Was bedeutet interkulturelle Kommunikation?
Problemstellen (Hotspots)
Kontexte
Kommunikation von Menschen, die aus verschiedenen Ländern oder Kulturräumen stammen und deshalb unterschiedliche Kulturstandards besitzen.
Unterschiede in:
Wahrnehmen
Denken
Empfinden
Urteilen und Handeln
Problemstellen der interkulturellen Kommunikation
Begrüßungen
Anrede/Namen
Körpersprache
Sich vorstellen
internationaler Kontext (Menschen aus verschiedenen Kulturen begegnen sich in unterschiedlichen Situationen)
Einwanderungsgeschichte (Zugewanderte sind fester Bestandteil der Gesellschaft); Patchwork-Identitäten
Warum wird interkulturelle Kommunikation immer wichtiger?
globale und internationale Wirtschafts- und Handelsbeziehungen
Internationale Kontakt- und Austauschprogramme (privat / wissenschaftlich)
Zunehmende Migration
Internationale militärische Zusammenarbeit
Tourismus
Was bedeutet Kultur/Fuzzy-Kultur?
Kultur ist das für eine Gesellschaft/Gruppe typische Orientierungssystem (einschließlich deren Kulturstandards)
Wird von den Mitgliedern einer Kultur als normal, selbstverständlich, typisch und verbindlich angesehen
Beeinflusst das Wahrnehmen, Denken, Werten und Handeln ihrer Mitglieder (Thomas)
Fuzzy-Kultur
Kultur ist ungenau und vage, es gibt Mehrfachzugehörigkeiten
Was sind gemeinsame Merkmale von Kultur?
ein sozial organisiertes System von Verhaltens- und Bedeutungsmustern
Vom Menschen geschaffen, erlernt
Ein Gruppenphänomen, das einen Teil der menschlichen Persönlichkeit prägt
Identitätsstiftend und damit stark emotional besetzt
Instinkersatz, macht die Dinge um uns herum verstehbar
Ein offenes System im ständigen Wandel
Was sind die drei Ebenen in der Prägung des Menschen nach Hofstede?
In welche Subkulturen kann man unterscheiden?
Volkszugehörigkeit
Nation, Region
Religion
Sprachgruppen
Geschlecht
Soziales Milieu
Unternehmens— und Organisationszugehörigkeit
Generationen
Vielfalt im Wandel der Zeit
60er-80er
Gastarbeiter
Gesellschaftliches Ziel war Anpassung und Assimilation, Abwehr von Vielfalt durch Trennung (Separation)
Ausländer galten als anders und zurückgeblieben
80er-90er
Ziel war multikulturelle Gesellschaft geprägt durch Akzeptanz/Toleranz (Diversity) = Leben und leben lassen
Ausländer galten als anders
Ab 2005
Ziel war Vielfalt als Interaktion unterschiedlicher kultureller Prägung und Herkunft (Superdiversity)
Verschiedene Gruppen bereichern sich wechselseitig
Definition Migrationshintergrund
Alle (auch in Deutschland geborene) Ausländer
Alle in DE geborene Deutsche mit mind. einem als Ausländer geborenen Elternteil
Spätaussiedler
Ausgeschlossen: Vertriebene nach dem 2. Weltkrieg
Das KPS-Modell
Werte
Allgemeine Neigungen, bestimmte Umstände anderen vorzuziehen
Sagen etwas aus über gut/böse, natürlich/unnatürlich
Beschreiben, was uns wertvoll ist und was uns Sinn gibt
Beispiel: deutsche Werte
Fleiß
Ordnung
Sparsamkeit
Pünktlichkeit
Symbole
Worte, Gesten, Bilder mit bestimmten Bedeutungen
Werden nur von bestimmten Menschen einer Kultur erkannt
Entwickeln sich schnell und können nachgeahmt werden
Rituale
Kollektive Tätigkeiten, die für das Erreichen der angestrebten Ziele eigentlich überflüssig sind, innerhalb einer Kultur aber als sozial notwendig gelten
Beispiele:
Geburtstage
Urlaub
Heirat/Scheidung/Verabschiedung
Definition, Chancen und Kritik der Kulturdimensionen
= kulturelle Denkmuster, die sich charakterisieren, schematisieren und voneinander abgrenzen lassen
beschreiben Aspekte einer Kultur, nicht von Individuen
Durchschnitsswerte
Chancen
Versuch, das Phänomen Kultur zu operationalisieren und messbar zu machen
Kritik
veraltete Befunde (70er/80er)
Gefahr der Stereotypisierung
Konstruiert kulturelle Homogenität
Vermittelt ein statisches Bild über Kultur
Vereinfachung auf länderbezogene Kultur (Gleichsetzung Nation und Kultur)
Unterschiede zwischen Kulturdimensionen (Hofstede) und Kulturstandards (Thomas)
Kulturdimension (Hofstede)
kulturübergreifend
Verhalten wird auf Grunddimensionen menschlichen Verhaltens zurückgeführt
Kulturstandards (Thomas)
= gesellschaftlicher Idealtypus mit einem mehr oder weniger großen Toleranzbereich
kulturspezifisch
Verhalten wird auf kulturelle Muster zurückgeführt, Verhaltensweisen von Individuen werden entweder gefördert (innerhalb des Toleranzbereiches) oder sanktioniert
—> manche Standards fallen mit Dimensionen zusammen z.B.
Machtdistanz (Hofstede) - Hierarchieordnung (Thomas)
Kollektivismus (Hofstede) - Gruppenorientierung (Thomas)
Nutzen von Kulturdimensionen
Ansatzpunkt für den Vergleich von Kulturen
Selbstreflexion der eigenen Kultur
Analyseinstrument für einen ersten, kulturellen Überblick
Sensibilisierung für kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Vorbereitung auf interkulturelle Begegnungen, insbesondere Auslandsaufenthalte
Phasen der Anpassung (Kultur)
Euphorie und erste Orientierung (Reisefieber)
Kulturschock
Orientierungslosigkeit
Körperliche und seelische Erkrankungen
Erholung
lernen, unter neuen Bedingungen zu leben
Aufbau eines soziales Netzwerkes
Formen der Anpassung
a) Verweigerung einer Anpassung/Auseinandersetzung
b) Assimilation: komplette Anpassung an Kultur
c) Integration: Verflechtung alte und neue Kultur
Reentry-Schock
Probleme bei der Rückkehr ins Heimatland
Definition und Merkmale eines Kulturschocks
= schockartiger Sturz aus der Euphorie in heftige Gefühle der Desorientiertheit und Unsicherheit
Merkmale
Überbeanspruchung durch das Bemühen sich anzugleichen
Gefühl des Verlustes der gewohnten Umgebung
Gefühl der Zurückweisung durch Angehörige der Kultur
Verwirrung bei eigener Rolle (Werte/Identität)
Angst, Ekel, Wut gegenüber fremden Praktiken
Hilflosigkeit durch Unfähigkeit, mit der neuen Umgebung zurechtzukommen
Akkulturationsstrategien (John Berry)
Integration:
die Individuen behalten sowohl ihre eigene kulturelle Identität als auch die der neuen Kultur bei. Sie nehmen aktiv an den kulturellen Praktiken und Normen der neuen Kultur teil, während sie gleichzeitig ihre eigene kulturelle Identität bewahren.
Assimilation:
Die Individuen assimilieren sich vollständig in die neue Kultur und geben ihre eigene kulturelle Identität auf. Sie übernehmen die Werte, Normen und Verhaltensweisen der neuen Kultur und identifizieren sich nicht mehr stark mit ihrer ursprünglichen kulturellen Identität.
Separation:
die Individuen behalten ihre eigene kulturelle Identität bei und distanzieren sich von der neuen Kultur. Sie meiden den Kontakt mit der neuen Kultur und halten an den Traditionen, Werten und Normen ihrer eigenen Kultur fest.
Marginalisierung:
Die Individuen fühlen sich weder mit ihrer eigenen kulturellen Identität noch mit der der neuen Kultur verbunden. Sie erleben ein Gefühl der Entfremdung und Isolation und haben Schwierigkeiten, sich in beiden Kulturen zurechtzufinden.
Multikulturalismus:
die Gesellschaft akzeptiert die kulturelle Vielfalt und unterstützt die Integration von Minderheitsgruppen, während sie gleichzeitig die Beibehaltung ihrer eigenen kulturellen Identität ermutigt.
Melting Pot (Schmelztiegel):
Der Begriff "Melting Pot" beschreibt eine Gesellschaft, in der verschiedene kulturelle Gruppen miteinander verschmelzen und eine gemeinsame, homogene Kultur bilden. In einem Melting Pot werden kulturelle Unterschiede aufgelöst und durch eine gemeinsame Identität ersetzt.
Segregation:
Segregation bezieht sich auf die räumliche und soziale Trennung von verschiedenen ethnischen, kulturellen oder sozialen Gruppen innerhalb einer Gesellschaft. Segregation kann auf freiwilliger Basis erfolgen, wenn Gruppen sich aus eigenem Willen separieren, oder durch institutionelle Diskriminierung, die den Zugang zu bestimmten Ressourcen oder Bereichen einschränkt.
Exklusion:
Exklusion bezieht sich auf die bewusste oder unbewusste Ausgrenzung und Benachteiligung bestimmter Gruppen innerhalb einer Gesellschaft. Dies kann durch Diskriminierung, Vorurteile oder strukturelle Ungleichheiten geschehen, die den Zugang zu Bildung, Beschäftigung, Gesundheitsversorgung oder politischer Partizipation einschränken.
Diskriminierung und Rassismus
Diskriminierung
= benachteiligendes Verhalten, oft aufgrund von negativer Beurteilung und/oder der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe
Rassismus
Einer Person werden aufgrund tatsächlicher oder vermeintlicher körperlicher oder kultureller Merkmale (z.B. Hautfarbe, Herkunft, Sprache, Religion) negative Einstellungen oder Verhaltensweisen entgegengebracht
Ethnozentrismus, ethnozentrische Haltung
Ethnozentrismus
= Beurteilung anderer Völker und Kulturen vom Standpunkt der eigenen Kultur und der damit verbundenen Wertmaßstäbe
Haltung
harter Ethnozentrismus
leugnet die Existenz kultureller Unterschiede
Misstrauen, Ablehnung gegen andere Kulturen
Vertritt eigenkulturelle Strategien bis hin zu Diskriminierung
Negativer Ethnozentrismus
Begeisterung für fremde Kultur
Krampfhaftes Bemühen um Überanpassung
Ablehnung der eigenen Kultur dominiert
Heimlicher Ethnozentrismus
Idealistische Grundhaltung versagt beim direkten Umgang mit anderen Menschen
Gibt sich weltoffen und akzeptiert Vielfalt
ethnozentrische Verhaltensweisen offenbaren sich automatisch
Reflektierter Ethnozentrismus
lässt ablehnende Gefühle gegenüber Anderen zu, mit dem Ziel Schritt für Schritt daran zu arbeiten
versucht potenzielle Abwertung kontrolliert wahrzunehmen
Einstellung zur Differenz nach Bennet
Diese Theorie beschreibt die Haltung oder Einstellung einer Person gegenüber kultureller Differenz und Vielfalt. Die Einstellung zur Differenz ist nicht statisch, sondern entwickelt sich im Laufe der Zeit und durch interkulturelle Erfahrungen.
1. Leugnung:
Eine Person leugnet die Existenz kultureller Unterschiede und betrachtet ihre eigene Kultur als die einzig richtige oder überlegene.
2. Abwehr:
Eine Person verteidigt ihre eigene Kultur und wertet andere Kulturen ab. Es gibt eine Tendenz, kulturelle Unterschiede als Bedrohung für die eigene Identität zu betrachten.
3. Minimalisierung:
kulturelle Unterschiede werden heruntergespielt oder als unwichtig betrachtet. Eine Person kann versuchen, Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen zu betonen und Unterschiede zu minimieren.
4. Akzeptanz:
Eine Person beginnt kulturelle Unterschiede anzuerkennen und zu akzeptieren, ohne sie zu werten oder zu beurteilen. Es besteht eine Offenheit für neue Perspektiven und Erfahrungen.
5. Anpassung:
Eine Person passt sich an kulturelle Unterschiede an und lernt, in verschiedenen kulturellen Kontexten angemessen zu interagieren. Es gibt eine Bereitschaft, die eigene Perspektive zu ändern und sich in andere hineinzuversetzen.
6. Integration:
Eine Person integriert kulturelle Unterschiede in ihre Identität und Weltanschauung. Es besteht ein tiefes Verständnis und eine Wertschätzung für die Vielfalt und Komplexität verschiedener Kulturen.
Definition interkulturelle Kompetenz
= die Fähigkeit, in interkulturellen Situationen effektiv und angemessen zu agieren
bestimmte Einstellungen, emotionale Aspekte, interkulturelles Wissen, spezielle Fähigkeiten
Angemessenes Handeln = wichtige kulturelle Regeln werden nicht verletzt
Effektives Handeln = Ziele der Ineraktion werden erreicht
3-Schritte Methode zur Analyse und Gestaltung von interkulturellen Dialogen
Eigene Perspektive (Klärung eigener Werte und Gefühle)
Perspektivwechsel (den anderen verstehen, Erklärungen suchen)
Entwicklung von Handlungsstrategien
Vorteile und Hindernisse von Vielfalt in Organisationen
Vorteile
Attraktivität des AG steigt
Bessere Repräsentation der vielfältigen Gesellschaft (größere Akzeptanz bei BürgerInnen)
Mehrsprachigkeit
Abbau von Diskriminierung (Chancengleichheit)
Aber: Menschen mit Migrationshintergrund nicht reduzieren
auf die Rolle des kostenlosen Übersetzers/Dolmetschers
Keine pauschale Zuweisung bestimmter Aufgaben oder Klientel aus bestimmten Ländern
Nachteile
Fehlende finanzielle, personale, zeitliche Ressourcen
Bestehende Verwaltungsstruktur
Fehlendes Bewusstsein und mangelnde Information
Ansatzpunkte für mehr Vielfalt und Diversitymanagement
Verpflichtung über Gesetze (z.B. AGG)
Führungskräfte als Vorbilder
Faire Auswahlverfahren
Diversity-Trainings und Workshops
Wege nach Deutschland
Erwerb des EU-Passes
West-Balkan-Regelung (privilegierter Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt für Serben, Albaner, etc.)
Asyl
Studium
Fachkräfteeinwanderung
Formen von Kulturdimensionen
Hierarchieorientierung/Machtdistanz (wie gehen Kulturen mit Macht um)
geringe Machtdistanz = alle haben die gleichen Rechte (Deutschland)
Große Machtdistanz = die Mächtigen haben Privilegien (Frankreich)
Individualismus vs. Kollektivismus (definiert man sich als Einzel- oder Gruppenperson)
Individualismus: jeder sorgt selbst für sich und seine Familie, Rechte und Gesetze gelten für alle
Kollektivismus: Gesellschaften die für einen sorgen und Loyalität erwarten, Gesetze und Rechte sind je nach Gruppe unterschiedlich
Unsicherheitsvermeidung/Regelorientierung
Grat, in dem die Mitglieder einer Kultur sich durch ungewisse oder unbekannte Situationen bedroht fühlen bzw.
Grat, in dem Regeln für die Mitglieder einer Kultur allgemein verbindlich sind oder Regeln flexibel ausgelegt werden
Langfristige vs. Kurzfristige Orientierung (Planung vs. Spontanität)
Low vs. High context Kommunikation (drum herum reden)
Zahlen im Überblick:
Zugewanderte mit Migrationshintergrund 2022
Aufteilung Migrationshintergrund
Städte mit hohem Anteil
Hauptherkunftsländer von Zugewanderten 2022
Entscheidungen im Asylverfahren 2023
23,8 Mio. = 28,7 %
Mittel- u. Osteuropa (Polen, Ukraine, etc.) 22,9 %
Südosteuropa (Rumänien, Bulgarien) 15,8 %
Offenbach 66 %
Köln 42 %
Ukraine 957.701 Menschen
Syrien 67.501 Menschen
Asylberechtigt 0,7 %
Flüchtling nach Genfer Konvention (Kriegsflüchtlinge) 15,6 %
Subsidiärer Schutz (kein Flüchtlingsschutz und keine Asylberechtigung, aber erwartbarer Schaden bei Rückkehr ins Heimatland) 27,3 %
Kein berechtigter Grund (Negativbescheid) 23,6 %
Was ist die Kulturzwiebel?
Praktiken gehen durch alle Schalen der Zwieben
Sichtbares, beobachtbares Verhalten; Beudetung muss jedoch erschlossen werden (z.B. Jemand nimmt eine Mahnzeit zu sich)
Aufgaben- vs. Beziehungsorientierung
Aufgabenorientierung
Arbeitsprozesse sind wichtig
Trennung von Beruf und Freizeit
Beziehungsorientierung
erst gute persönliche Beziehungen aufbauen
Persönliche Netzwerke sind wichtig
Vermischung von Beruf und Freizeit
Distanzzonen nach Desmond Morris
Ellenbogenzone
Kommunikationspartner berühren ihre Ellenbogen
Spanien, Frankreich, Italien, Türkei, Griechenland
Handgelenkzone
KP könnten sich mit den Handgelenken berühren
Polen, Ungarn, Rumänien
Fingerspitzenzonen
KP halten Armeslänge Abstand
Deutschland, NL, GB
Fremdheit
Gefühle, die aus dem Spannungsfeld zwischen eigenen kulturellen Standards und denen eines anderen resultieren
Unterschied zwischen innen (Sicherheit, Geborgenheit) und außen (Neugier, Bedrohung)
Verschiedene Formen
Nicht dazugehörig (Touristen)
Attraktiv (Reisen)
Noch unbekannt (lernen von Fremdsprachen)
Inakzeptabel (Beschneidung, Ohrenverlängerung)
Unheimlich und bedrohlich (Essen mit Fingern)
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