Der Geld- und Finanzmarkt
Definition: Was ist Geld?
Duden (2022): “in staatlichem Auftrag aus Metall geprägtes oder auf Papier gedrucktes Zahlungsmittel“
Materialistische Definition des Geldes; umfasst heute nur noch 9,5% des Geldbestandes
Disproportionalität steigend
Schmölders (1968): “dokumentiertes Wertversprechen allgemeiner Geltung”
Jarchow (2003): alles “was im Rahmen des nationalen Zahlungsverkehrs einer Volkswirtschaft generell zur Bezahlung von Gütern und Dienstleistungen [...] akzeptiert wird
„Geld begegnet uns überall im täglichen Leben, als Banknoten und Münzen, als Buchgeld auf Bankkonten oder als digitales Geld auf Karten und dem Smartphone. Entscheidend ist nicht, welches Material oder welche Form Geld hat. Entscheidend ist, dass es allgemein als Zahlungsmittel akzeptiert wird.“
Geldfunktionen: 3 + 3
Zahlungsfunktion
Generalisierte Tauschfunktion (Basis für die Klassifizierung des Geldgerades von Vermögenswerten)
Wertspeicherfunktion
Wertmaßstab (Bildung einer abstrakten Wertskala als historisch frühste Geldfunktion)
Buchungseinheit
Prestigebezogene soziale Symbolfunktion (Angelehnt an Veblens demonstrativen Konsum/Müßiggang)
→„zivilisierte Form des archaischen Muskelzeigens und Aufplusterns“
Geldformen
Warengeld
✓ Auch Naturalwährung ✓ Vormünzliche Geldform, teilw. noch heute als Komplementärwährung ✓ Muscheln: Asien/Ozeanien ✓ Kakaobohnen: Azteken ✓ Zweigbündel: Sierra Leone ✓ Schmuckgeld: z.B. Kelten
Münz- und Papiergeld
✓ Kurantmünzen: Nennwert entspricht mind. Metallwert ✓ Goldumlaufwährung: Geldemenge = hinterlegter Goldbestand → Goldstandard ✓ Scheidemünzen: Fiatgeld; Metallwert geringer Nennwert ✓ Banknote/Papiergeld: Fiatgeld, Entkopplung von Metallgewinnung
Buchgeld
✓ Auch Giralgeld (ital. giro) ✓ Forderung auf Bargeld ✓ Frühe Nutzung für intern. Handel durch die Fam. Bardi (Florenz) und Fugger (Augsburg) ✓ Buchgeld ist in Deutschland kein gesetzliches Zahlungsmittel gem. §14 Abs. 1 Satz 2 BbankG
Warum ist Geld etwas wert?
Warengeld:
Innerer stofflicher „Wert“ oder/und Knappheit
Vieh: Fleisch, Milch, Wolle etc.
Muscheln, Metall: Knappheit und prestigebezogene, soziale Wertigkeit
Fiat Währungen:
Staatliche Festsetzungsmacht via Deklaration als gesetzliches Zahlungsmittel (Knapp)
Allg. Preisniveau, Ressourcenangebot, Stabilität der Volkswirtschaft, Geldmenge (Friedman)
Vertrauen der Währungsnutzer:innen in den Wert des Geldes!
Die Währungen heutiger Industrieländer unterliegen keinem Goldstandard mehr, d.h. ihr Wert (z.B. der Wert des Euros) ist nicht durch Goldreserven im „Keller der EZB“ gedeckt
Aggregate und Geldkreisläufe
Geldmengenaggregate
Aggregiert nach Liquiditätsgrad: Je niedriger die Aggregat-Ziffer (M), desto wichtiger ist die Zahlungsmittelfunktion und damit die Nähe des Geldes zur realwirtschaftlichen Transaktion
Die Geldbasis M0 wird von der Zentralbank (EZB) kontrolliert. Sie ist die Summe aus Bargeld im Umlauf und den Mindestreserven der Geschäftsbanken.
→ Bargeld ist Teil von M0 und dem Geldangebot.
→ Reserven der Banken gehören nicht zum Geldangebot, da sie der Wirtschaft nicht zur Verfügung stehen.
Giralgeld gehört nicht zur Geldbasis, da es von Geschäftsbanken per „bilanziellem Knopfdruck“ und nicht von der EZB emittiert wird. Der Großteil des Geldes wird also nicht direkt von der EZB kontrolliert.
→ Begrenzter Einfluss der EZB auf M3
→ Geschäftsbanken sind keine reinen Geldintermediäre
Intermediärtheorie der (Geschäfts)Banken:
Banken als neutrale Verwalter von Spareinlagen bzw. „Intermediäre”
Theo zahlt 100 Euro auf sein Konto ein → Bank → Romina erhält einen Kredit über 100 Euro
Geldschöpfung ausschließlich mittels der Zentralbank (ZB) oder dem Staat
→ Daraus folgt: “Geld ist Geld” bzw. keine Geldhirarchie, ZB hat direkten und sicheren Einfluss auf die Geldmenge und das Preisniveau, geringer Einfluss der Geschäftsbanken
Romina und Theo sind die einzigen Kund:innen ihrer Bank. Der Weihnachtsmarkt ist eröffnet, Theo möchte alle EidöD-Studis auf einen Glühwein einladen und dazu sein eingezahltes Geld abheben. Romina findet Glühwein überbewertet und möchte alle Studis auf ein Getränk der Wahl ins Schellack einladen. Romina erhält ihren Lohn allerdings erst in ein paar Tagen – klasse, dass sie ihr Konto kurzfristig überziehen kann (das heißt einen kurzfristigen “Kredit” erhalten möchte). Was nun?
Moderne Geldsysteme sind zweistufig aufgebaut. Sie bestehen aus einem Reserve- und einem Giralgeldkreislauf. Im europäischen Währungsraum emittiert die EZB Zentralbankgeld (M0) und die Geschäftsbanken Giralgeld. Daraus folgt, dass Spareinlagen und Kreditvergaben voneinander getrennt sind. Alle Banken emittieren Geld per „bilanziellem Knopfdruck“, d.h. aus dem Nichts.
→ Theo und Romina können alle EidöD-Studis auf einen Glühwein und ins Schellack
Außengeld:
Bargeld & Einlagen der Geschäftsbanken bei der EZB (=Zentralbankgeldbasis M0) - Exogene Geldschöpfung via Bilanzverlängerung der EZB - Geld als Forderung gegenüber der Zentralbank (ZB fordert Rückzahlung ein)
Exogene Geldschöpfung via Bilanzverlängerung der EZB
Geld als Forderung gegenüber der Zentralbank (ZB fordert Rückzahlung ein)
Innengeld
Giralgeld bzw. Buchgeld (= Geldmengenaggr. M1 - M3)
Endogene Geldschöpfung via Bilanzverlängerung der Geschäftsbanken
Geld als Forderung gegenüber der Geschäftsbank
Geld entsteht primär durch Kreditvergabe und sehr sekundär durch den Ankauf von Vermögenswerten z.B. Gold, Wertpapieren, fremden Währungen (Credit Creation Theory of Banking Ende 19. Jh.)
→ Elementarer Zusammenhang zwischen Geld und Schuld
→ Wie viel Geld gäbe es noch, wenn alle Schulden getilgt würden?
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