Persönlichkeitsfragebögen
- die in Forschung und Praxis am weitesten verbreitete Methode zur Messung von Persönlichkeit
- für jede Eigenschaft eine Skala, die aus mehreren Items (Adjektive, kurze Aussagen, o.ä.) besteht
- Zuordnung einer Zahl zu jeder Antwortmöglichkeit -> Messung ausschließlich in Zahlen!
- Mittelung oder Summierung der Antworten auf alle Items einer Skala
- Formeln zur Auswertung der Bewertung der Items; invertierte Fragen werden mit „max. Ausprägung +1 – Bewertung“ berechnet
z-Standardisierung
- Eigenschaftsmessungen werden standardisiert -> z-Standardisierung
- positive z-Werte bedeuten, dass der Merkmalswert der Person größer als der Mittelwert der Stichprobe ist, negative Werte besagen, dass er kleiner als dieser Mittelwert ist
- dies führt zu einer Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Messungen
- z-Werte sind durch den Mittelwert 0 und die Varianz 1 gekennzeichnet. Positive z-Werte bedeuten, dass der Merkmalswert der Person größer als der Mittelwert der Stichprobe ist, negative z-Werte, dass er kleiner als dieser Mittelwert ist.; Variablen mit unterschiedlichen Skalierungen werden durch z-Transformation vergleichbar
- 1z = 1 SD
z > 1 -> stark ausgeprägt
z < -1 -> gering ausgeprägt
Geschlechtsunterschiede
- Neurotizismus: Frauen haben (berichten) im Schnitt etwas höhere Werte, v.a. emotionale Labilität, Ängstlichkeit, Depressivität
- Verträglichkeit: hier haben (berichten) Männer etwas höhere Werte in (offener) Aggressivität, daher haben (berichten) Frauen im Schnitt insgesamt etwas höhere Werte in Verträglichkeit
Gruppenunterschiede
- Quantifizierung über Effektgröße (Cohens) d
- gemeinsame Standardabweichung der beiden Gruppen (bzw. Addition der Varianzen, Teilen durch 2, Wurzel ziehen)
- meist geringe Gruppenunterschiede: d=0.2 -> Verteilung fast deckungsgleich
Angaben für die Auswertung von Fragebögen
- M: Mittelwert
- SD: Standardabweichung
-> von jeweils einer Gruppe
- Cohens d
Testgütekriterien
Objektivität, Reliabilität und Validität
1) Objektivität
- Objektivität bezeichnet das Ausmaß, in dem die Ergebnisse einer Messung unabhängig von der messenden Person sind (intersubjektive Objektivität)
- Objektivität wird gesichert durch Standardisierung der Durchführung und Auswertung der Messung
- für den BFI-S ist die Objektivität gegeben (BFI-S: Big Five Inventory-SOEP)
2) Reliabilität
- Reliabilität oder Zuverlässigkeit bezeichnet die Genauigkeit (vs. Fehlerbehaftetheit) einer Messung, d.h. ob die Unterschiede zwischen den Messwerten bei der Wiederholung unter gleichen Bedingungen gleich ausfallen
- Korrelation zwischen zwei parallelen Messungen ist ein Schätzer für die Reliabilität
- 6-Wochen-Restest-Reliabilität für die Dimensionen des BFI-S:. 76 bis .84
3) Validität
- unter Validität wird das Maß an Genauigkeit verstanden, mit dem der Test dasjenige Merkmal misst, das er messen soll
- z.B.: prädikative Validität: Vorhersage von (für die gemessene Eigenschaft) relevanten Verhaltensweisen
- BFI-S: Hier böte evtl. eine Erhöhung der Anzahl der Items die Möglichkeit, mehr relevante Aspekte des Konstrukts abzubilden und damit zu einer Erhöhung der Validität beizutragen
BFI-2 (Soto & John, 2016, JPSP)
Christopher J. Soto
Oliver P. John
- BFI-„ (Big Five Intventory in der überarbeiteten aktuellen Version)
- Messung der Big Five und jeweils 3 Subfacetten mit 60 Items (12 Items pro Big Five, 4 Items pro Facette)
- sehr ökonomisch: wenig Items für viel Information, keine Kosten bei der Verwendung
- jeweils drei Facetten pro Dimension der Big Five
NEO-Fragebögen (Costa & McCrae)
- NEO-FFI: 60 Items zur Messung der Big Five (12 Items pro Big Five-Dimension)
-> NEO-Fünf-Faktoren-Inventar
- NEO-PI-R: 240 Items zur Messung der Big Five und von jeweils 6 Subfacetten (48 Items pro Big- Five-Dimension und 8 Items pro Subfacette)
-> NEO-Persönlichkeitsinventar
- kostenpflichtige Durchführung
Nachteile des Persönlichkeitsfragebogens
- Ankreuzmuster, Situation bzw. Stimmung, Refenrenzgruppeneffekt, Tageszeiteffekt, Mut zu Extremwerten, sich selbst gegenüber nicht ehrlich sein, gesellschaftlich (un)erwünschte Kriterien, Interpretation der Items/Antwortmöglichkeiten, Möglichkeit der bewussten Verfälschung, Introspektionsfähigkeit nicht unbedingt für alle Persönlichkeitseigenschaften gegeben
- mögliche Alternative: Interview
Fremdbeurteilung auf Fragebögen
- Korrelation zwischen Selbst- und Fremdbericht -> nicht identisch
- Meta-analystische Ergebnisse zur beurteilten Eigenschaft und des Verhältnisses von Person und Berurteiler
- unabhängige Vorhersage von Verhalten und externen Kriterien wie akademischen und beruflichem Erfolg (v.a. vorhergesagt durch Gewissenhaftigkeit)
- Fazit: Selbst- und Fremdbericht erfassen überlappende und spezifische Information zur Persönlichkeit.
-> Aggregation von Selbst- und Fremdberichtsdaten daher in der Forschung weit verbreitete Methode der Messung von Nicht-Fähigkeits-Persönlichkeitsdimensionen
Indirekte Messung von Persönlichkeit
- Testverfahren, bei denen die Persönlichkeit indirekt erfasst wird, d.h. die Testpersonen müssen sich nicht selbst beurteilen und ihnen ist nicht bewusst, dass bzw. wie damit ihre Persönlichkeit erfasst werden soll (leine mit der Messintention übereinstimmende Augenscheinvailiditiät)
- Bsp.: Projektive Verfahren, z.B. Rorschach-Test
- Implizite Tests (z.B. der implizite Assoziationstest IAT) -> z.B. Vorurteile
- häufig Probleme mit der Güte der Messung (Objektivität lässt sich durch klare Auswertungsrichtlinien sichern, aber Probleme bei der Reliabilität; IAT: Restreliabilität ca. .50)
- Frage der Validität: häufig unklar, ob damit (die intendierten) Persönlichkeitseigenschaften erfasst werden)
- Projektive Verfahren: „historisch“ aktuell kritische Debatte über Güte und Bedeutung von IATs (insbesondere auch in der praktischen Anwendung)
- Disclaimer
Weitere Zugänge zu persönlichkeitsbezogenen Daten
- Verhaltensbeobachtung
- biologische Variablen
- Daten aus Social Media
-> hierfür liegen allerdings keine standardisierten Testverfahren von!
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