Psychoanalyse ist…
ein Verfahren zur Untersuchung seelischer Vorgänge, welche sonst kaum zugängilich sind (Erkenntnismethode)
eine Behandlungsmethode neurotischer Störungen, die sich auf diese Untersuchung gründet (klinische Anwendung)
eine Reihe von psychologischen, auf solchem Wege gewonnenen Einsichten, die allmählich zu einer neuen wissenschaftlichen Disziplin heranwachsen (Wissenschaft)
Grundannahme der psychoanalytischen Modells
psychische Störungen = Ausdruck und Kompromissbildungen unbewusster Konflikte und psychischer Strukturen, deren Grundlegung in der psychischen Verarbeitung von Kindheitserfahrungen geschieht
die Struktur der Persönlichkeit entwickelt sich größtenteils unbewusst auf der Basis von individuellen Anlagen durch Verinnerlichung zwischenmenschlicher Beziehungen
psychische Störungen = struktur- und/oder konfliktbedingt
Behandlung mehr ätiologisch ausgerichtet aks symptomkonzentriert -> die dem Symptom zugrunde liegende strukturelle Störung bzw. der unbewusste Konflikt soll bearbeitet werden
Bearbeitung der patienrtenspezifische Konstruktionsweise der Wirklichkeit in der therapeutischen Beziehung
Sigmund Freud
Ursache psychischer Störungen: ins Unbewusste verdrängte Erinnerungen und Gefühle
können durch Hypnose bewusst gemacht und abreagiert werden
dadurch Behandlung psychischer Störungen
Weiterentwicklung durch Freud, weil Effekte nicht von Dauer waren (Weg zum Unbewussten wieder verschüttet, Erinnerungen mitteks Abwehrmechanismen abgewehrt)
Methoden der freien Assoziation und Deutung
Freie Assoziation: Patient erzählt abgewandt vom analytiker, frei und ohne seine Gedanken zu zensieren
Deutung: Analytiker weist Patienten auf die Bedeutung einzelner Verhaltensweisen hin
Das topographische Modell
Bewusstsein: Aktuelle Wahrnehmungen und Gedanken; Erinnerungen und Bilder, die willentlich geäußert werden können
Vorbewusstes: Alles, was prinzipiell bewusst werden kann
Unbewusstes: Aktuell oder prinzipiell nicht bewusstseinsfähige Inhalte
Das Strukturmodell
entscheidende Quelle psycischer Symptome und Belastungen: Konflikte zwischen
verschiedenen unbewussten Wünschen
unbewussten Wünschen und dem Über-Ich
Es/Über-Ich und dem Ich
durch konflikthafte Wünsche und Ansprüche entstehen aversive Gefühle (z.B. Angst) werden durch Abwehrmechanismen vermieden/beältigt
Das klassische Neurosekonzept
Unlösbarer infantiler Konflikt führt zu…
Fixierung an die aktuelle psychosexuelle Entwicklungsphase
spezifische auslösende Situation im späteren Leben führt zu…
Reaktualisierung des ungelösten Konflikts
Regression an die damals aktuelle psychosexuelle Phase
Abwehr zumindest eines Konfliktanteils
Suboptionale Kompromissbildung in Form des neurotsichen Symptoms
Symptomentwicklung per Kompromissbildung
Struktur- bzw. Integrationsniveau des Ich
gutes strukturelles Integrationsniveau
-> relativ leistungsfähiges Ich
mäßiges strukturelles Integrationsniveau
-> mäßig leistungsfähiges Ich durch Konzentration des Ich auf die Bewältigung von Minderwertigkeitsgefühlen
geringes strukturelles Integrationsniveau
-> nur geringes Leistungsniveau des Ich dadurch, dass das Selbst und die Objekte als nur “gut” oder nur “böse”, insofern bewusst und unbewusst als “extrem” erlebt werden
Grundprinzipien der analytischen Psychotherapie
Konfliktachse der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik
Abhängigkeit vs. Individuation
Unterwerfung vs. Kontrolle
Versorgung vs. Autarkie
Selbstwertkonflikt
Schuldkonflikt
Ödipaler Konflikt
Identitätskonflikt
-> sichtbar wird nicht der Konflikt als solcher, sondern die Manifestazionen der Abwehr der unintegrierten inneren Aspekte
Abwehrmechanismen
Verschiebung: Umlenken emotionaler Reaktionen vom echten Ziel auf jemand anderes
Sublimierung: Verbotene Formen der Triebbefriedigung werden durch zulässige/erwünschte Handlungen ersetzt
Reaktionsbildung: Das verbotene Verhalten wird im Gegenteil verkehrt
Projektion: Der eigene Triebwunsch wird einer anderen Person unterstellt
Regression: Rückzug zu Verhaltensmusetrn einer frühere Entwicklungsstufe
Rationalisierung: Rationales Umdeuten von anakzeptablen Handlunegn oder Einstellungen
Verleugnung: Die u.U. schmerzhafte Realität wird nicht akzeptiert (negiert)
Verdrängung: Inakzeptable Impulse oder Wünsche werden ins Inbewusste abgedrängt
Ich Psychologie (Anna Freud; Heinz Hartmann)
Konzentartion auf das Ich, z.B. Ich Entwicklung und Abwehrmechanismen
Funktionsfähigkeit des Ichs als Ausgangspunkt der Analyse
Ziel: Stärken bzw. Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit des Ichs
Objektbeziehungstheorie (Otto Kernberg; Melanie Klein)
aus Triebtheorie Freuds: Menschen tendenziell eher Einzelwesen
-> Objektbeziehungstheorie lenkt Aufmerksamkeit auf Beziehungen (besonders frühe Beziehungen zu Bezugspersonen in der Kindheit)
Objekt: bedeutsame (frühe) Bezugsperson (primäres Objekt: i.d.R. Mutter)
in Entwicklung wird Objekt internalisiert -> Bildung innerer Objektpräsentanzen/innerer Objekte
Bindungstheorie
keine psychoanalytische Theorie, aber Ausgangspunkt für moderne psychoanalytische Überlegungen
spezifische Bindungsmuster (sicher, unsicher vermeidend, unsicher abivalent, desorganisiert)
Verhaltensformen, die durch Bindungen der Kindheit erzeugt werden, bleiben über das Leben lang als “Innere Arbeitsmodelle” (“inner working models”) aktiv -> Bindungsrepräsentation
Psychoanalytische Behandlungsmethoder und Anwendungsformen
Der unbewusste Konflikt, der der psychsichen Störung zugrunde liegt…
wiederholt sich in der therapeutiscehn Beziehung
muss deshalb darin “durchgearebietet” werden
deshalb: nicht nur Arbeit in, sondern auch an therapeutischer Beziehung
-> im Zentrum: Übertragung, Gegenübertragung, Widerstand
Übertragung
Reaktionen des Patienten auf den Therapeuten, die offenbar Einstellungen und Verhalten gegenüber wichtigen Bezugspersonen aus der Vergangenheit widerspiegeln und nicht tatsächlcihe Aspekte der Beziehung zwischen Analytiker und Patient
Neuauflagen, Wiederholungen, Wiederbelebungen früherer emotionaler Erfahrungen in der therapeutischen Beziehung
Gegenübertragung
Gesamtheit aller unbewusster Reaktionen des Analytikers auf die Person des Analysanden und ganz besonders auf dessen Übertragung (klassisches Verständnis)
im weiten Sinne (heute gebräuchlich): bewusste und unbewusste, reaktive und genuine Einstellung des analytikers gegenüber Analyanden
bei Freu: Gegenübertragung als Störfaktor
-> in der Nachfolge seit Heimann (2950): Gegenübertragung als diagnostisches Hilfsmittel (Rückschlüsse auf Übertragung und Erleben des Patienten)
Widerstand
unbewusste Tendenzen, sich dem Bewusstwerden bestimmter innerer unbewusster Motive, Inhalte und Persönlichkeitsanteile zu widersetzen
vom Ergebnis her definiert: “was immer die Fortsetzung der Arbeit stört, stört”
z.B.: Schweigen, Wortkargheit, das Erzählen trivialer Ereignisse, Vermeiden bestimmter Themen, Versäumen von Stunden
Anwendungsformen
Analytische Psychotherapie
Analytiker kaum strukturierend und aktiv; zumeist im Liegen
Konzentration auf Selbst und Beziehungserleben
Ziel: dauerhafte Auflösung pathogener unbewusster Konflikte, Nachreifung der Persönlichkeit
i.d.R. 2-4 Stunden wöchentlich, 80-300h
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Analytiker vermehrt struktuierend und aktiv, zumeist in Sitzen
Konzentration auf fokussierbare Konflikte
i.d.R. 1-2 Sitzungen wöchentlich, 25-100h
Kinder- und Jugendlichentherapie
Paar- und Familientherapie
Gruppentherapie
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