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3. Training unter speziellen Bedingungen

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by Kobby B.
  1. Mit welchen Anpassungsmechanismen reagiert das Blut, das Herz-Kreislauf-System

    und die Skelettmuskulatur auf einen über mehr als 2 Wochen anhaltenden Aufenthalt

    in Höhen >1600m (Anpassungsreaktionen)?


Anpassung des Blutes an O₂-Mangel in der Höhe

- Vermehrte Ausschüttung von Erythropoetin (EPO)

- Polyglobulie (= Vermehrung der roten Blutkörperchen) nach 3-4 Wochen

- Abnahme des Plasmavolumens

- Erhöhung des Hämatokrits:

-> hohe Blutviskosität, erhöhte Herzarbeit (Strömungswiderstand)

-> Risiko der Kapillarverstopfung und Thrombenbildung

- Einschränkungen in der Thermoregulation (verminderte Durchblutung)

Bei Alpin-Bergsteigern erreicht der Hämatokrit Werte von 60-70 & (normal 45-50 %). Dies

betrifft insbesondere Mitglieder von Hochgebirgsexpeditionen. Die Werte sind auch durch

Dehydrierungseffekte bedingt (vermindertes Durstgefühl!).


Herz

- Verminderte Schlagleistung infolge des erhöhten Blutwiderstandes und der defizitären O₂-Versorgung

- Reduzierte VO₂-max-Werte und reduziertes maximales Herzminutenvolumen


Skelettmuskulatur

- Zunahme der Kapillarisierung, vor allem der ST- und FTO-Fasern

- Nach wenigen Wochen: Abnahme des Muskelquerschnitts -> Verkürzung der Diffusionsstrecken

- Verbesserung der aeroben Stoffwechselkapazität der ST- und FTO-Fasern, zum Teil auch in den

FTG-Fasern

- Reduktion des Muskelquerschnitts – betrifft alle Fasertypen

- Erhöhung des Myoglobingehalts

- Reduzierte Bicarbonat-Ausschüttung (im Muskel und im Blut) -> reduzierte Pufferkapazität

gegenüber H⁺ bzw. Laktat

-> reduzierte anaerobe laktazide Leistungsfähigkeit

- Unveränderte azyklische Schnellkraft (anaerob alaktazid)

  1. Charakterisiere die 3 Phasen eines systematischen Höhentrainingsprogramms! Welche Regeln müssen beim Höhentraining beachtet werden? Welche Risiken birgt Training in

    Höhenlagen <1800m?


Phase 1 Akklimatisieren

- 3-6 Tage, umfangsorientiert, keine hohen Intensitäten

- 2-3 kurze TE / Tag

- Oft auch fremde Sportarten

- Viel Erholung / Schlaf


Phase 2 Haupttrainingsabschnitt

- Dauer: 12-14 Tage – oft in 2 MIZ mit kurzer Regenerationsphase

- Annäherung an die Umfänge / Intensitäten des Flachlandtrainings

- MIZ 1: Wechsel von langsamen Dauerläufen und extensiven längeren Intervallen

- MIZ 2: Wechsel von intensiven kürzeren Intervallen mit Kompensations-Dauerläufen

- Zwischen den TE viel Regeneration und aktive Erholung


Phase 3 Vorbereitung für den Übergang zum Flachlandtraining

- Wenig intensive Programme, überwiegend extensive Tempoläufe oder Dauerläufe

- Reduktion des Gesamtumfangs, dafür Integration von kurzen Einheiten mit Schnelligkeits-Schwerpunkt

Regeln

- Gesund anreisen!!!

- Es ist günstig, das Höhentraining durch einen kurzen Mesozyklus im Flachland vorzubereiten

mit Regenerationsphase

- Bei Anzeichen von Infekten oder Überlastungserscheinungen: v.a. INTENSITÄTEN

REDUZIEREN; Selbstbeobachtung; HF- und Laktat-Kontrollen

- Tempolaufzeit-Tabellen aus dem Flachland gelten in der Höhe nicht!!!

-> für identische Laufzeiten muss für Strecken >200 m intensiver gelaufen werden

- Beim ersten Höhentraining sparsam mit hohen Intensitäten umgehen

- Keine Experimente mit neuen Trainingsformen!

- Im Zweifelsfalle lieber Pause als um jeden Preis den Plan einhalten

- Genügend trinken, ausgewogen in kleinen Mahlzeiten essen

- Ausreichend Kompensation und Ruhephasen

- Angepasste Kleidung, Sonnenschutz

Risiken

- Hohes Infekt- und Übertrainingsrisiko

- Denn: Intensität für gleiche Laufgeschwindigkeit höher als im Flachland

- Erholungsphasen, insbesondere der Abbau einer Sauerstoffschuld, dauern länger als im

Flachland

- Klimatisch zum Teil kritische Bedingungen: Temperaturen, Wind, Niederschlag

- Dauerlaufstrecken oft mit ungewohnten Höhenmetern sowohl auf- als auch abwärts

- UV-Strahlung

- Trockene Luft (geringe Wasserdampfsättigung!)

- Bei unerfahrenen Athleten können unerwartete Verzögerungen oder auch Beschleunigungen

beim Ausprägen der sportlichen Form auftreten (Timing-Problem)

  1. Wie reagiert der Körper auf extrem kalte und extrem warme Umweltbedingungen?


Belastungsreaktion bei Hitze

Wasser- und Elektrolytverluste

- Hitze und Belastung -> vermehrte Verdunstung (Schweiß und Atemluft)

- Neben Wasserverlust auch geringe Elektrolytverluste ca. 3g Na/l Schweiß, eher unbedeutend,

Blut enthält ca. 9 g Na/l)

- Wasserdefizit von 2 % (1,5 l/70 kg BW à Durst)

- Wasserdefizit von 6 5 (ca. 4 l/70 kg BW à Reizbarkeit, Leistungsverlust)

- Wasserverlust à Anstieg der Kerntemperatur

- Bei mehr als 1,5 l Wasserdefizit à Abnahme des Blutplasmavolumens à Blutverdickung

Hauptproblem bei längeren Ausdauerbelastungen:

- Wasserverlust, der ausgeglichen werden muss!

Empfehlungen für Belastung bei höheren Umgebungstemperaturen:

- Zufuhr von ca. 1 l Wasser/Std., optimal in 4x ¼ l Portionen

- Zufuhr von verbrauchtem Brennstoff (ca. 50 g Zucker/l Wasser)

Sporttreiben bei Kälte

Reaktionen des Körpers auf anhaltend geringe Umgebungstemperaturen:

- Geänderte Verhaltensweise (angepasste Kleidung, Heizung einschalten, …)

- Kältezittern, setzt erst bei Absinken der Körperkerntemperatur ein

-> mäßige Erwärmungseffekte durch zusätzliche Muskelarbeit

- Anstieg des Ruheenergieumsatzes

Im Wintersport: Regelung zum Schutz der Athleten:

keine Wettbewerbe unter -18° C (nordischer Skisport) bzw. -20° C (Eisschnelllauf)

Effekte beim Sporttreiben in der Kälte:

- Unterhalb einer kritischen Temperatur (ca. -18° C,) kann die Wärmeproduktion die Wärmeverluste an die Umgebung nicht mehr ausreichen

- Reaktion: Wärmekonzentration auf den Körperkern -> verminderte periphere Durchblutung

-> Erfrierungen im distalen Bereich zugunsten der Körpertemperatur


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Kobby B.

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