Gliederung
1,1-3: Präskript
1,4-9: Proömium
1,10-4,21: Spaltungen in der Gemeinde: Die Weisheit und das Kreuz
5,1-6,20: sittliche Missstände in der Gemeinde
7,1-40: Ehe und Ehescheidung
8,1-11,1: Die Problematik des Götzenopferfleisches
11,2-14,40: Fragen rund um Gemeinde und Gottesdienst
15,1-58: Auferstehung
16,1-12: Kollekte und Reisepläne
16,13-24: Briefschluss: Ermahnungen und Grüße
Wann?
Der 1Kor wird in der Forschung meist auf das Frühjahr 55 datiert. Ihm ging
anscheinend schon ein Brief an die Korinther voraus (vgl. 5,9), ebenso ein
Brief der Korinther an Paulus mit verschiedenen Anfragen (vgl. 7,1). Diese
beiden Briefe sind nicht erhalten.
Wo?
Der Abfassungsort Ephesus wird im Brief selbst (16,8) genannt.
Wer?
Absender des Briefes ist Paulus. Empfänger ist die von ihm in Korinth
gegründete Gemeinde.
Was erfahren wir aus dem Brief über die Adressaten und ihr Verhältnis zu Paulus?
Gemeinde Gottes in Korinth und alle die den Namen Gottes anrufen.
Paulus beansprucht die Gemeinde gegründet zu haben.
Paulus hat ein gutes Verhältnis zur Gemeinde, ist durch „Leute der Chloe“ über Einzelheiten informiert und hat laut eigener Auskunft einige in der Gemeinde getauft (1)
Vordringlicher Anlass ist die Gefahr von Gruppenbildungen innerhalb der Gemeinde, der Paulus entschieden wehren möchte (1; vgl 11).
Die Gemeinde hat ihm einen Brief geschrieben
Zugleich gibt es eine Gegnerschaft von „Starken“ (vgl. 8-10), deren Aussprüche Paulus fortwährend schlagwortartig zitiert und korrigiert
Einige Gemeindeglieder haben einen hohen Status
Am Ende ruft Paulus die Gemeinde wiederholt zur Ordnung (11;14)
Welche Gruppen haben sich im Zuge des Parteienstreits in Korinth gebildet? Wie reagiert Paulus darauf?
Im Zuge dieses Parteienstreits haben sich verschiedene Gruppen in Korinth gebildet, die sich jeweils auf ihren Täufer oder Lehrer berufen: die Gruppen des Paulus, des Apollos, des Kephas (Petrus) und des Christus (1,11f.). Paulus reagiert darauf, indem er die alleinige hervorgehobene Autorität Christi betont und die Gemeinde zur Einheit und Einigkeit auffordert (1,13).
Wie lautet das Wort von der Torheit des Kreuzes?
1Kor 1,18: „Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist’s eine Gotteskraft.“
Wie funktioniert die Argumentation bei der Gegenüberstellung von Weisheit und Torheit in 1Kor 1f.?
In der folgenden Argumentation operiert Paulus permanent mit der Gegenüberstellung von Weisheit und Torheit: Anknüpfend an das atl. Zitat aus Jes 29,14 über die Verwerfung menschlicher Weisheit (auf welche ja zumindest ein Teil der Korinther so stolz zu sein scheint) kommt er auf das Kreuzesgeschehen zu sprechen. Das Kreuz ist nach menschlichen Kriterien absolut kein Machtsymbol, sondern ein Symbol des Scheiterns, eben „Torheit“, aber Weisheit bei Gott und führt dadurch zum Heil. So dargelegt lebt der christliche Glaube also aus dem Paradox, auf das sich der Einzelne einlassen muss. Menschliche Wertmaßstäbe werden damit außer Kraft gesetzt, mehr noch: sogar umgekehrt, im jüdischen wie im griech. Kulturkreis gleichermaßen (vgl. 1,22-24: „Denn die Juden fordern Zeichen, und die Griechen fragen nach Weisheit, wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit; denen aber, die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit.“). Der Hl. Geist ist dabei sowohl der Garant wie auch die Bedingung dafür, dass der einzelne Mensch die Weisheit Gottes (also die Heilsbedeutung des Kreuzes) überhaupt erkennen und verstehen kann.
Wie beschreibt Paulus das Wirken der Missionare (also er selbst und andere) in ihrer Stellung vor Gott? Welche Bilder verwendet er dafür?
Die Missionare sind lediglich Mitarbeiter Gottes. Gott selbst ist derjenige, der für die Wirksamkeit ihrer Arbeit und für die Realisierung des Glaubens im Letzten verantwortlich ist. Deshalb ist die Berufung auf Christus letztlich auch die einzig akzeptable Alternative. Paulus verwendet dafür zwei Bilder: das der Gärtner und das der Baumeister (damit zugleich Acker und Bauwerk als Bilder für Gemeinde).
Worum geht es bei dem Fall des sog. „Unzuchtsünders“ in Kap. 5? Wie soll die Gemeinde mit ihm umgehen? Und wie soll sie sich grundsätzlich gegenüber „Unzüchtigen“ usw. verhalten?
Es geht dabei um einen Mann, welcher eine sexuelle Beziehung mit der Frau seines Vaters eingegangen ist (5,1). (Zum Hintergrund: Es handelt sich hier vermutlich um ein Konkubinatsverhältnis, das der Sohn mit der Konkubine seines (evtl. verstorbenen) Vaters eingegangen ist. Nach röm. Recht war eine solche Beziehung legal, aber nach den Maßstäben jüdischer Sexualethik, von welcher Paulus herkommt, war das Verhalten auf jeden Fall verwerflich.) Dieser Mann soll sofort aus der Gemeinde ausgeschlossen werden (5,5.13) (das ist übrigens der einzige bekannte Fall, wo Paulus zu dem drastischen Mittel der Exkommunikation greift). Grundsätzlich soll sich die Gemeinde von „Unzüchtigen“ und des Weiteren auch von „Geizigen“, „Götzendienern“, „Lästerern“, „Trunkenbolden“ und „Räubern“ fernhalten und solche gegebenenfalls aus ihren Reihen ausstoßen.
Wie beurteilt Paulus grundsätzlich Ehe und Ehelosigkeit?
Paulus zieht grundsätzlich die Ehelosigkeit der Ehe vor. Er betrachtet aber die Ehelosigkeit als eine besondere Gabe, ein Charisma, welches er selbst besitzt (7,7f.). Für diejenigen, die zu solcher Enthaltsamkeit nicht fähig sind, ist aber die geordnete Einehe einem „ungeordneten“ Ausleben sexueller Bedürfnisse vorzuziehen (7,2.5.9). Auch für die noch Unverheirateten ist es nach Paulus zwar besser, ledig zu bleiben, aber auch eine Heirat steht dem Willen Gottes nicht entgegen (7,25- 40). (Im Hintergrund solcher Ansichten steht vermutlich die akute Naherwartung der Wiederkehr Christi, so dass die ungeteilte Konzentration auf die Angelegenheiten des Herrn von Vorteil ist.)
Was sagt Paulus zur Ehescheidung?
Ehescheidung lehnt Paulus (unter Berufung auf das entsprechende Verbot Jesu) prinzipiell ab (7,10). Eine Ausnahme besteht bei Ehen zwischen christlichen und nichtchristlichen Partnern; eine solche Ehe darf auf Wunsch des nichtchristlichen Partners geschieden werden (7,15). Auch eine Wiederheirat Geschiedener wird abgelehnt (7,11).
Paulus’ Argumentation zum Thema Götzenopferfleisch hat mehrere Ebenen. Zeichnen Sie die Argumentation nach, achten Sie dabei vor allem auf Aussagen über die Götzen, das Gewissen und den „schwachen Bruder“.
Paulus argumentiert hier auf verschiedenen Ebenen. Grundsätzlich gibt es keine Götzen, deswegen entstehen für Christen grundsätzlich auch keine kultischen Probleme (8,4). Wer aufgrund langjähriger Gewöhnung aber nicht restlos von dieser Erkenntnis überzeugt ist und beim Essen von Götzenopferfleisch in Anfechtung gerät, soll sein Gewissen schonen und dann besser nicht davon essen (8,7). Für die anderen ist es prinzipiell kein Problem. Oberstes Kriterium ist aber die Einheit der Gemeinde und die wechselseitige Unterstützung. Deshalb verbietet sich das Essen von Götzenopferfleisch für den einen auch dann, wenn es für den anderen (den „schwachen Bruder“) zum Anlass von Anfechtung wird (8,9-13).
Was erfährt man in den Kap. 11–14 über die Rolle von Frauen in der Gemeinde?
In Kap.11 wird zwar zunächst in gewisser Hinsicht eine Unterordnung der Frau unter den Mann formuliert (11,3), aber im gleichen Kontext geht Paulus selbstverständlich davon aus, dass Frauen im Gottesdienst öffentlich beten und prophezeien (11,5). Das steht in Spannung zu 14,33-36, wo unvermittelt ein Schweigegebot für Frauen in der Gemeinde begegnet. Deshalb halten die meisten Exegeten 14,33-36 für eine nachpaulinische Glosse.
Welche Probleme gibt es beim Abendmahl in Korinth?
Paulus kritisiert, dass das Abendmahl nicht als Gemeinschaftsmahl gefeiert wird, sondern jeder sein eigenes Essen gesondert einnimmt. Zudem kommen die sozialen Unterschiede zum Ausdruck, so dass gerade die Ärmeren beschämt werden. Paulus fordert einen neuen Respekt vor der Eucharistie, der sich gerade im Respekt vor der Gemeinschaft und Einheit der Gemeinde äußert.
Wo stehen die Einsetzungsworte? Vergleichen Sie diese mit der Überlieferung der synoptischen Evangelien.
1Kor 11,23-25: „Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich euch weitergegeben habe: Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach’s und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis."
Vergleich:
Mk,Mt sind sich ähnlich
Lk, paulinisch sind sich ähnlich
In 1Kor 11,23-25 zitiert Paulus die Überlieferung, um zu verdeutlichen, dass der erhöhte Herr, Christus, beim Mahl gegenwärtig ist, und dass es beim gemeinsamen Essen und Trinken um Verkündigung des Todes Jesu geht (V.26: vgl. die „Kreuzestheologie“ des Paulus in 1Kor 1-2). Dieser neue, durch das Blut gestiftete Bund und der erwähnte Verkündigungscharakter müssen auch in den Mahlfeiern der Gemeinde Ausdruck finden – sie lassen keine Spaltung zu.
Die Version kommt der Darstellung in Lk 22,18-20 am nächsten. Das Brotwort lautet: „Das ist mein Leib – für euch.“ Das Kelchwort: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut.“ Auffallend ist der doppelte Wiederholungsbefehl (bei Lukas nur beim Brotwort) in Bezug auf die Handlungen („Solches tut zu meinem Gedächtnis“).
Es fehlen sämtliche Details der Umstände, unter denen diese Worte gesprochen sind: Allein „in der Nacht der Auslieferung“ zeigt, dass es sich um das „letzte Mahl“ Jesu handelt. Paulus erwähnt weder die Jünger Jesu, die dabei waren, noch nähere Umstände, wie z.B. das Passafest. Während der leib „für euch“ näher bestimmt wird, ist vom „Vergießen des Blutes“ für die Vielen oder gar „zur Vergebung der Sünden“ die Rede. Damit konzentriert Paulus diesen Akt stärker auf die Brothandlung, wie auch das „Sooft“ in V. 25 suggeriert (vgl. erneut Lk 22,19).
Welche verschiedenen Gnadengaben (Charismen) werden erwähnt? Was sagt Paulus in diesem Zusammenhang über die Einheit der Gemeinde? Und welchen Stellenwert hat die Zungenrede (Glossolalie)?
In Kap.12 werden ausführlich die verschiedenen Gnadengaben/ Charismen, welche schon in Röm 12 Thema waren, verhandelt. Als Charismen werden hier erwähnt: „Weisheitsrede“, „Erkenntnisrede“, Glaube, Heilung, Wundertätigkeit, prophetische Rede, „Unterscheidung der Geister“, Zungenrede und Auslegung der Zungenrede (12,8-10). Paulus betont auch hier, trotz der Verschiedenheit der Gaben, die Einheit der Gemeinde durch den einen Geist (vgl. 12,4-6: „Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allem.“) und verwendet auch hier (wie in Röm 12) das Bild vom Leib und den Gliedern. Die Zungenrede/ Glossolalie (Kap.14) ist zwar grundsätzlich gut, soll aber nur dann zum Einsatz kommen, wenn sie für alle verständlich ausgelegt werden kann. Ansonsten ist die prophetische Rede vorzuziehen.
Wo steht das „Hohelied der Liebe“? Was ist seine zentrale Aussage?
Dazwischen, in Kap.13, steht das sog. „Hohelied der Liebe“, das die Vollkommenheit der Liebe beschreibt und diese als höchstes Gut der Gemeinde und als wichtigstes Charisma benennt (13,13: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“).
Welches traditionelle Osterbekenntnis zitiert Paulus bei der Auferstehung?
Paulus zitiert zu Beginn ein traditionelles Osterbekenntnis, bei welchem es sich vermutlich um die älteste christliche Ostertradition überhaupt handelt:
1Kor 15,3-5: „Denn als erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen.“
Wie stellt er sich die Auferstehung der Toten vor? Welche Metaphern verwendet er dafür?
Paulus kennt in seinen Vorstellungen von Auferstehung nur die leibliche Auferstehung, eine Trennung von Leib und Seele und das Auffahren einer unsterblichen Seele in den Himmel ist ihm fremd. Allerdings ist der himmlische Leib vom irdischen unterschieden, der „natürliche Leib“ wird in einen „geistlichen Leib“ verwandelt werden (15,42-44). Er verwendet dafür die Metapher eines Weizenkorns, aus dem eine Ähre wird, um die Verwandlung und die Notwendigkeit des vorherigen Absterbens zu veranschaulichen (15,36-38).
Was schreibt Paulus hier über den Tod? Welcher (typisch paulinische) Zusammenhang besteht zwischen Tod und Sünde?
Das Sterben ist notwendig und unumgänglich, aber die Macht des Todes ist nach Paulus durch Gottes Wirken in Jesus Christus besiegt. Dadurch ist auch die Sünde überwunden, welche durch das Gesetz den Tod gebracht hatte, so der (typisch pln, vgl. den Röm) Zusammenhang zwischen Tod und Sünde (15,54-57).
Wort vom Kreuz Auswendig lernen
1Kor 1,18:
Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist es Gottes Kraft.
Glaube, Hoffnung, Liebe (auswendig lernen)
1Kor 13,13:
Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.
Last changed4 months ago