Renaturierung von Ökosystemen
Jede Aktivität mit dem Ziel, Biodiversität, Struktur und Funktionen eines Ökosystems auf das Maß eines Referenzmodelles/Leitbildes zu bringen
Leitbilder sind informiert durch ursprüngliche heimische Ökosysteme, inkl. vieler traditioneller Kulturökosysteme
Kontinuum von Renaturierungsaktivitäten
Reduzierung neg. Einflüsse: gesellschaftliche Handlungen, die z.B. Nährstoffeintrag, Verschmutzung reduzieren, nachhaltigere Nutzungsweisen, Konsum
Sanierung: Handlungen, die Ursachen/Quellen der Kontaminierung/Degradierung beseitigen.
Rehabilitierung/Rekultivierung/Reklamation: Handlungen, die ein Maß an Ökosystemfunktionen wieder herstellen. Ziel sind neue Ökosystemleistungen oder Wiedernutzbarmachung (und nicht Biodiv. und Integrität von vorherigen naturnahen oder traditionellen Ökosystem)
Renaturierung: Aktivitäten mit dem Ziel, die Biodiversität, Struktur und Funktionen auf das Maß eines Leitbildes zu bringen
Das Leitbild:
Bedeutung
Beschreibt den ungefähren Ökosystemzustand und seine Dynamik wenn keine (Zer-) Störung/Degradierung stattgefunden hätte
Informiert durch noch vorhandene Referenzflächen, historische Informationen und/oder Zukunftsprojektionen
Grundlage für Auswahl geeignter Renaturierungsmaßnahmen und Managementmethoden
➢ muss operationalisierbar sein
Grundlage für Erfolgsbewertung
➢ muss ausreichend präzise definiert sein
➢ Kann zu Adaptionen führen
Essentielle Komponente der Planungsphase (inkl. Gewinnung von Stakeholdern)
Definition schwierig wenn:
Bedingungen, unter denen Ökosysteme entstanden sind, nicht mehr gegeben
Beispiele historischer Ökosysteme fehlen oder sind nicht dokumentiert
Irreversible abiotische Veränderungen
Gesellschaftliche Akzeptanz für Umsetzung fehlt
Zukünftige Veränderung von Umweltbedingungen zu erwarten
Welche Ökosystemeigenschaften könnten zur Defintion des Leitbildes und Evaluation des Renaturierungserfolges herangezogen werden?
Wichtige Ökosystemattribute zur Defintion des Leitbildes und Messung des Erfolges
Mögliche historische Leitbilder in Mitteleuropa (auf armen Sandböden)
Hochmittelalter bis vorindustrielle Landschaft
Niedrige Waldbedeckung; biodiverse, halbnatürliche Ökosysteme, “degradierende” Landnutzungsformen
Aktion: Unterstützung/Ansiedlung der Zielarten, Wiederaufnahme/Simulation traditioneller Landnutzungsformen
Frühes Holozän (ca. 6.000 Jahre BP)
Dichter Urwald
Aktion: Ansiedlung heimischer standortgerechter Baumarten, natürliche Dynamik
Letztes Interglazial (120.000 Jahre BP)
Mix offener, halboffener und geschlossener Ökosysteme mit hoher raum-zeitlicher Habitatheterogenität
Aktion: Einbringung der Zielarten; Auswilderung mit Großherbivoren, selbst-erhaltende Prozesse zulassen
Mögliche historische Leitbilder in Savannenklimaten Südamerikas
Holozän
Feuergeprägte Savannen mit anthropogenen Feuerregimen; Fast keine Großherbivoren
Aktion: Feuer nicht unterdrücken
Spätpleistozän
Von Großherbivoren geprägte Savannen
Aktion: Rewilding mit funktional ähnlichen Großherbivoren
Limitierende Faktoren der Renaturierung
Abiotische Faktoren
Nährstoffgehalte
Wasserhaushalt
Flächengröße
Chronische negative Einwirkungen
Biotische Faktoren
Konkurrenz durch ungewünschte Arten
Samenbank
Fehlende Regenerationsnischen
Unpassende Störungsregime
Landschaftliche Faktoren
Ausbreitungslimitierung
Landschaftsmatrix als Quelle von ungewünschten Stoffeinträgen und Arten
Hydrologische Faktoren im Einzugsgebiet oder Oberlauf
Soziökonomische Faktoren
Technisch aufwendige Maßnamen teuer
Besitzverhältnisse
Gesellschaftliche Akzeptanz
Andere Schutz- und Nutzungsinteressen
Moore
Versumpfungsmoore
Verlandungsmoore
Kesselmoore
Quellmoore
Durchströmungsmoore
(Auen-) Überflutungsmoore
Hangmoore
Hochmoore
Deckenmoore
(Hochmoore, die sich über eine ganze Landschaft ausbreiten)
Rückkopplungen zwischen Wasserständen und hydraulischen Merkmalen in einem Moor
Bei trockenem Moos werden die Poren, die noch im Moos vorhanden sind, zusammengedrückt —-> weniger Wasser kann gespeichert werden —> …
==> Selbstverstärkender Kreislauf
Moordegradationsstufen und Renaturierbarkeit
Maßnahmen zur Moorrenaturierung
Anhebung des Wasserstandes
Ansiedlung von Torfmoosen auf nacktem Torf
Birkenanflug (schlecht!) in wiedervernässtem Hoochmoor
Strukturierter Oberbodenabtrag
Faktoren der Artenzusammensetzung bei Kalkmagerrasen-Sukzession nach Störung
PC1&2: Bodeneigenschaften
Heterogeneity: standörtliche Vielfalt im Patch
Connectivity: Distanz zu anderen Patches in heutiger Landschaft
PR (Perimeter-Area-Ratio): Maß für Randhabitat
Patch age: Alter des Patches
DIST.POOL: Distanz zu anderen Kalkmagerrasen bei Entstehung des Patches
Flußrenaturierung: Licca Liber (“Freier Lech”)
Ziele:
Stabilisierung des Flussbetts
Stärkung der Ökosysteme in und am Lech
Verbesserung des Hochwasserschutzes
Schaffen von Erholungsräumen
Warum Monitoring?
Erfolgskontrolle zur Einhaltung der Ziele
Grundlage für Managementadaptionen
Lernen für künftige Projekte
Beweise für Stakeholder (Daten, Fotos, Luft- oder Satellitenbilder)
Gesellschaftliche Lernprozesse und kontinuierliche Begeisterung der Stakeholder für Projekt
Ablauf von Renaturierungsprojekten
Monitoring, aber wie?
Welche Variablen? (was will ich später zeigen können?)
Wie oft?
Wie intensiv (räumlich)?
Analysemethoden + Datenpunkte?
Indikatorarten?
Fotos, Luftbilder, Satellitenbilder?
Kontrollflächen + Referenzflächen!
Before-After-Control-Impact Monitoring
Monitoring
Gesamtaufnahme - Vegetationsentwicklung infolge von Wiedervernässung nach Grünlandnutzung
—> Monitoring dynamischer Ökosysteme schwieriger
Praxisbeispiel: Flußrenaturierung
Naturnahe Aue im Unterlauf eines mitteleuropäischen Tieflandflusses
1) Weichholzaue
2) Hartholzaue
Absenkung des GW-Spiegels nach Begradigung
Fallbeispiel Donau westlich Ingolstadt
Geomorphologische Bestandteile eines Fließgewässers
Kleineflächige Maßnahmen am Inn bei Wasserburg
a) Schotterbuhnen
b) Sand- und Lehmaufschüttungen
c) Entfernung der Eindeichung
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