-Soziologie“ = die Lehre von der Gesellschaft / Logos = Lehre, socio = Gefährte
-Die Soziologie beschäftigt sich mit gesellschaftlichen Prozessen und Strukturen, wie z.B. Krisen (Corona, Klimawandel), Ungleichheit, Macht und Herrschaft, soziale Bewegungen, Rassismus, etc.
-Deckt Regelmäßigkeiten und „Gesetze“ für die Gesellschaft auf (z.B. Selbstmordraten, soziale Ungleichheit, Revolutionen, etc.)
o Gesetze in der Soziologie sind immer potentiell veränderbar, da sie auf einem Hintergrund beruhen, welcher sich stets ändern kann
-Ihr historischer Hintergrund – dieser bedingte eben ein Fach wie die Soziologie
o Französische und britische Aufklärung waren nicht mit der Metaphysik zu erklären – die Gesellschaft scheint somit nicht gottgemacht zu sein
o Französische Revolution und ihre unintendierten Folgen
o Die Industrielle Revolution löste zahlreiche soziale Probleme aus, aus denen eine enorme gesellschaftliche Spannung entstand
-Viele Interpretationen der Soziologie– die Kölner Schule versteht die Soziologie dabei NICHT als politische Bewegung, sondern als reine Wissenschaftsdisziplin
o Andere interpretieren die Soziologie als Sprachrohr für gesellschaftliches Unbehagen, bzw. noch allgemeiner, als normatives Unterfangen („Wie sollte Gesellschaft sein?“ – dies ist jedoch nicht die Leitfrage und gehört eher in die Philosophie)
o Andere sehen in der Soziologie eine Interpretation wissenschaftlicher Trends („Gegenwartsdiagnosen“) – dies ist jedoch eher eine journalistische Frage, da Vorhersagen immer äußerst schwierig sind
o Soziologie arbeitet mit Empirie, was sie zu einer empirischen Wissenschaft macht
-Vorgehensweise: Verstehendes Erklären des sozialen Handelns von Akteur*innen und ihren Wirkungen
==> Soziologie als Wissenschaft und eben nicht als politisches Unterfangen // Soziologie als Wissenschaft mit Erklärungsanspruch (Rezeptwissen, anstatt Orientierungswissen)
==> Orientierungswissen
o „die gesellschaftliche Verständigung darüber, wo wir mittlerweile angekommen sind und wohin es mit uns noch führen kann“ (Schimank 2007)
o „Lesarten des Heute und Morgen“ (Schimank 2007)
§ Stiftet Orientierung, d.h. es scheint (menschlichen) Dingen einen Sinn zu verleihen – jedoch keine Erklärung ursächlicher Mechanismen
§ Aussage: „Wir leben im späten Postkapitalismus“ – ist zwar sinnstiftend, erklärt aber nichts Ursächliches und ist damit eher philosophisch angehaucht
§ Erzeugt die Illusion, bzw. das Gefühl eines tiefen Verständnisses
o Andere Experten auf dem Gebiet des Orientierungswissens sind: Literaten, Philosophen, Politiker, Theologen, Journalisten, Künstler – das Orientierungswissen ist vor allem sinnstiftend und muss nicht zwingend wissenschaftlich sein
§ Die Kölner Schule ist auf diesem Gebiet vergleichsweise ambitionslos
==> Rezeptwissen
o Soziologische Erklärungen derartiger Katastrophen (hier das Loveparade-Beispiel)
§ Welches sind die Ursachen?
§ Welches sind die relevanten Akteure?
§ Was bestimmte ihr Handeln?
§ Wie lief dieses ab und welche Wirkungen hatte es?
o Empirisch-analytisches Vorgehen (Bsp. Loveparade)
§ Analysen von Videoaufzeichnungen realer Massenpaniken (Identifikation realer Muster)
§ Erstellung und Analyse theoretischer Modelle (bspw. mittels Computersimulation)
§ Verwendung von Fußgängerexperimenten und anderer Datenquellen zum Test der Modelle
§ Entwicklung architektonischer Designlösungen
o Basiert auf informationshaltigen Lehrsätzen
§ Wenn…dann… / je mehr…desto weniger… / u.ä.
§ Schließt bestimmte Sachverhalte aus
o Ist daher empirisch überprüfbar, und prinzipiell widerlegbar
o Stellt kausales Wissen über die Welt dar
o Ermöglicht gezielte Intervention („Sozialtechnologie“) – die allerdings auch scheitern können (siehe Mensa-Ampel)
==> Theorie als System miteinander verbundener Zusammenhangshypothesen, aus dem sich empirisch überprüfbare Folgerungen ableiten lassen
Last changed10 months ago