E.5&6. Zur Psychologie der Persönlichkeit

Was versteht man unter Persönlichkeit?

• Persönlichkeitsmerkmal (Traits) definieren und auf Individuen anwenden, indem sie sie unterschiedlichen Rängen auf den verschiedenen Dimensionen von Persönlichkeit zuweisen

• Dadurch lassen sich Persönlichkeiten unterschiedlicher Menschen untereinander vergleichen.

Lexikographischer Ansatz

• Dabei werden aus einem Lexikon sämtliche Adjektive herausgesucht, die psychische Eigenschaften einer Person umschreiben

  Diese Adjektive werden anschließend einer Stichprobe von Probanden vorgelegt, die angeben sollen, inwiefern diese Eigenschaften jeweils auf sie zutreffen.

• Ziel ist es dabei, die lange Liste von Adjektiven auf möglichst wenige, in sich konsistente Dimensionen zu reduzieren.

Das HEXACO-Modell der Persönlichkeit

—> Sechs basale Persönlichkeitsdimensionen (eine Weiterentwicklung der Big Five)

• Extraversion

• Gewissenhaftigkeit

• Offenheit für Erfahrungen

• Verträglichkeit.

• Emotionalität (Im Big Five Modell:Neurotizismus)

• Ehrlichkeit/Bescheidenheit (hinzugefügt)

Ehrlichkeit und Bescheidenheit

• hohen Ausprägung: a

  • aufrichtig

  • ehrlich im Umgang mit Anderen

  • vermeiden eigene Bevorteilungen

  • halten sich an Regeln und Gesetze

  • erachten Wohlstand und Luxus als unwichtig

  • wollen nicht anders behandelt werden als andere Menschen.

• niedrigen Ausprägung:

  • schmeicheln ihren Mitmenschen, wenn dies von strategischem Vorteil ist

  • sind manipulativ

  • halten sich nicht an Regeln oder Gesetze (bzw. interpretieren diese zu ihren Gunsten)

  • lieben Reichtum und Status

  • haben den Anspruch, besser als andere Menschen behandelt zu werden.

„Dunkle Triade“

Setzt sich zusammensetzt aus den Eigenschaften:

• Narzissmus

• Psychopathie

• Machiavellismus .

Emotionalität

• Emotionale Menschen sind

  • ängstlich

  • vermeiden körperliche Gefahren

  • machen sich über viele Dinge Sorgen

  • sind grüblerisch

  • wollen Gefühle und Gedanken gerne mit anderen Menschen teilen

  • sind empathisch im Umgang mit Anderen

  • neigen zu Nostalgie und Sentimentalität.

• Wenig emotionale Menschen

  • haben keine Angst vor Gefahren oder Schmerzen

  • sind ruhig und ausgeglichen auch in objektiv stressigen Situationen

  • suchen nur selten emotionale Unterstützung bei Anderen

  • sind im Umgang mit ihren Mitmenschen eher nüchtern und distanziert.

• Emotionalität/ Neurotizismus korreliert mit einer erhöhten Anfälligkeit für psychosomatische Erkrankungen, psychische Störungen

  Neurotische Menschen sind unzufriedener mit ihrem Beruf und ihren intimen Beziehungen und lassen sich häufiger scheiden, sie leider unter einem niedrigen Selbstwertgefühl, haben häufig Konflikte mit anderen Menschen und sind ganz allgemein unzufrieden mit ihrem Leben.

Extraversion

• Extravertierte Menschen

  • sehen sich selbst positiv und weisen sich viele positive Eigenschaften zu

  • sind selbstbewusst im Umgang mit Anderen und übernehmen gerne die Führung

  • stehen gerne im Mittelpunkt des Geschehens

  • genießen das Zusammensein mit vielen anderen Menschen

  • sind enthusiastisch und optimistisch.

• Introvertierte Menschen

  • sind sozial oftmals unsicher

  • halten sich selbst für unbeliebt

  • empfinden es als unangenehm im Fokus der Aufmerksamkeit zu sein

  • hassen „small talk“ mit Fremden

  • genießen das Alleinsein oder die Interaktion mit einer wichtigen Bezugsperson

  • halten sich für wenig lebhaft und dynamisch.

Extraversion korreliert positiv mit der Zufriedenheit im Beruf und in intimen Beziehungen sowie der allgemeinen Lebenszufriedenheit. Extravertierte Menschen haben viele Freunde, sind beliebt, haben einen hohen Status, übernehmen häufig Leitungsfunktionen und sind in diesen auch erfolgreich. Sie sind nur wenig anfällig für psychische Störungen und Suizidalität, was damit zusammenhängen mag, dass sie im Umgang mit Problemen zu konstruktiven Strategien greifen (aktive Problemlösung anstatt Rückzug und Vermeidung).

Verträglichkeit

• Verträgliche Menschen

  • hegen nur selten Groll gegen Andere

  • sind milde im Urteil über ihre Mitmenschen

  • sind zuvorkommend

  • kompromissbereit

  • flexibel in ihren Meinungen

  • geduldig und ausgeglichen.

• Wenig verträglichen Menschen

  • fällt es schwer zu verzeihen

  • sie sind kritisch im Umgang mit den Schwächen Anderer

  • sind dickköpfig und unnachgiebig

  • ärgern sich häufig über ihre Mitmenschen

  • lassen sich schnell provozieren.

Gewissenhaftigkeit

• Gewissenhafte Menschen

  • sind selbstkontrolliert

  • ordentlich

  • pünktlich

  • arbeiten hart, um ihre Ziele zu erreichen

  • legen Wert auf Genauigkeit und Akkuratheit

  • sind perfektionistisch, umsichtig und vermeiden unnötige Gefahren

  • sind politisch eher konservativ.

• Wenig gewissenhafte Menschen

  • sind unkontrolliert

  • unordentlich

  • sind mit ihrer Zeitplanung und Terminen oftmals überfordert

  • vermeiden schwierige Aufgaben oder herausfordernde Ziele

  • führen Aufgaben und Projekte oftmals nicht zu Ende

  • sind impulsiv, sie entscheiden häufig aus einer Laune, ohne an die langfristigen Konsequenzen zu denken.

Offenheit für Erfahrungen

• Hohen Ausprägung:

  • begeistern sich für Schönheit in Natur, Kunst oder Poesie —> sind intellektuell

  • neugierig

  • diskutieren gerne über „Gott und die Welt“

  • sind fantasievoll

  • lieben es sich mit unbekannten Standpunkten und Meinungen auseinanderzusetzen

• Niedrigen Ausprägung:

  • können mit Natur und Kunst oder Gedichten nur wenig anfangen

  • interessieren sich weder für Natur- noch für sonstige Wissenschaften

  • sie vermeiden kreative Aktivitäten sowie unkonventionelle Gedanken und Ideen.

Offene Menschen sind spirituell und sie nehmen häufiger Drogen. In der Politik präferieren sie progressive Ideen und Programme, sie lehnen autoritäre Menschen- und Weltbilder ab und stehen deshalb eher links als rechts. Ihre Kreativität macht sie zu erfolgreichen Führungskräften, allerdings mindert die Sprunghaftigkeit ihres Engagements häufig ihren beruflichen Erfolg.

Metadimensionen der Persönlichkeit

Die sechs Dimensionen lassen sich auf zwei Metadimensionen verorten:

• Extraversion, Gewissenhaftigkeit und Offenheit

  (Aktivität und Engagement/ Passivität und Rückzug)

• Ehrlichkeit/Bescheidenheit, Emotionalität und Verträglichkeit

  (Altruismus und Kooperation/ Egoismus und Antagonismus)

Es ist zu betonen, dass auf keiner der sechs HECACO Dimensionen ein hoher Wert „besser“ oder „schlechter“ ist als ein niedriger Wert.

Messung der Persönlichkeitsdimensionen

• In den meisten Studien wird Persönlichkeit mit Hilfe von Selbstauskünften der Befragten gemessen. (Vorausgesetzt es wird offen und ehrlich ausgefüllt) —> nur bedingt valide.

! Die Persönlichkeit eines Menschen kann sich über die Lebensspanne hinweg durchaus verändern. Dennoch sind die Ausprägungen auf den einzelnen Dimensionen der Big Five vor allem im Erwachsenenalter hinweg ziemlich stabil.

Kritik am HEXACO-Modell

• Kritikpunkt an typisierenden Konzepten der Persönlichkeitspsychologie liegt darin, dass sie der Vielfalt menschlicher Persönlichkeiten nicht gerecht werden.

Kognitive Fähigkeiten: Intelligenz

• Kognitive Fähigkeit, abstrakte Zusammenhänge zu erkennen, vorhandenes Wissen in neuartigen Situationen zielführend anzuwenden und mentale Probleme schnell und zutreffend zu lösen.

! Wie bei allen latenten Konstrukten besteht auch hier ein Problem darin, dieses Konstrukt mit Hilfe geeigneter messbarer Indikatoren zu erfassen

• brauchbar, wenn Test reliabel (Zuverlässig) und valide (Gültigkeit→misst ein Test tatsächlich das, was er messen soll?) ist

Bei der Messung von Intelligenz wird oftmals zwischen fluider und kristalliner Intelligenz unterschieden:

• Fluide Intelligenz verweist auf die Fähigkeit eines Menschen, hinsichtlich ungewohnter Situationen bzw. kognitiver Probleme neuartige Lösungswege zu generieren.

• Kristalline Intelligenz hingegen verweist auf die Fähigkeit eines Menschen, zur Lösung kognitiver Probleme auf bereits vorhandenes

Woher stammen Persönlichkeitsunterschiede zwischen Menschen?

Hierbei lassen sich logisch zwei Determinanten unterscheiden:

1) die Anlagen eines Menschen (d. h. seine Gene)

2) seine Umwelt bzw. seine Lernerfahrung →Nature-Nurture-Debatte

Eine Alternative Erklärung für den Einfluss der Gene auf unsere Persönlichkeit

Aus der sozialpsychologischen Forschung ist bekannt, dass Menschen vom Aussehen eines Menschen in hohem Maße auf seinen Charakter schließen:

„What is beautiful is good“-Heuristik → Thomas-Theorem

Wenn Menschen mit einem hohen Grad genetischer Ähnlichkeit (z.B. Geschwister) eine ähnliche Persönlichkeit entwickeln, könnte dies zumindest teilweise daran liegen, dass diese sich auch in ihrem Aussehen ähneln und deshalb ihre soziale Umwelt ähnlich auf sie reagiert.

Zur Interaktion von Anlage und Umwelt

1. Der Einfluss von Persönlichkeit ist in einigen Situationen stärker als in anderen

(Beispiel Extraversion beeinflusst das Verhalten stärker auf einer Geburtstagsfeier als während eines

Trauergottesdiensts)

2. Bestimmte Situationen beeinflussen einige Persönlichkeiten stärker in ihrem Verhalten als andere

(Beispiel: hochsensible Menschen reagieren stärker auf Kritik als wenig sensible Menschen)

3. Die Persönlichkeit hat einen Einfluss darauf, welche Situationen Menschen aufsuchen oder meiden

(Beispiel: Karriereorientierte Abiturienten studieren eher Betriebswirtschaftslehre, ehrlich bescheidene

Menschen studieren eher Sozialarbeit)

4. Die Persönlichkeit eines Menschen beeinflusst die Art und Weise, wie dieser mit einer Situation umgeht.

(Beispiel: emotionale Stabilität beeinflusst die Wahrscheinlichkeit, dass arbeitslose Menschen eine neue.

Stelle finden)