Was wird unter Wahrnehmung verstanden?
die Aufnahme, Auswahl, Verarbeitung und Interpretation sensorischer Informationen
—> Wahrnehmung entspricht nicht unbedingt den objektiven Gegebenheiten (—> Wahrnehmungstäuschungen)
—> Wahrnehmung kann nicht unterdrückt werden
Wahrnehmungs- und Bewertungsphänomene: bottom up oder top down?
Wahrnehmungsphänomene: bottom up, entstehen durch Eigenheiten unseres sensorischen Systems (gilt für alle)
Bewertungsphänomene: top down, entstehen durch Interpretation und durch kognitiv-affektive Prozesse (kann inter- und intraindividuell variieren)
Was sind die 5 Stufen der Wahrnehmung?
Stimulation durch Umweltreiz
Empfindung vermittelt über Sinnesorgan
Perzeptuelle Organisation
Identifikation
mentale Prozesse
(nach unten immer mehr top down)
Was spielt bei bottom up und top down Prozessen eine Rolle?
Bottom up: physikalische Reizgegebenheiten (Text- und Bildfaktoren, Umgebungsbedingungen…)
Top down: höhere kognitive Funktionen (Wissen, Gedächtnis, Erfahrung, Fähigkeiten, Motivation, Interesse…)
Für beide gelten temporäre Bedingungen (Situation) und längerfristige Bedingungen (individuelle Fähigkeiten, Fertigkeiten, Erfahrung)
Welche Kontexteffekte gibt es?
Musterergänzung
Effekte des Wortkontexts
Effekte des Satzkontexts
Was ist Musterergänzung?
z.B. trotz unvollständiger Konturen sind Wörter lesbar
Welche Effekte des Wortkontexts gibt es?
—> Wortüberlegenheitseffekt
Buchstaben werden besser erkannt, wenn sie innerhalb eines Wortes stehen (Mustererkennung)
Reicher-Wheeler-Paradigma: lexikalische Entscheidungsaufgabe zwischen Wörtern und Nicht-Wörtern
Wörter werden schneller erkannt
Nicht-Wörter müssen länger gezeigt werden, damit alle Buchstaben richtig erkannt werden
—> Wortüberlegenheitseffekt belegt, dass für die korrekte Erkennung auch nicht-visuelle Merkmale verantwortlich sind
je häufiger ein Wort in der Sprache vorkommt, umso schneller wird es erkannt (Howes & Solomon)
gleiches gilt für Wortteile (ret vs. krt) (Miller, Bruner, Postman)
Effekt ist so stark, dass nicht mal korrekte Buchstabenreihenfolge notwendig ist
Beschreibe das interaktive Aktivationsmodell / konnektionistisches Netzwerk (McClelland und Rumelhardt)
beschreibt das Zustandekommen des Wortüberlegenheitseffekts und andere Kontext- und top-down-Effekte
erklärt Mustererkennung bei unvollständigem Input
drei Verarbeitungsebenen/Knoten: (visueller Input) —> Merkmal Level —> Buchstaben Level —> Wort Level
Knoten können mehr oder weniger aktiv sein
Knoten sind über aktivierende und hemmende Konnektionen verbunden
Aktivierungsausbreitung erfolgt bottom up (z.B. Anfangsbuchstaben eines Wortes aktivieren alle entsprechenden Worte und hemmt alle anderen) oder top down (z.B. Scannen nach bestimmten Worten aktiviert alle entsprechenden Buchstaben und hemmt alle anderen)
—> massive Parallelverarbeitung
Beschreibe Effekte des Satzkontexts
ähnliche Kompensationsleistungen wir bei Wörtern
Experiment von Tulving, Mandler & Baumal
Text gezeigt, später sollte Satz vervollständigt werden
je länger Darbietungszeit, umso mehr wird richtig ergänzt
je mehr Kontext, umso besser wird ergänzt
—> Top-down-Prozesse unterstützen die Zielwortidentifikation (vom Satz aufs Wort schließen)
Was bedeutet der Bildüberlegenheitseffekt?
geht davon aus, dass Bilder eine höhere Wiedergabe- und Lernwahrscheinlichkeit haben als Wörter
—> Bilder können leichter im Gedächtnis codiert werden und in Form symbolischer Darstellung abgerufen werden
[Was sind Bedingungen an “gute” Icons?]
im Idealfall besitzen sie eine hohe Eigenverständlichkeit (ohne Erlernen verständlich)
Sinnfälligkeit: Grad der Wahrscheinlichkeit, mit dem der Bedeutungsinhalt ohne Erklärung erschlossen wird
Bedeutungshaltigkeit: Icon ist umso bedeutungshaltiger, je mehr Personen dasselbe Konzept erschließen
Was ist mit Asymmetrie-Effekten bezüglich Icons gemeint?
Der Designer kennt das Konzept und sucht ein passendes Bild.
Der Betrachter kennt die Bedeutung nicht (semantische Unsicherheit) und muss sie sich aus dem Bild erschließen.
—> unterschiedliche kognitive Positionen
Was sind die zwei kritischen Bewertungsdimensionen für Icons?
Piktoriale Transparenz: visuelle Erkennbarkeit
Semantische Transparenz: Erschließbarkeit der Bedeutung des Bildes im Kontext
Was sind Vor- und Nachteile bei der Nutzung von Bild oder Text?
Text
Bild
+ kann eindeutig sein
- braucht viel Platz
+ braucht wenig Platz
- Abkürzung schwierig
- Bildersprache ungenau, gibt semantisches Konzept nicht wieder
- internationale Unverständlichkeit
+ internationale Verständlichkeit
Warum sollte man immer redundant codieren?
Weil Bilder zwar am schnellsten erkannt werden, aber nicht immer eindeutig sind. Je nach Kontext, kulturellem Framing, Passung mit der Zielgruppe und User Diversity können Bilder sehr unterschiedlich verstanden werden.
Wie funktioniert Lesen (allgemein)?
Buchstaben werden zu sinnvollen Gruppen zusammengefasst
ist größtenteils top-down beeinflusst (Müdigkeit, Motivation…)
auch abhängig von bottom up Faktoren
Unterscheidung zwischen:
Lesesakkaden
Fixationen
progressive/regressive Sakkaden
Zeilenrücksprünge
spontane Sakkaden
Korrektursakkaden
Wie kann sich eine suboptimale visuelle/kognitive Ergonomie negativ auf das Lesen auswirken?
je schlechter die Bildeigenschaften, desto mehr Korrektursakkaden und länger die Fixationen
je inhaltlich schwieriger der Text, desto kleiner die Sakkaden und länger die Fixationen
je länger die Zeilen, desto ungenauer die Zeilenrücksprungsakkaden und mehr Korrektursakkaden
je ungeübter der Leser, desto kleiner die Sakkaden und mehr Korrektursakkaden
Also braucht man: gute Bildeigenschaften, einfacher Text, kürzere Zeilen
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