Welche Notfälle in der Gynäkologie und Geburtshilfe gibt es?
Überblick
Gynäkologie
Geburtshilfe
Fetale Notfälle
Leitsymptome
Unterbauchschmerzen
Blutungen
Differentialdiagnosen
Allgemein:
Appendizitis
Divertikulits
M. Crohn, Colitis ulcerosa
Harnwegsinfekt, Pyelonephritis
Urolithiasis
Adnexitis / Tuboovarialabszeß
Endometritis / Endomyometritis
Bartholinischer Pseudoabszeß
Labien- / Vulvaabszeß
rupturierte Ovarialzyste
stielgedrehte Ovarialzyste
Myom
Nekrose, Stieldrehung, Myoma in statu nascendi
Extrauteringravidität Dysmenorrhoe
Vorgehen bei Patientinnen mit Unterbauschmerzen
in der Notfallambulanz
Anamnese
Vitalparameter
Labor: BB, CRP, Schwangerschaftstest, U-Status
Speculumeinstellung und vaginale Palpation
Ultraschall
Schwangerschaftstest positiv?
Intrauterine SS sollte bei einem HCG > 1500-2500 U/l darstellbar sein
→ V.a. Frühschwangerschaft
→ V.a. Extrauteringravidität
Schwangerschaftstest negativ?
Weiterführende Diagnostik bei positivem SStest und Unterbauschmerzen
Sonografie
Frühschwangerschaft?
EUG?
Herzaktion darstellbar?
Freie Flüssigkeit?
Extrauteringravidität
Therapie
Extrauteringravidität = Notfall
Laparoskopische Entfernung mittels Tubotomie oder Tubektomie
Medikamentöse Entfernung mit MTX-Gabe
Cave: Höhe des Serum-HCGs korreliert nicht mit dem Rupturrisiko
Wichtig: HCG-Kontrolle bis unter die Nachweisgrenze
Lokalisation
99% der Fälle im Eileiter (Tubargravidität)
Ampulle (64%)
Isthmus (25%)
Infundibulum (9%)
Interstitiell (2%)
selten: Ovar (0,5%), Cervix (0,4%) oder freie Bauchhöhle (0,1%)
Weiterführende Diagnostik bei negativem SStest und Unterbauschmerzen
Klinik: plötzlich einsetzender UB-Schmerz, ggf. mit Übelkeit, Erbrechen,
Abwehrspannung, evtl. plötzliche Besserung
Zyklusmitte? Auslöser (z.B. Hüpfen)? Bekannte Ovarialzyste?
Ultraschall: Ovarialzyste oder deren Reste, freie Flüssigkeit?
Ovarialzyste
Zystenausschälung, Reformation und Blutstillung
Detorsion
Bei Ovarnekrose Adnektomie
rupturierte Ovarialzyste, stielgedrehte Ovarialzyste
Vaginale Blutung
Verdacht?
Abortus imminens, incipiens, incompletus
Blutungsstörungen
chronisch = hormonell
akut: Polyp, Myom, Karzinom
Diagnostik
Vaginale Spekulumeinstellung
Therapieoptionen entsprechend der Ursache
Hormonelle Therapie
Hysteroskopie, (fraktionierte) Abrasio
Endometriumablation
Myomenukleation
Hysterektomie
Karzinomtherapie
Postpartale Blutungen
Definition, Ursachen
Blutverlust ≥500 mL nach vaginaler Geburt
Blutverlust ≥1.000 mL nach Sectio caesarea
Bei ca. 1-2% aller Geburten (Absinken des Hämatokrit >10%, Transfusionspflichtigkeit)
Ursache für 10-20% der maternalen Todesfälle
Kontraktionsstörung des Uterus (Uterusatonie) 75-90%
Uterusruptur <2%
Geburtsverletzung 5 – 10%
Plazentaretentio 5 - 10%
Implantationsstörung (Pl. accreta/increta/percreta) <1%
Uterusatonie
Risikofaktoren
Z.n. Atonie
Z.n. protrahierter Geburt
AIS Amnioninfektionssyndrom
Überdehnte Gebärmutter (Makrosomie, Polyhydramnion, Mehrlinge)
Multiparität
Postpartale Blutung
Handlungsalgorithmus
Rasche Abklärung der Blutungsursache
Uterustonus
Plazentainspektion
Speculumeinstellung (→ Geburtsverletzung)
Gerinnung? (Thrombinwerte)
max. 30 min. nach Diagnosestellung
Medikamentös zunächst: Oxytocin oder Carbetocin
bei starker anhaltender Blutung Misoprostol
max. 60 min. nach Diagnosestellung bei anhaltenden Beschwerden
Ausschluss Uterusruptur
V.a. Plazentarest? → manuelle Nachtastung ggf. Curretage
Medikamentös: Sulproston, Tranexamsäure
bei starker anhaltender Blutung: Fibrinogen, FFP/EK erwägen
Therapierefraktäre schwere Blutung (und Kreislaufinstabilität)
Ballonapplikation zur Blutungsblokade
Perisitierende Blutung
definitve chirurgische Tx
Präeklampsie
Definition und Symptome
nach 20 SSW erstmalig auftretenden arteriellen Hypertonie ≥140/90 mmHg + Proteinurie (> 0,3 g / 24 Stunden)
ggf.: Ödeme, Kopfschmerzen, Sehstörungen (Augenflimmern)
Hyperreflexie
Oberbauchbeschwerden
Hämokonzentration
oft mit einer IUGR assoziiert
Komplikation: Eklampsie
Tonisch klonische Krämpfe
Bewusstlosigkeit
Zyanose und Apnoe
Vorkommen und Risikofaktoren
3-5% aller Schwangerschaften
Risiko:
Erstgebärende
Alter >40 Jahre
Mehrlinge
pos Familienanamnese
Thrombophilie u.a.
Pathophysiologie
HELLP
Definition und Vorkommen
= schwere Verlaufsform der Präeklampsie, oft ohne arterielle Hypertonie oder Proteinurie
Mortalität
Maternale Mortalität 1-5%
Fetale Mortalität 8 – 37%
Symptome und Komplikationen
Symptome:
Rechtsbetonte Oberbauchschmerz
Übelkeit
Kopfschmerzen
Sehstörungen
Komplikationen:
Vorzeitige Plazentalösung
Disseminierte intravasale Gerinnung
Niereninsuffizienz
Lungenödem
Ruptur eines sukapsulären Leberhämatoms
Intrazerebrale Blutungen
Entbindung!
Entscheidung je nach Schwere des Krankheitsbildes, Labor, kindliche Parameter
ggf. Prolongierung
Magnesium (Krampfprophylaxe)
Cortison (Lungenreife)
Antihypertensiva
Schulterdystokie
Definition, Vorkommen und Risikofaktoren
Fetaler Notfall
= Geburtsstillstand nach der Geburt des Kopfes durch ungenügende Schulterrotation (tiefer Geradstand, hoher Querstand)
0,15 - 2,3% aller Geburten
Makrosomie
Adipositas
(Gestations)Diabetes
Z.n. Schulterdystokie
Vaginal- operative Verfahren
Fetale Risiken und Therapie
Fetale Risiken
Asphyxie
Traumata (Plexusparese, Frakturen)
Peripartaler Tod
Therapie:
Stellungsänderung der Symphyse (z.B. McRoberts)
Innere Rotation
Tokolyse
Episiotomie
Vorzeitige Planzentaablösung
Risiken, Klinik, Therapie
Partielle vs. vollständige Lösung (Fetaler Notfall)
ca. 1 auf 90 Schwangerschaften
Risikenfaktoren:
Hypertensive Erkrankungen
Gerinnungsstörungen
Trauma atc.
Klinik:
Druckdolenter Uterus
Dauerkontraktion
Pathologisches CTG
Therapie: In Abhängigkeit von Ausmaß und Frühgeburtlichkeit
sofortige Entbindung vs. Abwartendes Vorgehen mit Lungenreifeinduktion
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