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by Lea H.

Angemessene, gestufte Sanktionen

Schüler müssen hierfür auch ein Interesse daran haben, den Unterricht nicht zu stören.

Repertoire an Reaktionsmöglichkeiten auf unterschiedlichen „Stufen“ der Deutlichkeit:

  1. Blickkontakt aufnehmen oder dicht an den Störenfried herantreten — ohne den Unterrichtsfluss zu unterbrachen

  2. Verbal beiläufig intervenieren, z.B. durch das Aufrufen des betreffenden Schülers — ohne den Unterrichtsfluss zu unterbrechen

  3. An die vereinbarten Regeln erinnern und die vereinbarten Konsequenzen in Erinnerung rufen

  4. Dazu auffordern, die vereinbarten Routinen oder Regeln zu benennen und ihnen Folge zu leisten

  5. Den Störenfried unmissverständlich auffordern, seine Störung zu unterlassen

  6. Privilegien entziehen oder einen Schüler kurzzeitig aus der Lerngruppe ausschließen

  7. Eine schriftlich abgefasste Reflexion über die begangene Regelverletzung einfordern

  8. Schüler nach der Schulstunde zum Gespräch einbestellen

  9. Die Schulleitung informieren und Kontakt mit den Eltern aufnehmen

Sanktionen (Borich, 2014; Keller, 2014, zitiert in Deiglmayr, 2017):

  • Schriftliche oder mündliche Verwarnung (z.B. Eintrag ins Klassenbuch, Eintrag von Strichen)

  • Umsetzen der Schülerin oder des Schülers, z.B. an einen Einzelplatz

  • Zusätzliche Hausaufgaben oder Arbeit für die Klasse (z.B. Aufräumen)

  • Gespräch nach der Stunde oder nach Unterrichtsschluss

  • Auszeit

  • Benachrichtigung der Eltern

  • Wiedergutmachung (z.B. Schaden reparieren, Verschmutzung beseitigen, sich mündlich oder schriftlich entschuldigen)

  • Nachholen eines Unterrichtsversäumnisses

  • Vorübergehendes Einziehen von Gegenständen

Regeln müssen zuvor ganz klar aufgestellt worden sein. Gibt es eine Regel nicht, wird es zu Protest kommen (z.B., wenn das Kind mit einem Gegenstand Laute macht, aber keine Regel dagegen existiert und der Lehrer den Gegenstand einzieht).

Umgang mit Emotionen

  • Professionelle Beziehung zu den SuS

  • „emotionale Objektivität“

    • ein grundsätzlich wertschätzender Umgang mit den SuS — ohne diese dabei in unrealistischerweise als „Freunde“ oder „Kumpel“ wahrzunehmen

    • die Fähigkeit, sich gerade auch im Fall von Störungen in die SuS hineinzuversetzen und ihre Beweggründe zu verstehen —ohne deren Verhalten dadurch entschuldigen oder gar gutheißen zu wollen

    • die Fähigkeit, eigene negative Emotionen zu kontrollieren — also auf keinen Fall etwa SuS anzuschreien oder zu demütigen

Es hilft aber immer auch den familiären und sozialen Hintergrund zu berücksichtigen. Auch, ob es reine Provokation der Lehrkraft ist, weil das gerade „angesagt“ ist

  • Sanktionen sind immer mit negativen Gefühlen auf Seiten der SuS verbunden

  • Selbstwertgefühl der SuS nicht angreifen!

    • Sanktionen werden möglichst nicht öffentlich erteilt, sondern „unter vier Augen“

    • Insbesondere werden Diskussionen oder gar Eskalationen vor der ganzen Klasse vermieden.

    • Die Begründung von Sanktionen bezieht sich auf das Verhalten bzw. eine getroffene Entscheidung nicht auf die Person.

    • Die Lehrperson teilt die Sanktion nicht emotional oder gar in verletzendem Tonfall mit, sondern gefasst und in nüchternem bis freundlichem Ton

    • Die Lehrperson vermeidet drohende Gesten und aggressive Körpersprache; sie respektiert die Privatsphäre und die persönlichen Gegenstände der SuS

    • Ist eine Sanktion erteilt, so gibt die Lehrperson den SuS Zeit, sich zu beruhigen und sein Verhalten anzupassen; in dieser Zeit hält sie sich beispielsweise nicht direkt neben ihnen auf.

    • Die Lehrperson bleibt ruhig und unerbittlich, auch wenn sich jemand gegen eine verhängte Sanktion wehrt; Sanktionen sind nicht verhandelbar

    • Die Lehrperson ist nicht „nachtragend“;jede Stunde beginnt für alle SuS ohne Vorbelastungen

Hintergrund: Lernen aus „Konsequenzen“

  • Entscheidend ist, wie der / die SuSselbst die Konsequenzen wahrnimmt, und nicht, wie diese ggf. intendiert waren

  • Tritt ein bestimmtes Störverhalten immer wieder auf, fragen Sie sich: welche Verstärker halten dieses unerwünschte Verhalten vermutlich aufrecht?

  • Wird ein Verhalten über längereZeit nicht mehr verstärkt (hat es also nicht mehr dieselben positiven Konsequenzen), so sinkt sine Auftretenswahrscheinlichkeit („Löschung“)

Verstärkung ausschließlich dann, wenn die Klasse sich auch entsprechend verhält!

z.B. Ampel- oder Sternchen-System

  • Kontingente Verstärkung: Verstärkung erfolgt immer dann und nur dann, wenn die Klasse das gewünschte Verhalten zeigt

  • Belohnungssystem („token economies“) -> ich verhalte mich richtig und bekomme ein Sternchen

  • Intermittierende (gelegentliche) Verstärkung: Aufrechterhalten des erwünschten Verhaltens (wenn zur Regel, Routine geworden), das gewünschte Verhalten wird nicht jedes Mal, sondern nur hin und wieder gelobt (unvorhersehbar)

  • Prüfen: Kann der / die SuS das gewünschte Verhalten überhaupt zeigen?

  • Motivation sollte nicht ausschließlich durch externe Verstärker aufgebaut werden — besser: Kompetenzerleben

Der Abbau von unerwünschtem Verhalten durch Sanktionen sollte immer ergänzt werden durch den Aufbau von erwünschtem Verhalten durch Lob oder sonstige Verstärkung.

Lob, aber auch Strafe, bedeuten für verschiedene Schüler immer etwas anderes. Was für den einen eine Strafe ist, ist für jemand anderen eher eine Verstärkung.

Prävention vor Intervention!

Mittel zur adaptiven Gestaltung

Differenzierter Unterricht

Formen der Differenzierung

Makroebene

Innere Differenzierung (Binnendifferenzierung):

  • Quantitativ: Aufgabenumfang

  • Qualitativ: Schwierigkeits- und Komplexitätsgrad

  • Methodisch: Methodeneinsatz und Grad der Lehrerhilfe

  • Medial: unterschiedliche Abstraktionsstufen

  • Sozial: Gruppe (heterogen, homogen), Einzel

Mikroebene

Anpassung in den Schüler-Lehrer-Interaktionen (1-zu-1-Interaktion im Unterricht):

Umso besser der Schüler wird, desto weniger Unterstützung bekommt er von der Lehrkraft. Der Lehrer muss ein ausgewogenes Verhältnis seiner Hilfe finden.

Voraussetzungen und Gelingensbedingungen

Lehrperson

  • Diagnostik von Lernausgangslagen

  • Eine den individuellen Lernprozess begleitende Diagnostik und Rückmeldung

  • Scaffolding

Offener Unterricht

Verschiedene Unterrichtsangebote und die Schüler können daraus wählen.

Selbsttätigkeit ist das Ziel -> z.B. Stationenarbeit etc.

Offener Unterricht ist nicht immer adaptiv! -> Woher weiß man, dass der entsprechende Schüler das für ihn gedachte Lernangebot wählt?

  • Nicht zwangsläufig adaptiv

  • Grad der Öffnung wird häufig überschätzt

  • Öffnung beinhaltet nicht zwangsläufig individuelle Förderung

  • Zum Teil ATI-Effekte (Fähigkeiten SuS interagiert mit dem Angebot -> kann lernförderlich sein, muss es aber nicht; diese SuS brauchen mehr Klarheit und Vorgaben; SuS mit günstigen Lernvoraussetzungen können durch offenen Unterricht durchaus profitieren)

  • Fachliches Verständnis wird nicht zwangsläufig gefördert

  • Klarere Strukturierung nötig, kognitiv aktivierende Inhalte

Was ist Diagnostik

  • Diagnose (diágnosis) = „unterscheidende Beurteilung, Erkenntnis“, im Sinne einer „aufgrund genauer Beobachtung, Untersuchung abgegebenen Feststellung, Beurteilung über den Zustand, die Beschaffenheit von etwas“

  • Unterschiedliche Bezugsdisziplinen z.B. medizinisch, psychologisch

  • Verwendung verschiedener Begrifflichkeiten in der pädagogischen Fachliteratur z.B. pädagogische Beobachtung, Pädagnostik

Grundlagen schaffen, um in einer bestimmten pädagogischen Situation aktuell anstehende Entscheidungen hinsichtlich des Lernens bzw. der Erziehung des Individuums treffen zu können.

Pädagogische Diagnostik umfasst „alle diagnostischen Tätigkeiten, durch die bei einzelnen Lernenden und den in einer Gruppe Lernenden Voraussetzungen und Bedingungen planmäßiger Lehr- und Lernprozesse ermittelt, Lernprozesse analysiert und Lernergebnisse festgestellt werden, um individuelles Lernen zu optimieren.

Zur Pädagogischen Diagnostik gehören ferner die diagnostischen Tätigkeiten, die die Zuweisung zu Lerngruppen oder zu individuellen Förderungsprogrammen ermöglichen sowie die mehrgesellschaftlich verankerten Aufgaben der Steuerung des Bildungsnachwuchses oder der Einteilung von Qualifikationen zum Ziel haben.

Diagnostik kann zu Beginn als Voraussetzungen und Bedingungen stehen, aber auch zum Schluss als Lernergebnisse. Diagnostik wird zur Selektionsentscheidung benutzt z.B. die Zuteilung eines Schülers zu einer Lerngruppe und anschließend mit einer Note eine Qualifikation zu erteilen, z.B. Übergang ans Gymnasium o.Ä.

Informell z.B. im Unterricht ungeplant

Formell -> Leistungskontrolle (geplant) z.B. auch VERA

Planned-for-interaction -> vorher hat man sich schon Gedanken darüber gemacht, was noch offen sein könnte (nicht völlig ungeplant)

Leistungsfeststellung

Maßnahmen

  • Gespräche

    • Mündlich: während Lernsituation

    • Schriftlich: Fragebogen, Lerntagebuch

  • Beobachtung

    • Strukturiert: vorbereitete Ankreuzbögen mit Kriterien

    • Offen: Kriterien vorhanden, freie Formulierung

  • Diagnose- bzw. Testverfahren

    • Formell: deklarierte Tests

    • Informell: nicht deklarierte Diagnoseverfahren (Klassenarbeit)

  • Analyse von Arbeitsprodukten

    • Forscherheft, Lerntagebuch, Portfolio

weitere Maßnahmen zur Eingangsfeststellung der Leistung:

  • Gegenstände ordnen lassen

  • Mappingverfahren

  • Brainstorming

  • Zeichnungen machen lassen

  • Eine Zeichnung / Bild beschreiben lassen

  • Laut denken lassen

  • Aufgaben lösen lassen

  • Fehler mit den Kindern analysieren

  • Erfahrungen berichten lassen

  • Fragen, Hypothesen, Begründungen, Erklärungen, Beispiele generieren lassen (durch Kinder selbst)

  • Fragen stellen


Es geht immer darum in die Köpfe der Kinder hineinzusehen. Kompetenzen etc. werden dadurch offengelegt


  • Klassenarbeiten:

    • Unmissverständliche Formulierung, begründete Aufgabenformen, Aufgabenumfang, Reihenfolge, Schwierigkeitsgrad (wichtig für Testsensitivität -> Test soll so aufgebaut sein, dass auch kompetentere Schüler erkannt werden; die Aufgaben sollen also nicht zu einfach und nicht zu schwer sein, also eine Breite abdecken) – subjektive Tests

    • Testgütekriterien: Aufgabenschwierigkeit, Trennschärfe (manche Aufgaben fallen manchen einfacher und anderen schwieriger)

      • Informelle Testverfahren wie Klassenarbeiten genügen den Gütekriterien der klassischen Testtheorie meist nicht (müssen sie auch nicht)

      • Schulleistungstests sollen Gütekriterien erfüllen


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Lea H.

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