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Der Markt wird’s richten – in der Theorie…
Bislang betrachtet: das Modell eines „vollkommenen Marktes“, d.h.
die gehandelten Güter sind homogen (ersetzbar)
es gibt viele verschiedene Anbieter:innen und Nachfrager:innen;
zwischen Anbieter:innen und Nachfrager:innen bestehen keine (persönlichen, zeitlichen, räumlichen) Präferenzen;
die Marktteilnehmer:innen tragen sämtliche Kosten und Nutzen ihrer Handlungen jeweils selbst (keine Externalitäten);
es besteht Markttransparenz (d.h. Marktteilnehmer:innen verfügen stets über alle relevanten Informationen);
Veränderungen führen zu unmittelbaren Reaktionen aller Marktteilnehmer:innen (unendliche Anpassungsgeschwindigkeit);
zwischen Anbieter:innen besteht vollständige Konkurrenz; • Marktteilnehmer:innen besitzen keine Marktmacht (d.h. sie sind „Preisnehmer“ bzw. „Mengenanpasser“);
es gibt freien Marktzutritt und Marktaustritt.
Es gibt keinen perfekten Makrt, mehr unvollkommende Märkte
Vorteil von perfekten Märkten ist der, dass es nicht zu Verschwendungen kommt
Gleichgewicht heißt, dass niemand besser gestellt werden kann, ohne jemand anderen schlechter zu stellen
Bei allen punkten links von E stern geht das aber bei Frage des Gleichgewichts
Dauert lange, bis man einem Markt beitritt und ihn wieder verlässt (Kostenlos sowieso nicht)
Das Marktmodell - eine alternative Herleitung
Aufsteigend sortiert nach der jeweiligen Verkaufsbereitschaft der verschiedenen Anbieter:innen, lässt sich das Angebot an gebrauchten EidöD Lehrbüchern als eine Angebotskurve (S) darstellen.
Da jede:r Anbieter:in nur ein Buch zum Verkauf anbietet, können sie jeweils mit der Angebotsmenge gleichgesetzt werden (jeder Balken entspricht also der Menge eins)
→ Die Angebotskurve zeigt an, zu welchem Marktpreis wie viele gebrauchte Bücher angeboten werden würden…
Gedankenexperiment (Fortsetzung…): Nehmen Sie an, im WiSe 24/25 wären 20 EidöD- Teilnehmer:innen daran interessiert, sich ein Lehrbuch für den Kurs zu kaufen. Diese haben nun die Wahl zwischen einem neuen Buch (für 49,99 €) und einem gebrauchten Buch. Entsprechend der individuellen Präferenzen besitzen die Studierenden für die gebrauchten Bücher jeweils eine unterschiedliche Wertschätzung (= Zahlungsbereitschaft). Wenn der Preis stimmt, also unter der bestehenden Wertschätzung liegt, präferieren es die neuen Studierenden, sich ein gebrauchtes Buch zu kaufen.
→ Abbildung: Nachfrage der neuen Studierenden entsprechend ihrer individuellen Wertschätzung (= maximale Zahlungsbereitschaft)
Absteigend sortiert nach der jeweiligen Zahlungsbereitschaft der verschiedenen Nachfrager:innen, lässt sich die Nachfrage nach gebrauchten EidöD Lehrbüchern als eine Nachfragekurve (D) darstellen.
Da jede:r Nachfrager:in nur ein Buch nachfragt, können sie jeweils mit der Nachfragemenge gleichgesetzt werden (jeder Balken entspricht also der Menge eins)
→ Die Nachfragekurve zeigt an, zu welchem Marktpreis wie viele gebrauchte Bücher nachgefragt werden würden…
Zu einem gemeinsamen Marktmodell zusammengefasst, ergeben das aggregierte Angebot und die aggregierte Nachfrage ein Marktgleichgewicht bei einer Menge (q*) von 14 Büchern, die jeweils zu einem Preis (p*) von 32 € verkauft bzw. gekauft werden.
Da wir einen vollkommenen Markt unterstellt haben, gilt der gleiche Preis für alle Marktteilnehmer:innen. Was sind die Folgen davon?
Nachfrager:innen zahlen niedrigeren Preis als jeweilige max. Zahlungsbereitschaft → Wie hoch ist der Vorteil ?!
Anbieter:innen erhalten höheren Preis als jeweiligen min. Verkaufspreis → Wie hoch ist der Vorteil ?! 18 €
Konsumentenrente
Summe aus allen individuellen Vorteilen, die den Nachfrager:innen durch den Kauf eines Gutes entstehen…
→ ∑ (Zahlungsbereitschaft – Kaufpreis)
→ Fläche unterhalb der Nachfragekurve, aber oberhalb des Preises
→ Konsument ist bereit, gewissen Preis X zu bezahlen, das Produkt wird im aber günstiger angeboten, darum spart er Geld für die Konsumentenrente
→ Zwischen Nachfragekurve D und P* ist die Konsumentenrente
→ Zahlungsbereitschaft ist der Grenznutzen, dargestellt durch die Nachfragefunktion D
Produzentenrente
Summe aus allen individuellen Vorteilen, die den Anbieter:innen durch den Verkauf eines Gutes entstehen…
→ ∑ (Verkaufspreis – Wertschätzung) bzw.
→ ∑ (Verkaufspreis – Kosten)
→ Fläche oberhalb der Angebotskurve, aber unterhalb des Preises
→ Unterhalb des Kaufpreises und der Angebotskurve (man verkauft ein Produkt für mehr, als das man es hergestellt hat) → Man könnte also auch Gewinn sagen (Nicht zwingend Erlös-Kosten-Gewinn)
→ Differenz zwischen Verkaufspreis und der Angebotskurve/Grenzkosten
Die Gesamtrente
Gesamtrente des Marktes: Summe aus KR und PR, entspricht der Wohlfahrt der Marktteilnehmer:innen (≈ ein Maß für gesamtgesellschaftlichen Nutzen…)
→ Gesamtwohlfahrt sind beide Flächen (KR und PR) zusammen
→ Keine maximale Wohlfahrt → Marktversagen
Maximale Wohlfahrt… in einem vollkommenen Markt?!
Das Gleichgewicht (E*) in einem vollkommenen Markt führt zu einer maximalen Wohlfahrt (= PR + KR), d.h. aus ökonomischen Gesichtspunkten besteht eine effiziente Beantwortung der fünf Grundfrage…
→ Allokationseffizienz (von Ressourcen und Gütern)
Jede vom Marktergebnis abweichende Allokation, reduziert die Wohlfahrt (→ E* = effizient)
z.B. eine geplante Vermittlung von bestimmten Anbieter:innen und Nachfrager:innen der EidöD-Bücher (in unserem Fallbeispiel…)
Aber: Effizienz ≠ Gerechtigkeit (bzw. gesellschaftlich erwünscht)!
→ gesellschafts- und sozialpolitische Einsichten können es notwendig machen, in den Marktmechanismus einzugreifen; z.B. durch die Erhebung einer Gütersteuer (t) und anschließend gezielter Umverteilung… siehe Abbildung (→ LE: 11)
Mit Steuern also schwierig, Wohlfahrt zu erzielen
Grenzen des Marktes als Entdeckungsverfahren…
In der Realität sind Märkte üblicherweise nicht vollkommen (!), führen aber zu vergleichsweise guten Ergebnissen. Ist das nicht der Fall, spricht man von Marktversagen.
→ Koordination über den Markt (= Preismechanismus) führt nicht zu einer effizienten (ggf. auch nicht gesellschaftlich wünschenswerten) Allokation der Ressourcen bzw. Güter.
mögliche Gründe sind u.a.:
fehlende oder eingeschränkte Konkurrenz und/oder Marktmacht
externe Effekte (= Externalitäten), d.h. vom Marktmechanismus unberücksichtigte Auswirkungen des ökonomischen Handelns (= entstehende Kosten oder Nutzen) auf die Wohlfahrt unbeteiligter Dritter.
Informationsasymmetrie zwischen Anbieter:innen und Nachfrager:innen
Bei Marktversagen können wirtschaftspolitische Maßnahmen die Wohlfahrt erhöhen. In einer Marktwirtschaft gilt Marktversagen als notwendige, nicht jedoch als eine hinreichende Bedingung für wirtschaftspolitische Eingriffe → Nirvana-Fehlschluss (Den Nirwana-Fehlschluss (manchmal Nirvana-Fehlschluss, engl. nirvana fallacy), auch Trugschluss der perfekten Lösung, begeht, wer etwas Wirkliches oder Realisierbares mit einem unrealisierbaren modellhaften Ideal vergleicht und auf dieser Basis – ohne die Realitätsferne des Ideals zu berücksichtigen – ein Urteil fällt oder eine Entscheidung trifft. Wer so entscheidet, setzt sich dem Nirwana-Vorwurf aus.)
Marktversagen… bei unvollständiger Konkurrenz
Märkte können versagen, wenn keine oder nur eingeschränkte Konkurrenz zwischen den Anbieter:innen besteht.
→ Monopol: Marktform, bei der ein:e Anbieter:in vielen Nachfrager:innen gegenübersteht
→ Oligopol: Marktform, bei der wenige Anbieter:innen vielen Nachfrager:innen gegenüber-stehen. Es besteht die Gefahr von Absprachen und abgestimmtem Verhalten (= Kartelle)
→ Beide zusammen sorgen immer für Wohlstandsverlust
Worin liegt hier das Problem?!
→ Ohne den Wettbewerbsdruck der Konkurrenz, werden Anbieter:innen von Preisnehmern eines übergeordneten, sich „spontan“ herausbildenden Marktpreises, nach welchem sie ihre Angebotsmenge anpassen, zu „Preis- und Mengensetzern“. Es ist ihnen also möglich, den Preis unmittelbar zu beeinflussen bzw. zu setzen (= Marktmacht).
Welche Auswirkungen hat eine solche Marktmacht (in unserem Modell)?
Marktversagen… Das Monopol in Aktion
Verfügen Anbieter:innen über ausreichend Marktmacht, um als Preissetzer zu agieren, sind sie in der Lage, zum eigenen Vorteil Konsumentenrente abzuschöpfen:
Beispiel: ausgehend von E* (q*, p*)
1. Ein Monopolist reduziert die Angebotsmenge auf qM (< q*)
2. Der markträumende Preis steig auf pM (> p*)
3. Ein neues monopolistisches Marktgleichgewicht bildet sich bei EM; mit veränderter KR und PR
Wie hoch ist der Verlust an KR der Nachfrager:innen?
→ Die Konsumentenrente ist der Nutzen, den die Verbraucher aus dem Konsum eines Gutes ziehen. Wenn der Monopolist die Angebotsmenge reduziert und den Preis erhöht, führt dies zu einem Verlust an Konsumentenrente.
Die Veränderung in der Konsumentenrente (ΔKR) kann durch die Differenz zwischen der ursprünglichen Konsumentenrente (KR*) und der neuen Konsumentenrente (KR_M) ausgedrückt werden: ΔKR = KR* - KR_M.
Der Verlust an Konsumentenrente ist also die Differenz zwischen dem ursprünglichen Nutzen und dem reduzierten Nutzen aufgrund der höheren Preise und geringeren Menge.
Wie hoch ist der Zugewinn an PR des Monopolisten?
→ Differenz aus – ; es besteht Anreiz diese Differenz zu maximieren…
Die Produzentenrente ist der Gewinn, den der Monopolist aus dem Verkauf seines Gutes erzielt. Durch die Reduzierung der Angebotsmenge und die Erhöhung des Preises erhöht sich die Produzentenrente.
Der Zugewinn an Produzentenrente (ΔPR) kann durch die Differenz zwischen der neuen Produzentenrente (PR_M) und der ursprünglichen Produzentenrente (PR*) ausgedrückt werden: ΔPR = PR_M - PR*.
Der Zugewinn an Produzentenrente ist also die Differenz zwischen dem erhöhten Gewinn des Monopolisten und seinem ursprünglichen Gewinn.
Warum ist diese Entwicklung aus gesellschaftlichem Blickwinkel problematisch?
→ Aus gesellschaftlichem Blickwinkel entsteht immer auch ein Wohlfahrtsverlust!
Die Preisdifferenzierung
Außerdem: in Zeiten von BigData und der Digitalisierung von Märkten besteht für Anbieter:innen mit entsprechender Marktmacht noch eine weitere Strategie, Konsumentenrente abzuschöpfen: Preisdifferenzierung
Für unterschiedliche Angebote unterschiedliche Üreise (Applenutzer haben evtl. ein größeres Budget)
Individuelle Zahlungsbereitschaft ermitteln
→ Durch Ermittlung der individuellen Zahlungsbereitschaften können unterschiedlichen Nachfrager:innen (Gruppen) individuelle Preise für den Kauf des gleichen Gutes angeboten werden; ggf. in Kombination mit einer leichten Produktdifferenzierung (z.B. Speicherkapazität beim Smartphone)
Bei Preisdifferenzierung führt das Monopol allerdings zu einem ökonomisch effizienten Ergebnis… Aber nochmal: Effizienz ≠ Gerechtigkeit
Unterschiedliche Konsumentenrenten:
Aufgrund der Preisdifferenzierung haben Kunden mit höherer Zahlungsbereitschaft möglicherweise eine geringere Konsumentenrente, da sie bereit sind, einen höheren Preis zu zahlen. Auf der anderen Seite könnten preissensitive Kunden eine höhere Konsumentenrente haben, da sie das Produkt zu einem niedrigeren Preis erhalten.
Preisdifferenzierung bzw. Preisdiskriminierung ist ein Instrument der Preispolitik bzw. des Marketings. Preisdifferenzierung bedeutet, dass ein Unternehmen nicht einen für alle gültigen Einheitspreis für sein Produkt hat, sondern zu unterschiedlichen Preisen verkauft, um die Preisbereitschaft / Zahlungsbereitschaft und das Budget verschiedener Käufergruppen anzusprechen.
Arten der Preisdiskriminierung sind z.B.:
räumliche Preisdifferenzierung: z.B. werden PKW-Modelle in verschiedenen Ländern zu unterschiedlich hohen Preisen angeboten (z.B. auf der Kaufkraft der Länder basierend); auch die Benzinpreise sind nicht an jedem Ort in Deutschland zu einem bestimmten Zeitpunkt gleich hoch. Die räumliche Preisdiskriminierung setzt letztlich voraus, dass die Kunden sich die Produkte nicht leicht an einem anderen Ort besorgen können (wären Bücher in Köln günstiger als in München, könnte ein Münchner Kunde sie sich einfach zusenden lassen – bei Benzin und PKWs ist das schon umständlicher);
zeitliche Preisdifferenzierung: Frühbucherrabatte, Last-Minute-Angebote, Happy Hour, Winter-"Sale", etc.
personelle Preisdifferenzierung (nach Kundengruppen): Studenten erhalten Zeitungsabos günstiger, Schüler zahlen weniger im Freibad, Beamte erhalten günstigere Versicherungen, Unternehmen haben günstigere Einkaufspreise für Büromaterial als Privatkunden, Kundenkarteninhaber erhalten besondere Rabatte etc.;
nach Mengen: Mengenrabatte, "6 Flaschen Wein, nur 5 Flaschen bezahlen", Naturalrabatte;
nach Absatzwegen: das identische Bier beim Discounter wird (in neutraler Verpackung) günstiger als das gleiche "Markenbier" im Fachhandel verkauft (sog. verdeckte Preisdifferenzierung);
sachliche Preisdifferenzierung: nach dem Verwendungszweck, z.B. Heizöl und Diesel oder Alkohol (für Schnaps etc. oder Reinigungs-/Desinfektionsmittel);
leistungsbezogene Preisdifferenzierung: z.B. 1. und 2. Klasse-Tickets oder Gold-, Silber-, Bronze-Kreditkarten oder Basis- und Premiumsoftware etc.; dies ist keine Preisdifferenzierung im engeren Sinne, da keine komplett identischen Produkte vorliegen, aber die Produkte liegen nahe beieinander im Vergleich zu den Preisunterschieden und auch hier werden unterschiedliche Zahlungsbereitschaften abgeschöpft.
Warum entstehen Monopole?
gesetzliche Markteintrittshemmnisse (z.B. Patente, Lizenzen) • Kontrolle einer knappen Ressource
technologische Überlegenheit
zunehmende Skalenerträge, d.h. große Kostenvorteile, wenn das gesamte Angebot eines Gutes von einem/r Anbieter:in prodziert wird (= natürliches Monopol)
Netzwerkeffekte, d.h. der Wert eines Gutes ist für Nachfrager:innen größer, wenn viele Konsument:innen dieses Gut vom selben Anbieter nutzen
Idealtypisch: Sich an etwas orientieren, was nicht der Realität entspricht
Wie kann diesem Problem entgegnet werden?
→ „Spielregeln“ in Wirtschaft und Gesellschaft sinnvoll gestalten (LE 11)
Effizienz vs Gerechtigkeit
Effizienz: Verwendung der Ressourcen
Gerechtigkeit: Verteilung der Ressourcen
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