-Gesellschaftliche Strukturen
o Regulieren und ordnen das Miteinander der Menschen – machen sie sozial handlungsfähig und dienen der Orientierung
o Sind relativ stabil
o Ermöglichen soziale Beziehungen zu anderen Menschen
o Regulieren soziales Handeln – sind aber auch das Ergebnis sozialen Handelns
o Beispiele: Kultur (asiatische, britische, deutsche, etc.), politisch-rechtliche Ordnung, Wirtschaftsverfassung, Zusammensetzung der Bevölkerung nach Merkmalen wie Alter und Beruf (usw.)
==> Gesellschaftliche Strukturen lassen sich nicht leicht verändern – der Einzelne muss sich demnach an diesen Strukturen orientieren, d.h. sie regulieren sein (soziales) Handeln
==> Bezieht sich demnach auf andere Individuen
o Ist auf Interaktion basiert
o Ich mache den Regenschirm auf, weil die Person neben mir dies auch tut; ich fange an zum Zug zu rennen, weil die Person vor mir dies auch tut
o „Ich male ein Kunstwerk“ ist keine soziale Handlung (eher Selbstverwirklichung) – ich male ein Kunstwerk von einer anderen Person wäre dagegen soziales Handeln
-Soziale Handlungen aneinander gereiht führen zu Sozialen Prozessen
o Gesellschaftliche Strukturen bewirken eine Regelmäßigkeit von Handlungsabläufen
o Eben diese Handlungsabläufe sind nun soziale Prozesse – diese reproduzieren oder verändern wiederum soziale Tatbestände oder Strukturen
o Soziale Prozesse reproduzieren oder verändern soziologische Tatbestände, bzw. soziale Strukturen (aus denen wiederum soziales Handeln entsteht – ein Kreislauf)
-Akteurstypen
o Individuelle Akteure, d.h. Menschen als intentional handelnde Subjekte (z.B. Greta Thunberg)
o Akteurskonstellationen
§ Kollektive Akteure: Gruppen individueller Akteure, deren Handeln koordiniert ist und die als Einheit auftreten und wirken (z.B. Familie, Demonstrierende)
§ Korporative Akteure: Organisationen, bzw. Körperschaften, die durch Repräsentanten nach außen wie individuelle Akteure auftreten (Bsp. Kölner Oberbürgermeister:in, Google, Papst)
o Steuern soziale Prozesse, in dem sie Möglichkeiten (Opportunitäten, etwas zu tun) und Beschränkungen (Restriktionenetwas zu tun) für das Handeln der Menschen festlegen (Makro-Mikro-Link)
o Begründen Regelmäßigkeit und Ordnung sozialer Prozesse, sodass man mit ihnen rechnen kann (was zu Vertrauen zwischen Menschen führt)
o Äußern sich in der Dauerhaftigkeit von Zuständen und Ablaufmustern sozialer Prozesse
o Stabilisiert und beruhigt die Regelmäßigkeiten sozialen Handelns, institutionalisierte Regelungen und sozial geteilte Orientierungs-, Wert- und Normensysteme
o Infrastruktur
§ Materielle und technologische Basis der Gesellschaft
§ Mittel und Ressourcen, welche den Akteuren zur Verfügung stehen (technischer Entwicklungsstand, Produktionsbedingungen, Bildungseinrichtungen, Ökologie, Humankapital, etc.)
o Institutionelle Struktur
§ Gesamtheit sozialer Institutionen, übergreifende Verfassung der Gesellschaft, Werte, Normen und kulturell verankerte Lebensziele
o Sozialstruktur (Schwerpunkt der VL!)
§ Soziale Beziehungsstruktur: Gesamtheit dauerhaft angelegter Formen sozialer Beziehungen zwischen Mitgliedern der Gesellschaft (Hierarchien, Familie, Freundschaften etc.- Mikroebene)
§ Soziale Verteilungsstruktur: Gliederung der Mitglieder der Gesellschaft nach sozial relevanten Merkmalen (Alters-/Geschlechterstrukturen, Vermögensverteilung - Makroebene)
-Durkheim prägte den Begriff des soziologischen Tatbestandes (fait social) als Gegenstand der Soziologie – außerhalb von Psychologie und Naturwissenschaften
==> Individuelle Handlungen sind somit von gesellschaftlichen Zwängen geprägt – diese besitzen jedoch ihre eigene Realität, d.h. der soziologische Tatbestand ist vom Individuum unabhängig
-Merkmale von soziologischen Tabeständen
o Existieren außerhalb/unabhängig der Person
o Üben Zwang auf Pesonen aus und lassen sich nicht so einfach verändern
o Beispiele: Normen, Pflichten, Bräuche, Sprache, Münzsystem, Kleidung, etc.
-Was gehört NICHT zu soziologischen Tatbeständen?
o Ist nicht zwingend etwas, was alle in der Gesellschaft gleich machen oder denken
o Soziale Beziehungen konstituieren einen Tatbestand sui generis (ihren eigenen)
o Schafft Emergenz, d.h. durch das Zusammenwirken von Individuen und z.B. Teilsystemen, erscheinen auf der Makroebene (ohne Intention) neue Phänomene
o Soziologie ist getrennt von der Psychologie, wie die Biologie von der Physik und Chemie (nach Dürkheim)
o Man kann von der Gesellschaft nicht auf das Individuum schließen – oder andersherum
-Zwei Dimensionen der Sozialstruktur
o Soziale Beziehungsstruktur (relationaler Begriff von Sozialstruktur) – Gesamtheit dauerhaft angelegter Formen sozialer Beziehungen zwischen Mitgliedern der Gesellschaft (dauerhaft = existieren immer, Beziehungen müssen nicht dauerhaft sein – z.B. Kunde-Kassierer-Verhältnis) – Beziehungsgeflechte dabei wären Familien oder Freundschaften
o Soziale Verteilungsstruktur (distributiver Begriff von Sozialstruktur) – Gliederung oder Verteilung von Individuen Gruppen oder Kollektiven nach sozial bedeutsamen Merkmalen
==> Geschäftsbeziehungen, Freundschaften, Partnerschaften, flüchtige Bekanntschaften, etc.
==> Beispiele für Beziehungsgeflechte: Partnerschaften, Familien, Freundschafts- und Bekanntschaftsnetzwerke, Organisationen, Unternehmen, etc.
-Beziehungsstrukturen können…
o …formal bestimmt sein – d.h. formal gesetzte Normen und Vorschriften legen soziale Beziehungen fest / diese Handlungserwartungen werden z.B. in festgelegten Arbeitsverträgen, Stellenbeschreibungen, Beamtenpflichten, etc. ausgedrückt – Individuen sind austauschbar, ohne dass Veränderungen geschehen
o …informell bestimmt sein – d.h. soziale Beziehungen sind das Ergebnis persönlicher Interaktion von Individuen / diese Handlungserwartungen werden überwiegend durch informelle gegenseitige Zuschreibungen generiert, so bspw. Freundschaftsnetzwerke oder Partnerschaften – Individuen sind eigentlich nicht einfach austauschbar
==> Wichtig zur Unterscheidung bei der Analyse von Organisationen
==> Bsp. der Ehe ist seit dem Ehevertrag ein Mischobjekt
o Sozialstrukturelle Merkmale
§ Merkmale die sozial relevant sind, d.h. sie beeinflussen soziale Beziehungen und Handlungsmöglichkeiten, z.B. Alter, Bildung, Beruf, Geschlecht, Familienstand (hängt davon ab, welche Relevanz die Gesellschaft dem jeweiligen Merkmal beimisst (z.B. der Religion), d.h. sie sind nicht allgemein festlegbar)
§ Soziostrukturelle Merkmale nach Blau (1978) strukturelle Parameter – bestimmen wie Sozialstrukturen differenziert sind
o Sozialstrukturelle Position
§ Individuelle Ausprägung eines soziostrukturellen Merkmals, z.B. Geschlecht – Mann/Frau oder Einkommen – Höhe
§ Können zugeschrieben, d.h. nicht aktiv erworben (sozialer Status der Herkunftsfamilie) oder erworben, d.h. aktiv erworben (z.B. Bildungsniveau) sein
==> Weisen teils fließende Grenzen auf – teils sind die Merkmale/Positionen einzeln zu diskutieren, was wo eingeordnet werden kann
· Beachten: Gesellschaft ist nicht mit Bevölkerung gleichzusetzen – in der Gesellschaft lebt die Bevölkerung – „alte Gesellschaft“ ist somit falsch, diese hat kein Alter – „alte Bevölkerung“ muss es heißen
-Zwei Typen von Parametern nach Blau (1978)
o Nominale Parameter/ Klassifikationsmerkmale: Merkmale die eine Population in distinkte Kategorien unterteilen – diese Unterteilungen haben keine innere Rangordnung // können aber mit Unterschieden im sozialen Status einhergehen (z.B. Konfession, Geschlecht, Lebensform, etc.) // bewirken eine horizontale Differenzierung oder Heterogenität der Bevölkerung (Kategorisierung)
o Graduelle Parameter / Ungleichheitsmerkmale: Merkmale, die eine Person auf Basis einer Statusordnung differenzieren, graduale Parameter sind demnach kontinuierliche Größen (z.B. Einkommen, Prestige, Schulbildung, etc.) // bewirken eine vertikale Differenzierung oder Ungleichheit (Rangordnung)
==> Ausmaß an Heterogenität oder Ungleichheit lässt sich bestimmen
==> Wenn die beiden Faktoren korrelieren können neue Parameter entstehen – bei einer sehr hohen Korrelation kann es dabei zu „Quasi“-Kastenbildung kommen, bspw. der GenderPay-Gap
==> Mitglieder der Gesellschaft, die dieselbe sozialstrukturelle Position bezüglich eines sozialen Merkmals einnehmen, bilden ein soziales Aggregat (bei Blau auch sozialstrukturelle Gruppe) (Bsp. Leute mit einem Einkommen über 100.000€)
-Zur sozialen Verteilungsstruktur einer Gesellschaft zählen
o Gliederung, bzw. die statistische Verteilung der Bevölkerung nach sozialstrukturellen Merkmalen (z.B. Altersstruktur)
o Maße der Unterschiedlichkeit (z.B. Heterogenität oder Vielfalt der Lebensformen, Einkommensungleichheit)
o Maße des Zusammenhangs (Korrelationen) zwischen sozialstrukturellen Merkmalen (z.B. Korrelation zwischen Bildungsniveau der Eltern und der Kinder)
o Umfang der Beziehungen zwischen Mitgliedern einer sozialstrukturellen Gruppe und Mitgliedern unterschiedlicher sozialstruktureller Gruppen (z.B. Bildungsmonogamie in Ehen, d.h. Menschen heiraten eher Menschen mit ähnlichem Bildungsniveau)
-Zusammenhänge zwischen Strukturmerkmalen: Kongruenz und Inkongruenz zwischen sozialstrukturellen Gruppen
o Kongruenz: Mitglieder einer sozialstrukturellen Gruppe bezüglich des einen Merkmals, sind gleichzeitig Mitglieder einer anderen sozialstrukturellen Gruppe bezüglich eines anderen Merkmals und umgekehrt (z.B. Ausbildungsabschluss und berufliche Stellung, hängt oftmals zusammen)
o Inkongruenz: (weitgehende) Unabhängigkeit von sozialstrukturellen Merkmalen
-Zusammenhänge zwischen Strukturmerkmalen
o Korrelation zwischen nominalen und gradualen Parametern zeigt Statusunterschiede zwischen Gruppen an – eine starke Korrelation schafft dabei Quasi-Kasten, d.h. die Mobilität zwischen den Gruppen ist gering
==> So kommen strukturelle Analysen zustande, wie bspw.
-Soziale Beziehungsstrukturen
o Soziale Position: Ort, den individuelle Akteure in einem Feld sozialer Beziehungen oder einem sozialen Beziehungsgeflecht einnehmen
o Soziale Position und Akteur: Soziale Positionen sind von Personen zu trennen, die sie besetzen – es gibt jedoch auch Vakanzen, d.h. nicht besetze Positionen
§ Bsp. Manfred und Carmen Schmidt – Manfred ist Ehemann, Ernährer, Vater, Sohn, Schützenkönig, Chef; Carmen ist Ehefrau, Hausfrau, Mutter, Tochter, Tennisvereinsvorsitzende
o Soziale Rolle: Zu Positionen gehören Handlungsvorschriften oder Handlungserwartungen, d.h. soziale Rollen – sie bestimmen das Verhalten der Akteure zueinander (da sonst der Zwang nach Rechtfertigung, bis hin zu Sanktionen droht) – sie stellen einen Zwang durch die Gesellschaft dar, d.h. sie sind vom Einzelnen unabhängig, da sie nur durch die Gesellschaft veränderbar sind
-Pfeil (a)
o Rahmenbedingungen des Handelns, in denen sich das Individuum bewegen kann. Beinhalten Gelegenheiten (Opportunitäten) und Behinderungen (Restriktionen) des Handelns oder Anforderungen, die beeinflussen, wie Akteure handeln können oder sollten
o Opportunitätsstruktur: Gesamtheit der Handlungsmöglichkeiten und -restriktionen (z.B. Arbeits- oder Heiratsmarkt)
o Auf der Mikroebene bilden individuelle Handlungsressourcen (z.B. Zeit, finanzielle Mittel, Bildung, etc.) weitere objektive
-Pfeil (b) stellt die Mikroeben dar und kennzeichnet die Handlung des Individuums
o Wahrnehmung/Definition der Situation wird durch psychosoziale Disposition geprägt
o Handlungswahl: Erwartungsnutzenmodell und Routinehandeln
-Mikro-Makro-Link ist Pfeil (c) – d.h. er stellt die Rückwirkung auf die Makroebene dar
o Transformationsregeln geben an, wie sich die Makrostruktur durch individuelle Handlungen verändert (einfache Aggregation (z.B. Geburtenzahl), nicht intendierte Folgen von Handlungen, institutionalisierte Verfahren (z.B. Bundestagswahlen)
o Diese Rückwirkungen auf die Makroebene sind meist erst nachher feststellbar
==> Das Modell stellt die Basis jeglichen sozialen Handelns dar, welches betrachtet wird
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