Definition
BPS (Überbegriff) = Miktionsstörungen des unteren Harntraktes, die durch eine benigne Prostatavergrößerung mit Blasenauslassobstruktion verursacht werden
= gutartige, knotige Vergrößerung der Prostata mit obstruktiver Blasenentleerungsstörung
Benigne Prostatahyperplasie = Benignes Prostatasyndrom
Ätiopathogenese
Noch nicht genau geklärt → unterschiedliche Hypothesen
Verschiebung des Testosteron-Östrogen-Verhältnisses
Aktivität der 5α-Reduktase nimmt zu
Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT)
DHT fördert Proliferation von Prostatazellen
Ausprägungen der BPH
LUTS = Lower urinary tracts symptoms
BOO = Blasenauslassobstruktion
BPO = Benigne Porstataobstruktion
BPS = Benignes Prostatasyndrom
BPE = Benigne Prostatavergrößerung
Symptomatik
LUTS = Symptome des unteren Harntrakts
Blasenentleerungsstörungen (obstruktiv)
Blasenspeicherstörungen (irritativ)
Infravesikale Harntransportstörungen
Stadien nach Alken
Natürlicher Verlauf und Risiken zur Progression
Asymptomatische BPE (benigne Vergrößerung)
LUTS und/oder BOO, RH > 100ml
Blasenauslassobstruktion
Dilatation des oberen Harntrakts, eingeschränkte Nierenfunktion
LUTS/BPS: chron. progrediente Erkrankung !!!
Risikoparameter für Progression sind:
Prostatavolumen (>30 - 40 ml)
Grad der Harnstrahlabschwächung (Q) max.
Alter, PSA (>1.6ng/ml)
Hohe Restharnvolumina
Symptomstärke (IPSS)
Wachstumsrichtungen der Prostata
Prostataeinteilung nach McNeal
Diagnostik
Anamnese + Medikamentenanamnese
Beurteilung der Lebensqualität (z.B.: IPSS)
DRU (+ körperliche Untersuchung)
Urinstatus (Stix und Mikroskopie)
Labordiagnostik:
PSA
Nierenretentionswerte, Elektrolyte
Uroflow (abgeschwächter Strahl, verlängerte Miktion)
Urodynamik
Zystoskopie
Miktionsprotokoll
Sonographie:
Blase
Prostata (TRUS)
Oberer Harntrakt (Nieren)
IPSS
Bedeutung
= standardisierter Fragebogen
enthält Fragen zur Blasenentleerung, zur Miktionsfrequenz und -qualität
Differentialdiagnose
Unterscheidung: Blasenhalsobstruktion oder Detrusorinsuffizienz?
Prostatakarzinom
chronische Prostatitis oder chronisches Schmerzsyndrom des Beckens
neurogene Blasenentleerungsstörungen
Harnröhrenstriktur
Blasenhalsenge
Auswahl des Therapieverfahrens nach?
Individuellen Leidensdruck des Patienten
Quantitativ erfassbaren Parametern
IPSS-Wert
maximalen Harnflussrate
Restharnbildung
Kontrolliertes Abwarten (bei geringem Leidensdruck des Patienten)
Medikamentös (bei starkem Leidensdruck des Patienten)
Operativ (bei Vorliegen einer absoluten OP-Indikation)
Therapieziel
Primär: Rasche Symptomreduktion und Verbesserung der Lebensqualität
Langfristig: Hemmung der BPS-Progression
Therapie bei geringem Leidensdruck?
Patienten mit geringem Leidensdruck: Watchful Waiting
→ va. Lebensstilveränderung
→ z.B. Reduktion von Alkohol- oder Koffeingebrauch, Blasentraining
Medikamentöse Therapie
Indikationen und Medikamente
Indikation:
Progressionsrisiko des BPS
Reduktion von Symptomen und Leidensdruck
Reduktion von BPS-assozierten Risiken (Harnverhalt, OP)
Bei Entleerungsstörungen
α1-Blocker, bspw. Tamsulosin
5α-Reduktase-Hemmer, bspw. Finasterid
PDE-5-Inhibitoren
Bei Speicherstörungen
Anticholinergika
β3-Adrenozeptor-Agonisten
Pflanzenextrakte
Muskarinrezeptorantagonisten
5α-Reduktase-Hemmer führen zu einer Abnahme des PSA-Wertes
Alpha 1 Rezeptor Blocker
Wirkmechanismus
Therapieprobleme
PDE 5 Inhibitoren
PDE 5 Vorkommen im Urogenitaltrakt
alpha 1 Adrenorezeptorblocker und 5-alpha-Reduktasehemmer
Nebenwirkungsprofil
alpha 1 Adrenorezeptorblocker (dosisabhängig):
Schwellung der nasenschleimhaut
Hypotone Dysregulation
“floppy iris syndrome“
Nebenwirkungen sind reversibel
Wirkung auf Blutdruck bei Hypertonikern ausgeprägter
5 alpha Reduktasehemmer:
Libidoverlust, reduziertes Ejakulatvolumen, erektile Dysfunktion
Gynäkomastie
keine rel. Unterschiede im NW-Profil bei Dutasterid und Finasterid
Substanzen, Wirkung und Nebenwirkungsprofil
Pflanzenextrakte = Roggenpollen, Sägezahnpalmfrüchte, Brenneselwurzel
Wirkung: Kurzfristige Symptomlinderung möglich
kaum NW, dennoch Unverträglichkeiten möglich
z.B. GI-Störungen
Phytotherapie o. auch Kombinationstherapien werden in keiner Leitlinie empfohlen !!!!
v.a. Obstipation, Xerostomie, Akkomodationsstörungen, Schwindel
OP Indikationen
(Wann ist eine medikamentöse Tx nicht sinnvoll?)
Rezidivierende Harnverhalte
Rezidivierende Harnwegsinfekte
Rezidivierende Makrohämaturien
Harnblasensteine
Dilatation des oberen Harntrakts
Eingeschränkte Nierenfunktion
→ bedingt durch BPH
Operative Verfahren
Goldstandard: Transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P)
Offene Prostataadenomenukleation
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