Religionsphilosophie
Aufgaben
Fragestellungen
Fragestellungen:
religiöse Annahmen sinnvoll, möglich oder notwendig, weil sie der menschlichen Vernunft entsprechen?
sinnlos, weil sie Kriterien des sinnvollen Denkens und Sprechens nicht erfüllen?
Was ist der Gegenstand der Religion und was ihr Wesen?
Gibt es gute oder unanzweifelbare Begründungen für religiöse Annahmen (bspw. Gottesbeweise) oder handelt es sich dabei um Fehlschlüsse oder Produkte eines gestörten Erkenntnisvermögens?
Gibt es eine eigene Lebens- bzw. Erlebnisformel, aus der heraus Religion bzw. religiöses Leben erklärt oder begründet werden kann?
Welches Verhältnis hat die Religion zu anderen weltbildgebenden Systemen, etwa der Wissenschaft oder der Kunst, dem Mythos und dem Aberglauben? Was ist das Verhältnis zur Philosophie?
Aufgabe:
-> Abgrenzung zu Theologie, Metaphysik, philosophischer Theologie, historische Religionsphilosophie
versucht Grundannahmen der Religion (bspw. Existenz Gottes) in rationale Begründungszusammenhänge zu stellen
bei Theologie werden diese nicht in Frage gestellt, sondern als gegeben angesehen
Metaphysik bezieht sich nicht auf Religion, aber auf religiöse Begriffe wie Seele, Unsterblichkeit, das Wesen Gottes, Anfang des Universums
philosophische Theologie nimmt Gott als gegeben an, jedoch verscuht Existenz mit philosophischen Mitteln und nicht mit heiligen Texten zu beweisen
historische Religionsphilosophie: einige antike und mittelalterliche Versuche aus Religion eine Philsophie zu machen
=> Begründung von Religion als etwas spezifisch Menschliches, deswegen erst ab Moderne
Abgrenzung Religion und Wissenschaft
Wissensbegriff vs. Glaubensbegriff
Religion: Glaube an transzendale Entitäten
Wissenschaft: Auschluss einer trnszendenten Entität aus Hypothesen
Blaise Pascale: Pascals Wette (17. Jh.)
Ist es rational an einen Gott zu glauben?
untersucht die Auswirkungen des Glauben an Gottes im Hinblick auf seine mögliche Existenz
sein Schluss:
Nicht-Glaube:
ewige Verdammung, falls es Gott geben sollte, nur dafür, dass er sich die Befolgung der religiösen Gebote erpart hat.
Glaube:
ewige Seligkeit für den Einsatz einer Lebensausrichtung nach Gott
=> Glaube ist höchst rational
Kritik: Glaube an jedes transzendale Wesen könnte so gerechtfertigt werden
David Hume: Natural History of Religion (18. Jh.)
Versucht kausale Faktoren für den Glauben an ein transzendentes Wesen aufzustellen
zwei Typen von Überzeugungen:
irrationaler Aberglaube
aufgrund natürlicher Ursachen
= Tendenz zur Anthropomorphisierung (Projektion der eigenen Eigenschaften auf die Natur) -> Übertreibungen/Abstraktionen -> moderner Theismus
Übereinstimmung mit Prinzipien der Vernunft ist zufällig
rationalen Überzeugungen
aufgrund natürlicher Faktoren
Ordnung der Natur bedarf Schöpfer = kosmologische Gottesbeweis
-> naturalistische Position, also fordert einen Verzicht auf metaphysische Spekulation
=> Religion ist eine Reaktion auf alltägliche Lebensprobleme und Angst vor einer ungewissen Zukunft (psychologische Erklärung)
Mensch soll als Naturwesen betrachtet werden, nicht als Geschöpf Gottes
erlaubt Schlussfolgerungen des Typ 2:
Schluss auf eine Gott aufgrund der Naturordnung ist für ihn zulässig, aber bei der Theorie, dass Gott die Welt bestmöglich erschaffen hat, weil er bestmöglich ist, wäre ein Fehlschluss
Immanuel Kant (18. Jh.)
“Was darf ich hoffen?” => Darf man trotz des moralisch niemals vollkommenen Handelns auf “Glückseligkeit” hoffen?
Sittengesetzt legt Anleitung für das Handeln vor
formuliert im kategorischen Imperativ:
“Handle so, dass die Maxime Deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.”
ist durch die praktische Vernunft gegeben; also Mensch erkennt es durch gemeinen Menschenverstand
Sicherstellung der Umsetzung folgt nicht hieraus
-> Erlangung von Glückseligkeit
die Beziehung zw. Sittengesetz und eigener Glückseligkeit wird durch Religion sichtbar
-> dies kann Mensch nicht erkennen, da dieser als endliches Wesen nur über endliche Erkenntnis verfügt
Theorie baut auf drei transzendenten Ideen auf
Dasein Gott (Theologie)
Unsterblichkeit der Seele (Psychologie)
Welt (Kosmologie)
lässt diese nach metatheoretischer Frageperspektive zu
-> kann es eine Theorie der sinnvollen Handlungsbegründungen geben?
Ausweg aus Skeptizismus & Dogmatismus
Skeptizismus im Ende auch dogmatisch, weil einmal geprüft gleicher Stand wie unbeweisbare Aussagen
Unsterblichkeit der Seele:
durch Vernunft strebt Mensch zu moralischem Handeln
begrenztes Leben lässt das Erreichen nicht zu, muss also unsterbliche Seele besitzen
Existenz Gottes:
unsterbliche Seele ist nicht weltlich
Sittengesetz impliziert, dass es vollkommenes Handeln gibt
da Mensch als endliches Wesen dieses nicht Erreichen kann, muss Gott es erschaffen haben
muss Postulat sein, weil endliches Wesen kein Wissen über unendliches Wesen haben kann (endliche Erkenntnis)
Georg Wilhelm Friedrich Hegel (18./19. Jh.)
Kritik an Kant:
dieser habe mit seiner Fixierung auf den Verstand andere Erkenntnisformen vernachlässigt
-> der menschliche Geist ist nach ihm die grundlegenste Quelle des Erkennens
diesen Geist reflektiert er. hierbei ist zu beachten, dass Hegels Dialektik die logische Struktur einen Begriffs immer als identish mit der historischen Entwicklung des Begriffs betrachtet.
Grundlage: das Absolute (göttlicher Geist)
dieser muss in seiner dynamischen Selbstentfaltung begriffen werden
Stufen der Selbstbewusstwerdung, also Erscheinungsweisen die er für den Menschen ist: (1) Kunst; (2) Religion; (3) Philosophie
-> formal gesehen ist der Geist reine Identität und sein Bewusstsein durchläuft einen dialektisch-logischen und historischen Prozess, um zur objektiven Wahrheit zu gelangen
Geist = universale Grundlage des Erkennens im Menschen
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Friedrich Daniel Ernst Schleiermeier: Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern (1799)
Apologetik (Verteidigung) der Religion
will Gründe für Religion finden
Idee der Anschauung vom Universum ist ursprünglich im Mensch-Sein verankert
-> Religion entspringt diesem
Religion = Gefühl = Sinn und Geschmack für das Unendliche = existenzielle und genuin menschliche Haltung zum Universum
-> durch sie setzt sich Menschen als Einzelnes in Bezug zum Ganzen
-> Universum setzt sich in Beziehung mit Menschen, da es Betrachter erschafft
natürliche Abhängigkeit des Menschen vom Universum
Religion kann nie vollständig durchdacht werden, weil sie sich gerade durch das begriffslose Erleben auszeichnet
Verhältnis von Kosmos und Mensch übersteigt die Vernunft
Ablehnung von herkömmlichen Zentralbegriffen wie:
Gottheit
Unsterblichkeit der Seele
religiöse Institutionen entstanden durch das Mitteilungsbedürfnis des Menschen über das Erleben des Universums
-> Schriftautorität wird nicht für dieses Erleben benötigt
fordert von Religiongsphilosophie deshalb:
Betrachtung von gemeinschaftlichen Aspekten und dem Verhältnis von Wissen und Tun
Sören Kierkegaard (19. Jh.)
geht von Unbegreifbarkeit der menschlichen Existenz aus
Mensch = Synthes zwischen Endlichkeit und Unendlichkeit
Aufgabe der Religionsphilosophie = Versöhnung der Vernunft mit dem Anderen, dem Unverstehbaren
Philosophie kann die religiöse Wahrheit nicht durchschauen, weil das Absolute unbegreifbar ist und damit ist auch das Menschliche unbegreifbar
religiöser Glaube kann nicht begründet werden, nur reflektiert
Vernunft befähigt zum abstrakten Denken, in dem Geist sich als Denkende aufhebt, Geist will sich also selbst transzendieren
gleichzeitig ist er jedoch eine Paradoxon, da er zugleich Endlich und Unendlich ist
-> Mensch hat dialektische Tendenz über sich hinaus zu streben
Jesus ist Manifestation der Unendlichkeit
weswegen Mensch ihn benötigt für die Synthese zwischen Endlichkeit und Unendlichkeit
Glaube ist also Lösung des Dilemmas zw Endlichkeit und Selbsttranszendierung
existenzielles Dilemma führt zu Verzweiflung des Menschen, welchen ihn zum Glauben führt
Das Heilige (20. Jh.)
Unterschiedung zwischen dem Heiligen und dem Profanen
Rudolf Otto: Das Heilige (1917)
Mensch= Kreatur (Geschöpf) und steht in Beziehung zu Numinose (Schöpfer)
Mensch = von selbst hilflos/grundlos
erfährt im Heiligen, dass es einen ihn übersteigenden Sinn gibt
Mircea Eliade:
frage nach Heiligem & Profanem ist verbreitetes Religionsmerkmal
unterscheidet dadurch:
zwei Arten des In-der-Welt-Sein, die Raum und Zeit einteilen
Heilige Räume und Zeiten
hierin manifestiert sich das “Ganz Andere”
andere Gesetze, Pflichten und Reche, Möglichkeiten
z. B. Gotteshäuser; Geburt, Tod
Nicht Heilige Räume und Zeiten
Heilige Räume und Zeiten gelten auch für areligiöse Menschen
da Entsakralisierung nicht möglich ist, auch in Wissenschaft finden sich noch Überreste des Heiligen
Ludwig Wittgenstein: nur Vorlesungsmitschriften
betont verschiedene Wortbedeutungen von “Glaube”
epistemischer Sinn
gleichbedeutend mit “annehmen”
religiöser Sinn
implizierte Unwissenheit ist hier ausgeschlossen
religiöser Glaube kann nur existieren, wenn Handlungen der gläubigen Person mit diesem übereinstimmen
Daniel Dennett: Breaking The Spell (2006)
Bewegung des Naturalismus:
Legitimitätsfrage von Religionen
Glaube wird durch Rückgriff auf Evolutionstheorie und Neurowissenschaften erklärt
bei Dennett:
untersucht sozioevoulutionäre Grdlage der Religionen
Mensch hat genetisch vorhandenen Sinn für Altruismus, sozialen Zusammenhalt und Autoritätshörigkeit
Legitimation durch Glaube an höheres Wesen
jedoch bieten Wissenschaft, Philsophie und moderne Moral. und Rechtssysteme eine bessere Leitfunktion
somit kann auf Religionen verzichtet werden
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