Allgemeine Klimabilanzen
Globales Kohlenstoffrestbudget von 231 Gt zur Erreichung der 1,5 Grad Schwelle (IPCC)
Jährlicher globaler CO2-Ausstoß von 42,2 Gt (MCC, 2022)
5,5 Jahre vs. 26 Jahre (EU-Klimaneutralitätspfad bis 2050)
Ca. 16,5 Gt Restbudget der EU bei globaler Gleichverteilung
Lineare Emissionsreduktion gemäß EU-Plänen → 60Gt
Fakt: Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 bzw. 2 Grad ist höchst unwahrscheinlich (insbes. mit erweitertem Blick auf China, die USA etc.).
Bereits 2021 mussten rund 23,7 Millionen Menschen ihr Heimatland aufgrund extremer Naturereignisse verlassen (IDMC, 2022)
IPCC AR6: Summary for Policymakers
Intergovernmental Panel on Climate Change:
Globales wissenschaftliches Gremium
Bereits jetzt hat sich die Erde um 1,1°C bzw. 1,2°C im Vergleich zum vorindustriellen Niveau erwärmt.
Zentrale Bedeutung der Klimagerechtigkeit
→ Diejenigen, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen sind unverhältnismäßig stark betroffen.
„Wir gehen, wenn wir springen sollten.“
Ehemaliger IPCC-Vorsitzender Hoesung Lee
Unter Einhaltung der derzeitigen NDC Ziele für 2030 steuert die Welt auf eine Erwärmung von 2,4°C zu.
→ Aktueller Pfad weist in Richtung 2,7°C
NDC: Nationally Determined Contributions der Vertragsstaaten des Pariser-Abkommens
→ Auch bei vollständiger Umsetzung nicht ausreichend zur Erreichung von 1,5°C bzw. 2°C
→ Erhebliche Umsetzungslücke gemäß UNEP
stringentere Klima- und Wirtschaftspolitik
Zur Eindämmung der Klimakrise bedarf es einer stringenteren Klima- und Wirtschaftspolitik sowie einer deutlich schnellerer Umsetzung vorhandener
Zielvorgaben!
Ökologie in der Krise: Und jetzt?
Ökologischer Ordnungsrahmen der Sozialen Marktwirtschaft
Kerngedanke der Sozialen Marktwirtschaft
Kerngedanke der Sozialen Marktwirtschaft ist ein Wirtschaftssystem, dass das Wohl der Menschen in den Mittelpunkt stellt. Dabei dient Wettbewerb als Mittel, nicht als Zweck (Meyer & Lenel, 1948).
Die Sicherung der menschlichen Lebensgrundlage (Ökologie) geht somit aus dem Kerngedanken der Sozialen Marktwirtschaft hervor.
Bereits einer Ihrer Vordenker Alexander Rüstow (1957) warnt vor der „Rache der vergewaltigten Natur am Menschen“ als Reaktion auf eine kollektive „Naturbeherrschung“ in der Ökonomie.
Ökologischer Ordnungsrahmen der Marktwirtschaft…
Völkerrecht z.B. Übereinkommen von Paris seit Dezember 2015
EU-Recht z.B. European Climate Law zur Umsetzung der European Green Deal
Deutsches Recht z.B. Artikel 20a GG, Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG)
→ Das Problem: Die Wirtschaftspolitik der letzten Jahrzehnte gleicht Marktversagen nicht ausreichend aus, sodass der Ordnungsrahmen, d.h. die „Spielregeln“ des Marktes nicht eingehalten werden.
Umweltökonomik: Wachstum mit neuen Attributen
Ansatz des dissenten ökonomischen Mainstreams
Green Growth und grüne Technologien
→ Annahme einer möglichen Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch
Basis: Drei-Säulen-Modell
Marktbasierte Instrumente z.B. Emissionshandel/Besteuerung
Ansatz: Emissionen dort einsparen, wo es am effizientesten ist
Einpreisen negativer externer Effekte
(Negative) externe Effekte
…entstehen z.B., wenn von Unternehmen nur die betriebswirtschaftlichen Kosten ihrer Produktion getragen werden, die sozialen Kosten der Produktion aber auf die Gesellschaft externalisiert werden.
…bedingen ein Versagen des Preismechanismus (Marktversagen) und machen das Eingreifen des Staates notwendig.
Beispiel Konsumexternalität: Ihre Zimmernachbarin im Studentenwohnheim hört laut Techno-Musik und hindert Sie an einer effektiven Prüfungsvorbereitung für die EidöD MAP.
Beispiel Produktionsexternalität: Eine Stahlfabrik leitet das verunreinigte Kühlwasser wieder in den Fluss ein. Andere Produzenten wie z.B. Fischzüchter sind von dieser produktiven Aktivität negativ betroffen, weil sich ihre Erträge reduzieren.
Internalisierung externer Effekte
Die Kosten der Luftverschmutzung werden nicht vom Unternehmen kalkuliert und sind deshalb nicht im Strompreis enthalten.
Die Preisfunktionen (Signalwirkung, Koordination, Allokation) sind gestört. Ein funktionierender Preismechanismus ist jedoch die Voraussetzung für eine effiziente Marktwirtschaft.
Durch staatliche Auflagen (z.B. der Einbau von Rauchgasfiltern oder eine Pigou Steuer) wird erreicht, dass eine Luftverunreinigung vermieden wird und das Kraftwerk im Idealfall die gesamten Kosten der Produktion kalkulieren muss.
Pigou Steuer: Lenkungssteuer (Handlungslenkung nicht fiskalischer Effekt als Primäziel)
Verursachung eines negativen externen Effekts wird besteuert. Zusätzlich anfallende Kosten werden in das Wirtschaftlichkeitskalkül des Verursachenden einbezogen und dadurch gesellschaftlich unerwünschtes Verhalten eingedämmt.
Der Preis des Stroms steigt an und Verbraucher:innen fragen (im Idealfall) eine geringere Menge nach.
Die Tragik der Allmende
Allmedegüter…sind öffentliche Güter deren Nutzung bzw. Konsum durch „die einen“ den Nutzen für „die anderen“ beeinträchtigt.
Allerdings können oder sollen andere auch nicht von der Nutzung bzw. dem Konsum – z.B. durch Eintrittsgebühren – ausgeschlossen werden.
Der Stadtpark kann im Sommer frei genutzt werden. Sind aber zu viele im Park, beeinträchtigt dies den Nutzen für den einzelnen (zu laut, zu wenig Platz, zu viel Müll etc.).
Theoretisch könnte man für Ausschluss sorgen, das ist aber schwierig oder teuer (Umzäunung und Einlasskontrollen) bzw. gesellschaftlich nicht gewollt oder durchsetzungsfähig.
Möglichkeiten, der "Übernutzung" bzw. der Tragik der Allmende zu begegnen:
Der Staat verlangt Steuern oder Gebühren (und versieht die Nutzung damit mit einem Preis),
legt Quoten fest (und begrenzt damit die Nutzungsmengen) → Fischereiwirtschaft (Fangquoten) oder Umweltbelastungen (Emissionsrechte)
oder das Allmendegut wird privatisiert; der/die Eigentümer:in wird einen Preis für die Nutzung verlangen und darauf achten, dass die Kund:innen nicht durch Übernutzung abgeschreckt werden (wie in einem überfüllten Fitnessstudio).
Umweltökonomik: Emissionshandel
Ein Emissionshandel hat, genauso wie eine Pigou-Steuer auf Treibhausgase oder ein Verbot von Verbrennungsmotoren, die Reduktion von umweltschädlichen Emissionen zum Ziel. Es gibt also unterschiedliche (kombinierbare) Wege zu einem Ziel.
Der EU-Emissionshandel wurde 2005 eingeführt und soll helfen, die Treibhausgasemissionen schrittweise zu senken und bis 2050 auf null zu reduzieren.
Er funktioniert marktbasiert über den Kauf und Handel von Verschmutzungsrechten. Unternehmen in EU-Statten die CO2 emittieren, müssen sich die "Erlaubnis" dafür erkaufen, indem sie die Rechte in Form eines Zertifikats pro Tonne CO2 erwerben. In Deutschland liegt der Preis aktuell (nur) bei 45 Euro pro Tonne C02.
Wer mehr CO2 produziert, als er in Form von Zertifikaten besitzt, muss Zertifikate nachkaufen. Wer weniger produziert, kann seine Verschmutzungsrechte wieder verkaufen, wird also für die Einsparungen belohnt.
Die Gesamtmenge an CO2-Zertifikaten ist durch eine Grenze („Cap“) festgelegt.
Der europäische Emissionshandel (EU – ETS)
Ökologische Ökonomik: Wirtschaften außerhalb der Wachstumslogik
Degrowth:
Kritik an Wirtschaftswachstum als Zielgröße bzw. der Wachstumsabhängigkeit von Institutionen (A-Growth).
Vorrangmodell der Nachhaltigkeit:
Einsicht, dass wirtschaftliche Aktivität mit absoluten Grenzen konfrontiert ist. Diese werden von (fixen) planetaren Grenzen und (dynamischen) sozialen Faktoren, bspw. Werten, Institutionen etc. determiniert.
Ökologische Ökonomik: Wirtschaften innerhalb planetarer Belastungsgrenzen
„Leitplanken“ der planetaren Belastbarkeit für die Sicherung der menschlichen Lebensgrundlage
Neun Dimensionen, von welchen bereits sechs überschritten wurden (Richardson et al., 2023)
Klimawandel ist nur eine der Belastungsgrenzen.
Hauptindikator: THG-Konzentration der Atmosphäre
Ziel: Rückkehr in den sicheren, d.h. grünen Bereich in allen Dimensionen
Ökologische Ökonomik: Konsumverhalten
Konzepte zur Veränderung des Konsum- & Produktionsverhaltens
Suffizienz: Möglichst geringer Rohstoff- und Energieverbrauch in Richtung Subsistenz (Haben wir das Recht auf einen SUV?).
Konsistenz: Ist auf naturverträgliche Technologien ausgerichtet, welche die Rohstoffe und die Leistungen der Ökosysteme nutzen, ohne sie zu zerstören.
Effizienz: Ist auf eine ergiebigere Nutzung von Ressourcen und Energie ausgerichtet → Also auf ein besseres Input/OutputVerhältnis von Ressourcen.
„Der Haken der Effizienzsteigerungen“: Rebound-Effekte
Der nachhaltige Umgang mit Ressourcen erfordert einen effizienten Einsatz von Energie, Rohstoffen und Wasser.
Durch die Steigerung der Effizienz können Produkte oder Dienstleistungen mit
weniger Ressourcenverbrauch geschaffen werden.
Oft sind damit auch Kosteneinsparungen verbunden.
Diese haben wiederum Rückwirkungen auf das Kaufverhalten und den Gebrauch der Produkte. Es wird mehr konsumiert oder luxuriöse Produkte produziert.
Dies wirkt der ursprünglichen Ressourceneinsparung entgegen!
Pluraler Ansatz:
Kombination von Ansätzen der Ökologischen Ökonomik (z.B. Degrowth in den Ländern des globalen Nordens) sowie Verbote von energieintensivem Luxuskonsum und…
Instrumenten der Umweltökonomik z.B. ein stringenterer Emissionshandel und eine CO2-Besteuerung zur Kombination von Verteilungsgerechtigkeit und Umweltpolitik
Auch heute haben viele Umweltökonomische Instrumente ordnungspolitische Elemente (z.B. CAP des Emissionshandels)
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