-durch die Datenerhebung (d.h. die Messung) kann die Situation, bzw. der Untersuchungsgegenstand systematisch beeinflusst werden – statt validem Messergebnis erhalte ich somit ein verfälschtes Ergebnis
-Menschen verhalten sich anders, wenn sie wissen, dass sie beobachtet oder befragt werden!
-So kann es bspw. zu sozial erwünschtem Antwortverhalten kommen, was aber die Validität der Umfrage verletzt
-Planmäßiges Vorgehen (mit wissenschaftlicher Zielsetzung), bei dem die Beobachtenden durch sinnliche Wahrnehmung die Bedeutung des Verhaltens der Beobachteten in ihrer Umwelt registrieren
-Ist die ursprünglichste Form der empirischen Datenerhebung
-Im Unterschied zur Alltagsbeobachtung erfolgt die wissenschaftliche Beobachtung systematisch und kontrolliert
-Sie ist weder explorativ, noch an Hypothesen orientiert
-Als indirekte Beobachtung kann man Verfahren bezeichnen, die sich nicht direkt auf das Verhalten, sondern auf dessen Spuren richten (z.B. Inhaltsanalyse)
-Selbst- vs. Fremdbeobachtung
-Teilnehmende (Umfragender nimmt an dem Phänomen teil) vs. nicht-teilnehmende (Umfragender ist komplett unbeteiligt) Beobachtung
-Verdeckte (nicht-offizielle Beobachtung) vs. offene (offizielle) Beobachtung
-Unstrukturiert (Strukturierung erfolgt erst im nächsten Schritt, Beobachtung ist völlig offen) vs. strukturierte (oder standardisierte) Beobachtung
-Feld- vs. Laborbeobachtung
-Beobachter müssen Wahrnehmungs-, Selektions-, Interpretations- und Reduktionsleistungen erbringen!
-Besonders bei der teilnehmenden Beobachtung besteht die Gefahr der Übernahme der Perspektive der Beobachteten (Grenzen zwischen Teilnahme und Beobachtung verschwimmen – Reaktivität seitens der Beobachter)
-Intensive Schulung & evtl. Einsatz mehrerer Beobachter für eine Beobachtung um Fehlern vorzubeugen
-Face-to-Face-Interview
o Direkte persönliche Befragung durch einen Interviewer: Antworten werden durch den Interviewer aufgezeichnet (Fragebogen, Laptop (ggf. CAPI = Computer Assisted Personal Interview), Protokoll, Tonaufzeichnung mit Transkription)
o Vorteile
§ Nachfragen und Erläuterungen möglich
§ Beobachtungen des Interviewers & Kontrolle der Anwesenheit Dritter ist möglich
§ Einsatz körperliche Tests möglich (u.a. für die Gesundheitsforschung wichtig)
§ Verwendung von Bildmaterial etc. möglich
§ Anonymisierungsverfahren (z.b. CASI) einsetzbar
o Nachteile
§ Face-to-Face Interviews sind teuer (ca. 200€ pro Interview)
§ Feldkontrolle ist sehr aufwändig (sonst Möglichkeit, dass Interviewer die Befragung verzerrt, durch Abkürzen vom Fragen, Sympathiebeeinflussung, etc.)
§ Anfälliger für Effekte der sozialen Erwünschtheit
-Telefoninterview
o Telefonische Befragung durch einen Interviewer: Antworten werden durch den Interviewer aufgezeichnet (Fragebogen, Laptop (ggf. CAPI = Computer Assisted Personal Interview, etc.)
§ Leichte Stichprobenbeziehung (RDD = Random Digit Dial bei unvollständigem Telefonregister)
§ Hohe Kontrolle der Interviewer (Kontrolleur kann sich reinschalten lassen und Verzerrung durch Interviewer vermeiden)
§ Höhere Anonymität, d.h. geringere soziale Erwünschtheit
§ Relativ hohe Ausschöpfung durch häufige Kontaktversuche
§ CATI: einfache Bewältigung von Filterfragen, Konsitenztest sind bereits während des Interviews (zeitsparend) möglich – auch bei CAPI / CAWI
§ Undercoverage – Leute ohne Telefonnummer, bzw. mit Geheimnummer sind von der Befragung ausgeschlossen
§ Fehlende visuelle Hilfen (nur unkomplizierte Fragen möglich)
§ Viele Leute haben Vorbehalte wegen zunehmendem Telefonmarketing
-Schriftliche Befragung
o Respondent erhält einen Fragebogen und füllt diesen selber aus (PAPI = Paper and Pencil Interview; CAWI = Computer Assisted Web Interview – dann evtl. auch wiederum mit CASI)
§ Kostengünstig
§ Befragte haben Zeit, um über die Fragen nachzudenken
§ Keine Interviewereffekte, höhere Anonymität und damit geringere soziale Erwünschtheit
§ Geringere Ausschöpfung
§ Mittelschichtsbias
§ Keine Kontrolle darüber, wer den Fragebogen ausfüllt (was die Zufallsstichprobe zerstören würde)
§ Keine unmittelbaren Rückfragen möglich
§ Filterfragen stellen die Befragten u.U. vor Probleme
-Die Online-Befragung (CAWI)
o Wurde lange nur sehr zurückhaltend eingesetzt, da die Stichprobenziehung recht problematisch war
§ Geringe Kosten (Druck- und Versandkosten entfallen)
§ Flexibilität der graphischen Gestaltung (muss aber auf verschiedene Softwares abgestimmt sein)
§ Nachträgliche Kodierung und Dateneingabe entfallen (und auch die dadurch möglichen Fehler)
§ Programmierte Filterführung & Konsistenzprüfung möglich
§ Auch große Datenmengen sind leicht handhabbar
§ Skepsis der Befragten bzgl. der Daten- und Übertragungssicherheit
§ Geringe Ausschöpfung, hat wenig verpflichtenden Charakter
§ Wissensfragen können weniger gut gestellt werden, da Spicken sehr einfach ist
§ Je nach Stichprobenziehung ist die Grundgesamtheit unbekannt – eine Zufallsstichprobe ist oft nicht möglich
-Je höher die Strukturierung, desto eher sind Objektivität und Reliabilität erfüllt
-Bei unstrukturierten Interviews hängt das Ergebnis stärker vom Interviewer ab – bedeutet: geringere Durchführungsobjektivität (des Interviewers) und u.U. auch geringere Auswertungsobjektivität
· Unstrukturierte Interviews aber liefern oft sehr detailreiche, vertiefende Informationen – welche hilfreich bei der Exploration eines neuen Forschungsgebiets sein können (und bieten somit Optionen für Verbesserungen)
· Nachteile der Strukturierung: relevante Antwortmöglichkeiten müssen dem Interviewer alle bekannt sein, sonst bleiben wichtige Optionen unberücksichtigt
==> In der Praxis haben sich Kombinationen und Mischformen aus geschlossenen und offenen Fragen bewährt – Hybrid- bzw. Halboffene Fragen
-Ordnung der Fragen in thematische Blöcke (Module)
o Bei sehr unterschiedlichen Themen bedarf es Überleitungen
o Innerhalb der Module sollte man von leichten zu schwierigen
-Modulreihenfolge (Spannungskurve)
o Anfang leicht, Mitte schwer, Schluss: Soziodemographie
o Zu Beginn Eisbrecherfragen (zur Lebenszufriedenheit, etc.)
-Heikle Themen
o Heikle Fragen am Ende: bei Abbruch ist ein Großteil des Fragebogens bereits ausgefüllt (auch: CASI)
o Trichterfragen: man beginnt ein Thema mit den eher harmlosen Fragen und stellt die heikleren Fragen danach – der Interviewte kann sich langsam gewöhnen
o Befragtenmerkmale
§ Soziale Erwünschtheit
§ Response Set, Antwort-Tendenz, Meinungslosigkeit
§ Bildungsgrad, etc.
-Response Set = Inhaltsunabhängige Antworttendenz
o Befragte kreuzen bspw. immer die mittlere (oder vorletzte, etc.) Kategorie in einem Fragebogen mit mehreren Messitems an – gibt Infos über die Persönlichkeit einer Person, nicht über deren Meinung
-Lösungen
o Kurze, bzw. keine Itembatterien
o Antwortkategorien variieren
o Mittelkategorie vermeiden
==> Zwingt zu klareren Aussagen // gut um Mitteltendenzen zu vermeiden // ggf. Zwang zur Meinung
-Antwort-Tendenz oder Akquieszenz (inhaltsunabhängige Zustimmungstendenz), z.b. immer mit „ja“ antworten
o Frage wird nicht hinterfragt
o Itembatterie sollte sowohl negative als auch positive Formulierungen enthalten
o Antwortalternativen ausformulieren
o Rückfragen können hier aufschlüsseln
o Diagnose bei der Datenauswertung anhand des Reliabilitätskoeffizienten (dabei Polung der Items berücksichtigen, Cronbachs Alpha misst die Konsistenz der Antworten)
-Problem der Meinungslosigkeit (Non-Attitude-Problem): spontane oder rein zufällige Antwort (obwohl ja eigentlich gar keine Meinung vorliegt)
o Filter: „kennen sie das Problem“, „haben Sie einen Meinung zu …?“
o Kategorien „trifft nicht zu“ „ist mir egal“ oder „ weiss nicht“
o Fragemerkmale
§ Formulierung
§ Reihenfolge der Fragen & Kontext
§ Antwortkategorien, etc.
-Halo-Effekt (Reihenfolgeeffekt / Ausstrahlungseffekt / Kontexteffekt)
o Fragen können auf andere Fragen ausstrahlen
o Dieser kann bspw. bei der Fragen nach der allgemeinen Lebenszufriedenheit eine Rolle spielen, wenn positive (oder negative) Erinnerungen aktiviert werden
-Gegenmaßnahmen
o Testung im Pretest (bspw. mit Fragebogensplits) = zwei Gruppen werden verschiedene Versionen der Fragebögen mit unterschiedlicher Reigenfolge vorgelegt
o Davon betroffene Fragen kann man weit auseinanderziehen
-Antworten auf Fragen nach Zeitangaben beruhen häufig auf Schätzungen und sind ungenau
-Antwortkategorien bieten den Befragten hier Anhaltspunkte: … zur Erinnerung vs. … zur sozialen Erwünschtheit
-Gegenmaßnahmen: keine Antwortvorgabe (spezifische Angabe bezogen auf überschaubaren Referenzzeitraum)
-Erinnerungsselektion
o Erinnerung an negative Ereignisse werden häufig verdrängt oder zeitlich nach hinten verschoben: „das ist schon lange her“
o „Teleskopeffekt“: positive Ereignisse bleiben besser in Erinnerung und rücken zeitlich häufig näher
o Kurze Episoden (z.B. kurze Arbeitslosigkeit zwischen zwei Jobs) werden „glattgebügelt“ – sind aber trotzdem relevant
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