Kontrastivhypothese (Übersicht)
Vertreter: Watson und Skinner
Grundannahmen:
Behaviorismus: Sprache ist eine Verhaltensweise
Lernen ist ein mechanischer Prozess der Verhaltensänderung.
Lernen erfolgt durch Imitation und Wiederholung und kann durch Verstärkung gefördert werden
Zweitspracherwerb
L1 beeinflusst den Erwerb der L2: Erstsprachliche Gewohnheiten auf die Zweitsprache übertragen (Fokus: Aussprache und Satzbau)
Strukturunterschiede zwischen L1 und L2 führen automatisch zu Lernschwierigkeiten oder Fehlern (False Friends) -> Negativer Transfer
identische Elemente und Regeln sind leicht und fehlerfrei zu erlernen -> Positiver Transfer
Didaktische Konsequenzen
Ein bestimmter Reiz (etwa eine Vokabel) darf ausschließlich mit der richtigen Reaktion verbunden werden. → falscher Output muss vermieden werden
ausschließlich korrekter Input
Belohnungen und „Bestrafungen“ sollen den Lernerfolg sicherstellen.
Die Audiolinguale Methode, die in Sprachlaboren durchgeführt wurde. Schüler*innen mussten eine fremdsprachliche Aufnahme nachsprechen, erhielte vom Lehrer*innenpult direktes Feedback zur Aussprache.
Sprachlernapps, die mit Belohnungssystemen für korrekte Reproduktion arbeiten.
pattern-drill
Kritik
DaZ-Lerner mit unterschiedlicher L1 machen die gleichen Fehler im Deutschen
Fehler können sich auch aus der Eigenheit der Zielsprache ergeben (Fehler bei der deutschen Pluralbildung).
Strukturelle Ähnlichkeiten zwischen L1 und L2 können den Lernprozess auch erschweren = Homogene Hemmung: Trotz Strukturgleichheit überträgt der Lerner die ihm bekannte L1-Struktur nicht auf die L2, da er davon ausgeht, dass es in diesem Bereich Unterschiede geben müsse
Konsequenzen
Starke Version der KH: Strukturunterschiede zw. L1 und L2 = Lernschwierigkeiten gilt als wiederlegt
Alternativ wird eine schwache Kontrastivhypothese postuliert: L1 kann sich positiv oder negativ auf die L2 auswirken und Abweichungen erklären
Kontrastivhypothese
L1 beeinflusst den Erwerb der L2: Zweitspracherwerb: Erstsprachliche
Mechanismen
Positiver Transfer bei gleichen Strukturen
Negativer Transfer bei unterschiedlichen Strukturen in der L1 und L2
Didaktische Überlegungen
Ausschließlich korrekten Input anbieten (Lernen durch Nachahmung)
Falschen Output unbedingt vermeiden
Identitätshypothese (Übersicht)
Vertreter: Chomsky, Noam
Konzeptionelle Basis: Nativismus → Lernen ist ein konstruktiver Prozess (kognitiver Ansatz)
Input wird mithilfe eines impliziten angeborenen Wissens über basale Prinzipien von Sprache (Universal Grammar) strukturiert
Evidenz:
Trotz unterschiedlichen Inputs wird Sprache in ähnlichen Erwerbsfolgen erworben
Poverty of stimulus Argument: trotz ungenügenden/fehlerhaften Inputs formulieren Kinder korrekte Sätze
Die Zielsprache und nicht die Erstsprache übt den entscheidenden Einfluss aus
Mechanismen:
Zweitspracherwerb basiert auf den gleichen Prozessen wie der L1-Erwerb: Lerner entwickeln aufgrund ihrer UG mithilfe des L2-Inputs Hypothesen über die Struktur der L2, die permanent modifiziert werden (creative construction)
Übergeneralisierung (eine internalisierte Regel wird fälschlich auf Fälle angewandt) (Ich gebe den Mann …)
Simplifizierung: fehlende/falsche Verbflexion (Ich schreibte ein Brief)
L2 wird in Erwerbssequenzen erworben: Einfachere Formen werden vor komplexeren Formen erworben (Hauptsätze → Haupt- und Nebensätze)
Abfolge der Erwerbssequenzen kann nicht verändert
Einzelne Erwerbssequenzen können nicht übersprungen werden
Die konkrete didaktische Ausrichtung des Unterrichts ist wenig relevant ist – Grammatik und Co müssen schließlich nicht neu erworben. Das vorhandene Sprachwissen muss lediglich aktiviert werden.
Existenz des Universal Grammar ist nicht bewiesen
Misserfolg in L1 nicht vorstellbar, wohl aber in L2 (Das wäre nicht möglich, wenn Erwerb identisch ist)
L1-Wissen wird nicht berücksichtigt: Es ist zudem unklar, was im Rahmen der L1 und L2 Erwerbsprozesse identisch sein soll.
Nicht alle Fehler sind (allein) durch die Spezifik der Zielsprache erklärbar
Strikte Ablehnung von Transfer erscheint nicht haltbar.
Starke Version der IH: Prozesse und Produkte hinsichtlich der Reihenfolgen von Erwerbssequenzen sind im L1- und L2 Erwerb identisch ist nicht haltbar
Schwache Version: abweichende Erwerbssequenzen → Prozesse und Produkte sind ähnlich wird favorisiert
Identitätshypothese
L2 wird in unveränderlichen Erwerbssequenzen erworben
Übergeneralisierung → eine Regelhaftigkeit, die in der L2 erkannt wird, wird fälschlich auf Fälle angewendet, für die diese Regel nicht gilt) (Ich gebe den Mann statt ich gab den Mann)
Simplifizierung → Viele oder komplexe Regeln der L2 werden auf wenige Regeln oder einfache Regeln reduziert.
Kaususmarkierung: Dativ, Genitiv, Akkusativ wird nicht unterschieden und nur duch Akk. Markiert
Genusmarkierung → Vermeidung von Markierungen…
Interlanguagehypothese (Übersicht)
Verterter: Larry Selinker
Konzeptionelle Basis: Konstruktivismus
„Beim Erwerb einer zweiten Sprache bildet der Lerner ein spezifisches Sprachsystem (Interlanguage) heraus, das Züge von Erst- und Zweitsprache sowie eigenständige, von Grund und Zweitsprache unabhängige sprachliche Merkmale aufweist.“
L2-Erwerb erfolgt über den systematischen Aufbau von Lernersprachen
eine Abfolge solcher Sprachsysteme wird gebildet, bis das zielsprachliche System erreicht ist bzw. bis zu einem Niveau, auf dem der Lerner fossiliert
Übertragung von der Erst- auf die Zweitsprache (Language transfer)
Anwendung bestimmter Strukturmuster, die aufgrund des benutzten Übungsmaterials erworben worden sind (Transfer of training)
Charakteristische Fehlertypen: Interferenzen, Vereinfachungen, Übergeneralisierungen
Die Interlanguage wird beständig modifiziert.
Lernersprachen
sind das Ergebnis kognitiver Eigenaktivität
entstehen durch Vereinfachungen, Übergeneralisierungen etc.)
Merkmale: fehlende Flexionen → Verben in der Grundform, resistent gegen Beeinflussung von außen
abhängig vom sprachlichen Vorwissen
Fossilisierung
tritt auf,
wenn sprachliche Einheiten der Interlanguage beibehalten werden oder
wenn bereits überwunden geglaubte Zwischenstadien unter extremer Belastung wieder auftreten.
ist eine mögliche Erklärung für unterschiedliche L2-Erwerbsverläufe
Verdienste
vermag unterschiedliche Erwerbsverläufe zu erklären.
begründet das Verständnis der Lernersprachen (Interlanguage) als instabile Äußerungen von Lernern, die sich allmählich der L2- annähern
Qualitativ und quantitativ angemessenen L2-Input, damit die Gesetzmäßigkeiten der L2 auch erkannt werden können - zunächst vorwiegend Regelhaftes dann regelhafte Ausnahmen
Interlanguage Hypothese
Fossilierung
Behaviorismus
Wir lernen Sprachen durch Nachahmung von sprachlichen Vorbildern aus der Umwelt.
Nativismus
Wir lernen Sprachen durch angeborene biologische Strukturen.
Konstruktivismus
Wir lernen Sprachen, indem wir uns kreativ mit der sprachlichen Umwelt auseinandersetzen.
Akkultrationshypothese/Pidginhypothese
Stillstand im L2-Erwerb wird auf soziale Distanz zurückgeführt
Kulturelle Integration wirkt sich positiv aus
Beispiele: gelungener Hebräisch-Erwerb von jüdischen Einwanderen in Israel
Heidelberger Projekt Pidgin-deutsch
weniger die Aufenthaltsdauer als die Integrationsbereitschaft wirken sich auf den L2-Erwerb aus (italienische Einwanderer)
Untersuchung L1 Türkisch
L2-Erwerb erfolgreich, wenn dadurch der persönliche Handlungsspielraum erweitert werden kann
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