Beschreibung und Messung von inter-individuellen Unterschieden
- Welche sind die grundlegenden Eigenschaften, hinsichtlich derer Personen sich unterscheiden?
-> Persönlichkeit im engeren Sinne (nicht Fähigkeiten)
-> zentrale Unterschiede abbilden
-> überschaubare Anzahl an basalen Persönlichkeitseigenschaften
-> umfassende, aber sparsame Taxonomie (hierarchisches Klassifikationsschema) entwickelt -> Faktorenanalyse
Sedimentationshypothese
Unter Sedimentation bzw. Sedimentierung (von lat. sedimentum „Bodensatz“) versteht man das Ablagern oder Absetzen von Teilchen aus Flüssigkeiten oder Gasen unter dem Einfluss der Schwerkraft oder der Zentrifugalkraft
zentrale Unterschiede zwischen Menschen haben sich als Eigenschaftsbegriffe in der Alltagssprache niedergeschlagen; Sedimente -> Eigenschaftsbegriffe; je wichtiger eine Eigenschafft, desto mehr Begriffe gibt es dafür
Psycholexikalischer Ansatz
Sammeln und Sortieren von Eigenschaftswörtern aus Lexika
Problem: ca. 18.000 Eigenschaftsbegriffe (Allport und Odbert, 1936)
-> Ausschluss durch Expert:innen
-> 3 Reduktionsschritte
Laien schätzen sich selbst oder andere mithilfe von Fragebögen ein (Bewertung der Eigenschaften von bspw. 1-7)
weitere Reduktion der Eigenschaftsbegriffe aufgrund empirisch ähnlicher Einschätzungen der Selbst- und Fremdbeschreibungen mittel einer Faktorenanalyse auf der Basis der Interkorrelation der Selbst- oder Fremdbeschreibungen (statistisches Verfahren zu Komplexitätsreduktion von Charles Spearman entwickelt)
Ziel: determinierende / dominierende Faktoren finden Ergebnis: 5 Begriffe (Big Five)
Messung von Persönlichkeit
Variation von Messwerten: jede Person hat einen Merkmalswert, Normalverteilung oder auch nicht
-> Mittelwert: Der Mittelwert M einer Verteilung X ist die Summe aller Merkmalswerte x der Person, geteilt durch die Anzahl der Personen n
-> Streuung / Varianz: Die Varianz s^2 einer Verteilung X ist die mittlere quadrierte Abweichung der einzelnen Merkmalswerte x vom Mittelwert M -> je größer, desto stärker streuen die Werte um de; Standardabweichung s (SD vom engl. „standard deviation“): Wurzel aus der Varianz
-> z-Standardisierung: Jede Messung X kann durch (lineare) z-Transformation standardisiert werde. z-Werte sind durch den Mittelwert 0 und die Varianz 1 gekennzeichnet. Positive z-Werte bedeuten, dass der Merkmalswert der Person größer als der Mittelwert der Stichprobe ist, negative z-Werte, dass er kleiner als dieser Mittelwert ist.; Variablen mit unterschiedlichen Skalierungen werden durch z-Transformation vergleichbar
-> Korrelation: Der Grad der Kovariation (Zusammenhang) von zwei Variablen X und Y lässt sich durch die Korrelation r beschreiben. Diese Zahl kann beliebige Werte zwischen +1 und -1 annehmen. Die Korrelation r ist das mittlere Produkt aller einander zugeordneten z-transformierten Werte aus X und Y.
- r = 1.0 indiziert einen perfekten positiven Zusammenhand zwischen x und y
- r = -1.0 indiziert einen perfekten negativen Zusammenhanf zwischen x und y
- r = 0.0 indiziert eine perfekte Unabhängigkeit zwischen x und y (kein Zusammenhang)
-> Korrelationsmatrix: Die Korrelationsmatrix zeigt die Korrelationswerte, die den Grad der linearen Beziehung zwischen den einzelnen Variablenpaaren messen. Die Korrelation kann Werte von –1 bis +1 annehmen. Wenn zwei Variablen tendenziell gleichzeitig zu- bzw. abnehmen, ist der Korrelationswert positiv. (bedeutend sind Wert über .30 oder unter -.30)
- In der Mathematik versteht man unter einer Matrix (Plural Matrizen) eine rechteckige Anordnung (Tabelle) von Elementen (meist mathematischer Objekte, etwa Zahlen). Rechteckig bedeutet, dass die Anordnung der Elemente in Zeilen und Spalten stattfindet. Mit den Objekten einer Matrix lässt sich dann in bestimmter Weise rechnen, indem man Matrizen zum Beispiel addiert oder miteinander multipliziert.
Faktorenanalyse
Die Faktorenanalyse ist ein statistisches Verfahren, mehr oder weniger korrelierende Variablen in Gruppen hoch miteinander korrelierender Variablen zusammen.
Faktor: repräsentiert eine Gruppe gemeinsamer Variablen
Big Five
Extraversion, Verträglichkeit, Neurotizismus, Gewissenhaftigkeit, Offenheit
- Die Faktorladung entspricht der Korrelation zwischen Eigenschaft und Faktor
- Subdimensionen/Facetten der Big Five, Bsp.:
O -> Fantasie, Ästhetik, Gefühle
C -> Kompetenz, Ordnungsliebe, Pflichtbewusstsein
E -> Herzlichkeit, Geselligkeit, Durchsetzungsfähigkeit
A -> Vertrauen, Freimütigkeit, Altruismus
N -> Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Depression
Bewertung der Big Five:
keine Theorie der Persönlichkeit; keine funktionale Analyse, keine zugrunde liegenden Prozesse, sondern nur leicht wahrnehmbare Oberflächenstruktur; implizite Theorie über Zusammenhangsmuster von Eigenschaften in den Köpfen der Menschen
-> Funktionalität, kein Bauplan der Persönlichkeit von Menschen
ABER: konsensuelle und integrative Taxonomie der Persönlichkeit; konsensfähiger Rahmen für Forschung und Praxis, einfachere Vergleichbarkeit von Forschungsergebnissen, Möglichkeit der Einordnungen untergeordneter spezifischer Persönlichkeitseigenschaften in das Big-Five-Modell, Erleichterung der Integrierung persönlichkeitspsychologischer Fragestellungen in interdisziplinäre Forschungsprojekte
Universalität?: Struktur vor allem in germanischen Sprachen zu finden (Englisch, Deutsch, Holländisch)
Anzahl der Dimensionen: 16 Faktoren … (Cattell), Modell von Eysenck -> Extraversion, Neurotizismus, Psychotizismus; Faktorenanalysen von Big-Five-Skalen
Superfaktoren / Oberfaktoren der Big Five
Colin G. DeYoung, 2006
Alpha (Stabilität im emotionalen (-N), sozialen (A) und motivationalen Bereich (C)) und
Beta (Plastizität beim Explorieren neuer sozialer (E) und intellektueller Bereiche (O) (DeYoung, 2006); HEXACO-Modell (6 Faktoren)
Alternative: HEXACO-Modell
Ashton, Lee et al., 2004
Michael C. Ashton
HEXACO-Modell:
Honesty-Humility (H)
-> Ehrlichkeit-Bescheidenheit als weiterer eigenständiger Faktor
Emotionality (E)
-> positiv konnotierter Neurotizismus (Big Five Modell)
Extraversion (X)
-> analog zu BF
Agreeableness (A)
-> ähnlich zu BF
Conscientiousness (C)
Openness to Experience (O)
-> Faktorenstruktur scheint (evtl.?) besser über verschiedene Länder und Kulturen replizierbar zu sein
-> großer Vorteil: offen zugänglich und für die Forschung frei verffügbare Fragebögen unterschiedlicher Länge (www.hexaco.org)
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