Narzissmus

• Ursprung: in der griechischen Mythologie (Narziss)

• Psychoanalytische Tradition (Freud, Kohut, Kernberg)

  -> Selbstliebe (Libido auf sich selbst gerichtet)

• Narzisstische Persönlichkeitsstörung

• Variabilität in der Normbevölkerung: Narzissmus als Persönlichkeitseigenschaft

1. überschätzt die eigene Wichtigkeit

1. ist stark eingenommen von Fantasiengrenzenlosen Erfolgs Macht, Brillanz oder Schönheit

2. glaubt von sich, besonders und einzigartig zu sein und nur von besonderen oder wichtigen Menschen verstandenzu werden

3. benötigt exzessive Bewunderung

4. legt ein Anspruchsdenken an den Tag

5. ist in zwischenmenschlichen Beziehungen ausbeuterisch

6. zeigt einen Mangel an Empathie

7. ist häufig neidisch auf andere oder glaubt, andere seien neidisch auf ihn/sie

8. zeigt arrogante, hochmütige Verhaltensweisen oder Ansichten

In den letzten Jahren verstärkt Unterscheidung zwischen zwei Formen des Narzissmus:

• Grandioser Narzissmus: Dominanz, Selbstsicherheit, Durchsetzungsvermögen, etc.

• Vulnerabler Narzissmus: Kombination Grandiositätsfantasien & Selbstzweifel: Labilität, Zurückgezogenheit, negative Emotionalität, etc.

• Narcissistic Personality Inventory (NPI)

• 2 Strategien ein grandioses Selbstbild aufzubauen:

  -> Self- Promotion/ Selbsterhöhung -> führt zu Admiration/Bewunderung und Erfolg -> Social Potency/ Aufrechterhaltung (Aufwärtsspirale)

  -> andere Abwerten -> führt zu Rivalry/Riavalität Bedrohung -> Social Conflict Verteidigung vor Anderen (Abwärtsspirale)

Narcissistic Admiration and Rivalry Questionnaire (NARQ)

• Admiration (Bewunderung)

  • „Ich werde einmal berühmt sein.“

  • „Ich zeige anderen, was für ein besonderer Mensch ich bin.“

  • „Mit meinen besonderen Beiträgen schaffe ich es, im Mittelpunkt zu stehen.“

• Rivalry (Rivalität)

  • „Die meisten Menschen sind ziemliche Versager.“

  • „Es freut mich insgeheim, wenn meine Gegner scheitern.“

  • „Ich reagiere häufig gereizt auf Kritik.“

• Positive Korrelation zwischen Admiration & Rivalry: r = .43

• Korrelationen mit Narcissistic Personality Inventory (NPI):

  • Admiration: r = .63

  • Rivalry: r = .32

• Positive Korrelation mit Extraversion (.44)

  • Admiration geht mit Extraversion einher

• negative Korrelation mit Verträglichkeit (-.35)

  • Rivalry geht mit geringer Verträglichkeit einher

• Narzissmus wurde beschrieben als Sucht nach Selbstwertschätzung (Baumeister & Vohs, 2001) und tatsächlich haben Narzissten einen tendenziell hohen Selbstwert (Sedikides et al., 2004)

• Allerdings: Narzisstischer Selbstwert ist fragil

  • Tagesabhängige Fluktuationen im Selbstwert

  • Steilere Abnahme des Selbstwerts bei Narzissten nach negativem Feedback in Leistungstests (Rhodewalt & Morf, 1998)

  • Wird der Selbstwert von Narzissten bedroht, reagieren sie aggressiv

• Admiration geht mit einem, hohen und stabilen Selbstwertgefühl einher

• Rivalry geht geht mit einem geringen und fragilem Selbstwertgefühl einher

  Bushman & Baumeister (1998):

• Probanden erhalten positives/negatives Feedback zu einem Aufsatz (Bedrohung des Selbstwerts)

• Dann: „noise blaster game“ um aggressives Verhalten zu erfassen Narzissten verhielten sich aggressiver, aber nur nach Bedrohung des Selbstwerts

Die onotgenetischen Ursprünge des Narzissmus:

• Veranlagung

• Sozialisation

  • Erziehung

  • Kulturelle Faktoren

Zwillingsstudien:

• Bedeutender Erbeinfluss

• Keine Effekte geteilter Umwelten; aber Effekte nicht-geteilter Umwelten

• Mögliche Erklärung für Ergeblichkeit:

  • Überlappung mit den Persönlichkkeitseigenschaften (z.B Extraversion)

Erziehung: Zwei konkurrierende Hypothesen:

• Psychoanalyse:

  • Fehlende elterliche Wärme treibt Kinder zur Kompensation

  • Sie suchen die Anerkennung, die sie nicht von ihren Eltern erhalten, von anderen durch die Darstellung von Großartigkeit, Anspruchsdenken, etc.

    -> Fehlende elterliche Wärme sollte bei Kindern zu hohem Narzissmus führen

• Soziale Lerntheorie:

  • Wenn Eltern ihre Kinder als wichtiger sehen als andere Kinder, dann internalisieren diese die Sichtweise ihrer Eltern

    -> Elterliche Überbewertung sollte bei Kindern zu hohem Narzissmus führen

-> Elterliche Überbewertung erhöht Narzissmus (Brummelman, 2015)

• negative Beschreibung von Einzelkindern in der wissenschaftlicheh Literatur und Medien

• Zuschreibung narzisstischer Eigenschaften (Egoismus, Anspruchsdenken, mangelnde Empathie..)

  -> Vorurteile besonders bei Menschen mit Geschwistern

-> Ergebnisse zeigen, Vorurteile entsprechen nicht der Realität

• Kulturunterschiede: Besonders hohe Narzissmuswerte in den USA (Miller et al., 2012)

• Offenbar Anstieg über die Zeit:

  Mögliche Erklärungen:

  • Erziehung mit Fokus auf individueller Besonderheit und positive Selbstsicht

  • Medien

  • Noteninflation

  • Online-Selbstdarstellung

  • Wirtschaftliche Entwicklung

    …

Contextual Reinforcement Model

• Narzissten haben ein ausgeprägtes Verlangen nach Selbstaufwertung

• Narzissten benutzen andere, um Bewunderung zu erlangenund damit ihren Selbstwert zu erhöhen

• Narzissten haben wenig Interesse daran, enge und fürsorgliche Beziehungen zu führen

-> Narzissten suchen neue soziale Kontakte, erlangen Bewunderung bis ihr Charme verblasst und suchen dann andere soziale Kontakte, erlangen Bewunderung, etc.

• Narzissten werden bei kurzer Bekanntschaft positiv bewertet, jedoch nach längerer Bekanntschaft nicht mehr

• Admiration hängt positiv zusammen mit Popularität beim ersten Kennenlernen (dominant/expressiv) , Rivalry (arrogant/agressiv) hängt negativ zusammen mit Popularität bei längerer Bekanntschaft

• Es fällt Narzissten leicht, kurzzeitige Partner anzuziehen (Charme, Extraversion, Attraktivität) - hängt stark mit Admiration zsm

• Aber: Sie haben viele Probleme in dauerhaften Beziehungen (wenig Hingabe, viel Untreue, Trennungsgefahr) - hängt vorallem mit Rivalry zsm

• Schokoladenkuchen-Metapher bzw. Zigaretten Metapher (Nikotin und Teer)