Rechnungswesen - ,,REWE”
Im Rechnungswesen (engl. accounting) werden die durch betriebliche Leistungsprozesse entstandenen Geld- und Güterströme systematisch erfasst, ausgewertet und überwacht. Ziel ist die Planung, Kontrolle und Steuerung des Unternehmensgeschehens.
Das interne Rechnungswesen (auch Controlling) dient als Informationsquelle für die Geschäftsführung und andere unternehmensinterne Bereiche.
Das externe Rechnungswesen (auch Finanzbuchhaltung) ist der größte Bereich des Rechnungswesens.
→ Auf Grundlage der doppelten Buchführung werden alle Geschäftsvorfälle durch Buchungssätze auf T-Konten dokumentiert und daraus der Jahresabschluss mit Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung erstellt.
Fragen zur Bilanz:
Was verbindet sie mit dem Buchstaben „T“?
Wie unterscheiden sich Aktiva und Passiva?
Wie unterscheiden sich Anlage- und Umlaufvermögen
Jeder Geschäftsvorfall, also zum Beispiel der Kauf einer Maschine, hat Auswirkungen auf die Bilanzsumme.
Diese Veränderungen lassen sich in vier Fälle unterscheiden:
Aktivtausch,
Passivtausch,
Bilanzverlängerung
und Bilanzverkürzung.
1Für die Betrachtung der Geldschöpfung ist besonders die Bilanzverlängerung relevant. Dabei nehmen jeweils ein Aktivposten und ein Passivposten der Bilanz um den gleichen BEtrag zu
Beispiel: Kauf von Rohstoffen im Wert von 10.000€ auf Rechnung.
Welche Posten der Bilanz sind betroffen?
Aktivseite: Rohstoffe +10.000€
Passivseite: Verbindlichkeiten für Lieferung/Leistung +10.000€
Merke aus dem Beispiel
Eine Bilanz ist immer ausgeglichen. Auf der Aktivseite werden die Vermögenswerte (Forderungen) verbucht und auf der Passivseite die Verbindlichkeiten. Die Restgröße stellt bei Privatpersonen das Nettovermögen dar (bei Unternehmen das Eigenkapital).
Man kann die Aktiv- und Passivseite auch als Mittelverwendung und Mittelherkunft von Positionen bezeichnen.
Ein Aktivtausch betrifft nur Positionen auf der Aktivseite, ein Passivtausch nur solche, die sich auf der Passivseite befinden.
Eine Bilanzverlängerung (-verkürzung) betrifft Aktiv- und Passivseite gleichermaßen. Die Bilanzsumme erhöht (verringert) sich.
Geld „aus dem nichts“ – die Giralgeldschöpfung
Giralgeld entsteht immer dann, wenn Geschäftsbanken einen Kredit an ihre Kund:innen vergeben per Knopfdruck, d.h. in jenem Moment, in welchem die Zahl des Bankkredites auf dem entsprechenden Konto gutgeschrieben wird.
Buchhalterisch bedeutet dieser Vorgang, dass…
eine Geschäftsbank auf der rechten Bilanzseite (= Passiva/Mittelherkunft) einen Kredit gewährt
und gleichzeitig auf der linken Bilanzseite (= Aktiva/Mittelverwendung) den Wert als Forderung bzw. als Vermerk darauf, dass der gewährte Kredit zu einem bestimmten Zeitpunkt von dem/der Bankkund:in zurückgezahlt werden muss, notiert.
→ Bilanzverlängerung
Geldmengenwachstum und Kreditvergabe im Euroraum
Geldmenge und Kreditvergabe im Euroraum, Veränderung ggü. Vorjahr in %
Geldschöpfung: …ist die Erhöhung der Geldmenge durch Schaffung von zusätzlichem Geld. Unterschieden wird die Bargeldschöpfung durch die Ausgabe von Banknoten und die Giralgeldschöpfung über das Bankensystem durch die Gewährung von Krediten, aber auch durch den Ankauf von Devisen oder Wertpapieren (Gegenteil: Geldvernichtung).
Die Giralgeldschöpfung ist ein Buchungsvorgang. Wenn eine Bank einen Kredit gewährt, dann schreibt sie den Kreditbetrag als Sichteinlage auf dem Girokonto gut. Wird beispielsweise ein Kredit über 1.000 Euro gewährt, erhöht sich die Sichteinlage auf dem Girokonto der Kundin bei der Bank um 1.000 Euro. Die Bilanz der Bank verlängert sich. Damit ist neues Giralgeld entstanden. Es entsteht auch dann, wenn eine Bank einen Vermögenswert abkauft, z.B. Wertpapiere und diese mit Giralgeld bezahlt
Geldpolitik im Europäischen Währungssystem
Unterteilung der Finanzmärkte
„Finanzmärkte“ = Oberbegriff
Unterteilung in Märkte für kurz- und mittelfristige Kredite + Märkte für langfristige Finanzierungen (Laufzeit von mehr als 4 Jahren)
Geldmarkt im engeren Sinne:
Geldgeschäfte zwischen der EZB und den GB → »Operationsfeld« der Geldpolitik (kontraktiv versus expansiv)
That´s where the »Hauptrefinanzierungsgeschäft« happens; deren Zinssatz (kurz: Refi-Satz) ist der maßgebliche Leitzins im Eurosystem
Auswirkung auf Liquidität der GB d.h. Bestand an ZB-Geld
Finanzmarktakteure
Das Eurosystem
Eine Zentralbank ist eine öffentliche Institution, die für die Währung eines Landes
oder einer Gruppe von Ländern zuständig ist und die Geldversorgung kontrolliert.
Das Hauptziel vieler Zentralbanken ist Preisstabilität.
Zentralbanken gibt es auf nationaler Ebene z.B. die Deutsche Bundesbank und auf
supranationaler Ebene z.B. die Europäische Zentralbank (EZB).
Gründung: 1998 mit Sitz in Frankfurt am Main
Präsidentin: Christine Lagarde
Das Europäische System der Zentralbanken umfasst neben der EZB die nationalen Zentralbanken. Über die Geldpolitik der Eurozone bestimmt der EZB-Rat.
Der Euro wurde am 1. Januar 1999 als Buchgeld und drei Jahre später am 1. Januar
2002 als Bargeld eingeführt. Er ist die Währung der Europäischen Wirtschafts- und
Währungsunion (kurz „Eurozone“), d.h. von 20 der 27 EU-Mitgliedsstaaten.
• Voraussetzung: Erfüllung der EU-Konvergenzkriterien (Verschuldungsregelungen)
Einheitliche Geldpolitik und der Stabilitätsmechanismus
Mit der gemeinsamen Währung wurde zwar eine einheitliche Geldpolitik eingeführt, die übrigen Politikbereiche wie z.B. Fiskalpolitik verbleiben aber weiterhin in nationaler Verantwortung jedes Euro-Staates!
Aus der Eigenverantwortung der nationalen Finanzpolitik leitet
sich in der Währungsunion ein gegenseitiger Haftungsausschluss ab. →„No Bail-out“.
Im Zuge der Staatsschuldenkrise ab 2010 beschloss der
Europäische Rat jedoch, einen Stabilitätsmechanismus
einzurichten (ESM), um im Krisenfall Finanzhilfen an EuroLänder vergeben zu können. Um den gegenseitigen
Haftungsausschluss zu wahren, ist die Kreditvergabe an
bestimmte Voraussetzungen geknüpft
Die Aufgaben der Europäischen Zentralbank:
Die europäische Zentralbank
Die EZB als „Stabilitätswächterin“:
Preisstabilität im Währungsraum bzw. Stabilität des Innenwertes → Zielinflation von 2%
Stabilität des Außenwertes der Währung, d.h. der Wechselkurse zu anderen Währungen
Für eine erfolgreiche Stabilitätspolitik braucht eine Zentralbank neben einem klaren Gesetzesauftrag vor allem politische Unabhängigkeit. Sie muss über den Einsatz ihrer geldpolitischen Instrumente frei entscheiden können.
Die Unabhängigkeit steht in Artikel 130 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union:
Art. 130 AEU-Vertrag
Bei der Wahrnehmung der ihnen ( ... ) übertragenen Befugnisse, Aufgaben und Pflichten darf weder die Europäische Zentralbank noch eine nationale Zentralbank noch ein Mitglied ihrer Beschlussorgane Weisungen von Organen, Einrichtungen oder sonstigen Stellen der Union, Regierungen der Mitgliedstaaten oder anderen Stellen einholen oder entgegennehmen. Die Organe, Einrichtungen oder
sonstigen Stellen der Union sowie die Regierungen der Mitgliedstaaten verpflichten sich, diesen Grundsatz zu beachten und nicht zu versuchen, die Mitglieder der Beschlussorgane der Europäischen Zentralbank oder der nationalen Zentralbanken bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben zu beeinflussen.
Geldpolitische Instrumente der EZB:
Das vorrangige Ziel der Geldpolitik des Eurosystems ist es, Preisstabilität zu gewährleisten. Um dies zu erreichen, beeinflusst die Geldpolitik die Preise aber nicht direkt. Die geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems beeinflussen die Entwicklung des Preisniveaus nur auf mittelbare Weise. Über die einzelnen Maßnahmen entscheidet der EZB-Rat auf Grundlage seiner geldpolitischen Strategie.
Leitzins/Ständige Fazilitäten
Mindestreserven
Offenmarktgeschäfte
Expansive Geldpolitik spiegelt sich in einem steigenden Geldangebot
einer Zentralbank wider. Es wird versucht, die Wirtschaft zu beleben
und einer Rezession entgegenzuwirken.
Kontraktive Geldpolitik zielt darauf ab die Geldmenge zu verringert.
Sie führt zu Zinssteigerungen sowie Produktions- und
Investitionsrückgang und soll darüber den Anstieg des Preisniveaus
verlangsamen, also Inflationstendenzen eindämmen.
Durch Offenmarktgeschäfte kann die EZB Wertpapiere (z.B. Staatsanleihen) von Geschäftsbanken kaufen/verkaufen oder ihnen Kredite gewähren. Verkauft eine Bank Wertpapiere an die EZB, erhält sie im Gegenzug Zentralbankgeld gutgeschrieben, das sie zur Erfüllung ihrer Mindestreservepflicht verwenden kann. Die Geldmenge (M0) wird dabei erhöht, da die EZB zum Ankauf neues Geld ausgibt.
✓ Ankauf von Wertpapieren durch die EZB = Expansiv vs. Verkauf von Wertpapieren durch die EZB = Kontraktiv
Geschäftsbanken müssen Mindestreserven an Zentralbankgeld auf ihrem Zentralbankkonto halten. Dadurch haben sie einen stabilen Bedarf an Zentralbankgeld. Über die Höhe der zu haltenden Mindestreserven kann der EZB-Rat den Bedarf der Geschäftsbanken an Zentralbankgeld beeinflussen. Die Höhe der Mindestreserve ergibt sich aus den reservepflichtigen Verbindlichkeiten einer Geschäftsbank, insbesondere ihrer Kreditvergabe durch Giralgeldschöpfung. Der Mindestreservesatz beträgt derzeit nur 1 %.
✓ Erhöhung der Mindestreserve = Kontraktiv vs. Senkung des Mindestreservesatzes = Expansiv
Zins- oder Fazilitätenpolitik.
Das wohl bekannteste geldpolitische Instrument ist die Zins- oder Fazilitätenpolitik. Geschäftsbanken können von der EZB auch kurzfristig Zentralbankgeld erhalten (Spitzenrefinanzierungsfazilität) oder Geld bei ihr anlegen (Einlagefazilität). Auch wenn es mit dem Hauptrefinanzierungssatz, dem Spitzenrefinanzierungssatz und der Einlagefazilität eigentlich drei Leitzinssätze gibt, spricht man häufig nur von „dem Leitzins“. Gemeint ist der Hauptrefinanzierungssatz (Refi-Satz). Er legt fest, zu welchem Zinssatz sich Geschäftsbanken bei der EZB Zentralbankgeld leihen können und liegt aktuell bei 4,5%.
✓ Leitzinserhöhung für Refi-Geschäfte = Kontraktiv vs. Leitzinssenkung für Refi-Geschäfte = Expansiv
Transmissionsmechanismus
Der Prozess, in welchem sich geldpolitische Entscheidungen auf die Wirtschaft auswirken, wird als Transmissionsmechanismus bezeichnet. Der Transmissionsmechanismus verdeutlicht, dass der geldpolitische Einfluss auf das Preisniveau nur indirekt über Zwischenschritte abläuft und die EZB die Geldmenge oder das Preisniveau nicht einfach „festlegen“ kann!
Im Juli 2021 gab der EZB-Rat seine neue geldpolitische Strategie bekannt. Ein wesentliches Element der Strategie ist das angepasste Inflationsziel von 2 %. Innerhalb des Mandats wird das Eurosystem künftig auch die Implikationen der Klimakrise berücksichtigen (z.B. bei der Risikobewertung) da sich die
Klimakrise auch auf die gesamtwirtschaftliche Preisentwicklung auswirkt
Die Europäische Zentralbank: Grenzen der Geldpolitik
Der Einfluss der EZB auf die Gesamtgeldmenge M3 ist durch die Giralgeldschöpfung der Geschäftsbanken begrenzt. Der Anteil des Bargeldes (Zentralbankgeld) an M3 beträgt nur 9,5%. Der geringe Mindestreservesatz von 1% gibt den Geschäftsbanken aktuell viel Spielraum und auch ökonomische Macht.
Geldpolitik geschieht nicht in einem Vakuum sondern im Kontext der Realwirtschaft. Das Preisniveau wird neben der Geldmenge von vielen weiteren Faktoren beeinflusst. Häufig sind realwirtschaftliche Preisschocks z.B. im Zuge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und nicht Geldmengenausweitungen für steigende Preise bzw. Inflation (Kaufkraftverlust) verantwortlich.
Im Eurosystem sind Fiskal- und Geldpolitik voneinander getrennt. Das hat viele Vorteile, kann aber auch dazu führen, dass die fiskal- bzw. geldpolitischen Strategien in einzelnen Euroländern nicht zusammen passen.
Verschiedenen ökonomischen Denkschulen bewerten geldpolitische Auswirkungen unterschiedlich. So hebt z. B. der Keynesianismus die Transmission fiskalpolitischer Impulse auf das BIP stärker hervor. Während der Monetarismus der Geldpolitik einen besonderen Einfluss auf das Preisniveau beimisst
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