-Wurde bis in die 50er und 60er Jahre des 20. Jhd. gelehrt, teilweise findet man ihn aber auch noch heute
-Fokus auf polity-Dimension
-Arbeitet nach aristotelischen (Urheber) Methoden:
o Klassifikation: feste Einordnung nach formalen Kriterien
o Typologie: annähernde Zuordnung zu Typen (gedankliche Konstrukte, ist empirisch nicht belegbar, hilft aber der Einordnung)
-Gegenstand sind die institutionellen Grundlagen der verfassungsmäßigen Ordnungen der westlichen Welt, d.h. aber rein deskriptiv
-Kritik
o Hat ein Begründungsproblem bei der Auswahl von Klassen und Typen – die Politikwissenschaft muss aber immer begründen können
o Konzentration auf westlichen Nationen
o Vernachlässigung von Dynamik im politischen Wandel – kann diesen nicht erklären
o Ist der klassische Institutionalismus wirklich eine Erklärung oder eher nur eine „thick description“, d.h. eine genaue Beschreibung?
o Suche nach „bestem Modell“ – impliziert ein Werturteil
-Strömung bricht mit dem Institutionalismus in den 1950er Jahren in den USA
-Gründe dafür
o Verändertes Forschungsinteresse – Entstehung neuer Staaten, etablierte Demokratien kehren wieder zum Autoritarismus zurück, andere bleiben bestehen, etc. // Massiver Dekolonisierungsprozess in Asien und Afrika
o Kritik an rein vergleichender Regierungslehre des Institutionalismus
o Neues Ziel: systematisch-konzeptionell angeleiteter Vergleich – nimmt alle politischen Systeme in den Blick, nicht nur die westlichen Demokratien
-Aufbau auf behavioristischen Methoden und Konzepten
-Fokus auf politics-Dimension // will Effekte und Stabilitätsbedingungen untersuchen um Erklärungspotenzial zu liefern
-Hat die Allgemeine Systemtheorie (nicht nur politische Systeme, u.a. nach Niklas Luhmann) als Grundlage – grenzt sich aber trotzdem von ihr ab
o System als Menge von Elementen, Objekten oder Variablen, die in wechselseitigen Beziehungen stehen
-Sieht offene Grenzen zwischen dem System und seiner Umwelt (d.h. das System ist nicht abgeschlossen und interagiert mit seiner Umwelt)
-Definiert das „politische System“ als ein von allgemeinen sozialen Systemen abgrenzbares Subsystem, eine Kombination von Strukturen und regelmäßig wiederkehrenden Verfahren zur autoritativen Steuerung und Regulierung einer Gesellschaft
o Dieses wird von Akteuren/Organen/Rollenträgern in Gang gesetzt
-Dieses besitzt Variablen, nämlich
o …Struktur: Regelmäßige beobachtbare Handlungsformen, Rollen
o …und Funktionen: Aufgaben und Leistungen, die von einer Struktur erbracht werden sollen
-Kritik an Systemtheorie
o Keine Theorie, nur ein Begriffsapparat
o Funktionalistische Basisannahme
§ Nicht jede Struktur ist zielgerichtet auf eine Funktion entstanden
§ Funktionen wandeln sich, Strukturen eher nicht
§ Blendet einen historischen Einfluss und dessen Veränderung aus
o Vernachlässigung des Outputs
o Vernachlässigung der Akteursperspektive
o Politik-Wandel bleibt unberücksichtigt
-Basiert auf…
o …einem erfahrungswissenschaftlichen Ansatz – Beschreibung, Erklärung und Voraussage von Phänomenen durch Beobachtung und theoriegeleitete Verarbeitung menschlichen Verhaltens (siehe zentrale Rolle der Datenerhebung)
o …und einem Reiz-Reaktions-Ansatz – d.h. ein äußerer Reiz wird verarbeitet und führt zu einer Reaktion, d.h. einem wahrnehmbaren Verhalten (Behavior)
· Institutionen spielen kaum eine Rolle, dagegen werden mittels Empirie Daten gesammelt und ausgewertet (Behaviorismus bei Datenmassenauswertung immer noch führend), um empirisch beobachtbares Verhalten herzustellen
· Beschreibung, Erklärung und Voraussage von Phänomenen durch Beobachtung und theoriegeleitete Verarbeitung menschlichen Verhaltens – der Fokus liegt dabei auf den Rollenträgern und deren wiederkehrendes Verhalten
· Fokus auf politics-Dimension (v.a. auf dem Wähler)
· Heute v.a. in der Wahl-, Meinungs- und Einstellungsforschung zu finden
o Nur auf Individuen anwendbar und nicht auf ganze politische Prozesse, d.h. schwierig zu verallgemeinern
o Vernachlässigung von Institutionen
-Entsteht in den 50er/60er/70erJahren und knüpft an den Institutionalismus an – grenzt sich aber trotzdem ab! Trotzdem verfolgen sie weiterhin das Credo „Institutions Matter!“
o Kritisiert an behavioristischen und soziologischen Konzepten die „Institutionenblindheit“
o Ordnungsraster des klassischen Institutionalismus zu unterkomplex
-Entsteht als Gegenbewegung zum Behaviorismus und Rational Choice – stört sich an deren Institutionenblindheit
o RationalChoice-Institutionalismus
§ Fokus: Mikro-Ebene
§ Akteurshandeln ist unter gegebenen institutionellen Restriktionen zweckrational, D.h. orientiert am Nettonutzen (Fokus auf dem Homo Oeconomicus)
§ Institutionen erschaffen Erwartungssicherheit und ermöglichen die Kooperation zwischen den Akteuren, helfen ihnen dabei Probleme zu lösen
§ Institutionen strukturieren das strategische Handeln von Individuen in Gruppen
==> Wandel durch rationale – nicht ungeplante – Entscheidungen/Handlungen
o Historischer Institutionalismus
§ Fokus: Makroebene
§ Institutionelle Pfadabhängigkeit, d.h. einmal existent beeinflussen die Institutionen über einen langen Zeitraum (siehe Bill of Rights der USA)
§ Institutionen verteilen Einflusschancen und -grenzen – ihre Machtverhältnisse sind entscheidend
§ Es besteht eine Wechselwirkung zwischen institutioneller Struktur und Akteurshandeln
==> Wandel durch veränderte Wahrnehmung, d.h. auch Wahrnehmung von Außen
o Kulturalistischer / Soziologischer Institutionalismus
§ Sieht alles als eine große Institution an – darin werden aber Normen, Werte, etc. (sowie deren Wirkung auf den Akteur) auch als Institutionen wahrgenommen– wird von Kaiser abgelehnt
§ Klare Abgrenzung von Institutionen und Kultur ist hier nicht mehr möglich
§ Sieht in den Institutionen eine sinnstiftende, orientierende und erzieherische Wirkung
==> Wandel durch informelle Variation des Verhaltens, dieser findet nicht geplant statt (arbeitet eher soziologisch als politikwissenschaftlich)
==> Unterschiede der drei Richtungen
o Verschiedene Definition von Institution
§ Engstes Verständnis im RC
§ Mittleres Verständnis im Hist.
§ Weitestes Verständnis im Kult.
o Analyseperspektive
§ Bestimmte Entscheidungssituationen im RC
§ Langfristige Entwicklungen im HI
§ Perspektive nicht festgelegt im Kult.
==> Gemeinsamkeiten der drei Richtungen
o Institutionen sind mehr als Polity
o Akteure handeln innerhalb eines institutionellen Kontextes
o Institutionen strukturieren Akteurshandeln ohne es zu determinieren
o Institutionen beschränken und ermöglichen gemeinsames Handeln
==> Bisher keine kritische Gegenbewegung zum Neoinstitutionalismus
==> Alle drei Richtungen messen den Institutionen einen erheblichen Einfluss auf politisches Verhalten bei – diese haben handlungsermöglichende und handlungsbeschränkende Wirkungen im politischen Prozess, d.h. jedes politische Handeln ist institutionell strukturiert
-Institutionen…
o …prägen und strukturieren politisches Verhalten
o …haben handlungsermöglichende und -beschränkende Wirkungen im politischen Prozess (für die Akteure)
o …sind maßgebend für soziales und politisches Handeln – dafür ist ihre Prägekraft entscheidend
o …besitzen formale und informelle Regeln (letzteres sind keine Gesetze – siehe den US-Kongress mit seinen vielen Traditionen, Gepflogenheiten, etc. (all dies sind jedoch keine verbindlichen Gesetze - Bsp. das Senoritätsprinzip)), Regelsysteme und Konventionen, die den politischen Entscheidungsprozess strukturieren
o Der empirische Vergleich muss die Unterschiede in Demokratien vergleichen und berücksichtigen
o Denn so gibt es 2 hoch 7, d.h. 128 verschiedene Kombinationen an politischen Systemen
o Der Neoinstitutionalismus arbeitet mit Systemen, die diese Komplexität abbilden
o Grundmodell hierbei ist: Preferences X Institutional Constraints = Behaviour, d.h. polit. Präferenzen X Institutionen = polit. Verhalten
-Der klassische Vergleich ist eigentlich nur die SecondBest-Option – besser wäre ein Quasi-Experiment
==> Aber nur sehr schwer durchführbar: so ist bspw. das Auflösen des Bundesrates, um empirisch zu testen, ob die polit. Problemlösung in Deutschland dann schneller von statten geht nicht durchführbar
==> Somit vergleichen wir hauptsächlich politische Systeme (Deutschland müsste nun mit einem Einkammern-System verglichen werden)
==> Aber neue Dimensionen, wie Survey-Experimente, Labor-Experimente, Neurologische Experimente, etc.
-Verschiedene Vergleichs-Dimensionen – Vergleich(e)…
o auf der Systemebene
o einzelner Institutionen
o der Akteure
o der Politikinhalte und -stile
==> verschiedene Faktoren bei sonst gleichen Gruppen bringen verschiedene Erkenntnisse
==> Bereitstellung von Kriterien zur besseren Beschreibung des Einzelfalles
-Was vergleichen wir?
o Politische Systeme, Politikinhalte und -stile
o Staaten und Akteure
o Einzelne Institutionen
-Warum wird verglichen?
o Bereitstellung von Kriterien zur besseren Beschreibung des Einzelfalles
o Möglichkeit der Erklärung
o Verbesserung der Konzepte, d.h. des Handwerkzeugs der Vergleichenden PoWi
-Wie vergleichen wir?
o Mittels Fallstudien ( - Einzelfälle zum Vergleich unbrauchbar!) – Bsp. politisches System von Spanien und Argentinien
o Mittels statistischer Verfahren – Suche nach Zusammenhängen, Kausalitäten und Korrelationen in größeren Datenmengen
o Fokussierter Vergleich (spezielle Aspekte werden in bestimmen Fällen betrachtet (Bsp. Klimaschutz in Spanien und Argentinien) – Auswahlstrategien
=> Fragt danach welche Faktoren in Ländern zu gleichen Phänomenen geführt haben
==> Methode: Analyse unterschiedlicher Systeme nach Gleichheiten
==> Länder mit verschiedenen Kontextvariablen kommen zu gleichen Politikergebnissen – dann muss die gleichbleibende Variable herausgesucht werden
==> Fragt danach welche Variable den Unterschied erklärt
==> Methode: Analyse ähnlicher Systeme nach Ungleichheiten
==> Möglichst gleiche Kontextvariablen – jedoch spezifische (gemeinsame) Unterschiede – führen zu verschiedenen Ergebnissen
o Small N-Problem – Problem der Datenmenge
§ Anzahl der untersuchten Fälle ist zu gering um auf alle Fälle schließen zu können
§ Lösung: Zeitdimension (Dt. vor und nach dem I. WK), Territorialdimension (Ost- vs. Westdeutschland), Kombination aus beiden Dimensionen
o Galtons Problem – für einen Vergleich muss die Unabhängigkeit beider Fälle voneinander gewährleistet sein
§ Hier liegt ein Nachweisproblem vor. Die Innovation kann von Gesellschaft A von Gesellschaft B übernommen worden sein (Diffusion), d.h. sie ist nicht endogen
§ In vernetzten Gesellschaften gibt es kaum noch wirkliche Unabhängigkeiten – trotzdem müssen dann Gegenargumente gefunden werden, wieso keine politische Übernahme vorliegt
§ Lösung: um wechselseitige Einflüsse bewusst werden
o Problem der funktionalen Äquivalenz
§ Politische Systeme und ihre Institutionen funktionieren – trotz gleichen Namens – teils völlig unterschiedlich (chinesischer Volkskongress und US-Kongress haben nicht die gleiche Funktion)
§ Lösung: Funktionale Äquivalenz suchen
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