Emotionsdispositionen
· Emotion vs. Emotionsdisposition
- Aktuelles Erleben einer Emotion ist ein Zustand (state)
- Emotionsdisposition ist ein stabiles Persönlichkeitsmerkmal (trait)
· Emotionsdispositionen
- Hohe Werte auf dem trait sind durch die Tendenz gekennzeichnet, häufiger und/oder in stärkerem Ausmaß mit einer bestimmten Emotion (state) zu reagieren
- Emotionsdispositionen (traits) lassen sich als spezifischere Eigenschaften in einem hierarchischen Eigenschaftsmodell konzeptualisieren. Im Big-Five-Modell finden sich z.B. Anxiety und Angry Hostility als Facetten von Neurotizismus
- Nähere Betrachtung: Ängstlichkeit
-> viel Forschung schon seit Langem
Angst und Ängstlichkeit (state vs. trait)
· Angst und Ängstlichkeit
- aktueller Zustand (state) vs. Persönlichkeitsmerkmal (trait)
- Angst: intraindividuell variierender affektiver Zustand des Organismus, der durch spezifische Ausprägungen auf physiologischen, verhaltensmäßig-expressiven und subjektiven Parametern gekennzeichnet ist
- Ängstlichkeit: Stabile interindividuelle Unterschiede in der Tendenz, Situationen als bedrohlich wahrzunehmen und angesichts potentiell bedrohlicher Situationen mit Angst zu reagieren
-> Selbstwertbedrohung
-> jede Emotion hat evolutionär eine gravierende Funktion
· Angstzustand (state): Ebenen
- physiologisch: Erhöhung Herzschlag, Blutdruck und Atemfrequenz; Amygdalaaktivität
- verhaltensmäßig-expressiv: Angstmimik, nervöses nonverbales Verhalten (Gestik), Fluchtverhalten/Angriff (abhängig von Erfolgschancen)
-> sozial-kommunikative Funktion
subjektiv: Angstgefühl (z.B. schneller Herzschlag, muss aber nicht zwingend der Fall sein; Dissoziation bei weniger bedrohlichen Situationen), angstspezifische Kognitionen
State-Trait-Angst-Inventar
Spielberger et al, 1970
deutsch: Laux et al., 1981
Charles D. Spielberger, 1927-2013
-> Empfindung im Allgemeinen: ganzes Leben in einem Wert approximieren; verschiedene Situationen im Leben mitteln
- relativ große Unterschiede bei stark bedrohlichen Situationen
- -> postulierter Verlauf
- Zustandsangst (auf der subjektiven Ebene; besser: alle drei Ebenen)
Ängstliche vs. Unängstliche Personen: Zustandsangst im Zusammenhang mit der Bedrohlichkeit einer Situation
Theorie nach Spielberger
Interaktion Zustandsangst und Bedrohlchkeit einer Situation
- ein trait sollte nicht von der Situation abhängen
- Ballon: so viel wie möglich aufpusten, darf aber nicht platzen
Konsequenzen interindividueller Ängstlichkeitsunterschiede
Yerkes-Dodson-Gesetz
- häufigeres und stärkeres Erleben von Angst (Anspannung, Besorgnis) -> mehr Zustandsangst
- Leistung? -> es kommt drauf an
- Schwierigkeitsgrad im Bezug auf Motorik: Fein-/Grobmotorik
- Schwierigkeitsgrad und Richtwerte für Erregungsniveau vorher festlegen, sonst Zirkelschluss
- Beleg für Yerkes-Dodson-Gesetz ->
- komplexe motorische Aufgabe (auch abhängig von Training)
gelöste Anagramme im Zusammenhang mit Leistungsängstlichkeit
- Anagramm lösen: Wort aus vermischten Buchstaben wiederherstellen
- auch mit Yerkes-Dodson-Gesetz erkläbar
- nicht bedrohlich: Kreativitätstest, entspannt
- bedrohlich: Zeitdruck, wichtiger Indikator für Intelligenz etc. -> evaluativer Druck
M.W. Eysenck: Processing Efficiency Theory
Michael W. Eysenck (Sohn von Hans Jürgen Eysenck)
· Ängstliche Personen investieren vermehrte Anstrengung in die Aufgabe (um evtl. Defizite, z.B. Nervosität, Schwierigkeit, zu kompensieren?)
· => Leistung: oft keine Unterschiede
· Unterschiede in Verarbeitungseffizienz: mehr Anstrengung für vergleichbare Leistungsgüte investiert
· Interferenzhypothese:
- Angst interferiert mit dem Abrufen zuvor gelernter Informationen
- wenn stark gedanklich kreist, ist es schwieriger, Gelerntes abzurufen
- => schlechtere Leistung (als es das Wissen / Potential zuliesse?
- Potential: man müsste das Wissen in einer anderen (entspannten) Situation erfassen
Evidenz gegen die Interferenzhypothese:
- eine spezifische Situation
- modifizierte Interferenzhypothese
- applizierbar
· Konsequenzen interindividueller Ängstlichkeitsunterschiede
- häufigeres und stärkeres Erleben von Angst (Anspannung, Besorgnis)
- Leistung?
- höhere Wahrscheinlichkeit der Entwicklung von Angststörungen
- mehr berichtete körperliche Beschwerden, aber kaum Zusammenhänge mit tatsächlichen Erkrankungen
- Psychosomatik; Körpersensationen werden stark akzentuiert
Emotionsdisposition Abschluss
· Unterscheidung in States und Traits
· Im Zentrum der Persönlichkeitspsychologie steht die Untersuchung stabiler Emotionsdispositionen (traits)
· Emotionsdispositionen lassen sich als spezifischere Eigenschaften in einem hierarchischen Eigenschaftsmodell konzeptualisieren.
· Interindividuelle Unterschiede in Emotionsdispositionen können bedeutsam sein, z.B.
- Klinische Psychologie: Als Prädisposition für die Entstehung von
Angststörungen (Ängstlichkeit)
Motive
· Interindividuelle Unterschiede im Anstreben von bestimmten Handlungsfolgen
· Henry Murray (1938)
- Primäre Bedürfnisse beruhen auf organischen Vorgängen und treten zyklisch oder regulatorisch auf (z.B. Hunger, Durst)
- Sekundäre Bedürfnisse sind psychogene Bedürfnisse, die im Laufe der Entwicklung erworben werden -> Motive
Messung von Motiven
Heutige Forschung: Drei zentrale Motive
- Motivforschung
Implizite Motive (McClelland, 1987)
David McClelland (1917-1998)
der TAT (Thematischer Apperzeptionstest)
TAT =ein klassischer, alter Diagnosetest
- mehrdeutiges Bild: Was denkt der Mensch? Was intendiert er zu tun?
- unterschiedliche Interpretation
- Projektion der eigenen Gedanken
- Motivation: er exzelliert
- Frust: er wird gezwungen -> Furcht vor Misserfolg, niedriges Leistungsmotiv
Picture Story Exercise
Auswertung des picutre story excercise
Kodiersystem nach Winter
· Experten-Kodierung (trainierte Beurteiler)
· Verschiedene Kodiersysteme
· Beispiel Affiliation nach Winter (1994): 4 Kategorien
1. Ausdruck freundlicher, intimer Gefühle gegenüber Personen oder
2. Gruppen (bspw. „Harmonie“, „Freund“, etc.)
3. Negative Affekte über Trennung (bspw. „einsam“)
4. Freundliche, gesellige Aktivitäten (bspw. „Party“, „Wiedersehen“, etc.) Freundschaftliche Hilfe ohne Hintergedanken (bspw. „trösten“, „helfen“, „mitfühlen“)
Es wird nicht nur nach Schlagwörtern gesucht, sondern der Kontext berücksichtigt
Beispiel für Picture Story Excercise: Winter (1994)
Validitätsbelege für implizite Motive
· Verhaltensvorhersage (Beispiele):
Affiliation:
- Freundliches Verhalten in sozialen Interaktionen (Videoaufzeichnungen; McAdams et al., 1984)
- Erzählen persönlicher Dinge (self-disclosure) gegenüber Freunden (McAdams et al., 1984)
Leistung:
- Persistenz (Dranbleiben) bei Leistungsaufgaben ohne explizite Belohnung wie Lob oder monetäre Kompensation (Rechenaufgaben, Aufmerksamkeitstests, etc.; Biernat, 1989; Brunstein et al., 2005)
- Unternehmerischer Erfolg (Singh, 1979)
Macht:
- Bessere Leistung bei kompetitivem Computerspiel (Schultheiss & Brunstein, 1999)
- Vorhersage historischer Ereignisse durch Machtgehalt in Antrittsreden von US-Präsidenten (-> Hr. Winter)
- Was wird erwähnt/betont? Wortgebrauch?
- Funktion: man ist gewählt, Schwung holen für die nächsten Jahre
Kritik an impliziter Motivmessung
· Mangelnde Reliabilität der PSE
- Interne Konsistenz
- Retest-Reliabilität
· Unklare Replizierbarkeit der Validitätsbefunde
- Nur vereinzelte erfolgreiche Replikationen (z.B. Hagemeyer,
- Dufner & Denissen, 2016)
- picture story exerise : Kodierung kompliziert, nur bei Ähnlichkeit reliabel
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