber das würde angestrebte Problemlösung noch auf Jahrzehnte herauszögern.
ZUSAMMENFASSUNG
Ein mehr oder weniger erwünschter Import von Pflegekräften fand nicht statt, die Konditionen in Deutschland sind den meisten ausgebildeten Pflegekräften zu schlecht, um hier Fuß fassen zu wollen. Obwohl ausländische GuKs immer wichtiger werden, schon durch Zunahme der Zahl älterer, künftig pflege-bedürftiger Migranten, werden sie im Berufsalltag noch häufig stark benachteiligt im Hinblick auf Aufgaben, Weiterqualifikation und Anerkennung. Vielfach müssen sie sich mit rassistischen Äußerungen auseinandersetzen. In einer umfangreichen Studie, die die Missstände und die Pflegebedingungen u. a. in deutschen Einrichtungen aufzeigt und Handlungsempfehlungen gibt, wird auch die konsequente Begrenzung geringqualifizierter GuKs vorgeschlagen, die aber allenfalls durch Nichtbesetzung vakant werdender Stellen, nicht hingegen durch Freisetzung erzielt werden sollte, um ein Abgleiten geringqualifizierter GuK in die informelle häusliche Pflege zu vermeiden.
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