Wann?
Die Vorschläge zur Datierung von 2Thess schwanken z.T. stark. Ein gewisser zeitlicher Abstand zur Abfassung des 1Thess ist wahrscheinlich.
(→Datierung gegen Ende des 1. Jh.?)
Wo?
Als Entstehungsort wird Kleinasien oder Makedonien angenommen.
Wer?
Die große Mehrheit der Exegeten halt 2Thess für deuteropaulinisch. Der
Verfasser scheint 1Thess gekannt und als literarische Vorlage genutzt zu haben. Allerdings zeigen sich im Bereich der eschatologischen Aussagen in 2Thess 2,1–12 Differenzen gegenüber Aussagen des 1Thess.
Gliederung
1,1f: Präskript
1,3-12: Proömium
2,1-12: Belehrungen über die Wiederkunft Christi
2,13-3,15: Ermahnungen und Wünsche
3,16ff: Briefschluss: “eigenhändige” Unterschrift
Welche Probleme unter den Adressaten scheinen hier der Anlass zu sein, Fragen der Endzeit zu thematisieren?
Auch im 2.Thess geht es, ebenso wie im 1.Thess, um Fragen der Endzeit und der Wiederkunft Christi. Allerdings scheinen hier andere Probleme unter den Adressaten der Anlass zu sein, diese Fragen zu thematisieren. Offenbar scheint es bei ihnen zu Verunsicherungen bezüglich des Zeitpunkts der Parusie Jesu gekommen zu sein, welche u.a. auch durch andere Missionare verursacht worden sind. Es handelt sich hierbei entweder um Vertreter einer zu enthusiastischen Parusienaherwartung oder um Betrüger (vgl. den sog. „falschen Paulusbrief“ in 2,2), die jedenfalls behaupten, der „Tag des Herrn“ sei schon da.
• Der Verfasser des 2Thess hat konkrete Vorstellungen von den Endereignissen. Vergleichen Sie diese mit den einschlägigen Ausführungen im 1Thess.
Demgegenüber betont der Verfasser des 2.Thess gerade (anders als der „echte Paulus“, welcher ja selbst in einer Naherwartung gelebt hat), dass dieser Tag eben noch nicht da ist (2,1f.). Im Anschluss beschreibt er den (noch nicht angebrochenen!) „Tag des Herrn“ und die ihm vorausgehende Endzeit. In dieser Endzeit werden verschiedene Gestalten auftreten: Zunächst der sog. „Mensch der Bosheit“ bzw. „Sohn des Verderbens“ (2,3): Dieser missbraucht die Gottesdienste, um sich selbst anbeten zu lassen (2,4); er wird aber erst auftreten, nachdem ein unbekannter „Aufhalter“ den Widerstand gegen ihn aufgegeben hat (2,7); er steht mit der „Macht des Satans“ in Verbindung (2,9), tut Wunderzeichen und verführt die Menschen zur Ungerechtigkeit (2,10). Des Weiteren die ungerechten Menschen: Deren Untergang wird nicht verhindert, sondern Gott schickt ihnen die „Macht der Verführung“ (2,11); dadurch werden sie wegen ihres Unglaubens gerichtet (2,12). Und schließlich Christus: Dieser tritt erst nach dem „Mensch der Bosheit“ auf und tötet ihn bei seiner Ankunft durch den Hauch seines Mundes (2,8). Er behält also am Ende den Sieg, das Böse bzw. der Böse vergeht.
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