Atopische Dermatitis
chronisch-entzündliche Hauterkrankung
Manifestation meist im Kindesalter, Besserung meist während Pubertät
Teil des atopischen Formenkreises (atopische Dermatitis, Asthma bronchiale, allergische Rhinokonjunktivitis, Urtikaria, Angioödem)
AD- Pathophysiologie
Multifaktorielle Genese: Genetische Prädisposition (Erkrankungswahrscheinlichkeit bei einem erkrankten Elternteil verdoppelt, wenn beide Elternteile betroffen verdreifacht), diverse Gene (Genloci stimmen mit Psoriasis und Asthma überein), „Hygiene-Hypothese“, Infekte, Allergene
Gestörte Hautbarriere:
Folge: keine effektive Schutzfunktion —> vereinfachtes Eindringen von Allergenen und Erregern
Filagrin-Loss-of-Function-Mutation (30%): Protein, dass normalerweise die Vernetzung von Keratin-Filamenten in der Haut unterstützt
Entzündung:
Begünstigung und unzureichende Kontrolle von Entzündungen durch defiziente und gleichzeitig übersensible Immunantwort
Protektive Th1-Immunantwort vermindert, Th2-Antwort erhöht
erhöhte Menge an IL-4, IL-5, IL-13 + IgE-Bildung
Allergen-spezifische Immunantwort: Stimulierung des Immunsystems durch IgE-vermittelte Sensibilisierungen
Dendritische Zellen mit hochaffinen IgE-Rezeptoren rekrutieren T-Zellen
Dysbalance des dermalen Mikrobioms: häufige Besiedelung mit Staph. Aureus, Infekte begünstigt durch gestörte Hautbarriere und proinflammatorisches Milieu
AD- Klinik
Leitsymptome: starker Juckreiz, Xerosis cutis (trocken, schuppig), Ekzem
Ekzem: unterschiedliche Ausprägung je nach Stadium und Lebensalter
Säugling/Kleinkinder:
Beginn mit Milchschorf: wenn kein Juckreiz/Entzündung —> keine Therapie, ansonsten Hydrocortison und Desinfektion
Nässende erythematöse Plaques, Exkoriationen, teils bakteriell superinfiziert mit gelblichen Krusten
Lokalisation: Gesicht, Wangen, Streckseiten der Extremitäten —> Aussparung Windelbereich!
Kind/Pubertät: chronische Ekzeme (trocken, schuppig, Exkoriationen mit Hyperpigmentierung nach Abheilung)
Lokalisation: gelenknahe Beigeseiten der Extremitäten, Körperfalten
Beginnende Lichenifikation (Verdickung der Haut mit vergröberter Hautfelderung, v.a. der großen Gelenkbeugen)
Erwachsene: kleine münzförmige Ekzeme oder Prurigo mit scharf begrenzten, stark juckenden Papeln, Exkoriationen, Erythemen
Lokalisation: Beugeseiten der Extremitäten, Hals Dekolleté, Hand- und Fußekzem
Deutliche Lichenifikation
Fakultative Symptome: Glanznägel (durch Kratzen), Pulpitis sicca (feine Schuppung an Händen und Füßen „Winterfuß“), Cheilitis/Mundwinkelrhagaden, Ohrläppchenrhagaden, Mamillenekzem, Pityriasis alba (Helle Makulä mit feinlammelärer Schuppung, meist im Gesicht und insb. bei Kindern auftretend), Ichthyosis-Hand (Tiefe Furchen im Verlauf der Handlinien), photoaggraviertes atopisches Ekzem
Assoziierte Stigmata bei Atopie: Dennie-Morgan-Zeichen (Doppelte Unterlidfalte), Hertoghe-Zeichen (Ausdünnung der lateralen Augenbrauen), Weißer Dermografismus (Abblassen der Haut auf mechanischen Reiz durch reflektorische Vasokonstriktion), Pelzmützenartiger Haaransatz (Tiefe temporale Haarlinie), Atopische Gesichtsblässe mit halonierten Augen, Keratosis pilaris (Reibeisenhaut)
AD- Diagnostische Kriterien
Major-Kriterien (>4)
Pruritus
früher Beginn
Ekzem in typischer Morphe/ Verteilung
chronisch-rezidivierender Verlauf
Eigen- oder Familienanamnese mit Atopie
Minor-Kriterien:
klinische Atopiezeichen
IgE-Erhöhung
AD- Diagnostik
Anamnese: bisherige Ekzeme, Hautinfektionen, Trigger, NM, andere Erkrankungen aus atopischem Formenkreis, FA, SA (Trigger)
Erlanger-Atopiescore
kU: Untersuchung gesamtes Integument
Beurteilung Schweregrad:
SCORAD (SCORing Atopic Dermatitis): Ausmaß betroffene Körperregionen, Intensität, Subjektive Symptome (Schlaflosigkeit, Juckreiz)
EASI (Eczema Area and Severity Index): Ausmaß betroffener Körperregionen, Intensität der Ekzeme/Symptome
Allergiediagnostik (wenn Hinweis auf Allergie!): Pricktest, Labor (DiffBB, Gesamt-IgE, spezifische IgE), Nahrungsmittelallergien (Karenz und Provokation), Epikutan bei V.a. Kontaktallergie
Mikrobiologie: Erregernachweis und Resistenzbestimmung bei Superinfektion
Erlanger Atopiescore
FA: Ekzeme, RCA, Asthma
Eigenanamnese: Beugeekzem, RCA, Asthma allergicum, Milchschorf, Juckreiz, Textilunverträglichkeit, Metallunverträglichkeit, Photophobia, Nahrungsmittelunverträglichkeiten
atopische Minimalform: Xerosis cutis, Ohrrhagaden, Mundwinkelrhagaden, Dyshidrotisches Ekzem, Pityriasis alba, Winterfuß, Brustwarzenekzem
Stigmata: Palmare Hyperlinearität, Herthoge Zeichen, Dirty neck, Keratosis pilaris, Doppelte Lidfalte, periorbitale Verschattungen, pelzmützenförmiger Haaransatz,
weißer Dermografismus
Akrozyanose
IgE
AD- DD
Säuglinge: seborrhoische Dermatitis
Andere Ekzemerkrankungen: Kontaktekzem, mikrobielles Ekzem, Psoriasis vulgaris
Infektiöse Hauterkrankungen: Mykose, Skabies
Kutanes T-Zell-Lymphom/Mykosis fungoides
Hand- und Fußekzem: Kontaktekzem, Psoriasis palmoplantaris, Tinea manuum et pedum, Palmoplantarkeratose
AD- Therapie
Allgemeine Maßnahmen: Vermeidung von Triggern, Patientenschulung (Neurodermitisschulung), Psychologische Begleitmaßnahmen (Verhaltenstherapie: Juck-Kratz-Teufelskreis, autogenes Training), AIT (allergische Genese)
Stufentherapie bei AD:
Basistherapie: Binden von Wasser in der Haut und Reduktion des Feuchtigkeitsverlustes über die äußeren Hautschichten
Wirkstoffe: Harnstoff, Parafin, Glycerin
Anwendung: Badezusätze, Cremes, fettfeuchte Umschläge
Topische Gukokortikoide:
Vorteile: gute Wirksamkeit im akuten Schub
Nachteile: Hautatophie, Teleangiektasien, ggf. systemisch Wirkung
Topische Calcineurininhibitoren:
Wirkstoffe: Pimecrolimus, Tacrolimus
Vorteil: keine atrophische Wirkung
Nachteil: keine Langzeiterfahrung (ggf. kutane Malignome), erhöhte Photosensitivität
Supportive Therapie:
Juckreiz: topische Antipruriginosa (Polidocanol/ Antihistaminika)
Superinfektion: topische Antiseptika, systemische AB-Therapie/ Antimykotika
Phototherapie: keine Kombination mit Immunsuppressiva und Calcineurininhibitoren
UV-B-Therapie bei moderatem Ekzem (311nm)
PUVA (UV-A + Psoralen)
Hochdosis UV-A1-Therapie bei Schwerem Ekzem
Systemische Immunsuppression: bei unzureichendem Therapieerfolg unter topischer Therapie (+ UV-Therapie)
Zytostatika (Azathioprin, MMF, MTX)
Calcineurininhibitoren (Ciclosporin)
Anti-IL4R-AK (Dupilumab)
IL-13-Inhibitor (Tralokinumab)
JAK-Inhibitoren (Upadacitinib)
AD- Komplikationen
Kontaktekzem (toxisch/allergisch)
Infektionen:
Pyodermien, Ekzema herpeticatum, Mykosen, Warzen, Molluscum contagiosum
Erythrodermie: durch Irritation, Infektion, Entzug GC
GC-UAWs (langer und unsachgemäßer Gebrauch): Atrophie, Teleangiektasien, Cushing
Lichen simplex chronicus
umschriebene, chronisch-entzündliche Hautkrankheit mit Lichenifiktion und starkem Juckreiz
LSC- Ätiologie
unbekannt
ständiges Jucken im Rahmen einer juckreiz verursachenden Hauterkrankung spielt eine Rolle
geringe AD
Lebererkrankungen
Dm
psychische Faktoren
LSC- Klinik
stark juckende, lichenoide hautfarbene oder bräunliche Papeln mit Konfluenzen zu Plaques
dreizoniger Aufbau: periphere Hyperpigmentierung, randständige hautfarbene Papeln, zentrale Lichenifikation
Prädilektionsstellen: Nacken, Streckseiten von UA/US, Innenseiten OS, Sakral, Genital
LSC- Diagnostik
Klinische Diagnose!
ggf. Histo
Abklärung der Juckreiz-Ursache
LSC- DD
Kontaktekzem
AD
Lichen planus
LSC- Therapie
oft ausgeprägte Therapieresistenz
Juckreiz:
systemisch: Antihistaminika (Cetirizin, Loratadin)
topisch: mittel- bis hochpotente kortisonhaltige Präparate, teerhaltige Präparate
UV-Therapie (Creme-PUVA)
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