Angebot-Nutzungs-Modell
Der Unterricht ist ein Angebot der Lehrkraft, das von den SuS genutzt werden soll/muss. Das Angebot muss zur Nachfrage (Voraussetzungen der SuS) passen.
Definition Unterrichtsqualität
existiert nicht per se
entsteht in der Interaktion zwischen Lehrkraft und SuS
immer an die Kontextbedingungen gebunden
wird auch über die Perspektive der Beteiligten definiert
Normierung ist nicht möglich
es gibt nicht DIE EINE UNTERRICHTSQUALITÄT
Unterrichtsqualität
hat eine Prozess- und Produktseite
Prozess- und Produktseite
Produktqualität <—> Prozesse
Produktqualität
Wissenserwerb, überfachliche Kompetenzen (Problemlösen) Lernmotivation, Förderung des Selbstkonzepts, Förderung soziale Kompetenzen, Divergenzminderung innerhalb der Klasse
Prozesse
Gestaltung von Lehr-Lern-Prozessen „Muster von Instruktionsverhalten“ -> Konkretisiert über Unterrichtsmerkmale
Einfluss haben: Professionswissen, Überzeugungen, Persönlichkeit, …
Prozess-Produkt-Paradigma
Merkmale der Unterrichtsqualität
Unterricht ist keineswegs ein lineares Geschehen, dass allein über die Güte seiner Produkte oder allein über die Güte seiner Prozesse beurteilt werden kann
Erst über In-Beziehung-Setzen beider Sichtweisen lassen sich konkrete Rückmeldungen zur Unterrichtsqualität formulieren.
Merkmale:
sind Aspekte, mittels derer sich Unterricht und Lehrer-Schüler-Interaktionen beschrieben lassen
sind Variablen, die hinsichtlich ihrer Ausprägung variieren
sind Konstrukte, d.h. gedankliche Ordnungsleistungen, die sich auf bestimmte Regelmäßigkeiten im beobachtbaren Lehrer- und/oder Schülerverhalten beziehen
sind Kriterien, anhand derer sich die Prozessqualität des Unterrichts mit hohem oder niedrigem Allgemeinheitsgrad beschreiben lässt
sind prinzipiell gut miteinander vereinbar, es gibt jedoch auch Inkompatibilitäten
je nach Zielsetzung des Unterrichts ist eine bestimmte Gewichtung verschiedener Merkmale notwendig
einzelne Merkmale lassen sich teilweise durch andere kompensieren unter Ausnahme der Klassenführung
10 Merkmale Helmke
Klassenführung
Klarheit und Strukturiertheit
Konsolidierung und Sicherheit
Aktivierung
Motivierung
Lernförderliches Klima
Schülerorientierung
Kompetenzorientierung (nicht Teil der VL)
Passung
Angebotsvielfalt
KMK Standards für die Lehrerbildung
Kompetenzbereich 1: Unterrichten
Lehrpersonen:
planen und führen Unterricht fach- und sachgerecht durch
unterstützen durch Gestaltung von Lernsituationen das Lernen der Kinder
motivieren und befähigen Kinder, Zusammenhänge herzustellen und Gelerntes zu nutzen
fördern Fähigkeit der Kinder zum selbstbestimmten Lernen und Arbeiten
Kompetenzbereich 2: Erziehen
kennen soziale und kulturelle Lebensbedingungen der Kinder und nehmen im Rahmen der Schule Einfluss auf deren individuelle Entwicklung
vermitteln Werte und Normen und unterstützen Urteilen und Handeln von Kindern
finden Lösungsansätze für Schwierigkeiten und Konflikte in Schule und Unterricht
Kompetenzbereich 3: Beurteilen
diagnostizieren Lernvoraussetzungen und Lernprozesse von Kindern
fördern Kinder gezielt und beraten Lernende und deren Eltern
erfassen Leistungen der Kinder auf Grundlage transparenter Beurteilungsmaßstäbe
Kompetenzbereich 4: Innovieren
sind sich der besonderen Anforderungen des Lehrerberufs bewusst
verstehen ihren Beruf als öffentliches Amt mit besonderer Verantwortung und Verpflichtung
verstehen ihren Beruf als ständige Lernaufgabe
beteiligen sich an der Planung und Umsetzung schulischer Projekte und Vorhaben
Orientierung an Standards
Standards machen nur Sinn, wenn sie auch überprüft werden.
interne Evaluation
externe Evaluation
Qualitätsagenturen
Vergleichsstudien
Supervision, kollegiale Hospitation
Schülerfeedback
Degradierungsdiskurs
das Grundschulspezifisch Fachliche von Arbeit und Qualität wird angezweifelt
spezifisches Fachwissen gilt als nicht vorhanden
sehr hoher Anteil an Frauen (Degradierungsfaktor)
kleine Kinder sind als Klientel ebenfalls von niedrigem Status
Lehrpersonen stehen im Spannungsverhältnis zwischen Degradierung und Erwartungen
Berufsprestige
gesellschaftliches Ansehen von Lehrern ist relativ hoch
Professionswissen
Fachwissen (CK)
Fachdidaktisches Wissen (PCK)
Pädagogisch-psychologisches Wissen (PK)
Wissen über das Curriculum
Wissen vom Lernenden
Wissen über den Bildungskontext
Wissen über Bildungsziele und Werte
Professionswissen wird immer über die Unterrichtsqualität an die Schüler vermittelt
Gutes Professionswissen -> guter Unterrichtsqualität -> gute Schülerleistungen
Überzeugungen
Theoretische Annahmen:
es wird angenommen, dass Überzeugungen dem Wissen vorgeschaltet sind, indem sie während des Lernprozesses eine Filterfunktion übernehmen, die Bedeutungsbeimessung steuern sowie die Motivation und die Leistung beeinflussen
darüber hinaus wird davon ausgegangen, dass Überzeugungen auch die Anwendung von Wissen beeinflussen können. Die Wirksamkeit bzw. das Zusammenspiel ist bislang weder theoretisch noch empirisch hinreichend geklärt
Pädagogische Überzeugungen
konstruktivistisch orientierte Überzeugungsmuster
geht davon aus, dass Kinder Wissen selbst konstruieren
zusammen mit anderen/der Lehrperson -> förderlicher für die Schüler
transmissiv orientierte Überzeugungsmuster
Lehrperson hat Wissen und gibt dieses Wissen an die Kinder weiter (Nürnberger Trichtermodell)
Kulturelle Überzeugungen
erste Befunde lassen darauf schließen, dass eine kulturelle Diversität in Klassenräumen bei Lehrkräften überwiegend kosnotiert ist (von 1997)
kulturelle stereotypische Vorstellungen bei Lehrkräften existieren (2006)
aktuelle Befunde verweisen darauf, dass sich multikulturelle Überzeugungen von Lehrkräften im Vergleich zu egalitären Überzeugungen förderlicher auf das Selbstkonzept der SuS auswirkt (2012)
Persönlichkeitsmerkmale
Relevansthese: es gibt bedeutsame Persönlichkeitsmerkmale
Stabilitätsthese: diese Merkmale sind relativ stabil
„Big 5“ Persönlichkeitsmerkmale
Neurotizismus
individuelle Unterschiede emotionaler Stabilität
hoher Neurotizismuswert -> seelisches Gleichgewicht wird leichter gestört -> negative Gefühlszustände
niedriger Neurotizismuswert -> emotional stabile, ausgeglichen, Sorgenfrei
Extraversion
Aktivität und Zwischenmenschliches Verhalten
hoher Extraversionswert -> Geselligkeit
niedriger Extraversionswert -> zurückhaltend, schweigsam
Offenheit
hoher Offenheitswert -> großes Fantasieleben , Wissensbegierde
niedriger Offenheitswert -> konservativ, weniger offen für neue Erfahrungen
Gewissenhaftigkeit
hoher Gewissenhaftigkeitswert -> organisiert, planend Handeln
niedriger Gewissenhaftigkeitswert -> ungenauere Personen
Verträglichkeit
beschreibt wie Menschen miteinander umgehen
hoher Verträglichkeitswert -> Mitgefühl, Wohlwollen gegenüber Mitmenschen, starkes Harmoniebedürfnis
niedriger Verträglichkeitswert -> egozentrisch, misstrauisch
Zusammenhänge mit Unterrichtsqualität, Berufszufriedenheit und -belastung
Extraversion, Stabilität und Gewissenhaftigkeit -> bedeutsam für die Unterrichtsqualität, Berufszufriedenheit und -belastung
Introversion, starke neurologische Tendenzen und ein geringes Maß an Selbstkontrolle können Risikofaktoren in zentralen Bereichen der Lehrertätigkeit sein
Persönlichkeitsentwicklung
Persönlichkeit gilt als relativ stabil (Stabilitätsthese)
Persönlichkeitsmerkmale sind nicht völlig beliebig modifizierbar, Personen können sich jedoch in einem gewissen Spektrum durch Training weiterentwickeln.
Definition und Relevanz von Klassenführung
Jedes Kind soll durch die Klassenführung die maximale Lernzeit erhalten.
Meta-Studie von Hattie -> Klassenführung wichtig für Unterrichtsqualität
Strukturen etablieren und diese aufrechterhalten
Aktive Lernzeit für SuS
Verortung im Angebot-Nutzungs-Modell
Klassenführung = professionelles Wissen der Lehrkraft
Unterschiedliche SuS -> unterschiedliche Voraussetzungen
Möglichst viel aktive Lernzeit für den Schulerfolg
Klassenführung wirkt nicht direkt auf den Lernerfolg
Klassenführung ein Baustein der Unterrichtsqualität und soll in Verbindung mit anderen Bausteinen einen guten Unterricht ermöglichen
Effiziente Klassenführung heißt nicht gleich großer Lernertrag (man kann eine exzellente Klassenführung haben, aber z.B. der Inhalt des Unterrichts ist Blödsinn)
Klassenführung dient dazu Störungen zu vermeiden, aber in zweiter Linie auch dazu richtig mit Störungen umzugehen. Eine große Rolle spielt auch das Unterrichtsklima.
Jacob S. Kounin
Classroom-Management
Der Welleneffekt
Maßregelung hat auch eine Auswirkung auf andere Anwesende (Übertragung).
Maßregelung schlägt Wellen und wirkt sich auf die anderen aus.
Studie zeigte, dass das, was im Ferienlager funktioniert hat, nicht automatisch auch in der Schule funktionierte etc.
Kounins Irrtum
Wegen Irrtum Forschungsansätze umgestellt.
Konsistente Ergebnisse aus den Experimenten
Zwei konsistente Ergebnisse:
Konsistent negative Wirkung der Zurechtweisungsmethode „Verärgerung“ und „Bestrafung“. Diese Methode führte bei Kindern und Jugendlichen nachweislich zu mehr Verhaltensbrüchen, emotionalem Unbehagen, Desinteresse
Arbeitsbezogenes Feedback war besser als personenbezogenes Feedback
Überblick: Vier Dimensionen erfolgreicher Klassenführung bei Kounin
Allgegenwärtigkeit und Überlappung
Reibungslosigkeit und Schwung
Gruppenmobilisierung und Rechenschaft
Programmierte Überdrußvermeidung
Störungen vorbeugen
Strategien effizienter Störungsprävention:
Etablierung von Regeln und Routinen
Reibungsloser Unterrichtsfluss
Breite Aktivierung
Positive Lernatmosphäre „Präsenz“ der Lehrperson
Regeln und Routinen
Regeln sind „Erwartungen an das Verhalten in bestimmten Situationen“
Routinen sind „spezifische Verhaltensmuster für immer wiederkehrende Situationen“
Automatisierungen, wie z.B. Begrüßungen vor Unterrichtsbeginn, Verhalten bei Gruppenarbeiten (leise an den Platz zurückgehen)
Regeln:
möglichst frühzeitig einführen (gerne auch mit den SuS zusammen)
explizit zu kommunizieren (jedem müssen sie bekannt sein, z.B. durch visuelle Verdeutlichung)
konsequent durchzusetzen
Einfacher, wenn Lehrperson respektiert wird und die Regel begründet ist. Also Regeln entspringen nicht der Willkür von Lehrpersonen und sind nicht aus Boshaftigkeit entstanden. Regeln dürfen bei einem Verstoß nicht diskutiert werden, sonst verlieren sie ihre Gültigkeit!
Unterbrechungen z.B. durch schlechte Vorbereitung -> abhängig von sogenannten Gelenkstellen (Beispiel: Übergang Lehrervortrag zu Stillarbeitsphase) Passt der Übergang nicht, dann schwindet der Schwung und es treten Verhaltensweisen auf, die den weiteren Unterricht stören.
Techniken für reibungslosen Fluss:
Klare Arbeitsaufträge geben
Materialien einsatzbereit halten
Technik testen und einsatzbereit halten
Administratives nach Möglichkeit auslagern
Routinen für organisatorische Gelenkstellen etablieren
Routinen für Unterrichtsbeginn und ende etablieren
Einrichtung des Klassenzimmers
Die Möbel sollten so platziert werden, dass Staus und Störungen vermieden werden
Die Lehrperson sollte den Raum und insbesondere die Arbeitsplätze der SuS gut überblicken können
Materialien, welche die SuS im Unterricht benötigen, sollten leicht zugänglich sein
Kounin: „Aufrechterhaltung des Gruppenfokus“
Möglichst viele SuS gleichzeitig einbeziehen
Anspruchsniveau der gestellten Arbeitsaufträge so wählen, dass kein(e) SuS komplett unter oder überfordert ist
Abwechslung und Stimulation durch gezielten Einsatz und Wechsel von Unterrichtsmethoden (Kounin: „programmierte Überdrussvermeidung“)
Hat viel mit der Planung und Vorbereitung des Unterrichts zu tun!
Präsenz der Lehrperson (Allgegenwärtigkeit und Überlappung)
Kounin „Allgegenwärtigkeit“ und „Überlappung“
„Augen am Hinterkopf“
Stehe oder sitze ich so, dass ich alle / alles im Raum gut überblicken kann?
Nehme ich alle SuS wahr?
Nehme ich aufkeimende Störungen frühzeitig wahr und reagiere niederschwellig?
Einsatz der eigenen Stimme
Frühzeitige und niederschwellige Reaktion
Zuerst die Frage stellen, ob die Regeln klar sind, ob sie alle SuS verstanden haben, ob Routinen funktionieren, habe ich die SuS fair behandelt, etc., wenn oft Störungen auftauchen.
Gibt es ungelöste Konflikte? Wie viel weiß ich von den SuS? Weiß ich, was die SuS bewegt, was Probleme bereitet? -> Gründe für Störverhalten finden
Es gibt keine klaren Strategien, weil jede Situation anders ist, man muss immer entsprechend reagieren.
Faustregel: Reaktion auf eine Unterrichtsstörung soll den Unterricht nicht stärker stören als die Unterrichtsstörung selbst
„Begrenzen und Bekräftigen“
Stopp-Signale:
Sich in die Nähe der Störungsquelle bewegen
Blickkontakt mit der störenden Schülerin bzw. dem störenden Schüler aufnehmen
Durch Mimik (von der hochgezogenen Augenbraue bis zum „bösen Blick“) oder Gestik (z.B. einen Finger an die Lippen legen) signalisieren, dass das Verhalten stört
Namen der störenden SuS nennen
Bekräftigung: Lächeln, Nicken, „Danke“, „Prima“ (knapp und kurz)
Kein Sarkasmus („Na bitte, geht doch!“) oder Abwertungen
Angemessene, gestufte Sanktionen
Schüler müssen hierfür auch ein Interesse daran haben, den Unterricht nicht zu stören.
Repertoire an Reaktionsmöglichkeiten auf unterschiedlichen „Stufen“ der Deutlichkeit:
Blickkontakt aufnehmen oder dicht an den Störenfried herantreten — ohne den Unterrichtsfluss zu unterbrachen
Verbal beiläufig intervenieren, z.B. durch das Aufrufen des betreffenden Schülers — ohne den Unterrichtsfluss zu unterbrechen
An die vereinbarten Regeln erinnern und die vereinbarten Konsequenzen in Erinnerung rufen
Dazu auffordern, die vereinbarten Routinen oder Regeln zu benennen und ihnen Folge zu leisten
Den Störenfried unmissverständlich auffordern, seine Störung zu unterlassen
Privilegien entziehen oder einen Schüler kurzzeitig aus der Lerngruppe ausschließen
Eine schriftlich abgefasste Reflexion über die begangene Regelverletzung einfordern
Schüler nach der Schulstunde zum Gespräch einbestellen
Die Schulleitung informieren und Kontakt mit den Eltern aufnehmen
Sanktionen (Borich, 2014; Keller, 2014, zitiert in Deiglmayr, 2017):
Schriftliche oder mündliche Verwarnung (z.B. Eintrag ins Klassenbuch, Eintrag von Strichen)
Umsetzen der Schülerin oder des Schülers, z.B. an einen Einzelplatz
Zusätzliche Hausaufgaben oder Arbeit für die Klasse (z.B. Aufräumen)
Gespräch nach der Stunde oder nach Unterrichtsschluss
Auszeit
Benachrichtigung der Eltern
Wiedergutmachung (z.B. Schaden reparieren, Verschmutzung beseitigen, sich mündlich oder schriftlich entschuldigen)
Nachholen eines Unterrichtsversäumnisses
Vorübergehendes Einziehen von Gegenständen
Regeln müssen zuvor ganz klar aufgestellt worden sein. Gibt es eine Regel nicht, wird es zu Protest kommen (z.B., wenn das Kind mit einem Gegenstand Laute macht, aber keine Regel dagegen existiert und der Lehrer den Gegenstand einzieht).
Umgang mit Emotionen
Professionelle Beziehung zu den SuS
„emotionale Objektivität“
ein grundsätzlich wertschätzender Umgang mit den SuS — ohne diese dabei in unrealistischerweise als „Freunde“ oder „Kumpel“ wahrzunehmen
die Fähigkeit, sich gerade auch im Fall von Störungen in die SuS hineinzuversetzen und ihre Beweggründe zu verstehen —ohne deren Verhalten dadurch entschuldigen oder gar gutheißen zu wollen
die Fähigkeit, eigene negative Emotionen zu kontrollieren — also auf keinen Fall etwa SuS anzuschreien oder zu demütigen
Es hilft aber immer auch den familiären und sozialen Hintergrund zu berücksichtigen. Auch, ob es reine Provokation der Lehrkraft ist, weil das gerade „angesagt“ ist
Sanktionen sind immer mit negativen Gefühlen auf Seiten der SuS verbunden
Selbstwertgefühl der SuS nicht angreifen!
Sanktionen werden möglichst nicht öffentlich erteilt, sondern „unter vier Augen“
Insbesondere werden Diskussionen oder gar Eskalationen vor der ganzen Klasse vermieden.
Die Begründung von Sanktionen bezieht sich auf das Verhalten bzw. eine getroffene Entscheidung nicht auf die Person.
Die Lehrperson teilt die Sanktion nicht emotional oder gar in verletzendem Tonfall mit, sondern gefasst und in nüchternem bis freundlichem Ton
Die Lehrperson vermeidet drohende Gesten und aggressive Körpersprache; sie respektiert die Privatsphäre und die persönlichen Gegenstände der SuS
Ist eine Sanktion erteilt, so gibt die Lehrperson den SuS Zeit, sich zu beruhigen und sein Verhalten anzupassen; in dieser Zeit hält sie sich beispielsweise nicht direkt neben ihnen auf.
Die Lehrperson bleibt ruhig und unerbittlich, auch wenn sich jemand gegen eine verhängte Sanktion wehrt; Sanktionen sind nicht verhandelbar
Die Lehrperson ist nicht „nachtragend“;jede Stunde beginnt für alle SuS ohne Vorbelastungen
Hintergrund: Lernen aus „Konsequenzen“
Entscheidend ist, wie der / die SuSselbst die Konsequenzen wahrnimmt, und nicht, wie diese ggf. intendiert waren
Tritt ein bestimmtes Störverhalten immer wieder auf, fragen Sie sich: welche Verstärker halten dieses unerwünschte Verhalten vermutlich aufrecht?
Wird ein Verhalten über längereZeit nicht mehr verstärkt (hat es also nicht mehr dieselben positiven Konsequenzen), so sinkt sine Auftretenswahrscheinlichkeit („Löschung“)
Verstärkung ausschließlich dann, wenn die Klasse sich auch entsprechend verhält!
z.B. Ampel- oder Sternchen-System
Kontingente Verstärkung: Verstärkung erfolgt immer dann und nur dann, wenn die Klasse das gewünschte Verhalten zeigt
Belohnungssystem („token economies“) -> ich verhalte mich richtig und bekomme ein Sternchen
Intermittierende (gelegentliche) Verstärkung: Aufrechterhalten des erwünschten Verhaltens (wenn zur Regel, Routine geworden), das gewünschte Verhalten wird nicht jedes Mal, sondern nur hin und wieder gelobt (unvorhersehbar)
Prüfen: Kann der / die SuS das gewünschte Verhalten überhaupt zeigen?
Motivation sollte nicht ausschließlich durch externe Verstärker aufgebaut werden — besser: Kompetenzerleben
Der Abbau von unerwünschtem Verhalten durch Sanktionen sollte immer ergänzt werden durch den Aufbau von erwünschtem Verhalten durch Lob oder sonstige Verstärkung.
Lob, aber auch Strafe, bedeuten für verschiedene Schüler immer etwas anderes. Was für den einen eine Strafe ist, ist für jemand anderen eher eine Verstärkung.
Prävention vor Intervention!
Förderung der Informationsverarbeitung Verortung
Angebot und Nutzung kommen hier zusammen -> Unterricht
Was muss gegeben sein, dass ein Lernerfolg eintritt
Klarheit
Zentrales Unterrichtsmerkmal, auch in der Hattie-Studie ein wichtiger Aspekt.
Akustische Klarheit
Als Lehrkraft muss man von den SuS gehört werden.
Tonhöhe auch entscheidend, ebenso Sprachtempo. Sprache soll verständlich sein.
Sprachliche Klarheit
Grammatikalisch richtige Sprache!
Nicht zu viele Vagheitsausdrücke (vielleicht, mal sehen, etc.)
Manirismen (ähm, hm, Wiederholungen -> blöde Angewohnheiten)
Inhaltliche Klarheit
Auch beim Aufgreifen von Antworten bei der Sache bleiben.
Fachliche Klarheit
Das, was gesagt wird muss fachlich korrekt an die SuS gebracht werden
Strukturiertheit
Schüler können nicht einfach durch einen Trichter belehrt werden. Es findet eine Informationsverarbeitung in deren Köpfen statt. Wie kann man den SuS dabei helfen?
Mitteilung der Unterrichts und Lernziele
Transparente Leistungserwartungen (mit bspw. Fragebogen)
Ausdrückliche Verknüpfung der neu vermittelten Informationen mit (zuvor geprüftem) Vorwissen und Aufgreifen eventueller Missverständnisse
Fragen stellen, um den Lernenden zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem Inhalt anzuregen
Das Angebot eines Gerüstes in Form übergreifender Ideen (big ideas), Begriffe und Begriffsnetze, um so die Integration neuen Wissens zu erleichtern
Lernhilfen wie vorangestellte Strukturierungshilfen (advance organizer) an strategisch wichtigen Stellen, Zwischenzusammenfassungen, Vorausschau
Eine Vorstrukturierung ist vor allem dann effektiv, wenn sie sich der Begriffe bedient, die dem Lernenden bereits bekannt sind
Konsolidierung und Sicherung
Varianten des Übens
Repetitives Üben -> Beherrschung von grundlegenden Fertigkeiten (flüssig)
Elaboriertes Üben -> in einem anderen Kontext
Prozessabfolge Üben
Üben zum Problemlösen
Problemaufgaben sollten regelmäßig im Unterricht eingebunden werden, nicht nur bei den „Schlauen“
Bedingungen erfolgreichen Übens
Häufigkeit
Passung (wenn man will, dass Kinder den Buchstaben ‚K‘ üben, dann ist es nicht sinnvoll den Buchstaben ‚M‘ üben zu lassen)
Vorkenntnisse
Verteiltes Üben
Variantenreiches Angebot von Übungsszenarien (auch Einzel- vs. Gruppenübung) -> Überdrussvermeidung
Erfolgskontrolle
Niemals sinnfrei üben
Körperliche / soziale Aktivierung, aktive Teilhabe -> verschiedene Verständnisse
Kognitive Aktivierung
Förderung von kognitiver Aktivierung
Fragezeichen -> Unterrichtserfolg
tiefe Verarbeitung des Lerninhalts statt mechanischer Wiederholung des Stoffes
SuS dazu anregen, aktiv an der Organisation ihres Wissens zu arbeiten und ihr Begriffswissen umzustrukturieren
Förderung des selbstgesteuerten Lernens
Lernstrategien
Visualisieren
Reduzieren / Filtern
Elaborieren / Reflektieren
Korrigieren / Evaluieren
Recherchieren
Unterrichtstechniken (Greutmann et al., 2017)
Kontrastierende Fälle
Selbsterklärungen
Holistischer Vergleich von Modellen
Meta
kognitive Fragen (Kinder sollen über das eigene Denken nachdenken, z.B. Hast du es verstanden? War es schwer? Was war schwer?)
Lernbereitschaft
SuS müssen ein Mindestmaß an Motivation mitbringen, um das Lernen möglich zu machen.
Motivation ist Heterogenes Konstrukt
Motivation = Zustand in einer konkreten Situation
Davon abzugrenzen: Motiv (zeitstabile Präferenz)
Gewisser Grad an Motivierung unabdingbar, um einen Lernprozess zu initiieren
Motivationsniveau der SuS muss fortlaufend beobachtet werden und ggf. muss Lehrperson intervenieren
SuS sollen zunehmend lernen, sich selbst zu motivieren
Motivation
Extrinsisch (von außen):
Streben nach positiver Leistungsrückmeldung (Lob)
Lernen, um andere zu übertreffen (wettbewerbsbezogene Lernmotivation)
Bemühung um soziale Anerkennung (soziale Lernmotivation →Arbeiterkinder, die studieren sollen z.B.)
Verfolgen materieller Ziele (materielle Lernmotivation →z.B. Geld für gute Noten)
(Lernen für bestimmte berufliche Laufbahn)
Intrinsisch (von innen):
Lernen aus Interesse und Neugier (gegenstandzentrierte intrinsische Lernmotivation)
Freude am Lernen (tätigkeitszentrierte intrinsische Lernmotivation
Forschung zeigt, dass intrinsische Motivation förderlicher scheint, aber ohne extrinsische Motivation geht es nicht, weil die Kinder nicht nur das lernen können, was sie wollen. Im besten Fall kommt man von extrinsisch zu intrinsisch, zum Beispiel durch das Wecken des Interesses.
Situationales Lernen
Interesse an etwas bestimmtem, was in einem bestimmten Moment passiert.
Begrenzt -> auf eine Situation bezogen
Forschungstudie
Lerngegenstand: Variablenkontrollstrategie [VKS] (wichtig für Experimentieren) Verändere bei dem Experiment, was dich interessiert und lasse den Rest gleich Lernen Kinder besser, wenn es im Kontext ist, den die Kinder interessant finden? -> motivationales Interesse höher -> höherer Lerneffekt.
Es ist zwar gut, wenn es ein Interesse gibt, aber der Kontext kann ablenken, wenn das Interesse zu groß ist. -> Aufmerksamkeit wird nicht genug auf den Lerngegenstand (VKS) gerichtet.
Darauf achten, dass es sinnvoll sein kann einen Lerngegenstand mit den Interessen zu verknüpfen, aber die Aufmerksamkeit darf nicht zu weit abweichen.
SuS sollen sich im Klassenraum wohlfühlen.
Kein direkter Zusammenhang zwischen Wohlfühlen und Lernen, aber trotzdem im Eingangsbereich vor allem wichtig!
Umgang mit Fehlern
Lernsituation (Fehler erlaubt und erwünscht) vs. Leistungssituationen (Fehler sollen vermieden werden)
Unterricht: gute Balance aus Lernsituationen und Leistungssituationen
Fehler als Lernchance
Fehler wichtig zur Diagnose des Lernstandes, von Präkonzepten,... (Blick in die Köpfe der Kinder)
Angemessene Wartezeiten
Lehrer-Schüler-Kommunikation -> Warten bis Antwort kommt
Zeit zum Antworten geben und Korrektur einplanen
Mehr als 3 Sekunden geben
Bei komplexen Fragen deutlich mehr Zeit (15 Sekunden)
Achtung: Zeit zwischen Frage und erster Antwort —und auch SuS Möglichkeit geben, zu ergänzen, sich zu korrigieren
Entspannte Lernatmosphäre
Abbau von Angst
Angst hat Auswirkungen auf
Aufnahme von Informationen (Lernen)
Abruf von Informationen (Leistung zeigen)
Angst kann förderlich sein — aber deutlich häufiger hinderlich
Daher Ziel: Unterricht angstfrei, Abbau von Angst
Wie kann es gelingen?
Sicherheit schaffen (z.B. zwischen Leistungs- und Lernsituationen unterscheiden [Fehler], vorab die Bewertungskriterien kommunizieren
Klima des Vertrauens
Kooperation statt Konkurrenzkamp
Planung und Durchführung des Unterrichts konsequent an der Schülerin / am Schüler orientieren
SuS sollen sich respektiert fühlen
Lehrperson sollte zu sprechen sein, wenn es etwas Persönliches zu bereden gibt
Lehrperson sollte sich Zeit für SuS bei Schwierigkeiten nehmen
Lehrperson sollte über die Stärken und Schwächen einzelner SuS im Bilde sein
Lehrperson sollte auf Anregungen und Vorschläge der SuS eingehen, SuS bei der Unterrichtsgestaltung (in Maßen) mitbestimmten lassen
Absichten von Fragen
Kompetenz gute Fragen zu stellen ist essentiell bei Lehrkräften
Auch, um den Schwung nicht zu nehmen
Diagnose und Förderung (Stände der SuS überprüfen etc.)
Lernvoraussetzungen, Lernzwischenstände der SuS überprüfen
Abschließende Leistungsbewertung
Kognitive Aktivierung (falsche Vorstellungen durch unterstützendes Fragen lösen)
Lenkend durch den Stoff zu leiten
Denkprozesse auslösen, die weit über das bloße Wiederholen von Fakten hinausgehen (etwa indem ein Phänomen nicht nur verstanden, sondern z.B. auch evaluiert wird)
Fragen richtig stellen
nicht zu schwierig — nicht zu leicht
Auf verschiedenen kognitiven Niveaus
Konvergierende (konkrete Inhaltsfragen -> Antworten begrenzt und entweder richtig oder falsch) und divergierende (breit gestellt ->größere Konzepte oder Konzeptnetzwerke -> zielen auf höheres kognitives Niveau ab) Fragen
Kohärent in ihrer Abfolge
Nicht zu eng — nicht zu weit (darf die Antwort nicht schon enthalten, aber auch nicht zu weit gefasst sein)
Lehrpersonen selbst muss sich darüber klar sein, welche Antwort sie eigentlich erwartet
Effektiv, d.h. unmittelbar auf den Unterrichtsstoff bezogen
Klar formuliert sein, möglichst kurz und für die SuS verständlich (insbesondere bei Schulanfängern)
Tonfall und Wortbetonung beachten — Einladung, keine Drohung!
3 weitere Aspekte:
Spezielle Fragetechniken: Nachhaken bei SuS, an die / den die Frage gerichtet (sinnvoll, wenn es um Diagnose geht -> Wo steht der Schüler?) war oder Weitergabe an die Klasse (wenn es um Unterrichtsfluss geht)
Warten auf Antworten bei mündlich gestellten Fragen
Umgang mit Unterschieden in heterogenen Klassen: auch jene aufrufen, die sich wenig oder gar nie freiwillig melden
Umgang mit Antworten
Leistungssituationen sind nicht gleich Lernsituationen -> unterscheiden!
Es geht hierbei um die Lernsituationen.
Man darf keine elaborierten Antworten von den SuS erwarten.
Raster nach Rosenshine und Stevens (1986):
Korrekt, rasch und sicher (->als korrekt anerkennen und Anschlussfrage stellen)
Korrekt, aber zögerlich (-> als sachlich richtig anerkennen, aber nachfragen oder ergänzen / erklären)
Falsch wegen Nachlässigkeit (->man hat das Gefühl, dass der Schüler die Antwort weiß -> auf Umstände achten und Unterrichtsfluss aufrecht erhalten, keine Emotionen zeigen, klar machen, dass Antwort falsch war und Frage weitergeben)
Falsch aufgrund mangelnden Wissens (-> niemals SuS bloßstellen, betonen, dass Fehler wichtig und okay sind, nur so kann man lernen -> korrigierend eingreifen, weitergehend erklären und Frage weitergeben o.Ä.)
Gute Fragen
Welches Lernziel soll durch eine Aufgabe erreicht werden?
Auf welcher Taxonomiestufe befindet sich dieses Lernziel — und welches Aufgabenformat passt am besten zu der jeweiligen Stufe?
Wird das verwendete Aufgabenformat auch in einer geplanten Prüfung eingesetzt, sodass das Lösen der Aufgabe für die SuS auch eine (formative) Prüfungsvorbereitung ist?
Werden verschiedene Aufgabenformate eingesetzt, um nicht einige SuS zu benachteiligen bzw. um auch für Abwechslung im Unterrichtsgeschehen zu sorgen?
Gute Aufgaben
Die Aufgaben sind auf das Vorwissen der SuS abgestimmt
Die Aufgaben sind den Lernzielen angepasst
Die Aufgaben sind klar und einfach formuliert
Die Aufgaben müssen für die SuS unmittelbar verständlich sein
Die Aufgabenstellung soll unmissverständlich formuliert sein (sachlich eindeutig und inhaltlich klar -> Lehrperson muss vorher Musterlösung erarbeiten)
Gestaltung von Arbeitsblättern
Klare Bezeichnungen
Graphisch ansprechende Gestaltung (kognitive Load -> nicht überladen, sonst ist es zu viel und nur sinnvolles verwenden)
Arbeitsauftrag klar formuliert
In Arbeitsschritte gegliedert
Selbstständige Bearbeitung gefordert und gefördert
Umgang mit Heterogenität
3 Möglichkeiten um mit Heterogenität umzugehen
Ignorieren
Anpassung der SuS
Anpassung des Unterrichts
Ist keine Option und ist nicht gewünscht!
Früherer Beginn der formalen Bildungsprozesse
Ausweitung der Grundschule auf die Fünfjährigen
Einführung von Sprachtests für Kinder im Vorschulalter
Gezielte Sprachförderung bereits ab dem 4. Lebensjahr
Einführung von Ganztagsschulen (soziale Ungleichheit ausgleichen)
Jahrgangsklassen
Zurückstellung
Vorzeitige Einschulung
Klassenwiederholung / Überspringen einer Klasse
Überweisung an Förderschule
Übertritt in Hauptschule, Realschule oder Gymnasium
Kompensatorische Trainings- und Zusatzangebote
Differenzialdiagnostik — spezielles Training:
Durchführung
In Stundentafeln verankertem Förderunterricht
In besonderen Förderkursen
Teilweise auch innerhalb des Unterrichts (Inklusion)
Wirksamkeit in Metaanalysen belegt (Grünke, 2006):
Lernstrategietraining für schwächere und durchschnittliche Schüler (Lauth, Husein & Spieß 2006)
Wichtig: Lehrkraft muss strategisch ausgerichtet, feedbackgebend, gut strukturiert und übungsbetont vorgehen
§ 10 (1) Jede Schulart und jede Schule ist der individuellen Förderung der SuS verpflichtet.
§ 14 (2) (...) [Die Schulen] tragen der Unterschiedlichkeit ihrer SuS Rechnung und ermöglichen allen SuS individuelle Entwicklungsprozesse
Adaptivität
„We define adaptivity as the ability of a learning system to diagnose a range of learner variablesand to accommodate a learners’ specific needs by making appropriate adjustments to the learner’s experience with the goal of enhancing learning outcomes.“
Es geht darum, dass ein Lehrer immer diagnostizieren muss und durch angemessene Anpassungen jedem Lerner das Lernangebot zu machen, um die Lernziele zu erreichen. Lernprogramme sind unter anderem ein Mittel für die Diagnose, in der Grundschule ist die Lehrkraft dafür verantwortlich
Adaptiver Unterricht
Dimensionen von Heterogenität
Welche Dimensionen sind wichtig?
-> Drei Fragen beantworten:
Ist das Merkmal relevant, um den gewünschten Unterrichtsertrag zu erreichen?
Unterscheiden sich die SuS überhaupt so viel in diesem Merkmal, dass eine adaptive Anpassung des Unterrichts dahingehend gerechtfertigt ist?
Gibt es ausreichend Wissen darüber, wie eine wirksame Anpassung des Unterrichts aussehen kann?
Vorwissen
Entwicklungsstand
Migrationshintergrund
Lerntypen/-stile
(bereichsspezifisches) Vorwissen:
Das mit Abstand wichtigste Merkma
Gerade bei hierarchisch aufgebautem Wissen (Mathematik, Naturwissenschaften) sind das Schließen von Lücken und das Erkennen und Überwinden von Fehlernnotwendige Voraussetzungen für darauf aufbauende Lernprozesse
Großer Einfluss darauf, was und wie gelernt wird
Erfolgreiche Lehrpersonen orientieren den Unterricht an diesem Vorwissen, indem sie es gezielt aktivieren, damit den Erwerb von neuem oder die Umstrukturierung von bestehendem Wissen anregen und die dabei initiierten Lernprozesse überwachen
Kognitive, emotionale und motivationale Lernvoraussetzungen
Entwickeln sich noch bis ins junge Erwachsenenalter, Entwicklung unterscheidet sich in ihrer Geschwindigkeit stark zwischen SuS, Lehrperson kann diese stark biologisch determinierte Entwicklung nicht direkt beeinflussen, aber sollte sie berücksichtigen
Beispielsweise brauchen jüngere Kinder eher klarere Strukturen, mehr Orientierung und explizitere Anleitungen als ältere Kinder, da ihre metakognitiven Fähigkeiten als Teil der Selbstregulation noch weniger ausgebildet sind
Migrationshintergrund spielt eine große Rolle
PISA und IGLU zufolge erzielen SuS mit Migrationshintergrund schlechtere Leistungen als SuS ohne Migrationshintergrund
Aber Vorsicht: Migrationshintergrund an sich genommen nicht sehr aussagekräftig!
Sozioökonomischer Status — ist eng mit Bildungserfolg gekoppelt. Dies gilt für alle SuS, ob mit oder ohne Migrationshintergrund.
Sprachkompetenz
Kinder mit niedrigem sozioökonomischen Status weisen häufiger eine geringere Sprachkompetenz auf als Kinder mit höherem Status
Die Sprache macht sehr viel aus! Ebenso die finanziellen Mittel etc. ->sozioökonomischer Status (bei diesen Kindern gibt es vor allem sprachliche Probleme)
Für Heterogenität nicht wichtig und müssen nicht berücksichtigt werden!
zentrale Dimension von Heterogenität
Sprache
Vollständig individualisierter Unterricht
Schon wegen des Ziels der Zusammenarbeit im Unterricht schwierig alles zu
individualisieren.
Vollständig individualisierter Unterricht? -> Nein
es gibt immer Gruppen von SuS innerhalb einer Klasse, die auf einem ähnlichen Stand sind
SuS verfügen bspw. Über ähnliche Fehlkonzepte, sie machen ähnliche Fehler und verändern ihr Wissen auf ähnliche Weise.
Erkenntnisse gibt es mittlerweile für eine ganze Reihe von Unterrichtsinhalten sowie verschiedene Altersgruppen
-> Anpassung des Unterrichts
Mittel zur adaptiven Gestaltung
Differenzierter Unterricht
Formen der Differenzierung
Makroebene
Innere Differenzierung (Binnendifferenzierung):
Quantitativ: Aufgabenumfang
Qualitativ: Schwierigkeits- und Komplexitätsgrad
Methodisch: Methodeneinsatz und Grad der Lehrerhilfe
Medial: unterschiedliche Abstraktionsstufen
Sozial: Gruppe (heterogen, homogen), Einzel
Mikroebene
Anpassung in den Schüler-Lehrer-Interaktionen (1-zu-1-Interaktion im Unterricht):
Umso besser der Schüler wird, desto weniger Unterstützung bekommt er von der Lehrkraft. Der Lehrer muss ein ausgewogenes Verhältnis seiner Hilfe finden.
Voraussetzungen und Gelingensbedingungen
Lehrperson
Diagnostik von Lernausgangslagen
Eine den individuellen Lernprozess begleitende Diagnostik und Rückmeldung
Scaffolding
Offener Unterricht
Verschiedene Unterrichtsangebote und die Schüler können daraus wählen.
Selbsttätigkeit ist das Ziel -> z.B. Stationenarbeit etc.
Offener Unterricht ist nicht immer adaptiv! -> Woher weiß man, dass der entsprechende Schüler das für ihn gedachte Lernangebot wählt?
Nicht zwangsläufig adaptiv
Grad der Öffnung wird häufig überschätzt
Öffnung beinhaltet nicht zwangsläufig individuelle Förderung
Zum Teil ATI-Effekte (Fähigkeiten SuS interagiert mit dem Angebot -> kann lernförderlich sein, muss es aber nicht; diese SuS brauchen mehr Klarheit und Vorgaben; SuS mit günstigen Lernvoraussetzungen können durch offenen Unterricht durchaus profitieren)
Fachliches Verständnis wird nicht zwangsläufig gefördert
Klarere Strukturierung nötig, kognitiv aktivierende Inhalte
Verbreitung Differenzierung im Schulalltag
Ergebnisse der Grundschulstudie VERA zeigen: Im Vordergrund stehen Maßnahmen, die sich gezielt an leistungsschwächeren und langsamere SuS wenden
IGLU 2001 zeigt: 2/3 der SuS arbeiten mit den gleichen Übungsaufgaben -> wenig adaptiver Unterricht und wenig differenziert
Studie: Warwas, Hertel & Labuhn (2011)
Hypothesen:
(1) Je heterogener die Schülerleistungen innerhalb der Klassen sind, desto eher setzen Lehrkräfte an Grundschulen adaptive Unterrichtsformen ein.
(2) Je stärker Grundschullehrkräfte konstruktivistische Überzeugungen hinsichtlich des Lehrens und Lernens vertreten, desto eher setzen sie adaptive Unterrichtsformen ein.
(3) Je heterogener die Schülerleistungen innerhalb der Klassen sind und je stärker Grundschullehrkräfte konstruktivistische Überzeugungen hinsichtlich des Lehrens und Lernens vertreten, desto eher setzen sie adaptive Unterrichtsformen ein.
Hierfür sind postalisch Lehrkräfte an hessischen Grundschulen befragt worden.
Ergebnisse:
Hypothesen konnten nicht bestätigt werden.
fast kein Zusammenhang zwischen Heterogenität im Lesen, Heterogenität in Mathematik, Konstruktivistischen Überzeugungen und Variation von Aufgabenmaterial
Nur weil Heterogenität im Klassenraum vorhanden ist, heißt es nicht, dass Differenzierung des Aufgabenmaterials vorgenommen wird.
Differenzierungen werden vor allem dann eingesetzt, wenn der Lehrer vor der Herausforderung steht mit Heterogenität umgehen zu müssen.
Wirksamkeit und Differenzierung
Insgesamt ergibt sich aus der Forschung ein eher ungünstiges Bild der Wirksamkeit von Differenzierung
Lüders und Rauin (2004): leicht Überlegenheit offener Unterrichtsformen beim sozialen Lernen und klare Nachteile bei der Kompetenzentwicklung
Hattie (2009): schwach positive oder gar keine Effekte für verschiedene Varianten der Differenzierung und Individualisierung
VERA (Schrader & Helmke, 2008): Vergleich von besonders erfolgreichen mit erfolglosen Klassen zeigte, dass die Intensität der Leistungsdifferenzierung weder für den Leistungszuwachs beim Leseverstehen noch im Bereich Mathematik eine Rolle spielt
-> Vorsicht vor voreiligen Schlussfolgerungen für die Unterrichtsgestaltung!
Differenzierung alleine hilft nicht, wenn sie nicht auch adaptiv ist.
Leistungsdifferenzierung schafft lediglich einen Rahmen für wirksame pädagogische Maßnahmen (Rossbach & Wellenreuther, 2002)
Die bloße Tatsache, dass Individualisierung stattfindet, ist weder gut noch schlecht — je nachdem, wie sie realisiert wird, kann sie dilettantisch oder brillant sein, Gutes oder Schlechtes (oder gar nichts) bewirken
Kein „Entweder-Oder“ (schwarz-weiß Denken). Zwischen Extremengibt es ein breites Kontinuum
Hauptziel: Ermöglichung und Initiierung selbstständigen Lernens für möglichst alle Schüler
Ohne Umdenke — weg vom imaginären Durchschnittsschüler hin zu einer differenzierten Sichtweise — kann Individualisierung nicht gelingen
Wirksamkeit von Formative Assessment:
„Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass formatives Assessment nachweislich die Leistungen von SuS positiv beeinflussen kann. Allerdings scheint die Wirksamkeit von der Art und Weise der konkreten Umsetzung der Leistungsbeurteilung abhängig zu sein. Den Spielarten zur Umsetzung formativen Assessment kommt also eine entscheidende Rolle zu.“
Diagnose
Diagnose meint auch das Testen in Form von Klassenarbeiten
Diagnose ist die Grundlage für das Einschätzen der SuS und für einen differenzierten Unterricht
gilt als eine der schwierigsten Aufgaben einer Lehrkraft
Verortung Diagnose
Diagnose klarer Baustein der Lehrperson, aber es spielt sich auch im Unterricht ab.
zusätzlich kommt auch der soziale Aspekt der SuS hinzu
alles, was zur Unterrichtsqualität gehört
Was ist Diagnostik
Diagnose (diágnosis) = „unterscheidende Beurteilung, Erkenntnis“, im Sinne einer „aufgrund genauer Beobachtung, Untersuchung abgegebenen Feststellung, Beurteilung über den Zustand, die Beschaffenheit von etwas“
Unterschiedliche Bezugsdisziplinen z.B. medizinisch, psychologisch
Verwendung verschiedener Begrifflichkeiten in der pädagogischen Fachliteratur z.B. pädagogische Beobachtung, Pädagnostik
Grundlagen schaffen, um in einer bestimmten pädagogischen Situation aktuell anstehende Entscheidungen hinsichtlich des Lernens bzw. der Erziehung des Individuums treffen zu können.
Pädagogische Diagnostik umfasst „alle diagnostischen Tätigkeiten, durch die bei einzelnen Lernenden und den in einer Gruppe Lernenden Voraussetzungen und Bedingungen planmäßiger Lehr- und Lernprozesse ermittelt, Lernprozesse analysiert und Lernergebnisse festgestellt werden, um individuelles Lernen zu optimieren.
Zur Pädagogischen Diagnostik gehören ferner die diagnostischen Tätigkeiten, die die Zuweisung zu Lerngruppen oder zu individuellen Förderungsprogrammen ermöglichen sowie die mehrgesellschaftlich verankerten Aufgaben der Steuerung des Bildungsnachwuchses oder der Einteilung von Qualifikationen zum Ziel haben.
Diagnostik kann zu Beginn als Voraussetzungen und Bedingungen stehen, aber auch zum Schluss als Lernergebnisse. Diagnostik wird zur Selektionsentscheidung benutzt z.B. die Zuteilung eines Schülers zu einer Lerngruppe und anschließend mit einer Note eine Qualifikation zu erteilen, z.B. Übergang ans Gymnasium o.Ä.
Informell z.B. im Unterricht ungeplant
Formell -> Leistungskontrolle (geplant) z.B. auch VERA
Planned-for-interaction -> vorher hat man sich schon Gedanken darüber gemacht, was noch offen sein könnte (nicht völlig ungeplant)
Zielstellung von Diagnostik
Summatives Assessment = das Ergebnis des Unterrichts betreffend
Formatives Assessment = die Gestaltung von Unterricht betreffend
Prä-Assessment = Beurteilung (des Wissensstands und Lernfortschritts)
Man unterscheidet zwischen zwei Zielstellungen:
Selektionsdiagnostik
geeignete Personen für eine Lernumgebung/Fördermaßnahme auswählen
einer Person entsprechend ihrer Voraussetzungen Angebote zuordnen
z.B. Vergabe von Schulnoten oder Schullaufbahnempfehlungen
-> eher summativ
Förderdiagnostik
eine bestehende Lernumgebung an die Lernvoraussetzungen und -bedürfnisse der SuS anpassen
z.B. Einsatz geeigneter Förderprogramme
-> eher Formativ
Gütekriterien
Hauptgütekriterien:
Objektivität (verschiedene Urteile sollen zum gleichen Ergebnis kommen)
Reliabilität (Zuverlässigkeit -> bei zeitversetzter Diagnostik sollte die Einschätzung der SuS zuverlässig sein, wenn es keinen anderen Änderungsgrund gibt)
Validität (bewerte ich wirklich, das, was ich bewerten will und nichts anderes)
Nebengütekriterien:
Ökonomie (Zeit-Nutzen-Verhältnis muss gewahrt werden)
Normierung (man weiß, wie die Kompetenz in der entsprechenden Altersgruppe verteilt ist und wo sich das Kind entsprechend einordnet)
Nützlichkeit
Leistungsfeststellung
Wir müssen die Kompetenzen indirekt sichtbar machen -> Performanz
Wie kann man Performanz messen?
Ziel
Spezifikation des Bildungs- bzw. Lernziels
fachspezifisch-kognitiv
Nichtkognitive Bildungsziele wie psychomotorisch-praktische, kommunikative oder soziale Kompetenzen
Curricula und Bildungsstandards
Maßnahmen
Gespräche
Mündlich: während Lernsituation
Schriftlich: Fragebogen, Lerntagebuch
Beobachtung
Strukturiert: vorbereitete Ankreuzbögen mit Kriterien
Offen: Kriterien vorhanden, freie Formulierung
Diagnose- bzw. Testverfahren
Formell: deklarierte Tests
Informell: nicht deklarierte Diagnoseverfahren (Klassenarbeit)
Analyse von Arbeitsprodukten
Forscherheft, Lerntagebuch, Portfolio
weitere Maßnahmen zur Eingangsfeststellung der Leistung:
Gegenstände ordnen lassen
Mappingverfahren
Brainstorming
Zeichnungen machen lassen
Eine Zeichnung / Bild beschreiben lassen
Laut denken lassen
Aufgaben lösen lassen
Fehler mit den Kindern analysieren
Erfahrungen berichten lassen
Fragen, Hypothesen, Begründungen, Erklärungen, Beispiele generieren lassen (durch Kinder selbst)
Fragen stellen
Es geht immer darum in die Köpfe der Kinder hineinzusehen. Kompetenzen etc. werden dadurch offengelegt
Klassenarbeiten:
Unmissverständliche Formulierung, begründete Aufgabenformen, Aufgabenumfang, Reihenfolge, Schwierigkeitsgrad (wichtig für Testsensitivität -> Test soll so aufgebaut sein, dass auch kompetentere Schüler erkannt werden; die Aufgaben sollen also nicht zu einfach und nicht zu schwer sein, also eine Breite abdecken) – subjektive Tests
Testgütekriterien: Aufgabenschwierigkeit, Trennschärfe (manche Aufgaben fallen manchen einfacher und anderen schwieriger)
Informelle Testverfahren wie Klassenarbeiten genügen den Gütekriterien der klassischen Testtheorie meist nicht (müssen sie auch nicht)
Schulleistungstests sollen Gütekriterien erfüllen
Wie können wir Leistung feststellen?:
Grundsatz der proportionalen Abbildung (das Thema, das vorherrschend war sollte auch geprüft werden, weniger geübte entsprechend weniger)
Grundsatz der Variabilität (Prüfungen sollen abwechslungsreich gestaltet werden, um alle Präferenzen der Schüler abzudecken, z.B. auch mündliche Tests)
Testgütekriterien
Validität Werden diejenigen Lernziele für deren Beurteilung der Test entworfen wurde, tatsächlich mit dem Test erfasst?
Reliabilität Wie exakt erhebt und bildet ein Test die zu erfassende Kompetenz bzw. das zu erfassende Lernziel ab?
Objektivität In welchem Ausmaß ist das Testergebnis unabhängig von denjenigen, die den Test einsetzen?
Leistungsbewertung
Soziale Bezugsnorm
Kriteriale Bezugsnorm
Individuelle (prozessbezogene) Bezugsnorm
Bei gleichem Test in zwei verschiedenen Klassen, werden die Noten oft im Mittel vergeben. Im Vergleich hat dann eventuell ein Schüler aus der einen Klasse eine 1, obwohl er nur einen Punkt mehr hat, als der schlechteste Schüler der anderen Klasse, der eine 4 bekommen hat.
Soziale Bezugsnorm hat einen Sinn, um z.B. eine Hochbegabung zu diagnostizieren. Dann wird mit einer Norm aus der Gesellschaft verglichen.
Kann z.B. die Jahrgangs- oder Altersnorm sein
Ein Lehrer beurteilt die Schüler einer Klasse nur über Kriterien, weil das Kind die Kompetenz hat oder nicht.
Kriterien sollten objektiv sein und gegenüber allen anderen kommuniziert werden (Eltern, Kollegen).
Jedes individuelle Vorwissen wird berücksichtigt und die Kinder, die im Test die größten Fortschritte gemacht haben, haben die meisten Punkte erzielt und eine bessere Note, als Kinder, die vielleicht mehr richtige Antworten gegeben haben, bei denen aber der Lernzuwachs nicht so groß war.
Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Bezugsnorm
Es gibt zu wenig empirisches Wissen
Es kann sehr motivierend wirken, wenn kleine Fortschritte zurückgemeldet werden und mit guten Noten bewertet werden. Leistungsschwächere SuS profitieren besonders von der individuellen Bezugsnorm, weil sie das Niveau nicht so schnell erreichen, wie schnellere SuS.
Leistungsstarke können demotiviert werden.
Alle Bezugsnormen haben Vor- und Nachteile.
Problem kann sein, dass SuS nur das tun, was sie tun müssen, um eine bestimmte Leistung zu erreichen.
Soziale Bezugsnorm kann helfen, dass SuS sich in der Klasse einordnen können -> Problem der Vergleichbarkeit, auch bei Schul- oder Klassenwechsel
Form der Leistungsbewertung
Zensuren
Verbalbeurteilungen
Verbalbeurteilung
Zensuren vs Verbalbeurteilungen
Urteilsfehler
Komponenten der Urteilsgenauigkeit
Gibt man ein Urteil ab, kann das mehr oder weniger genau sein.
Komponenten der Urteilsgenauigkeit:
Fehler 1. und 2. Art
Niveaukomponente
Streuungskomponente
Rangordnungskomponente
SuS haben eine wahre Kompetenz/Leistung, die sie erbringen, diese ist aber nicht sichtbar, wir müssen sie sichtbar machen. Über die sichtbare Leistung bilden wir uns ein Urteil. Das Urteil kann richtig sein, aber auch falsch.
Beim Fehler 1. Art können die Kinder etwas, was die Lehrer ihnen nicht zutrauen.
Beim Fehler 2. Art trauen die Lehrer den Kindern mehr zu als sie tatsächlichen können -> größere Probleme, da sie nicht weiter unterstützt werden.
weitere Urteilsfehler
Milde- oder Strenge-Effekt (Leistung besser oder schlechter Bewerten als sie tatsächlich ist)
Tendenz zur Mitte oder Überdifferenzierung (Lehrkraft tendiert entweder dazu keine extremen Urteile zu machen oder die Lehrkraft tendiert dazu mehr extreme Urteile zu machen und keine mittleren)
Rangordnungs- oder Korrelationskomponente (Korrelation von 1 = perfekt eingeschätzt; Korrelation von -1 = genau Falschrum eingeschätzt)
Warum liegt man bei Urteilen daneben?
Halo-Effekt
von einem hervorstechenden Merkmal wird auf andere Merkmale geschlossen: Mitarbeit, Sprachfertigkeit, Handschrift, Höflichkeit, Ordentlichkeit usw. beeinflussen Notengebung
Halo = Heiligenschein
es werden Dinge in die Notengebung einbezogen, die dort nichts zu suchen haben
Ähnlichkeit- /oder Kontrastfehler
die Lehrperson bewertet SuS, die ihr ähnlich sind bzw. denen sie im Kindesalter ähnlich war besser (und umgekehrt)
Logische Fehler
aus Beobachtungen werden Erkenntnisse abgeleitet, die zwar logisch erscheinen, aber trotzdem falsch sind.
Beispiel: positive Korrelation zwischen Storchpopulation und Geburtenrate
Wissen wird aus einem bestimmten Bereich herausgezogen, um ein Urteil in einem anderen Bereich zu fällen.
Reihungsfehler
die Reihenfolge der Leistungsbegutachtung hat einen Einfluss auf deren Bewertung.
eine durchschnittliche Leistung wird besser bewertet, wenn sie auf eine schlechte Leistung folgt und umgekehrt.
Pygmalion-Effekt
Selbsterfüllende Prophezeiung
redet man sich etwas ein, dann wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch eintreffen.
derartige Urteile betreffen auch andere, wenn sie über andere getätigt werden.
man verhält sich entsprechend den Vorurteilen und fördert damit die Erwartungen
Vermeidung von Urteilstendenzen und -fehlern
Anonyme Korrektur
Beschreibung und Bewertung der Leistung strikt voneinander trennen
Musterlösungen
„Pädagogisch günstige Voreingenommenheit“
Ungenauigkeit, Vorläufigkeit und Revisionsbedürftigkeit der eignen Urteile immer bewusst sein
Diagnostische Imperativ: Lehrerdiagnosen während des Unterrichts sollten sensitiv gegenüber Verhaltens- , Wissens- und Motivationsänderungen der Schüler und darauf einwirkender unterrichtlicher Maßnahmensein
Lehrerdiagnosen müssen sich nicht durch neutrale Objektivität, sondern durch pädagogisch günstige Voreingenommenheit auszeichnen
Leistungsunterschiede zwischen den SuS einer Klasse mäßig unterschätzen
Erfolge der SuS subjektiv durch Begabung und ihre Misserfolge durch mangelnde Anstrengung oder ineffektiven Unterricht erklären
Formative Assessment
Umgang mit Heterogenität -> passgenauer Unterricht
Bei manchen Schülern bringt alle Planung nichts, sie muss angepasst werden. Dies passiert durch Diagnostik noch während des Unterrichts
ZIEL: Lernen und Lernweg sichtbar machen
5 zentrale Aspekte von Formative Assessment
Das Klarstellen, Verteilen und gemeinsame Verstehen von Lernzielen und diesbezüglicher Erfolgskriterien
Das Aufdecken von Evidenzen in Bezug auf das Lernen
Das Bereitstellen von Feedback, das das Lernen unterstützt
Die Aktivierung von SuS als instruktionale Ressource füreinander (SuS untereinander)
Die Aktivierung von SuS als Überwacher ihres eigenen Lernprozesses (überfachliche Kompetenz -> metakognition)
Formative Assessment an einem Beispiel
Beschaffenheit und Nutzen von Zahnrädern …
Mit einem Getriebe kann man…
Lernziele des Assessment im Beispiel
Passend zu den Lernzielen gab es unterschiedliche Lernkarten, in drei unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen. Dies wurde den SuS entsprechend mitgeteilt.
Prä Assessment im Beispiel
Zuvor gab es Aufgaben, die in einem Testheft bearbeitet wurden (themenbezogen). So konnte vorab festgelegt werden, welches Wissen bereits zuvor vorhanden war.
Passgenaue Angebote im Beispiel
Im Sinne des offenen Unterrichts würde man den Kindern freie Wahl lassen, welche Karten gewählt werden. Ansonsten kann man das als Lehrkraft auch etwas steuern und die Kinder „beraten“. Durch die Eingangsdiagnose kann man die Kinder etwas besser unterstützen bei der Wahl.
Techniken des Formative Assessment
Nachfragen während dem Arbeiten oder auch Feedback geben. Dies sollte während der ganzen Stunde erfolgen, sodass alle SuS zu ihren Lernzielen kommen. On-the-fly, also während des Unterrichts wird geschaut.
„Jede Aktivität, die der Lehrperson Informationen über den Wissensstand der Klasse in Bezug auf ein bestimmtes Lernziel liefert, kann ein Formatives Assessment sein — einzige Bedingung ist, dass die Informationen nicht nur gesammelt, sondern auch zur Anpassung des Unterrichts bzw. des Lernens auf Seiten der SuS verwendet werden.“
Informationen müssen also auch genutzt werden! Techniken müssen effizient sein, sonst bringt auch ein Assessment nichts. Es muss nicht aufwendig kreiert sein oder den Gütekriterien entsprechen. Wichtig dabei ist das wissen, ob etwas nachgearbeitet werden muss oder nicht -> Informationen zum weiteren Gestalten des Lernprozesses.
Zum Vergleich gleiches Testbuch noch einmal ausfüllen lassen und vergleichen. Damit kann nachgesehen werden, ob die Kompetenzen erworben wurden
Das Formative Assessment ist das Werkzeug für einen differenzierten/adaptiven Unterricht. Man diagnostiziert die Lernvoraussetzungen und die Lernschritte.
Durch Formative Assessment kann mit Heterogenität entsprechend umgegangen werden. Allerdings ist es noch nicht so weit verbreitet und es ist eher von kurzer Dauer
Big fish little pond
akademisches Selbstkonzept von Personen sinkt, wenn sie sich in einer Bezugsgruppe befinden, die über höhere Fähigkeiten verfügt
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