Zweck und Ziele des individuellen Fallkonzepts
Systematische Methode, während der Behandlung auf der Grundlage von empirisch gestützten Therapie-Protokollen und Modellen Entscheidungen zu treffen (Sackett et al., 1997)
Th sind ohne Strukturvorgabe nicht besonders fähig, gute Entscheidungen zu treffen (Garb, 1998; Wilson, 1996).
Leitlinie zur klassifikatorischen Diagnostik: Welche Diagnose{n) sind angemessen? Wie hängen verschiedene Probleme miteinander zusammen?
Grundlage der Psychoedukation: Hypothesen über individuelle Entstehung des Problems und Identifikation aufrechterhaltender Faktoren
Grundlage für Therapieziele und Therapieplanung, auch unter Hinzuziehung mehrerer Behandler
Modell für das Verständnis von Interaktions- und Bearbeitungsproblemen im Therapieprozess
->Bsp: Pat macht Hausaufgaben nicht / Probleme, eine gute therapeutische Beziehung aufzubauen/ Behandlung zeigt keinen Effekt
Hypothesen: Warum tut eine/ein Pat. was er/ sie tut?
->Bsp: Pat. möchte Arbeitslast im Studium reduzieren – warum? Vermeidung oder angemessen Grenzen setzen?
Elemente des Fallkonzepts
Symptome -> Syndrome -> Diagnosen
Individuelle Faktoren, die zur Entstehung und Aufrechterhaltung des Problems beitragen
Was umfasst das Fallkonzept (funktionales Bedingungsmodell)?
Präzise Problembeschreibung
Mikroperspektive: Situationale Bedingungen und Konsequenzen des Problems / Pläne: Interpersonelle Regeln und Motivation
Makroperspektive: Entstehung und Entwicklung des Problems, einschließlich seiner Bewältigung
Daraus abgeleitet werden Therapieziele und Interventionsstrategien zur Erreichung dieser Ziele
Wie wird ein Fallkonzept erstellt und geggliedert?
Erfassung und Ordnung relevanter Problembereiche
Beschreibung ausgewählter Probleme anhand konkreter Situationen (Mikroanalyse)
Beschreibung verhaltenssteuernder Regeln und Pläne (Plananalyse)
Exkurs: Pläne und die therapeutische Beziehung
Exkurs: Selbstmanagement in der Psychotherapie
Beschreibung der Genese der ausgewählten Probleme (Makroanalyse)
Zusammenfassung im (hypothetischen) Fallkonzept
Ableitung eines Behandlungsplans
Exkurs: Die kognitive Vorbereitung auf die Therapie
Erfassung und Ordnung relevanter Problembereiche:
Zentrale Fragen der Präzisen Problembeschreibung
Welche Beschwerden führt der Pat. an?
Zuordnung zu übergreifenden Problembereichen?
Welche Probleme werden vom Pat. als behandlungsrelevant benannt?
Welche dieser Probleme haben Priorität und sollten als erste bearbeitet werden?
Informationen aus dem Erstgespräch, Strukturiertes diagnostisches Interview (klassifikatorische Diagnostik), Fragebogenverfahren (dimensionale Diagnostik), psychopathologischer Befund (AMDP)
Was gehört in die präzise Problembeschreibung des Einzelnen Problems und der Gesamtheit der Probleme?
Einzelnes Problem:
Exzess, Defizit oder unangemessene Reaktion
Auftretenshäufigkeit
Intensität
Ozillationen (Schwingung)
Grad der Beeinträchtigung
Nicht betroffene Bereiche
Gesamtheit der Probleme:
Zeitliche Abfolge
Situative Kovarianz
Gegenseitige Bedingtheit
Wie wählt man Kernprobleme aus?
Auswahl von max. drei zentralen Problemen für die weiterführende Analyse
Kriterien zur Auswahl:
Welche Probleme sind grundlegend, d.h. verursachen oder beeinflussen andere Probleme mit?
Welche Probleme verursachen besonders viele Beeinträchtigungen oder Belastungen?
Für welche Probleme wünscht sich der Pat. eine Veränderung?
Die Priorisierung des Patienten kann sich von der des Therapeuten unterscheiden. Es ist wichtig, dass sich beide sich einig werden, woran gearbeitet werden soll
Wie erstellt man eine Mikroanalyse/Verhalntensanalyse?
Problemverhalten (R) beschreiben
Situationsmerkmale (S) beschreiben
Verhaltenskonsequenz (C) & Kontingenz (K) analysieren
Organismusvariablen (O) einbeziehen
Situationale Bedingungen: Was geht dem Problemverhalten / Symptom typischerweise voraus?
Verhalten als Reaktion auf folgenden Ebenen:
Kognitiv
Emotional
Behavioral
physiologisch
Welche Konsequenzen hat das Problemverhalten? (-> Verhaltenssteuerung)
Verhaltensanalyse: Basic-ID (Lazarus, 1978)
B Behavior
(Problem-) Verhalten
A Affect
Emotion, Stimmung, Gefühle
S Sensation
Sinnesempfindungen (Schmerzen, Erröten, Anspannung)
I Imagery
Wiederkehrende Erinnerungen, Vorstellungen, Träume
C Cognition
Ideen, Werte, Meinungen
I Interpersonal Relationship
Verhältnis zu Anderen
D Drugs and biological Factors
Medikamenten und biologische Faktoren
Beschreibe das SORKC Modell
(S) Situative Faktoren – Was geht voraus?
Situative Faktoren beschreiben potenzielle Auslösebedingungen für ein Problemverhalten, die internal oder external (oder beides) sein können
Sie müssen mit dem Problemverhalten in Beziehung stehen
Intern Si
Extern Se
Überdauernd
Chronische Krankheiten oder Zustände
Überdauernde situative Faktoren (z.B. Wohnsituation, Materielle Faktoren)
Akut
Stimmung, Bedürfnislage, Konkrete Gedanken, Vorstellungen oder Pläne
Räumlich-zeitliche Variablen, akute Anforderungen der Situation, Verhalten anderer Personen
Beispiel Panikanfall:
Interne Faktoren:
Stress, Belastung,
Herzrasen nach Sport oder aufgrund emotionalen Arousals
Gedanken über Bedeutung der Störung oder Erwartungsangst
Externe Faktoren:
Kaufhaus, Bus, Gespräch mit Chef
Reizkonstellationen:
Bus fahren, nachdem zur Haltestelle gerannt
Einkaufen nach stressigem Arbeitstag
(O) Persönlichkeit / Organismus
Wechsel auf Makroebene – Bedingungsanalyse
Persönlichkeit – O
Beurteilung der Persönlichkeit
vertikale Verhaltensanalyse
Plananalyse
Was haben die Situationen, in denen ein immer wieder beobachtbares Verhalten auftritt, gemeinsam?
Wie wird die Reaktion (R) im SORKC Modell unterteilt?
Re - emotionale Komponente, subjektives Erleben und Fühlen
Rk - kognitive Komponente, Gedanken und bildhafte Vorstellungen
Rph - physiologische Komponente, physiologische Reaktionen und Körperempfindungen
Rm - motorische Komponente, sichtbares Verhalten
Was wird auf der Reaktionsebene (R) im SROKC Modell typischerweise beschrieben?
Verhaltensexzesse, z.B. Essanfälle, Rückversicherungsverhalten,
Verhaltensdefizite, z.B. fehlende soziale Kompetenz im Bereich „Recht durchsetzen“ oder
Unangemessenes Verhalten, z.B. Aggressives Verhalten
Beispiel Panikstörung:
Re - Angst
Rk - „Ich kriege gleich einen Herzinfarkt!", „Ich werde sterben!“, „Ich muss hier raus!"
Rph -Herzrasen, Schwindel, Schwitzen, Übelkeit
Rm – Flucht aus der Situation
Wie werden die Konsequenzen (C) des Verhaltens unterteilt?
Zeitpunkt:
(Ck) kurzfristige Konsequenzen
(Cl) langfristige Konsequenzen
Entstehungsort:
(Ce) externe Kosequenzen
(Ci) internet Konsequenzen (Selbstbewertung, physiologische Reaktionen etc.)
Qualität:
(C+) positive Konsequenz (Belohnung, positive Verstärkung)
(C- gestrichen) Wegfall eines aversiven Zustandes (negative Verstärkung)
(C-) Eintreten einer negativen Konsequenz
(C+ gestrichen) Wegfall eines positiven Zustandes
Außerdem noch:
Kurzfristig intern: Unmittelbare Bewertungen des Verhaltens
Kurzfristig extern: Reaktionen von Bezugspersonen oder der Umwelt
Langfristig intern: Langfristige Bewertungen (z.B. Selbstwirksamkeitserwartung)
Langfristig extern: Langfristige Systemfolgen, z.B. Arbeitslosigkeit, Prüfungsversagen etc
Kontingenzanalyse (K)
wird untersucht, wie sehr das Problemverhalten mit bestimmten Verhaltenskonsequenzen und situativen Bedingungen verknüpft ist
Die Analyse umfasst hierbei die Kontingenz und die Kontiguität des Verhaltens
Die Plananalyse
Regeln und Pläne: Intra- und interpersonelle Regeln und Motivation
Ziel: problematische Verhaltensmuster in ihrer instrumentellen Funktion für wichtige übergeordnete Ziele der Person umfassend zu verstehen
Diese übergeordneten Pläne und Regeln sind meist nicht bewusst und müssen erschlossen werden
Ebene der Regeln und Pläne (Plananalyse), auch „Vertikale Analyse“Betrachtung von problematischen Verhaltensweisen im größeren Planungs- und Handlungszusammenhang
Ziel: Verstehen problematischer Verhaltensmuster in ihrer Funktion für übergeordnete Ziele des Patienten/der Patientin
Erstellung einer Plananalyse
Wichtige Fragen
Welche Interaktionsmuster geht Pat. bevorzugt ein?
Welche zwischenmenschlichen Verhaltensweisen versucht er bei seinen Interaktionspartnern herzustellen? Wichtigste zwischenmenschlichen Verstärker?
Welche zwischenmenschlichen Verhaltensweisen seiner Interaktionspartner versucht der Pat. zu vermeiden/aktiv zu verhindern, welche zwischenmenschlichen Reize sind für ihn aversiv?
Wie sehen die wichtigsten Vermeidungsstrategien des Pat. aus, mit denen er das Auftreten dieser aversiven Reize verhindert?
Hilfsmittel
Explizite Informationsquellen:
Biographische Anamnese: Fragebogen: FAMOS – Fragebogen zur Analyse Motivationaler Schemata (Grosse-Holtforth & Grawe, 2000)
Implizite Informationsquellen:
Eigene Reaktionen auf den Patienten: Welche emotionalen und Verhaltensimpulse verspüre ich bei dem Patienten?
Makroanalyse – Entstehung und Entwicklung des Problems
Vulnerabilität und Risikofaktoren: biologisch, psychologisch, sozial
Auslösende Faktoren: Akute Belastung/plötzlicher Beginn (Life events)
Chronische Belastung/schleichender Beginn (z.B. daily hazzles, Selbstunsicherheit, Substanzkonsum, medizinische Faktoren
Verarbeitung initial auftretender Symptome: Was gedacht? Wie damit umgegangen?
Verlauf inkl. bereits erfolgter Bewältigungsversuche und Reaktionen wichtiger Bezugspersonen: Verlauf der ersten Symptome (progredient, rezidivierend, chronisch)
Entwicklung sekundärer Symptome
Selbsthilfeversuche, Therapievorerfahrungen, Coping des Patienten
Erstellung einer Makroanalyse
Erfassung von Risikofaktoren
Biologisch: Genetische Disposition, Temperamentsfaktoren
Psychologisch: Kognitive Stile, Lernerfahrungen, Selbstwirksamkeit,
Sozial: Bildung, Kulturelle Normen
Hilfsmittel zur Erstellung einer Makroanalyse
Fragebogen zur Lebensgeschichte,
Biografische Anamnese : Familienkonstellation, Einstellungen/Normen der Herkunftsfamilie, Prägende Lebenserfahrungen, psychische Störungen und Auffälligkeiten in der Familie)
Selbstbeurteilungsinstrumente (Kontrollüberzeugungen, Handlungskontrolle, Selbstwirksamkeitserwartung, traumatische Ereignisse, etc.)
Vorbefunde
Hilfsmittel zur Erstellung einer Makroanalyse:
Die Lebenslinie
Aufgabe: Erstellung einer Lebenslinie
Leben von Geburt an durchgehen, wichtige Ereignisse? Prä- und perinatale Auffälligkeiten, frühkindliche Verhaltensauffälligkeiten etc.
Emotional relevant?
Orientierung an Ätiologiemodellen der Störung nach Verdachtsdiagnose
Zusammenführen der Informationen im (hypothetischen) Fallkonzept
Informationen aus Mikroanalyse, Makroanalyse, Plananalyse sowie der standardisierten Diagnostik werden zusammengeführt, um folgende Aspekte zu erklären:
Differentialdiagnostik: welche Diagnose(n) sind angemessen? Wie hängen verschiedene Probleme miteinander zusammen?
Entstehung: Wie könnte die Entwicklung des Problems erklärt werden (Prädisposition/Auslösung)? Gibt es lerngeschichtlich ein grundlegendes Thema bei verschiedenen Problemen?
Aufrechterhaltung: Welche Faktoren erhalten das Problem aufrecht? Gibt es typische Bewältigungsstrategien im Umgang mit Problemen?
Auf Basis der Fallkonzeption erfolgen bereits erste Überlegungen zu therapeutischen Ansatzpunkten für eine Veränderung
Ableitung eines Behandlungsmodells:
Basis für die Interventionsplanung
Störungswissen
Veränderungswissen (empirische Evidenz), z.B. Leitlinien, empirisch gestützte Therapien,
z.B. Problemlösetherapie (Nezu & Perri, 1989), Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy” (CBASP, McCullough, 2000).
allgemeinpsychologische Grundlagen, nomothetische Theorien
z.B. Kognitives Modell (Beck, Rush, Shaw & Emery, 1979), Lewinson`s Verhaltensmodell (Lewinson & Gotlib, 1995), Verhaltensaktivierung (Martell et al., 2001)
Individuelles Fallkonzept -> welche allgemeinpsychologischen Grundlagen sind am besten vereinbar? Kombination wird von Pat. besonders gut akzeptiert (Haynes, Kaholokula & Nelson, 1999)
Nur eine Übersicht! einiger nützlicher Konzepte für das Fallkonzept und die Intervention
Kognitive Modelle: Aktivierung von Schemata
Sollte während der Therapiesitzung geschehen (Beck et al., 1997, Foa, Huppert & Cahill, 2006, Foa & Kozak, 1986)
z.B. Exposition, Stuhltechniken, Arbeiten mit Lerngeschichte (Padesky, 1994; Young 1999)
Schemata über das Selbst, die Welt/Andere, die Zukunft
Verhalten kann Konsequenzen haben, die das Schema bestätigen (z.B. soziale Phobie, Bats & Clark, 1998; Clark & Wells, 1995, Salkovskis, 1991, Zwangsstörungen: Brody (2000))
Prospect Theory (Tversky & Kahnemann, 1979, 2000)
Ergänzende kognitive Theorien und Konzepte
Gelernte Hilflosigkeit
Attributionsstile
Achtsamkeitsbasierte KVT (Segal, Williams & Teasdale, 2002): Disengagement: Ich bin nicht das Gefühl, ich habe dieses Gefühl / Defusion
ACT (Hayes et al., 1999)
DBT (Linehan, 1993)
Achtsamkeitsbasierte Therapie der GAS (Borkowec, 2002; Roemer & Orsillo, 2002)
Metakognition (Wells, 2000): Kognitionen über Kognitionen („Sorgen sind gefährlich für meine Gesundheit!“)
Arbeit mit Vorstellungsbildern (Imagery, Hackmann, 1998)
Indikationsstellung
Indikation = Gesamtheit aller Entscheidungen über Untersuchungsmaßnahmen und Interventionen, die vor und im Verlauf der Therapie getroffen werden.
Gesetzliche Grundlage: Psychotherapierichtlinie §15, Psychotherapievereinbarung (G-BA)
Selektive Indikation: Ist (ambulante) Psychotherapie im konkreten Fall indiziert? Einzel- oder Gruppe (oder Kombination)? Welches Verfahren? Kombination mit Psychopharmakotherapie?
Gesetzliche Grundlage: Psychotherapierichtlinie (Abschnitt D, §26)
Adaptive/Prozessuale Indikation: Wie sollten therapeutische Interventionen an den Einzelfall angepasst werden?
Zweckmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit und Prognose
Prüfung durch Gutachterverfahren
Angenommene Kosten der Behandlung müssen in einem angemessenen Verhältnis zu ihrem Gewinn stehen
Die Behandlungsprognose muss „hinreichend günstig" sein, d.h. es muss erwartet werden, dass die Behandlung erfolgreich ist
Zielanalyse
In welchen Problembereichen wird eine Veränderung angestrebt?
In welche Richtung (und in welchem Umfang) will der Patient sich verändern? Wie genau soll sich diese Veränderung auswirken (auf Patienten, Umwelt, etc.)?
Allgemeine Schritte bei der Zielvereinbarung:
Gemeinsame Auswahl von Veränderungsbereichen, ggfs. Priorisierung eines Ziels / nicht im Konflikt mit wesentlichen Systemregeln, Normen und Werten, persönlich bedeutsam
Konkretisieren und Operationalisieren des Ziels: Konkret, überprüfbar, verhaltensnah
Beurteilung vorhandener Ressourcen und Fähigkeiten zur Zielerreichung
Übersicht über die einzelnen Therapiephasen in der VT
Erstgespräch: Schaffung günstiger Arbeitsbedingungen
Aufbau von Änderungsmotivation und vorläufige Auswahl von Änderungsbereichen
Diagnostik
Kognitive Vorbereitung auf die Therapie (KV):
Vermittlung von Fallkonzept und Diagnose
Vereinbarung therapeutischer Ziele
Planung, Auswahl und Durchführung spezieller Methoden
Therapie
Evaluation therapeutischer Fortschritte
Endphase: Überleitung Selbstkontrolle, Erfolgsoptimierung und Abschluss der Therapie
Reaktanz - kognitive Konsistenztheorie
Menschen sind im Allgemeinen bestrebt, ihre Kognitionen in spannungsfreier Weise zu organisieren.
Informationen, die im Widerspruch zu zentralen Überzeugungen des Patienten stehen führen demnach zu kognitiver Dissonanz.
Patient verändert seine Sicht der Dinge oder stellt Sich des Therapeuten in Frage
Reaktanztheorie
Einstellungen sind umso schwerer zu verändern, je mehr sie Teil einer elaborierten Einstellungsstruktur sind und je relevanter sie für die Person sind.
Patienten verteidigen ihre Überzeugung umso mehr, je stärker sie sich vom Therapeuten zu einer Einstellungsänderung gedrängt fühlen. (Dickenberger, Gniech & Grabitz, 1993; Eagly & Chaiken, 1993)
Gefahr der Reaktanz beim Patienten, wenn der Therapeut dem kognitiv-emotionalen System des Patienten widerspricht. Verteidigung der Einstellungsstruktur, um kognitive Konsistenz aufrechterhalten zu können
Wie kann man Reaktanz verhindern?
Motivierende Gesprächsführung:
Geplanter, klientenorientierter Ansatz der Gesprächsführung zur Auflösung von Ambivalenz bei Entscheidungsprozessen
Spezifisch entwickelt für den Umgang mit Patienten in frühen Phasen der Veränderung (Precontemplation und Contemplation)
Grundprinzipien:
Empathie ausdrücken
Widersprüche aufzeigen
Wortgefechte und Beweisführung vermeiden
Nachgiebig auf Widerstand reagieren
Selbstwirksamkeit fördern
Therapeutin argumentiert nicht gegen die Annahmen und Überzeugungen des Patienten, sondern führt das Gespräch so, dass Patient*in
wichtige Schlussfolgerungen selbst zieht und sich dann
für oder gegen eine Verhaltensänderung entscheiden kann
Wie kann die Elaboration des Störungsmodells unterstützt werden?
advokatus diaboli Technik: Wollen Sie das wirklich versuchen?
zu Fragen und Zweifeln auffordern.
Sitzung auf Tonband -> Hausaufgabe: Fragen, Unklarheiten?
Rollenspiel: Pat. spielt sich selbst, wie er einem guten Freund (Th) die Therapie erklärt
Bezugsperson einladen und beobachten, wie der Pat. ihr die Therapie erklärt.
Prognose – Vorhersage Störungsverlauf nach Erstdiagnose: Wichtige Faktoren
Ungestörte Verhaltensbereiche
Bewältigungsstrategien
Status: Familie/Partnerschaft
Erwerbssituation
Soziales Netz
Somatische, psychische Komorbidität
Verfügbarkeit professioneller Hilfe
Empirische Evidenz für die Fallkonzeption
Die Methode selbst liefert eine Möglichkeit, ihre Effektivität zu bewerten
RCT-Studien: Fallkonzept vs. Standardisierte KVT -> Bedingungen unterscheiden sich meist nicht, manchmal ist der fallbasierte Ansatz „ein bisschen besser“ als das Outcome standardisierter KVT (Jacobson et al., 1989, Schneider & Byrne, 1987; Schulte, Kunzel, Pepping & Schulte-Bahrenberg, 1992 nach Persons, 2008).
Unkontrollierte Studien:
MDD, MDD und Angst– ähnliche Ergebnisse wie KVT (Persons, Bostrom & Bertagnolli, 1999, Persons, Roberts, Zalecki & Brechwald, 2006)
BN Fallkonzept lieferte besseren Ergebnissen als KVT: Reduktion Essanfälle, essensbezogene Sorgen und Unzufriedenheit mit der Figur, galt nicht für: Selbstwert, wahrgenommene soziale Unterstützung, Depression. (Ghaderi, 2006)
Guter Nutzen für Personen mit schweren Verhaltensproblemen wie selbstverletzendes Verhalten. (Nelson-Gray, 2003; Haynes, Leisen & Blaine, 1997)
Pat. die durch Th. behandelt werden, die Rückmeldung über Verlaufsdaten bekamen, zeigten bessere Therapieergebnisse als Pat., deren Th. keine Rückmeldung erhielten. V.a., wenn die Rückmeldung über einen geringen Fortschritt früh im Therapieprozess kam (Lambert, Hansen & Finch, 2001; Lambert, Harmon, Slade, Whipple & Hawkins, 2005; Whipple et al., 2003).
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