Wann?
Der Kolosserbrief dürfte um das Jahr 80 herum entstanden sein.
Wo?
Der Brief wurde vermutlich in Kleinasien abgefasst, evtl. in Ephesus, wo auch die Existenz einer sog. „Paulusschule“ angenommen wird.
Wer?
Die Mehrheit der Exegeten hält den Kol für deuteropaulinisch (die Frage bleibt aber weiterhin umstritten). Er wurde wohl von einem Paulusschüler verfasst, da er eine deutliche Nähe zur pln Theologie aufweist, zugleich aber auch deutliche Abweichungen in sprachlicher, sozialer und theologischer Hinsicht.
Gliederung
1,1f: Präskript
1,3-23: Proömium
1,24-2,5: Der Apostel als Diener des Evangeliums
2,6-23: Die Auseinandersetzung mit den Irrlehrern
3,1-4,6: Mahnungen
4,7-18: Briefschluss: Mitteilungen, Grüße, “eigenhändiger” Gruß
Welche christologischen Aussagen enthält der sog. „Kolosserhymnus“ (1,15–20)? Wie wird das Verhältnis zwischen Gott und Christus hier dargestellt? Welche Rolle spielt Christus in der Schöpfung bzw. Welt, welche in der Gemeinde? Und welche Bedeutung hat er für die Versöhnung?
Schon im Briefanfang zitiert der Verfasser einen Christushymnus, den sog. „Kolosserhymnus“. Dieser steht in 1,15-20 und fasst gleich zu Beginn für den Brief wichtige christologische Aussagen zusammen: Christus ist das Ebenbild Gottes („das Ebenbild des unsichtbaren Gottes“, V.15); er ist der „Erstgeborene vor aller Schöpfung“ (V.15 → Präexistenz) und der Schöpfungsmittler, welcher über die ganze Welt herrscht (Weltherrschaft Christi), über die menschlichen und auch die außermenschlichen Bereiche (V.16f.); Christus ist das Haupt der Gemeinde, die auch hier als „Leib“ bezeichnet wird (V.18, nochmals 2,19; anders Röm 12; 1.Kor 12: dort ist die Gemeinde „Leib Christi“, aber Christus wird nirgendwo als deren Haupt bezeichnet); durch ihn wollte Gott die Versöhnung aller (V.19f.), er ist der „Erstgeborene von den Toten“ (V.18); auch die Vorstellung des stellvertretenden Sühnetods am Kreuz wird genannt (V.20).
Wie äußert sich der Verfasser über sein eigenes Leiden?
In dem nächsten kurzen Briefabschnitt findet sich eine Art Selbstvorstellung des Verfassers und seines Aposteldienstes unter den „Heiden“. In diesem Zusammenhang äußert er sich auch über sein eigenes Leiden: Er leidet stellvertretend für die Gemeinde und übernimmt damit den Teil, welcher „an den Leiden Christi noch fehlt“ (1,24). Dabei ist das Motiv einer stellvertretenden Leidensübernahme für andere bekannt; der Gedanke allerdings, am Leiden Christi würde noch etwas fehlen, ist dagegen völlig neuartig und findet sich so nicht beim „echten“ Paulus.
In 3,18–4,1 finden Sie eine der sog. „christlichen Haustafeln“. Worum geht es darin?
Im zweiten größeren Hauptteil des Kol finden sich (wie in den meisten Briefen) v.a. ethische Mahnungen. In diesem Rahmen begegnet in 3,18-4,1 eine der sog. „christlichen Haustafeln“. Eine solche Haustafel beinhaltet ganz grundsätzliche Verhaltensmaßstäbe für die verschiedenen Stände innerhalb eines antiken Haushalts, geordnet durch die drei Paare Frauen/ Männer, Kinder/ Eltern (bzw. Väter), Sklaven/ Herren. Sie stellt eine Anpassung der Sozialstrukturen innerhalb der christlichen Gemeinde an die sozialen Verhältnisse in der antiken Umwelt dar. Wie in den „echten“ Paulusbriefen sind die Mahnungen reziprok formuliert, aber im Unterschied zu dort (vgl. z.B. 1.Kor 7; auch Gal 3,28) wird nicht von allen dasselbe, sondern von den einzelnen Ständen je unterschiedliches Verhalten gefordert.
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