Stufentheorie der Entwicklung (Jean Piaget) - Grundbegriffe
konstruktivistische Theorie
Konstruktivismus: Entwicklung als prozess aktiver Konstruktion von Wissen in Interaktion des Individuums mit der Umwelt
“Kind als (naiver) Wissenschaftler”; konstruiert Welt, Denken und Wissen selbst
1) Generierung von Hypothesen
2) Durchführen von Experimenten
3) Ziehen von Schlussfolgerungen
Strukturalismus
Annahme abstrakter, übergeordneter Strukturen des Denkens
bestimmend für kognitive Leistungen, Beschränkungen und Verhalten eines Individuums auf bestimmte Entwicklungsstufe
Schemata: Grundstrukturen des Wissens (Handlungen und geistige Operationen), die durch Übung gefestigt sowie differenziert werden können
Strukturen: organisierte und koordinierte Gruppierung und Verbindung mehrerer Schemata (Verbindungen, Oberbegriffe)
Anpassung / Adaption der mentalen Schemata
Assimilation: Integration von neuen Informationen in bestehende kognitive Strukturen (unverändert)
Akkomodation: Anpassung bestehender kognitiver Strukturen, wenn Information sich mit bestehendem Wissen nicht hinreichend interpretieren lässt (verändert)
Äquilibration
Organsimus strebt nach Gleichgewicht durch:
Elemente eines kognitiven Systems
Assimilation und Akkomodation
kognitem System und äußerer Welt
Veränderungen der Umwelt oder des Organismus führen zu Ungleichgewicht (Streben nach Ausgleich)
treibender Motor für Veränderung im Laufe der Entwicklung
> Konstruktion von Wissen (also der kognitiven Strukturen und Schemata) geschieht in aktiver Interaktion mit der Umwelt durch Anpassung (Assimilation und Akkomodation) der vorhandenen Schemata
Phasen der Theorie
Das sensumotorische Stadium (0-2 Jahre)
Das präoperationale Stadium (ca. 2-7 Jahre)
Das konkret-operationale Stadium (ca. 7-12 Jahre)
Das formal-operationale Stadium (ab ca. 12 Jahre)
höheres Stadium geht immer aus vorangehendem hervor
Durchlaufen immer in gleicher Reihenfolge
Sensumotrisches Stadium (0-2)
angeborene grundlegende Schemata, die zunehmend differenziert und strukturiert werden
Erkenntnisse sind an augenblickliche Interaktion mit der Umwelt gebunden
einfache Reflexe und elementare Wahrnehmungsfähigkeiten als Grundlage des Denkens
kognitive Grundlage des Säuglings
Handlungsschemata
strukturiert Verhaltensmuster für spezifische Interaktion mit Umwelt
enthalten alle Wiederhol- und generalisierbare Handlung
z.B. Saugschema, Greifschema
Objektpermanenz (15-18 Monate)
Indiz für Objektpräsentation (noch Perservationsfehler)
Beginn dauerhafter mentaler Repärsentationen
Fähigkeiten zur Nachahmung, Symbolspiel (Topf als “Hut”)
Präoperationales Stadium (2-7)
Bildung stabiler mentaler Repräsentationen
Konzept der Objektpermanz ausgeprägt
Entwicklung der Sprache
Fehlen logischer Operationen (eingeschränktes Denken)
Operation = Möglichkeit, Repräsentation mental zu manipulieren
Irreversibilität des Denkens
Aufhebung eines Effektes einer Operatui durch eine andere wird nicht verstanden (Negation oder Kompensation, z.B. doppelte Verneinung)
Zentrierung
Kinder fokussieren (zentrieren) sich häufig nur auf einen Aspekt
z.B. “Umfüllaufgabe”
keine Berücksichtigung mehrer Informationen gleichzeitig möglich
eindimensionales Denken
dadurch logisch inkonsistente Aufgabenlösungen
Repräsentation von Ausgangs- und Endzustand statt von Transformation
beobachtete Handlung nicht mental rückgängig gemacht
fehlende Konservationskonzepte
umfasst Invarianz, Konstanz, Erhaltung (auch bei Anzahl, Menge einer Masse, etc.)
Egozentrisumus
Unfähigkeit, eine von eigener Perspektive abweichende Perspektive einer anderen Person einzunehmen (z.B. Sally-Anne-Test)
Finalistisches Denken (bis ca. 5)
Tendenz, Existenz von Naturerscheinungen als zweckmäßig anzusehen (Nacht zum Schlafen, Baum für Schatten)
Symbolspiel (Fantasiespiel)
Zeichen für Verstehen symbolischer Repräsentation
Objekt steht für ein anderes, nicht verfügbares Objekt
Unterform: Rollenspiel
auch bei Zeichnungen und SPielen
Konkret-operationales Stadium (7-12)
Dezentierung
zunehmende Reversibilität des Denkens
dadurch einfache logische Operationen möglich; Vorraussetzungen für Systeme von Operationen, z.B. Addition und Subtraktion
bessere Ergebnisse in Transformations- und Konsevationsaufgaben/Konstanzaufgaben
beschränkte Abstraktionsfähigkeit
Schwierigkeiten bei hypothetischen Situationen
Fähigkeiten: Klasseninklusion, Seriation, Transivität
Abstraktionsniveau (z.B. bei Horizontalitäts- und Vertikalitätskonstanz)
ab ca. 9 Jahren sind Kinder in der Lage, richtig einzuschätzenm wie sich Wasser im Behälter verhält
Klasseninklusion durch Dezentrierung (ab ca. 8 Jahren)
Fähigkeit, Objekte zu gruppieren und Gruppen zu hierarchischeren
Disjunktive Klassen (A | B | C) - Fokus auf Unterschiede
Konjunktive Klassen (A B C) - Fokus auf Gemeinsamkeiten
Klassenhierarchie (A B)
Seriation
Fähigkeit, Elemente nach zunehmender oder abnehmender Größe zu ordnen
z.B. Anordung von Stäbchen nach klein von groß
Transitvität
Vererbung der Gültigkeit eines Prädikats von einer Menge auf alle Einzelelemente
Weiterdenken, Aufgaben durch bekanntes Wissen lösen
Formal-Operationales Stadium (ab 12)
Idealtyp menschlicher Rationalität (nicht immer erreicht)
Fähigkeit der Abstraktion (abstraktion Transivität, wenn A>B und B>C, dann A>C)
Operieren mit hypothetisch angenommenen Sachverhalten
Wissenschaftliches Experimentieren
z.B. Pendel-Aufgabe
Systematisches, analytisches, abstrakt-theoretisches, hypothetisch-deduktives Denken, Ableiten logischer Schlüsse
Hinterfragen verschiedener Ansichtsweisen, eigene Perspektive nur als Möglichkeit nicht Gültigkeit
Verständnis für Proportionen
Verständnis von Metaphern
höheres Diskussionsniveau
Beurteilung menschlicher Verhaltensweisen
Informationsverarbeitungsansätze
Menschliches Denken = Prozess der Verarbeitung von Informationen im Fedächnits (Denken wie Verarbeitung von Informationen im Computer)
Allan Newell + Herbert Simon
nach David Klahr
Hard Core
Programmierung von Computersimulationen kindlichen Denklens (Simulation sollten sich u.a. selbst modifizieren)
Darstellung der Theorien in Form von Computersimulationen
Soft Core
Computer als Metapher (Menschen als komputionale Systeme)
Verarbeitung eingeschränkt
Gedächtniskapazität
Effizienz von Denkprozessen (Geschwindigkeit, Zuverlässigkeit)
Verfügbarkeiten von relevanten Strategien und Wissen
Arbeitsgedächtnis
Darstellung der Theorien durch sprachliche Äußerung
Altersunterschiede
Veränderung kognitiver Funktionen
Veränderung kognitiver Verarbeitungsfluktuationen
Intraindividuelle Variabilität der Verarbeitungsgeschwindigkeit (gemessen in Reaktionszeiten)
Variabilität von Verarbeotungsgeschwindigkeit nimmt zunächst rapide ab (wird zuverlässiger und variiert weniger), nimmt ab ca. 30 wieder zu
Variabilität
Zweikomponentemodell der Intelligenz nach Cattell
Intelligenztests häufig eindimensional, messen also nur einen Faktor (“g-Faktor”)
Intelligenz aber nicht eindimensional
Aufteilung der Intelligenz in kristalline und fluide Intelligenz
kristalline Intelligenz: beschreibt Summe aller Infos, Fähigkeiten und Strategien, die Menschen im Laufe ihres Lebens erlernt/erworben haben, kulturabhängig
bleibt konstant, bzw. nimmt zu b
fluide Intelligenz: reflektiert Inforverarbeitungsfähigkeiten, logisches und schlussfolgerndes Denken und Gedächtniskapazitäten (nicht wirklich erfahrungsbedingt), genetisch bedingt
nimmt mit Alter ab
Messung durch z.B. Wechsler-Intelligenztest
besitzt Skalen für flooded sowie kristalline Intelligenz
IQ = Intelligenzalter/Lebensalter * 100
ähnliche Korrelation zw. je fluider/kristalliner Intelligent mit Verarbeitungsgeschwindigkeit
Sprachkomponente
Sätze = hoch strukturierte, komplexe, vielschichtige Objekte
verschiedene Sprachkomponenten tragen als Netzwerk zur Strukturiereung bei
Prosodie - Linguistik
suprasegmentale Komponente (segementüberfreifend)
Satzstrukturierung durch Sprachmelodie und Sprachrhythmus
Teilaspekt Intonation: Betonungsmuster, Tonhöhenverlauf, Pausen
pragmatische Funktion von Sprache: Auflösen von Ambiguitäten
z.B. Ironie
Phonologie - Linguisitk
betrachtet sprachliche Laute und ihre Funktion im Sprachprozess
Phonem
kleinste bedeutungsunterscheidene Einheit der gesprochenen Sprache
nicht bedeutungstragende Einheit = Morpheme
z.B. Hut - Wut, nicht austrinken - betrinken
relevant für Lautverständnis und Lautproduktion
Kategoriale Wahrnehmung von Lautunterschieden
Wahrnehmung von phonologischer Gliederung
Phonologische Bewusstheit
Sprachentwicklung
Rezeptive Ebene (language comprehension)
Produktive Ebene (language production)
rezeptive Aspekte entwickeln sich früher und schneller
Rezeptive Ebene
von Geburt: Unterscheidung zwischen menschlicher Sprache und anderen Lauten
ab 4 Monaten: Erkennen des eigenen Namens im Lautstrom
ab ca. 10 Monaten: va. Beobachtung der Lautkontrase der Muttersprache (Spezialisierung angeborene “Sprachuniversalität), Erwerb der wichtigsten Phontaktik (Regeln der Lautkombination)
Beginn der Entwicklung
Sprachuniversalität (Lernfähigkeit)
Fähigkeit englischer Kinder zwischen Phonemen zu unterscheiden nahm ab; die der Hindi-Kinder blieb gleich
erhöhte Sensibilität für Muttersprache
Fähigkeit diese von anderen Sprachen zu unterscheiden
Voraussetzung für das Lernen von Wörtern
Produktive Ebene
0-1 Monate: erste Laute / Schreien
6-8 Wochen: Gurren
2.-4. Monat: Lachen, Lautbildung
ab 4. Monat: Imitation sprachlicher Laute
sehr interessant für Kinder, keine Imitation nicht-sprachlicher Laute
4.-5. Monat: Expansion
produzierte Laute werden realen Sprachlauten ähnlicher
6.-9. Monat: kanonisches Lallen
Produktion von Konsonant-Vokal-Verbindungen
10.-14. Monat: erste Wörter
Fortschreitende Kontrolle des Artikulationsapperates: Verbesserung der Aussprache
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