Wo rum geht es eigentlich beim Classroom- Management?
Es geht beim Classroom Management NICHT darum die SuS unter Kontrolle zu halten und somit einen möglichst störungsfreien Unterricht zu leiten!
Es geht beim Classroom Management darum Schule als einen emotional sicheren Lehr- und Lernort zu gestalten, an dem sich die SuS frei entfalten können.
→ “Management“ wird häufig fälschlicherweise als strikte und strenge Organisation
betrachtet.
Wa s meint Classroom-Management? - Definitionen
„ Classroom-Management is the orchestration of Classroom life: planning curriculum, organizing procedures and resources, arranging the enviroment to maximize effciency, montoring student progress, anticipating potential problems.“
Lemlech, 1988 zitiert nach Dollase 2012, S. 7 __________________________________________________
„Klassenführung wird als eine bedeutsame Komponente von Unterrichtsqualität angesehen, die vor allem die drei wichtigsten Funktionen: (1) Umgang mit Störungen, (2) Management von Lernzeit und (3) Begleitung von Lernprozessen beinhaltet.“
Se idel, 2009 __________________________________________________
„Klassenführung ist die Art und Weise des komplexitätsreduzierenden Umgangs mit einer Schulklasse, sie ist die Kompensation der Nachteile, die sich ergeben, wenn man mit mehreren Menschen gleichzeitig lernen soll. Klassenführung geschieht immer – es gibt keine Pause.“
Dollase, 2012, S. 7
Wa s ist Classroom-Management? – zentrale Aspekte
• „Unabhängig von spezifischer Definitionen gilt die Lehrperson als für
das Geschehen in der Klasse hauptverantwortliche Akteurin, die je
nach Führungsverständnis und dahinterstehenden Überzeugungen
entsprechende Vorgehensweise wählt“.
- Keller-Schneider, 2015
• Proximale Faktoren von Schule und Unterricht sind wichtiger als
distale.
- Dollase, 2012
• Die Fähigkeit eine Klasse zu managen oder zu führen (Classroom-
Management), zählt heutzutage zu den basalen Bestandteilen des
Lehrer:innenberufes.
– Haag et al., 2015
We lche Bedeutung hat die Klassenführung/Classroom Management?
• Die Klassenführung ist die Grundlage für den Erfolgreichen Unterricht. – Dollase, 2012
• Classroom-Management lädt zu grundsätzlichen Fragen ein: schulische Normen und
Legitimationen, z.B. über angemessenes Verhalten und dessen Durchsetzung, Rolle
und Funktion der Lehrkraft – Haag et al., 2015
• Klassenführung wird als eine bedeutsame Komponente von Unterrichtsqualität
angesehen.
– Hemlke, 2009.
Wa s meint Classroom-Management? – zentrale Aspekte
• Classroom-Management ist kein Rezeptkatalog! - Dollase, 2012 – S. 7
• „Man kann nicht, nicht die Klasse führen!“ - Dollase, 2012 – S. 7 in Anlehnung an Watzalawick, Beavin, Jackson
• Classroom-Management bezieht sich auf die Organisation und Gestaltung sozialer
Prozesse im Unterricht durch Lehrpersonen. - Doyle, 1986
• Es handelt sich um Handlungen, die die Lehrperson unternimmt, um eine (Lern-)
Umgebung zu schaffen, die beides unterstützt und ermöglicht: Akademisches und
sozial emotionales Lernen. - Evertson/Weinstein, 2006
• Gute Lehrer:innen-Schüler:innen-Beziehungen sind ein Grundpfeiler erfolgreichen
Klassenmanagements
- Marzano, 2013
Ich und mein Klassenf ührungsstil
• LuL kommen auf unterschiedlichen Wegen ans Ziel guten Unterricht anzubieten. - Dollase, 2015
• „Es gibt nicht das richtige Profil, dass zu erreichen man sich als Lehrperson bemühen
sollte, sondern es führen sehr unterschiedliche Wege zum Erfolg.“ - Helmke 2006
• Aller guter (inklusiver) Unterricht sollte in Richtung auf einer passenden individualisierten
Lernbegleitung in der Klassengemeinschaft angelegt sein: Jede*r Einzelne wird
angesprochen und kann bestmöglich Lernen in der Gruppe - Feuser 2013
• Die Art der Klassenführung ändert sich bei einer Lehrkraft zwischen den Stunden oder
Unterrichtsfächern selten.
- Gabriel, Praetorius & Lipowsky, 2015
Das Lehrer:innen-Schüler:innen-Verhältnis
Kompetenzen von LuL:
Glaubwürdigkeit
Fachliche Kompetenz
Wertschätzende Freundlichkeit
Authrnzität
Empathiefähigkeit
Wi e hat sich der Diskurs um Classroom-Management entwickelt?
• CM = „Klassenführung“ o. „Gruppenführung“ • Erstmals wurde der Begriff des Classroom-Managements in den
1920er Jahren in den USA mit enger Fokussierung auf den
Führungsbegriff diskutiert. – Brophy, 2006
• Der Begriff des Classroom Managements hat in den 60er und 70er
Jahren an Bedeutung gewonnen. – Keller-Schneider, 2015
• Klassenführung war auf auf den Umgang mit Abweichendem
Verhalten ausgerichtet – behavioristischer Ansatz → Erwünschtes
Verhalten wird belohnt und unerwünschtes Verhalten wird bestraft.
– Keller-Schneider, 2015
• Ende der 70er und 80er Jahre befasst sich Classroom-Management
im wesentlichen mit der Prävention von Unterrichtsstörungen. – Keller-Schneider, 2015
• Ab Mitte der 80er Jahre rückte der Umgang mit
Verhaltensabweichungen in den Fokus und wurde Teil des
professionellen Handelns von Lehrer:innen. – Keller-Schneider, 2015
• Nach dem aktuellen Forschungsstand ist Klassenführung eng mit der
Unterrichtsgestaltung verbunden
– Mayr, 2009 & Seidel/Shavelson, 2007
• Zentrale Meilensteine
• Kounin-Studie (1970, 1976): „Disciplin and group management in
classrooms“ bzw. „Techniken der Klassenführung“ - (1)
Allgegenwärtigkeit und Überlappung (2) Reibungslosigkeit und Schwung
(3) Gruppenmobilisierung und Rechenschaftspflicht (4) Valenz
(Aufforderungscharakter) und intellektuelle Herausforderung (5)
Abwechslung und Herausforderung bei der Stillarbeit)
• Evertson und Weinstein (2006): Handbook of Classroom-
Management • Eichhorn (2008): Classroom-Management
• Heute: Diskurs um Classroom-Management vor allem auch mit
Fragen der Effizienz und effektiven Lernzeit verbunden
„An dieser Stelle genau liegt der Übergang in die jüngere, vorrangig auf fachliche Leistungen fokussierte Unterrichts- und Bildungsforschung: Je besser Classroom-Management gelingt, desto mehr Zeit können Schülerinnen und Schüler für den Lerngegenstand verwenden – infolgedessen steigen dann auch die Leistungen an.“ (Bohl 2010, 22)
Wa s sind Strategien der Klassenführung in der Gruppe?
• Unterricht ist in der ganzen Welt kollektiviert. - Dollase, 2012
• Die Lerngruppe ist ein Entwicklungs- und Lernrisiko – zwei mögliche Auswege:
1. Gruppengröße reduzieren,
2. Geschickterer und optimierter Umgang mit Lerngruppen. - Dollase, 2012
• Die Position des Classroom Managements ist, dass man mit Gruppen und Schulklassen
geschickt umgehen kann und muss, und dadurch wesentliche Nachteile des Lernens in
der Gruppe ausgeglichen werden. - Dollase, 2012
• Die Kollektiven Kräfte einer Gruppe können auch von Vorteil sein.
• Lehrer:innen können nach empirischen Ergebnissen die Ausgangsrisiken ausgleichen.
Welche „neue“ Herausforderungen und welche Potential ergeben sich durch das Lernen in Gruppen (im Vergleich zum Einzelunterricht“)
Herausforderungen:
Vieles gleichzeitig, wenig Aufmerksamkeit für Einzelne, Leerlauf, Senkung Lerngeschwindigkeit, ungünstige Vergleichseffekte, Verlust an Motivation, Unverhersehbarkeit was passiert, Konflikte, Antipathien, unfaire Behandlung….
-> Gruppen stellen neue Anforderungen für Lehrende und Lernende im Unterschied zum Einzelunterricht
Drei wesentliche Herausforderungsbereiche in Lerngruppen
Komplexitätsaspekt
Schwankende Selbststeuerung
Jeder ist Verhaltensursache für jeden
Viskosität (Zähflüssigkeit)
Koordinierung und Synchronisationsprobleme
Kompositionsaspekte
Prozess- & Motivationsverluste (sucker effekte, free riding, social loafing etc.)
Zuschaueraspekt:
Audience Effekt
Intrapsychische Verarbeitung sozialer Vergleiche
Kollektive Validität aller Kommunikation
Diskrminisuenrgsrisiko Binnendifferenzierung
…
Strukturaspekt interpersonelle Beziehungen:
(sympathie, Antipathie, Gleichgültigkeit)
Bildung von Cliquen, Freundeskreisen
Soziometrischer Status : Beliebte, Kontroverse, Abgelehnte, Unbeachtete, Durschnittliche
Problem Außenseiter
Drei wesentliche Herausforderungen der Gruppe
“Schule ist eine ein Schule der Toleranz von Komplexitätsproblemen“ (Dollase 2012, 26)
Folgen für Lernende:
Geduld ist notwendig
Toleranz ist notwendig
Empathiefähigkeit ist notwendig
Zeitmangel der LuL
Dollase, 2012
Folgen für Lehrende:
Zwang zu Kurzkontakten
Individuelles Eingehen auf einzelne SuS
Auswahl von Material
Aufbau einer sicheren Beziehung zu einzelnen SuS
“Was du einem Schüler gesagt hast, hast du allen Schülern gesagt““ (Dollase 2012, 27)
Folgen für Lehrende
Image der Lehrkraft
Sensible Rückmeldung
Allen das Gleiche, jedem das Seine
Folgen für Lernende
Image der SuS
Diskriminierungs-, Ausgrenzungsrisiko
Ungerechte Behandlung
Es darf nicht alles gesagt werden
Teamgeist, Klassengemeinschaft
Umgang mit Minderheiten
Wissen über Ausgrenzung
Konflikte
Umgang mit Anitpathien, Sympathien
Emotionale Sicherheit
Zentrale Herausforderungen des Lehrens und Lernens in der Gruppe:
1. Komplexitätsaspekt (insb. Multidimensionalität, Simultanität, Heterogenität)
2. Zuschaueraspekt (alles wird von anderen beobachtet)
3. Strukturaspekt (interpersonelle Beziehungen)
Was meint die psychologische Verkleinerung der Klasse?
Definition der psychologischen Verkleinerung:
„Die psychologische Verkleinerung der Schulklasse ist ein durch erzieherische und/oder organisatorische Maßnahmen erreichter Zustand oder Prozess, der eine individuell optimale Erziehung, Bildung oder Unterrichtung trotz des Nachteils der zu großen Gruppen erlaubt. Die psychologische Verkleinerung ist eine gefühlte, eine virtuelle (scheinbare).“
„[…] alle haben etwas Sinnvolles zu tun. Genauso wie im Einzelunterricht sind die Schüler rapportpflichtig, sind persönlich angesprochen – sie verschwinden nicht in der Masse, man bemerkt sie, man weiß, was sie tun“
psychologische Verkleinerung der Klasse nach Dollase 2012
Aus der Perspektive der SuS bedeutet die psychologische Verkleinerung der Schulklasse...... ,dass sie das Gefühl eines individuellen „Rapports",unmittelbaren und kontinuierlichen Kontaktes haben…
Aus der Perspektive der LuL bedeutet die psychologische Verkleinerung der Schulklasse......eine Entlastung, das Gefühl, allen gerecht werden zu können und alle wie einen oder eine unterrichten zu können bzw. jedem Individuum das zu geben, was es braucht.
Aus der Perspektive einer Beobachter:innen bedeutet die psychologische Verkleinerung der Schulklasse...... beobachtbar gute Mitarbeit, eines alle sind beschäftigt.
Strukturaspekte:
• Keine Klassenöffentliche Erörterung der Probleme einzelner Kinder
• Akzeptanz, Empathie und Kongruenz im Lehrerverhalten
• Lob, Humor und gute Laune
• Gerechtigkeit
• Die Lehrersprache muss von den Schülern auch konnotativ verstanden werden können • Allgemeine Hilfe bei der Überwindung von Problemen mit sozialen Vergleichen und
interpersonellen Strukturen
Management
Set von Aktivitäten (Planung + Entscheidung, Organisation, Führung und Kontrolle), auf Basis von Ressourcen (Personal, Finanz- und Sachkspital, Informationen), mit der Absicht, Ziele einer Organisation in einer effizienten und effektiven Weise zu erreichen (Griffin 2008)
Wie hat sich der Diskurs um Classroom-Management entwickelt?
Also Einsatz von Classroom- Management zur effizienten Leistungssteigerung! Ja und?
Last changeda year ago