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TOP9 Hegemonie

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by Lea L.

Welche Beziehung besteht zwischen der materiellen Realität und den Ideen in einem hegemonialen Rahmen nach Gramsci? Wie entwickelt sich die Geschichte in diesem Ansatz?


  • Gramsci als Anhänger des hegelianischen Flügel des Marxismus, der sich durch die Betonung der Rolle geistiger Kräfte in der gesellschaftlichen Entwicklung von den ökonomischen Auslegungen der Klassiker unterscheidet

    • Klassische marxistische Theorie geht davon aus, dass der arbeitende Mensch als Objekt von ihm selbst geschaffene Verhältnisse betrachtet

      • Menschen antizipieren kapitalistische Verhältnisse bei einer geringen agency

  • Internationale Hegemonie wird in einem historischen Block als stabiles Herrschaftssystemausgeübt

    • historischer Block besteht aus Basis (ökonomisches Fundament) und Überbau (Ideelle) mehrerer Nationen

    • Im Stadium des historischen Blocks: Basis und Überbau relativ stabil und “organische” Beziehung

  • Materielle Sphere/ökonomisches Fundament:

    • Hegemonie beginnt notwendigerweise in der materiellen Sphere

    • Die ökonomisch am höchsten entwickelte Nation, hochentwickelte Produktivkräfte, erhält einen hegemonialen Status, da sie sich “als Motor für Entwicklung präsentiert” +

    • Dies auch einhalten können (mutually benefical trade system) da sie ökonomisch stark genug simd

    • ABER basiert auf Konsens (u.a. erzeugt durch die Prestige der dominanten Klasse) und nicht automatisch!!

      • Konsens benötigt politische, ideologische und kulturelle Fähigkeiten

        • MARX schwache agency Überbau produziert einfach den Unterbau

  • Überbau:

    • Ideelle Sphere in der ethische und moralische Werte, religiöse Überzeugungen und kulturelle Normen verankert sind, die das Bewusstsein des einzelnen formen und die Gesellschaft unter Führung der herrschenden Klasse, auch in Krisenzeiten zusammenhält

    • deswegen auch “moralischer Block” als “Wertegemeinschaft

    • Geht davon aus, dass Ideelle Sphere ökonomische Verhältnisse transzendieren können

      • Es bedarf immer den Konsens!

    • ANDERS als bei Marx hier stärkere Agency, denn eigenständige NICHT von materieller Realität bedingte philosophische und kulturelle Auseinandersetzung zwischen Führung (herrschende Klasse und Interlektuelle) und Gefolgschaft (arbeitende Klasse/Bolk)

  • Beeinflussen sich wechselseitig durch organische Intellektuelle


Veränderung

  • historischer Block ist dabei ein stabiles System und schließt Vorhandensein von effektiven antihegemonialen Stellungen aus “common sense”

  • Heranwachsen eines oder mehrerer Herausforderer des Hegemons läutet den Beginn des Zerfalls ein

  • Ab dem Punkt, wenn der Hegemon die internationale Gesellschaft nicht mehr in neue produktivere und intelektuellere Spheren führen kann => kignitive Dissonanz (Widersprüche)

  • Beginnt aber NICHT in Veränderungen der ökonomischen Struktur, sondern Resultat ideologischer Formen!!

    • ökonomisch-korporatistische Phase: Staatsgründung, Aufbau eines “common sense” “Nationalcharakter” (private Sphäre empfindet SQ als normal, Öffentliche, haben nur limitierte Fähigkeiten das Gesamte zu verstehen) =>Geschichte, Werte, ökonomische Position => Merkantilistisch (hohe Zölle für aufholen) => Hochziehung der Produkrivkräfte => Beansprunchung von Gleichberechtigung

    • ABER Veränderung des internationalen Systems verlangt politische, ideologische und kulturelle Fähigkeiten (KONSENS für Hegemonie), um intellektuelle und moralische Refomren ie in der internationalen Arena vorzuschlagen

    • ethisch-politische Phase: Nation wird sich ökonomischer Position bewusst => Entstehung Weltanschauung (über die eigenen Grenzen hinaus) => Plan für intellektuelle und moralische Reform der IB

    • hegemoniale Phase: Hohes Entwicklungsstadium der Produktivkräfte werden in ein progressives, polit-ökonomisches Programm für seine gesamte Einflusssphere übersetzt und errichtet einen neuen erweiterten Staat auf nationaler Ebene, in dem er Hegemonie ausübt

      • Allianzsysteme mit weniger entwickelten

      • Gründung internationaler Organisationen

      • Schaffung neuer intellektuellen und moralischen Einheit

      • Offene Konfliktaustragung wird “akzeptiert” weil er sich als Motor von Entwicklung darstellt

      • Dafür stellt er ein gegenseitig profitables Handelssystem zur verfügung

  • Militärische Auseinandersetzung

  • Dafür müssen sich aber die Bedürfnisse und Interessen der unterworfenen Subjekte unterwerfen lassen

    • Gelingt über Konsens und Zwang

  • Perfekte Hegemonie erreicht, wenn die Interessen des Hegemons als eigene angenommen werden und kein Zwang mehr ausgeübt werden muss “bottom up”

    • ideologisch/moralischer Block


  • 3 Momente mit variierender Intensität von politischem Selbstbewusstsein und organisatorischer Wirksamkeit

    • 1) Solidarität auf unternehmerischer Ebene, aber nur mit denen die sehr ähnlich sind

    • 2) Kristallisation eines breiteren Klassenbewusstseins mit Interaktion mit staatlichen Strukturen um die eigenen Interessen zu verteidigen, aber ohne die bestehenden Strukturen herauszufordern 3)

    • Moment der Hegemonie: Superstrukturelle Elemente herausfordern und breite Allianz über die ökonomischen Interessen hinaus

  • Militär: Mächtigste Institution im Land (Wegen Waffen und so)


Welche Rolle spielen Zwang und Zustimmung in einem hegemonialen System nach Gramsci? Welche ist die dominante, wenn kulturelle Hegemonie vorherrscht und warum?


  • Für Gramsci reicht es im Moment einer tiefgreifenden ökonomischen Krise nicht aus sich durch (hegemoniale) Gewalt (Zwang) der Staatsmacht zu bedienen

    • “in fortgeschrittenen Staaten hat sich die Zivilgesellschaft zu einer komplexen und wiederständigen Struktur entwickelt”

    • Zwang und Konsens sind Teil des hegemonialen Projekts, wobei

      => Gerade der Konsens macht das Hegemonialsystem aus und unterscheidet es von anderen Herrschaftsformen und reiner Gewalt (Organisierte Kastensysteme: Sklavenhalterstaat, Feudalstaat)

    • politische und kulturelle Hegemonie unabdingbar für den Regierungsantritt, sich auf die verliehene Macht und materielle Stärke zu beziehen reicht nicht aus

    • Bedürfnisse und Interessen der “unterworfenen” müssen sich redefinieren lassen, damit das neue “hegemoniale Projekt” von ihnen gewollt und angestrebt wird

    • Dafür muss die “neue hegemoniale Klasse” ihr Projekt als das der gesamten Gesellschaft darstellen

  • Der integrale Staat: Hegemonie mit Zwang/ Diktatur

    • Zivilgesellschaft (gesellschaftliches+ökonomisches Gewebe) und Politische (Staatsapparate und internationale Organisationen)

    • Umfasst als Praktiken und Theorien mit denen die herrschend Klasse ihre Dominanz rechtfertigt und es schafft die Mehrheit für sich zu gewinnen

      • dabei ist es die ökonomisch überlegenere Klasse, die die Mittel zur geistigen Produktion hält

      • auch nicht-konsensuale

        • aber Hegemonie verlangt vor allem konsensuale Basis in der Gesellschaft für das politisch und ökonomische System

          • Konsens reicht von ertragen bis aktive Zustimmung

        • “passive Revolution”, da es sich um eine Verallgemeinerung von Interessen handelt

        • MARX sagt dies auch, wobei er dies immer nur zum Mittel zum Zweck ansieht “Immer besondere Klasse mit besonderen Interessen”

    • d.h. am Anfang zwang, dann aber ”Konsens”

      • Ist dann herrgestellt, wenn bis auf wenige Ausnahmefälle auf Zwangsmaßnahmen verzichtet werden kann

  • Auf internationaler Ebene übt der Hegemon seine Diktatut -Zwang- und seine Hegmonie - konsensuale Methoden aus

    • beide Komponenten sind permanent vorhanden, aber Konsens verdrängt immer mehr Zwang


Welche Rolle spielt die Zivilgesellschaft im Allgemeinen und die Intellektuellen im Besonderen bei der Schaffung und Aufrechterhaltung hegemonialer Herrschaft nach Gramsci

  • Zivilgesellschaft = gesamte gesellschaftliche und ökonomische Gewebe innerhalb und zwischen Nationen

    • gliedert sich auf in die verschiedenen Nationen mit unterschiedlichen Kulturen, Sprachen und sonstigen Besonderheiten

    • Ist die Hegemonie einmal erreicht = historischer Block = ideologischer Block, der Stabilität sicher, dann

      • Private Sphere: SQ als normal

      • Öffentliche: Sehen das größere Bild nicht

  • Intelektueller

    • Schlüsselfigur in Gramscis Theorie

    • Traditionelle Intellektuelle: “nutzlose Intelligenz”, da sie davon ausgehen in ihrer eigenen unabhängigen Welt zu leben

    • Organische Intellektuelle: Teil der Führung neben der herrschenden Klasse, aktiver Part in der Zivilgesellschaft

    • Interagieren mit dem geist des historischen Blocks

    • Hegemoniale Führung immer auch intellektuelle/moralische Führung

      • Herausragende Produktivkräfte immer nur Basis, nur durch Konsens “common sense” als “Wertegemeinschaft”

      • “Common Sense” beginnt bereits in der (1.) ökonomisch-korporativen Phase

        • auf nationaler Ebene schaffen Intellektuelle aus Gemeinsamkeiten einer Nation einen Nationalcharakter (Geschichte, ethnische Zusammensetzung, geografische und ökonomische Position) => schafft auch Legitimation des ökonomischen Systems

        • Diese Ideologie bestimmt die Transzendenz von ökonomischer Basis und Überbau

        • diese Ideologie bestimmt und rechtfertigt die Außenpolitik

        • Ist bestrebt Homogenität zu schaffen

        • Allerdings auch widersprüchlich, da immer verschiedene Ideologien in einem Staat präsent sind

      • wesentliches Produkt nationaler Intellektueller

      • Intelekt/Philosophie des Hegemons ist nicht das Werk einiger Elitärer oder manipulativen Ansätze, sondern Die Mehrheit der Menschen sind Philosophen, sofern sie sie sich produktiv äußern

        • Sich Produktiv äußernde haben Philosophie in Leben und Arbeit (Alltagsphilosophie = sinngebend)



Wie kann die Arbeiterklasse nach Gramsci eine gegenhegemoniale Bewegung aufbauen

  • Hegemonie nach Gramsci stellt ausführlich dar, was die Stabilität eines Hegemons ausmacht = Konsens

  • ABER darüberhinaus Hegemonie bzw. der Austieg und Übergang zu einem neuen historischen Block als in Fragestellung des aktuellen Hegemons durch eine “gegenhegemoniale” Bewegung/Block

  • Kampf um Deutungshoheit geht dem Kampf um die Herrschaft (das wirkliche Ergreifen der Macht voraus),

    • denn neben herausragenden Produktivkräften braucht es vor allem einen starken common-sense (Nationalcharakter+Bewusstsein über eigene globale Position)

      =>Kultur und Ideen stehen vor dem ökonomischen System

  • Vorgehensweise: Kognitive Dissonanz (das eine schließt das andere aus) zwischen Theorie und Praxis des aktuellen Hegemons hervorheben

    • “Hegemon muss als Motor für Entwicklung” fungieren

  • Dabei gibt es die die diese kognitive Dissonanz a) fühlen (Massen) und b) die die wissen und beschreiben können (organische Intellektuelle) dies aufzeigen

    • Diese schaffen einen eigenen historischen Blick, indem über naheliegende ökonomische Interessen (und in gewisser Weise auch die eigenen) hinausgegangen wird, um so eine breite Allianz zu schaffen (Kleinb

    • weiter enthüllen /investigativ Journalismus ;)

  • Passive Revolution, da es am Ende gleiche Interessen sind

  • Bourgoisie als Hegemon

    • Kooperieren augenscheinlich mit Gewerkschaften und linken-Parteien, bis diese den Elan verlieren und ihre eigene Kraftlosigkeit akzeptieren



    • 1) Solidarität auf unternehmerischer Ebene, aber nur mit denen die sehr ähnlich sind

    • 2) Kristallisation eines breiteren Klassenbewusstseins mit Interaktion mit staatlichen Strukturen um die eigenen Interessen zu verteidigen, aber ohne die bestehenden Strukturen herauszufordern 3)

    • Moment der Hegemonie: Superstrukturelle Elemente herausfordern und breite Allianz über die ökonomischen Interessen hinaus


Warum ist Politik in Krisenzeiten wichtiger als in normalen Zeiten für Wachstumsmodelle nach Baccaro und Pontusson (2022)?


  • Stabiles Wachstum, basiert auf Wachstumskoalitionen (bestehend aus Unternehmen und Arbeitgeberverbänden und evtl. bestimmten Gewerkschaften/Arbeitnehmerverbänden)

    • vgl. Thelen Insider/Outsider in CMEs

  • Krisen Zeiten = kein stabiles Wachstum = keine stabilen Wachstumskoalitionen, eher steigender Anteil an Verlierern

  • Alte Wachstumskoalitionen werden in Frage gestellt, es wird eine politische Reaktion erwartet

  • Öffnet den Raum fürs politische (Politisierung von Krisen?)

    • Nährboden für Neue Parteien / Ideen kommen auf (COVID, Sarah Wargenkn)

      • die Verlierer auffangen und “Antworten”/Kurswechsel geben/versprechen

    • Wahlkampfpolitik rückt in den Vordergrung: Leise wird zu lauter Politik und es kommt zu Kursänderung, da der alte mit den alten Wachstumskoalitionen erodiert ist

      • Kann marginal oder radikal sein, aber definitiv Status Quo Änderung

  • Politik als besonders gut geeignetes Instrument, da es direkten Einfluss auf die

    • 1) Bewältigung der wirtschaftlichen Krise

    • (Fiskal-/Geld-)Politische Maßnahmen zur Krisenbewältigung und “Rettung” des WW

      • Verschieben den SQ

    • 2) Soziale Stabilität auch während der Krise sichern kann

    • Politische Entscheidung zur Einkommensumverteilung und soziale Sicherheit können Spannungen verringern + soziale Stabilität wichtig für langfristiges Wirtschaftswachstum und Vertrauen in die Regierung

      • Verschiebung des SG

    • 3) Die Umsetzung struktureller Veränderungen, falls möglich umzusetzen

    • Krisen können strukturelle Probleme offenlegen, die politische Reformen erfordern

      • Krise als critical junction, die die Kosten einer Reform minimiert

    • Vgl. Bedeutung eines drifts und ansonsten Verharrung


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Lea L.

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