Wozu nochmal ökonomisches Denken…?!
Ökonomisches Denken versucht in diesem Spannungsfeld Antworten auf die fünf Grundfragen des Wirtschaftens zu geben:
• Was und jeweils wieviel…
• Was von wem…
• Wie…
• Wo…
• Für wen…
Zwei Ansätze
Prinzipiell gibt es zwei idealtypische Ansätze, um diese Fragen als Gesellschaft zu beantworten: marktwirtschaftlich oder planwirtschaftlich…
→ Historisch haben sich Märkte weitestgehend zur Koordination von wirtschaftlichen Prozessen durchgesetzt, da sie (theoretisch) zu effizienten Ergebnissen führen.
→ In der Realität bestehen generell Mischformen, abhängig von der Ausgestaltung des Regelrahmens von Wirtschaft und Gesellschaft
Der Staat in der Marktwirtschaft
Die Effizienz von Märkten beruht auf bestimmten Voraussetzungen. In der Realität sind Märkte üblicherweise nicht vollkommen (!), führen aber zu vergleichsweise guten Ergebnissen. Ist das nicht der Fall, führt dies in der Regel zu wirtschaftspolitischem Handeln (des Staates).
So zum Beispiel…
… bei Marktversagen, d.h. der Marktmechanismus führt in bestimmten Märkten nicht (mehr) zu wohlfahrtseffizienten Ergebnissen;
… oder bei Marktergebnissen, die gesellschaftlich unerwünscht sind.
Hauptträger von Wirtschaftspolitik ist der Staat, dessen Rolle und Aufgaben sich in Abhängigkeit von der bestehenden Wirtschaftsordnung unterschiedlich definiert.
Zentrale Instanz für die wirtschaftliche Planung und Koordination <--Planwirtschaft Marktwirtschaft → Gewährleistung der marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen
Anspruch und Wirklichkeit?!
„Keine Wirtschaftspolitik ist in irgendeinem Staate auf die Dauer haltbar, die nicht längerdauernde Arbeitslosigkeit verhindert. Arbeiter und Angestellte verlangen Sicherheit. Sie wollen nicht der Gefahr ausgesetzt sein, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, ohne einen neuen zu finden. Auch früher hat sie dieser Wunsch beherrscht. Heute aber verlangen sie vom Staat, dass er ihn erfülle. Und dies ist neu. Noch um 1900 war das anders. Früher sah man wirtschaftliche Not als Schicksal an oder als Strafe einer göttlichen Macht oder als Folge eigener Schuld oder als Schuld anderer Menschen. Heute wird der Staat verantwortlich gemacht.“
→ Walter Eucken ist einer der wissenschaftlichen Vordenker der Sozialen Marktwirtschaft… u.a. Inhalt in „Soziale Marktwirtschaft“
Wirtschaftspolitik in der Marktwirtschaft…
Wirtschaftspolitik wird gemeinhin die Gestaltung der Wirtschaftsordnung (= Ordnungspolitik) sowie die Beeinflussung der innerhalb dieses institutionellen Regelrahmens stattfindenden wirtschaftlichen Abläufe (= Prozesspolitik) verstanden.
Als Sportmetapher:
Ordnungspolitik: Gestaltung der Spielregeln, um ein attraktives und faires Spiel zu ermöglichen…
→ verfahrensorientierte Maßnahmen, die auf generell wünschenswerte Ergebnismuster abzielen.
Prozesspolitik: aktive Eingriffe in den Spielverlauf…
→ ergebnisorientierte Maßnahmen, die auf bestimmte Endergebnisse im konkreten Fall abzielen.
Praktische Wirtschaftspolitik
Wirtschaftspolitik findet im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Forderungen, wirtschaftstheoretischen Einsichten und politischer Umsetzbarkeit statt.
• Gestaltung und gezielte Beeinflussung der Ökonomie nicht trivial!
→ dynamische Wirkungszusammenhänge
→ komplexe Interdependenzen → im kontinuierlichen Wandel
→ Interessens- und Zielkonflikte
→ schwer operationalisierbare Ziele
Unmöglichkeitsdreieck der Generationengerechtigkeit
Wohlstand für Alle, aber wie und welchen…?
Selbst wenn die Ökonomie als ein komplexes adaptives System und soziale Ordnung durch staatliche Maßnahmen effektiv gelenkt werden könnte (was nicht der Fall ist!), bestünden hinsichtlich der Ausgestaltung von Wirtschaftspolitik weiterhin Ziel- und Interessenskonflikte.
Zielkonflikte (= trade-offs):
Zur allgemeinen Steigerung des Wohlstandes bzw. der Wohlfahrt muss üblicherweise ein Zielbündel, bestehend aus mehreren operationalisierbaren Zwischenzielen, bestimmt werden. Die zur jeweiligen Erreichung der Zwischenziele notwendigen wirtschaftspolitischen Maßnahmen können unter Umstände untereinander konfligieren (= Zielkonflikte).
Wohlstand für Alle – und bis dahin…?
Interessenskonflikt (Public Choice):
Die Herausforderung für eine komplexe und arbeitsteilige Gesellschaft besteht darin, aus den unterschiedlichen individuellen Vorstellungen von „well-being“ konsensfähige Zielgrößen zu bestimmen. Dies ist umso schwieriger, da im Kontext von knappen Ressourcen mit alternativen Verwendungen Rivalitäten zwischen den verschiedenen Individuen oder Gruppen bestehen können (z.B. Verteilungskonflikten).
Wirtschaft gestalten ↔ Gesellschaft gestalten…!
Für ein vollständiges Bild von Wirtschaft kann diese nicht isoliert gedacht (und vor allem nicht verstanden) werden. Die Wirtschaftsordnung sowie die innerhalb dieses institutionellen Rahmens stattfindenden Prozesse sind letztlich immer in wechselseitiger Abhängigkeit mit anderen Lebenssphären menschlicher Gesellschaft verwoben…
Mit anderen Worten:
→ die Wirtschaftsordnung ist „nur“ eine Teilordnung der Gesellschaftsordnung
→ Die Wirtschaftswissenschaft ist immer auch eine Sozialwissenschaft
Denn:
Wirtschaften ist menschliches Handeln, menschliches Handeln jedoch nicht ausschließlich Wirtschaften, so dass es absurd wäre, es nur mit „ökonomischen“ Kategorien erklären zu wollen.
Aber, mit Blick auf eine komplexe Gesellschaft: „Die Wirtschaft ist vielleicht das Primitivste, aber sie ist auch das Unentbehrlichste; erst auf dem Boden einer gesunden Wirtschaft kann die Gesellschaft ihre eigentlichen und letzten Ziele erfüllen.“
Ökonomische Bildung in einer Marktgesellschaft…
Eine Marktgesellschaft lebt von ihrem ermöglichenden und partizipativen Charakter. Die Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft findet daher nicht nur durch staatliche Maßnahmen der Wirtschaftspolitik (Top-down) sondern immer auch durch die Teilnahme und Teilhabe der Gesellschaftsmitglieder selbst (Bottom-Up) statt.
Die Aufgabe von ökonomischer Bildung ist es daher, (Heranwachsende) zu mündigen Wirtschaftsbürgern zu erziehen.
→ ökonomisches Denken zum bewussten Handeln, Bewerten, Entdecken und Gestalten im Wissen um wirtschaftliche, soziale, politische, rechtliche, kulturelle, ökologische Zusammenhänge (Restriktionen, Wechselwirkungen, Funktionsweisen)
Die Befähigung zu informierten, selbstbestimmten und verantwortlichen Entscheidungen und Handlungen z.B. als Konsument:in, Produzent:in, Nachfrager:in, Anbieter:in, Sparer:in, Investor:in, Arbeitnehmer:in, Arbeitgeber:in… → und nicht zuletzt zu Unternehmer:innen ihrer selbst!
Umlageverfahren vs. Kapitalverfahren bei Renten
Unmöglichkeitsdreieck
Preisphererismus
Ökonomische Bildung ist wichtig! Selbstständig ökonomisch handeln können!
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