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5.1 Ziele und Grundlagen der Jahresabschlussanalyse
5. JAHRESABSCHLUSSANALYSE
Tätigkeiten, die darauf gerichtet sind, aus Informationen des Jahresabschlusses und des Lageberichts Aufschluss über die wirtschaftliche Lage des Unternehmens zu erhalten.
Kapitalgesellschaften sind verpflichtet, ihren Jahresabschluss zu veröffentlichen (§ 325 HGB)
Aufgabe und Grenzen des Jahresabschlusses
Das HGB bestimmt, dass der Jahresabschluss von Kapitalgesellschaften ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage zu vermitteln hat (§ 264 Abs. 2 HGB).
Aus der Bilanz lässt sich nicht unmittelbar auf die wirtschaftliche Lage des Unternehmens schließen, da:
• Der Jahresabschluss vergangenheitsorientiert und stichtagsbezogen ist.
• Kennzahlen alleine noch keine Aussage über die wirtschaftliche Situation ermöglichen. Zeit- und Branchenvergleiche, ergänzende Erläuterungen etc. sind erforderlich, um sich ein Bild vom Unternehmen zu verschaffen.
• Es existiert eine Reihe von Wahlrechten zur Bilanzierung und Bewertung.
• Wichtige interne Vorgänge, Abhängigkeiten und Absichten werden oft nicht veröffentlicht, sodass ein externer Analytiker vielfältige Informationsdefizite hat.
quantitative vs qualitative Informationen
quantitative (numerische)
vornehmlich der Bilanz und der GuV
qualitative (verbale)
Anhang und Lagebericht
Jahresabschlussanalyse
quantitativer Informationen mithilfe von Kennzahlen
Arten von Kennzahlen
Die Jahresabschlussanalyse erfolgt in großem Maße mithilfe von Kennzahlen.
Kennzahlen können betriebswirtschaftliche Tatbestände und Vorgänge in komprimierter Form darstellen. Man unterscheidet:
• Absolute Kennzahlen: ergeben sich als Differenzen oder Summen zweier Zahlen, z. B. Umsatzsteigerung in der vergangenen Periode um 100.000 Euro.
• Relative Kennzahlen: stellen die Relation zweier Zahlen dar.
Relative Kennzahlen
Relative Kennzahlen werden wie folgt unterteilt:
• Gliederungszahlen: Eine statistische Teilgröße wird zur Gesamtgröße in Beziehung gesetzt, z. B. beträgt das Eigenkapital 30 % der Bilanzsumme.
• Beziehungszahlen: Eine Größe wird zu einer anderen Größe in Beziehung gesetzt, z. B. beträgt das Eigenkapital 60 % des Anlagevermögens.
• Indexzahlen (Messzahlen): Die Größen, die hierbei in Beziehung gesetzt werden, sind gleichartig, beziehen sich aber auf zeitlich oder örtlich verschiedene Größen, z. B. werden die Lohnkosten des laufenden Jahres in Beziehung gesetzt zu den Lohnkosten aus einem der Vorjahre. Dabei wird in der Regel die Bezugsgröße mit 100 angesetzt.
Anlagen- und Umlaufintensität
Kennzahlen der Vermögensstruktur
5.2 Analyse der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage
Diese Kennzahlen geben an, welcher Teil des Gesamtvermögens auf das Anlagevermögen bzw. Umlaufvermögen entfällt.
Beurteilung der Kennzahlen
nur im Vergleich aussagefähig (z.B. Werte aus Vorjahren, Branchendurchschnittszahlen)
keine allgemeingültigen Normzahlen
( sind abhängig von Branche, der Betriebsgröße, dem Standort, dem Produktionsverfahren und der Unternehmenspolitik )
grundsätzlich
Anlagevermögen verursacht in der Regel fixe Kosten
Unternehmen, bei denen die Anlagenintensitäts- bzw. Konstitutionskennzahl relativ groß ist, weniger flexibel auf Auslastungsschwankungen reagieren = tendenziell risikobehafteter
Im Anlagevermögen investiertes Kapital ist langfristig gebunden = kann nicht schnell liquidiert werden (falls liquide Mittel dringend notwendig werden sollten)
Vermögenskonstitution
Bei der Vermögenskonstitution setzt man das Anlagevermögen in Beziehung zum Umlaufvermögen:
Umschlagshäufigkeit
Forderungen und Vorräte gehören zum Umlaufvermögen. Je schneller sich die Vorräte bzw. Forderungen umschlagen, desto schneller werden diese zu liquiden Mitteln und umso geringer ist die Kapitalbindung. Dies kann mittels der Kennzahlen zur Umschlagshäufigkeit beurteilt werden:
Eigenkapitalquote
Kennzahlen der Kapitalstruktur
Größen der Kapitalseite (Passivseite) der Bilanz werden zueinander in Beziehung gesetzt
aussagekräftige Kennzahl für die Krisensicherheit des Unternehmens.
Eigenkapitalquote von zumindest ca. 30 % die Zielsetzung sein).
Verschuldungskoeffizient
Leverage Faktor
→ wünschenswert wäre ein Wert von 1:1, realistisch ist ein Wert von 4:1
→ Maßstab für:
relatives Haftungspotenzial (je kleiner, desto weniger Risiko für Gläubiger)
finanzwirtschaftliche Flexibilität (je niedriger der V.k., desto krisenbeständiger)
potenziellen Kreditspielraum (je niedriger der V.k., desto besser das Verhandlungspotenzial)
Kreditwürdigkeit (je weniger verschuldet, umso besser die Kreditwürdigkeit)
branchen- und unternehmensspezifische Besonderheiten berücksichtigen, z. B. die Fertigungsverfahren, die Technologie und der Kapitalumschlag.
Langfristige Liquidität
Liquiditätskennzahlen
Die Analyse der Finanzstruktur beruht auf dem grundlegenden Zusammenhang zwischen Investition (Aktivseite der Bilanz) und Finanzierung (Passivseite).
Sie wird deshalb auch als horizontale Strukturanalyse bezeichnet.
Ihr Ziel ist, Mittelverwendung und Mittelherkunft im Hinblick auf Fristigkeit und Risikoentsprechung zu beurteilen.
Wichtige Kennzahlen der Finanzstruktur sind die Anlagendeckungsgrade.
Je höher die Deckungsgrade ausfallen, umso solider gestaltet sich die längerfristige Liquidität des Betriebs. Idealerweise sollte der Deckungsgrad II bzw. B mindestens bei 1 bzw. 100 % liegen, während Deckungsgrad I bzw. A je nach Branche durchaus darunterliegen kann
Kurzfristige Liquidität
Liquidität gilt als gesichert, wenn das (kurzfristige) Umlaufvermögen das kurzfristige Fremdkapital (Verbindlichkeiten) zumindest abdeckt.
Die Liquiditätsgrade geben an, in welchem Umfang kurzfristige Zahlungsausgänge (Begleichung von Verbindlichkeiten) durch Geld oder durch mehr oder weniger leicht liquidierbare Gegenstände des Umlaufvermögens gedeckt sind.
Liquidität I. Grades: Die 1:5-Regel, also mindestens eine 20-prozentige Deckung der kurzfristigen Verbindlichkeiten durch flüssige Mittel.
• Liquidität II. Grades: Die 1:1-Regel, d. h., die Liquiditätskennzahl soll mindestens den Wert 1 betragen.
• Liquidität III. Grades (unter Berücksichtigung des gesamten Umlaufvermögens): Die 2:1- Regel, wonach höchstens die Hälfte des Umlaufvermögens durch kurzfristiges Fremdkapital finanziert sein darf
Eigenkapitalrentabilität
Kennzahlen der Ertragslage bzw. Rentabilitätskennzahlen
beurteilen Fähigkeit des Unternehmens, nachhaltig Gewinne zu erwirtschaften
Gesamtkapitalrentabilität
Umsatzrentabilität
Eine Umsatzrentabilität von 10 % besagt beispielsweise, dass bei einem Umsatz von 100.000 Euro ein ordentlicher Betriebserfolg von 10.000 Euro erwirtschaftet wird.
EBIT
EBIT leitet sich ab aus „Earnings Before Interest and Taxes“ (Ergebnis vor Zinsen und Steuern).
Diese Kennzahl zeigt das Betriebsergebnis unabhängig von regionalen Besteuerungen und unterschiedlichen Finanzierungsformen an. Dadurch kann diese Kennzahl zum internationalen Vergleich von Unternehmen herangezogen werden.
Um aus dem Betriebsergebnis das EBIT abzuleiten müssen also die zuvor abgezogenen Zinsen und Steuern wieder addiert werden.
EBITDA
EBITDA leitet sich ab aus „Earnings Before Interests, Taxes, Depreciation and Amortisation“ (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, und Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände).
Das Betriebsergebnis soll „ohne Verzerrungen“ dargestellt werden, der internationale Vergleich mit anderen Unternehmen soll auch durch Herausrechnung unterschiedlicher Abschreibungsregelungen erleichtert werden.
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