Arbeitsteilung: Die Mutter unseres Wohlstands
Wenn jemand noch nie Stecknadeln hergestellt hat und nicht angelernt ist, stellt man eher weniger her.
Aber heutzutage ist die Produktion als Ganzes ein selbstständiges Gewerbe
Zerfällt vielmehr in eine Reihe getrennter Arbeitsgänge, die zumeist zur fachlichen Spezialisierung gefürt haben (Einer zieht den Draht, andere steckt ihn, einer schleift den Kopf usw.)
18 verschiedene Arbeitsgänge notwendig, bei Arbeitsteilung schaffen 10 Arbeiter 48.000 Nadeln pro Tag, alleine deutlich weniger
Wir leben heute in einer extrem spezialisierten Welt
Arbeitsteilung = Güterproduktion
Man muss allerdings danach noch handeln, Ergebnisse koordinieren und miteinander teilen (Stecknadel+Stecknadelkopf)
mit dem nötigen Werkzeug ausgerüstet waren (…), so waren die zehn Arbeiter
imstande, täglich etwa 48.000 Nadeln herzustellen, jeder also
ungefähr 4.800 Stück. Hätten sie indes alle einzeln und unabhängig
voneinander gearbeitet, noch dazu ohne besondere Ausbildung,
so hätte der Einzelne gewiss nicht einmal 20, vielleicht sogar
keine einzige Nadel am Tag zustande gebracht.“
Arbeitsteilung
Zerlegung der Güterproduktion in einzelne Teilverrichtungen oder Arbeitsgänge, die von verschiedenen Personen (Berufsbildung), Unternehmen oder ganzen Volkswirtschaften durchgeführt werden
Kooperation, Koordination
→ Kooperation (wirtschaftlich handeln in arbeitsteiligen Gesellschaften)
→ Koordination (Plan vs. Markt)
Koordination ist auch eine Frage der Organisation!
Und Marktwirtschaft ist immer eine soziale Interaktion
Bspw. macht Arbeitsteilung im Homeoffice Sinn
Arbeitseinteilung macht vor allem in Homeoffice Zeiten Sinn, wenn sich jeder auf seine Aufgaben konzentriert
Beispiel Evergreen:
Schiff bleibt stecken und eine ganze Kette an Ereignissen wird ausgelöst, wenn irgendwo Streik ist, kann sie auf einer anderen Seite eine Effekt auslösen
Sind abhänig voneinander (Vor allem auf die Volkswirtschaft bezogen)
Entseelung der Arbeit
Effekte der Arbeitsteilung aus gesellschaftlichem Blickwinkel:
Spezialisierung führt zu einer Steigerung der Produktivität
Desintegration der Gesellschaft
hohe Abhängigkeit (des Individuums von der Gesellschaft / der verschiedenen Volkswirtschaften untereinander)
Spezialisiert, und nun?!
Eine arbeitsteilige Gesellschaft funktionier nur,
wenn ein Austausch der produzierten Güter stattfindet;
→ zwischen den verschiedenen Personen, Unternehmen, oder ganzen Volkswirtschaften.
Andernfalls wäre nur eine Subsistenzwirtschaft (= Selbstversorgung) möglich.
Außenhandel: Güteraustausch zwischen Volkswirtschaften.
Prinzipiell gibt es zwei Gründe, weshalb Volkswirtschaften Außenhandel treiben:
Die Volkswirtschaften unterscheiden sich voneinander im Hinblick auf Klima, natürliche Ressourcen, Realkapital, Humankapital und Technologie
Die Volkswirtschaften nutzen Kostenvorteile, die aus einer Spezialisierung in Form von Massenproduktion (economies of scale) entstehen
→ In der Regel Zusammenspiel aus beiden Gründen
Produktivität
Output (Menge/Qualität der produzierten Güter oder erbrachten Dienstleistungen) geteilt durch den Input (Gesamteinsatz von Ressourcen wie Arbeitsstunden, Kapital)
Höhere Produktivität durch:
Mehr Güter bei gleichem Mitteleinsatz
Weniger Mitteleinsatz: Bei gleichem Produktionsergebnis (z.B. mehr Freizeit)
—> Beide Effekte sorgen für eine Reduktion der Kosten für wirtschaftliche Güter
Absolute Kostenvorteile
Absolute Kostenvorteile: Außenhandel ist immer dann vorteilhaft für Volkswirtschaften, wenn diese sich auf die Produktion derjenigen Güter spezialisieren, die sie zu geringeren Kosten produzieren können. Bei denen die jeweilige Volkswirtschaft also einen absoluten Kostenvorteil gegenüber anderen besitzt.
Die Theorie der absoluten Kostenvorteile wurde erstmals von Adam Smith in seinem Werk "The Wealth of Nations" erläutert. Smith ging davon aus, dass eine Nation einen absoluten Vorteil in der Produktion eines Gutes hat, wenn sie dieses Gut mit weniger Ressourcen produzieren kann als andere Nationen.
Das Land mit dem absoluten Kostenvorteil kann das Gut günstiger produzieren.
Es wird weniger Zeit, Geld und Arbeitskraft für die Herstellung des Gutes benötigt.
Gesamtproduktion beider Volkswirtschaften bei Spezialisierung auf die Produktion desjenigen Gutes, bei dem ein absoluter Kostenvorteil besteht:
→ 5.000 Fass Bier + 5.000 Fass Wein
Absolute Kostenvorteile Beispiel
Output Input Produktivität
Deutschland: 1.000 Fass Bier 50 Arbeiter 20
1.000 Fass Wein 200 Arbeiter 5
Italien: 1.000 Fass Bier 200 Arbeiter 5
1.000 Fass Wein 50 Arbeiter 20
Gesamtproduktion beider Volkswirtschaften
(ohne Spezialisierung, ohne Handel – Faktorausstattung: 250 Arbeiter:innen):
→ Bier: 2.000 Fass
→ Wein: 2.000 Fass
Absoluter Kostenvorteil:
→ Bier: Deutschland (0,05 Arbeiter pro Fass)
→ Wein: Italien (0,05 Arbeiter pro Fass)
Wenn sich jede Volkswirtschaft auf das Produkt konzentriert, wo die Produktivität am höchsten ist
Deutschland: 5.000 Fass Bier 250 Arbeiter 20
Italien: 5.000 Fass Wein 250 Arbeiter 20
Gesamtproduktion beider Volkswirtschaften (bei Spezialisierung):
→ Bier: 5.000 Fass (Deutschland) + 3.000 →Durch Spezialisierung
→ Wein: 5.000 Fass (Italien) + 3.000 → Durch Spezialisierung
Mögliches Ergebnis nach einem Handel zwischen den Volkswirtschaften:
Deutschland: 4.000 Fass Bier 1.000 Fass Bier
1.000 Fass Wein 1000 Fass Wein
ist besser als
Italien: 1.000 Fass Bier 1.000 Fass Wein
4.000 Fass Wein 1.000 Fass Wein
→ Beide VW profitieren vom Handel
Beispiel England Portugal
England: 1.000 Rollen Tuch 100 Arbeiter 10
1.000 Fass Wein 120 Arbeiter 8,3
Portugal: 1.000 Rollen Tuch 90 Arbeiter 11,1
1.000 Fass Wein 80 Arbeiter 12,5
→ Tuch: Portugal (0,09 Arbeiter pro Rolle)
→ Wein: Portugal (0,08 Arbeiter pro Fass)
Was nun? Für welche VW kann Handel trotzdem vorteilhaft sein?
Wenn man extrem gut in etwas ist, sollte man nicht mit jemanden in dem Aufgabenfeld zusammenarbeiten, der schlechter als man selbst ist
Handel: Der Vater unseres Wohlstands
„It is quite important to the happiness of mankind that our enjoyments should be increased by the better distribution of labour, by each country producing those commodities for which its situation, its climate, and its other natural or artificial advantages is adapted, and by exchanging them for the commodities of other countries.”
Weiterentwicklung von Adam Smiths Argument der absoluten Kostenvorteile
→ Vergleich der Opportunitätskosten (der eigenen Alternativkosten) beider Länder…
Wann lohnt sich Außenhandel?
David Ricardo argumentiert mit komparativen Kostenvorteilen:
Außenhandel ist auch dann vorteilhaft für Volkswirtschaften, wenn diese hinsichtlich aller Produktionen absolute Kostennachteile/ Kostenvorteile aufweisen, indem diese sich auf die Produktion derjenigen Güter spezialisieren, bei welchem sie einen komparativen Kostenvorteil besitzen. Bei denen die jeweilige Volkswirtschaften also einen vergleichsweise kleineren Nachteil/ größeren Vorteil gegenüber anderen besitzt.
→ Kommt nicht nur auf die absoluten, sondern auch auf die komparativen Kostenvorteile an
Komparativer Kostenvorteil:
Eine Volkswirtschaft sollte sich auf die Produktion derjenigen Güter spezialisieren, bei welchen sie einen komparativen Kostenvorteil besitzt (den geringeren Nachteil / größeren Vorteil) gegenüber dem Handelspartner. Wie klein ist der Nachteil oder wie groß der Vorteil?
→ Auf diese Weise können theoretisch beide Volkswitschaften vom Außenhandel profitieren
Das Verhältnis der Produktionskosten zweier Güter, wobei die Produktionskosten des Gutes A im Verhältnis zu den Produktionskosten des Gutes B ausgedrückt werden.
Die Theorie besagt, dass sich jedes Land auf Produktion und Export derjenigen Güter spezialisieren sollte, die es mit dem kleinsten absoluten Kostennachteil (relativer komparativer Kostenvorteil) produzieren kann. Außenhandel lohnt sich denmnach auch, wenn ein Land bei der Produktion aller Güter dem Ausland unterlegen ist. Werden die Produktionskosten zweier Güter für zwei Länder miteinander verglichen, so kann das Land mit den für beide Güter zusammen absolut höheren Produktionskosten trotzdem ein günstigeres Kostenverhältnis haben, nämlich den komparativen Kostenvorteil, der seine Ursache in Produktivitätsunterschieden oder unterschiedlicher Ausstattung mit Produktionsfaktoren haben kann.
Komparative Kostenvorteile Beispiel
Output Input Komparative Kosten
England: 1.000 Rolle Tuch 100 Arbeiter 100/90=1,1
1.000 Fass Wein 120 Arbeiter 120/80 = 1,5
Portugal: 1.000 Rollen Tuch 90 Arbeiter 90/100= 0,9
1.000 Fass Wein 80 Arbeiter 80/120= 0,6
→ England: Tuch = 1,1 → vergleichsweise geringerer Nachteil…
→ Portugal: Wein = 0,6 → vergleichsweise größerer Vorteil
England: 2.200 Rollen Tuch 220 Arbeiter 10
Portugal: 2.125 Fass Wein 170 Arbeiter 12,5
Gesamtproduktion beider Volkswirtschaften (bei Spezialisierung nach komparativen Kostenvorteilen):
→ Tuch: 2.200 Rollen (England) + 200
→ Wein: 2.125 Fass (Portugal) + 125
Komparative Kostenvorteile sind:
Gesamtproduktion beider Volkswirtschaften bei Spezialisierung auf die Produktion desjenigen Gutes, bei dem ein komparativer Kostenvorteil besteht:
→ 2.200 Rollen Tuch + 2.125 Fass Wein
Mögliches Ergebnis nach einem Handel zwischen den Volkswirtschaften
England: 1.200 Rollen Tuch 1.000 Rollen Tuch
1.000 Fass Wein 1. Rollen Tuch
Portugal: 1.000 Rollen Tuch 1.000 Rollen Tuch
1.125 Fass Wein 1.000 Fass Wein
→ beide VW profitieren vom Handel
→ Man hat mehr Produktivitätsgewinn, wenn man zusammen mehr Arbeitsressourcen aufbringen
Theoretische Annahmen des Ricardo-Modells
Für das Ricardo-Modell gelten einige vereinfachende Annahmen, die in der Realität so nicht bestehen:
→ internationaler Freihandel ohne Handelshemmnisse
→ bilaterale Handelsbeziehungen mit nur zwei Gütern
→ Arbeit ist der einzige Produktionsfaktor
→ Arbeit ist ein homogenes Gut (Spezialisierung kurzfristig möglich)
→ Lineare Produktionsfunktion und keine Transportkosten
Außerdem: Keine Berücksichtigung der Einkommensverteilung. Handel hat eine hohe Verteilungswirkung, so dass es zwar für die gesamte Volkswirtschaft vorteilhaft sein kann zu handeln, aber nicht per se alle Menschen gleichermaßen vom Handel profitieren: Handelsgewinner ↔ Handelsverlierer
→ englische Tuchmacher vs. englische Winze
Absolute Kostenvorteile sind das, wo es darum geht, die Produktivität miteinander zu vergleichen
Gibt es also doch einen ,,free lunch”?
Dessen ungeachtet zeigt die Empirie, dass Außenhandel für alle beteiligten Volkswirtschaften vorteilhaft sein kann und dass es dabei weniger auf den absoluten als auf den komparative Vorteil ankommt.
Der Nobelpreisträger Paul Samuelson wurde einmal vom Mathematiker Stanislaw Ulam herausgefordert, er solle ihm eine einzige sozialwissenschaftliche These nennen, die nicht trivial ist und trotzdem mit Blick auf die Realität zutrifft...
Nach dreißig Jahren fand Samuelson die Antwort:
„Using four numbers, as if by magic, it shows that there is indeed a free lunch
– a free lunch that comes with international trade.“ (Paul Samuelson, 1995)
→ Theorie der komparativen Vorteile auch auf individuellen Blickwinkel wirtschaftlichen Handelns anwendbar!
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