Wie lautet Kurt Lewins Gleichung?
Verhalten= f(Person, Umwelt)
Wie stark beeinflussen die Person (Dispositionen) und die Umwelt (Situation) das gezeigte Verhalten?
Wie stark hänegn Persönlichkeitsdispositionen mit konkretem Verhalten in einer bestimmten Situation zusammen?
Walter Mischel (1930-2018)
Zusammenhänge zwischen Persönlichkeit und Verhalten
Ist Verhalten über verschiedene Situationen hinweg konsistent?
Transsituative Konsistenz
Exemplarische Studie: Hartshorne & May (1928)
Beobachtung von ehrlichen Verhaltensweisen bei 850 Schülern in acht verschiedenen Situationen (im Klassenzimmer, beim Sport, bei den Hausaufgaben, etc.)
Die einzelnen Verhaltensweisen korrelierten im Schnitt nur zu r = .19
“Neither deceit nor its opposite, ’honesty’ are unified character traits, but rather specific functions of life situations. Most children will deceive in certain situations and not in others. Lying, cheating, and stealing as measured by the test situations used in these studies are only very loosely related.” (Hartshorne & May, 1928, S. 411)
-> Die Konsistenz einzelner Verhaltensweisen über verschiedene Situationen relativ schwach
Was ist die Annahme des Situationismus?
Kernannahme: Nicht Persönlichkeitsdispositionen, sondern Situationen haben einen maßgeblichen Einfluss auf das Verhalten
Spezifische Aussagen:
Vorhersagekraft: Die Zusammenhänge zwischen Persönlichkeit und konkretem Verhalten sind relativ klein
Situationen sind wichtiger für die Verhaltensvorhersage als Persönlichkeit
Die transsituative Konsistenz im Verhalten ist gering
Was sagt die Replik bezogen auf die geringe Vorhersagekraft des Verhaltens und der Persönlichkeit?
Bessere Vorhersagekraft der Persönlichkeit, wenn…
Nicht sehr spezifische Verhaltensweisen, sondern eher globale Verhaltensaspekte erfasst werden (Sherman et al., 2009)
-> „Häufigkeit Lächeln“ vs. „verhält sich freundlich“
nicht Verhalten in einer Situation, sondern gemitteltes Verhalten über versch. Situationen hinweg betrachtet wird (Epstein, 1983)
-> Aggregationsprinzip
Was sagt die Replik bezogen auf die Verhaltensvorhersage?
Spezifische Persönlichkeitseigenschaften sagen maximal 9% der Variabilität im Verhalten vorher, also gehen 91% auf die Situation zurück“
Überzeugend? (Milchmädchen Rechnung)
Messfehler (Unreliabilität in der Verhaltensmessung)
Niemals alle potentiell relevanten Persönlichkeitseigenschaften erfasst
Wechselspiel zwischen Person und Situation ignoriert
Stattdessen muss die Effektstärke von Situationsfaktoren quantifiziert werden
Effektstärken in klassischen sozialpsychologischen Studien:
Bystander Effekt (Darley & Batson, 1967): r = .39
Gehorsam (Milgram, 1975): r = .42
Mittlere Effektstärke für Situationsvariablen in mehr als 16.000 Studien: r= .21 (Richard et al., 2003) (zum Vergleich: mittlerer Effekt von Persönlichkeitsvariablen: r= .19)
-> Keine überzeugende Evidenz dafür, dass Situationen stärkere Effekte haben als Persönlichkeitsfaktoren
Was sagt die Replik in Bezug auf die geringere transsituative Konsistenz?
1) Replikationsprinzip
-> Transsituative Konsistenz steigt, wenn man über mehrere Zeitpunkte aggregiert
Replik II: Person-Situation Interaktionen
Grundannahme: Person und Situation sind keine kompetitiven Kräfte, die additiv wirken, sondern Faktoren die bei der Generierung von Verhalten zusammenwirken
Stärke der Situation als Aufforderungsgehalt für bestimmtes Verhalten
Wenn die Situation schwach ist, dann werden Persönlichkeitsunterschiede am ehesten verhaltenswirksam
Wann prädiziert (vorhersagt) die Eigenschaft das Verhalten?
Nur wenn die Situation relevant ist für eine best. Eigenschaft, prädiziert die Eigenschaft das Verhalten
Beispiele:
Motivdispositionen: Wenn das Leistungsmotiv angeregt wird, dann zeigt die Person Performanz (Schultheiss et al., 2008)
Narzissmus: Wenn eine Ego-Bedrohung stattfindet, dann regieren Narzissten mit erhöhter Aggressivität (Wallace & Baumeister, 1998)
Person-Environment Fit:Wenndie Anforderungen des Arbeitsplatzes zu den Interessen des Arbeiters passen,dannzeigt die Person Performanz(Holland, 1997)
Verhalten in einem bestimmten sozialen Kontext evtl. besser mit kontextualisierter Persönlichkeit vorhersagbar
Individuell charakteristische Reaktionen auf spezifische Situationen - Verhaltenssignaturen
Was ist die kontextualisierte Persönlichkeit?
= Variation in den Persönlichkeitsausprägungen in Abhängigkeit des sozialen Kontexts
Auf der Arbeit, in der Partnerschaft, als Schwester, etc..
Was zeigen Studien zu Verhaltensprofilen?
Ferienlager für verhaltensauffällige Kinder (N = 84)
Betrachtung von Aggressivität in fünf Situationsklassen, jeweils zu zwei Messzeitpunkten
Frage: Wie stabil sind die Verhaltensprofile?
Mittlere Profilstabilität: r = .47
-> Spricht für individuelle Verhaltenssignaturen - Menschen unterscheiden sich darin, wie sie sich innerhalb bestimmter Klassen von Situationen verhalten
Wie lassen sich Verhaltenssignaturen messen?
Situations-Reaktions-Inventare: Erfassung individueller Situations-Reaktions Kontingenzen in hypothetischen Situationen
Beispiel: Anger Reaction Inventory (Evans & Strangeland, 1971)
Experience Sampling: Erfassung individueller Situations-Reaktions-Kontingenzen im Alltag
Beispiel: Personality Dynamics Diary (Zimmermann et al., 2018)
Was ist das kognitiv-affektive Persönlichkeitssystem? (CAPS)
Hat den Anspruch zu erklären, wieso Menschen in unterschiedlicher Weise auf ein und dieselbe Situation reagieren
Grundannahme: Die Persönlichkeit setzt sich zusammen aus kognitiv-affektiven Einheiten und diese bestimmen, wie eine Person sich verhält
Wie sieht das CAPS Modell konkret aus?
Wieso unterscheiden sich Personen in ihren Verhaltenssignaturen?
Bzw. Aus welchen Gründen reagieren Menschen so unterschiedlich auf ein und dieselbe Situation?
Personen unterscheiden sich…
bezüglich der chronischen Verfügbarkeit einzelner kognitiv-affektiver Einheiten
bezüglich der Vernetztheit/der Stärke der Verbindungen zwischen verschiedenen kognitiv-affektiven Einheiten
Wie ist das CAPS Modell zu bewerten?
Generelles Rahmenmodell zur Untersuchung charakteristischer Erlebens- und Verhaltensmuster in spezifischen Situationen
Eine der wenigen Theorien, die explizit auf Person-Situation Interaktionen fokussiert
Hat viel Forschung angeregt und maßgeblich zur Lösung der Person-Situation Debatte beigetragen
Allerdings: Aufgrund der Komplexität schwierig umfassend zu testen
Eher als Metatheorie zur Untersuchung spezifischerer Fragestellungen anzusehen
Was besagt der Inetraktionismus letztendlich?
Sowohl die Situation als auch die Person wirken auf das Verhalten (und zwar in etwa gleich stark)
Interaktionismus: Personen und Situationen sind keine Gegenspieler, sondern stehen miteinander im Wechselspiel
Abhängig von:
Stärke der Situation
Eigenschaftsrelevanz der Situation
Kontextualisierte Persönlichkeit/Verhaltenssignaturen
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