-„Goldenes Zeitalter“ der Hochindustrialisierung im Kaiserreich: Verbesserung der Lebensverhältnisse, höhere Realeinkommen
-Drei Jahrzehnte Einbrüche und Stagnation – Erster Weltkrieg, Wirtschaftskrise in der Weimarer Republik und Zweiter Weltkrieg
-Nach dem Zweiten Weltkrieg: In Westdeutschland Wohlstandsexplosion bis in die 1980er Jahre
o Nettorealverdienste der Arbeitnehmer (bereinigt von Inflation, Steuern und Sozialbeiträgen) stiegen von 1950 bis 1979 um das 3,2-fache, danach folgen nur noch leichte Zuwächse (zwischen 1980 und 1991 Steigerung um 4,5%)
-Unterschiedliche Entwicklungen in BRD und DDR: bis zur Wiedervereinigung wurde die Wohlstandsschere zwischen BRD und DDR immer größer / Vergleich Haushaltseinkommen DDR-BRD (West):1960: -30%, 1970: -40%, Beginn der 1980er Jahre: -55%
-1991-2010: leichte Abnahme in Westdeutschland im Zuge der Wiedervereinigung – dann Stagnation, aber zunehmende Angleichung zwischen Ost- und Westdeutschland (Wohlstandsschere durch Soli schneller geschlossen als Produktivitätsschere, dennoch Unterschiede bei Vermögensverhältnissen zwischen Ost und West)
==> wenn die Reallöhne fallen, steigen die Nominallöhne und der Verbraucherpreisindex, d.h. die Leute können mit ihrem Geld weniger kaufen
-Drei Quellen des Einkommens
o Erwerbseinkommen (z.B. Lohn, Sonderzahlungen)
o Vermögenseinkommen (Miteinnahmen, Zinserträge)
o Transfereinkommen (Zahlungen des Staates, der Sozialversicherung oder von Verwandten – bspw. Bürgergeld)
-Institutionalisierung bedeutet, dass das Einkommen und seine Höhe zunehmend vom Staat, Gewerkschaften oder über Tarife geregelt wird
-Deutschland: 4105 Euro Bruttoeinkommen für Vollzeitbeschäftigte (2022) – Menschen mit hohem Einkommen verzerren das arithmetische Mittel, darum wird meist der Median verwendet
-43% der Beschäftigten in Betrieben haben eine Tarifbindung – Betriebe ohne Tarifbindung orientieren sich zwar an Tarifabschlüssen, je nach wirtschaftlicher Lage können sie das Tarifniveau aber über- oder unterschreiten
-Zu unterscheiden
o Gesetzlicher Mindestlohn pro Stunde
§ 10,45 Euro ab dem 1. 7. 2022/ 12,00 Euro ab dem 1.10.22; 12,41 Euro seit 1.1.2024
§ Mindestlohngesetz: Mindestlohnkommission gibt Empfehlung ab; Regierung beschließt den Mindestlohn.
o Niedriglohn
§ Verdienst eines Beschäftigten kleiner als zwei Drittel des Medianverdienstes; Im Jahr 2018 betrug der Schwellenwert für den Niedriglohn 11,05 Euro pro Stunde und bezog sich auf den Bruttostundenverdienst. Im April 2022 lag die Niedriglohngrenze bei einem Bruttoverdienst von 12,50 Euro pro Stunde. Niedrigere Stundenverdienste wurden als Niedriglohn eingestuft.
==> netto pro Monat
o Funktionsschwächen des sozialistischen Wirtschaftssystems (Produktionsmittel fehlten, System weniger fähig)
o Kriegsfolgen: Wesentlich höhere Reparationen der DDR als der BRD, im Westen der Marshallplan
o Erzwungene Einbindung der DDR in osteuropäischen Wirtschafts- und Handelsraum, kaum Zugriff auf westliche Absatzmärkte
o Revolutionäre Umgestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft in den 1950er Jahren, dadurch Anstieg der Ost-West-Wanderung, vor allem junge und qualifizierte Arbeitskräfte, die einen wichtigen Beitrag zum Aufschwung in Westdeutschland leisteten
-Persönliches Nettoeinkommen (verfügbares Einkommen) ist unzureichend um Wohlstand zu beschreiben, da es auch vom Haushaltseinkommen abhängt
-Brutto-Haushaltseinkommen: Summer aller Einkünfte aller Haushaltsmitglieder // Netto-Haushaltseinkommen: Brutto-Haushaltseinkommen abzüglich aller gezahlten Steuern und Sozialabgaben
-Um Wohlstandspositionen innerhalb einer Gesellschaft zu bestimmen sind zu berücksichtigen
o Größenvorteile von Mehrpersonenhaushalten gegenüber Alleinlebenden: Infrastruktur einer Wohnung (Küche, Bad etc.) und Haushalts-/Konsumtechnik (Fernseher, Waschmaschine etc.) können gemeinsam genutzt werden.
o Gemeinsames Budget, z.B. wird geringes Individualeinkommen durch Partner/in ausgeglichen
o Bedarfsunterschiede zwischen Erwachsenen und Kindern, z.B. benötigen Kinder weniger Nahrung als Erwachsene
-Um Bedarfs- und Größenunterschiede von Haushalten berücksichtigen zu können, werden Gewichtungsfaktoren eingeführt. Haushaltseinkommen wird also nicht etwa durch die Zahl der Haushaltsmitglieder geteilt, sondern jedem Haushaltsmitglied wird ein Gewicht zugeordnet:
==> diese Gewichtung ergibt das Haushaltsäquivalenzeinkommen – die Äquivalenzskala wird dabei von Experten festgelegt und ist teilweise willkürlich
-Empirische Analysen zur individuellen Wohlfahrt und zur Einkommensverteilung verwenden häufig das Nettoäquivalenzeinkommen, also ein (gewichtetes) Pro-Kopf-Einkommen
-Unterschiedlich: Monats- vs. Jahreseinkommen (u.a. Wegen Sonderzahlungen, etc.)
-Quantile: geben an, welchen Anteil am gesamten Einkommen der Bevölkerung ein bestimmter Bevölkerungsanteil auf sich vereinigt: besondere Quantile sind das Quatil (Viertel), das Quintil (Fünftel) und das Dezil (Zehntel)
-Lorenzkurve und Gini-Koeffizient: Maßzahl, die zwischen 0 und 1 variiert
o Liegt der Gini-Koeffizient bei 0 liegt Einkommensgleichheit vor, liegt er bei 1 bekommt eine Person das Gesamteinkommen aller Personen
-Abweichung vom mittleren Äquivalenzeinkommen (Wohlfahrtspositionen)
o Z.B. gelten Menschen oft als „arm“, die weniger als 50% des mittleren Äquivalenzeinkommens beziehen
-Zunehmende Einkommensungleichheit
o Zwischen 1992-2010 (Dezile)
o 1984-2010 (Gini-Koeffizienten)
-Leichte Verschärfung der Einkommensverteilung zwischen 1973-1998 (Dezile)
-Nach einem Rückgang der Ungleichheit in den 1960er Jahren, bleiben die Unterschiede zwei Jahrzehnte stabil – seit Anfang der 1990er Jahre vollzieht sich eine zunehmende Polarisierung (bis 2010)
-2010/14: Armutsgefährdung (60%) 13,9%/13,9%, Armut (50%) 11,2%/12,4%
-Armut als
o Absolute (physische) Armut: Überleben ist gefährdet
o Relative Armut: Soziokulturelle Mängellage, soziokulturelles Existenzminimum wird nicht erreicht
-EU-Definition
o Armut liegt vor, wenn Menschen über so geringe (materielle, kulturelle und soziale) Mittel verfügen, dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Mitgliedsstaat, in dem sie leben, als Minimum gilt
-Ressourcen- vs. Lebenslagenansatz
o Ressourcenansatz: Mangel an (Handlungs-)Mitteln (v.a. Einkommen)
o Lebenslangenansatz: Mangel bei den Lebensbedingungen (Wohnung, Ernährung, Bildung, Gesundheit, etc.)
o Beispiel: Erwerbstätiger mit hohem Einkommen, der sein Geld vertrinkt (Ressourcenansatz: nicht arm, Lebenslagenansatz: arm
-Armutsgrenzen
o Politische Armutsgrenzen (nach Festlegung eines Mindestbedarfs, z.B. für den Bezug von Sozialhilfe)
o Einkommen von Personen wird mit dem gesamtgesellschaftlichen Einkommensniveau verglichen
o Maßstab für das gesamtgesellschaftliche Einkommensniveau ist das mittlere Einkommen i.d.R. das Medianäquivalenzeinkommen
-Relative Armut (Maß der Einkommensungleichheit)
o Strenge Armut: < 40% des mittleren Äquivalenzeinkommens
o Armut: < 50% des mittleren Äquivalenzeinkommens
o Niedrigeinkommen: < 60% des mittleren Äquivalenzeinkommens (=Armutsgefährdung)
==> je weiter die Lorenz-Kurve sich der unteren rechten Ecke nähert, desto ungleicher ist die Verteilung
-In Deutschland verdienen Frauen bei gleicher Arbeitszeit weniger als Männer
-Der Hauptgrund ist weniger direkte Lohndiskriminierung, sondern dass Frauen in schlecht entlohnten Tätigkeitsfeldern arbeiten
-Überall in der EU verringert sich aber das Einkommensgefälle zwischen Männern und Frauen
-Segregation des Arbeitsmarktes
o Branchendifferenzierung: Frauen arbeiten oftmals in schlecht entlohnten Tätigkeitsfeldern, vor allem im Care – Bereichen (schlecht bezahlter, da historisch ein großer Teil dieser Arbeit unbezahlt von Frauen verrichtet wurde)
-Einschätzung der weiblichen Leistungsfähigkeit: wird nicht selten geringer eingeschätzt und mit entsprechend geringeren Lohnhöhen bewertet
-Gestaltung und Verlauf der Erwerbsbiographien (in patriarchaler Gesellschaft/patriarchal ausgerichteter Wohlfahrtstaat)
o Erwerbstätige Frauen im Durchschnitt jünger als erwerbstätige Männer
o Ältere Frauen haben geringeres Ausbildungsniveau als Männer gleichen Alters
o Erwerbsunterbrechungen (Schwangerschaft)
==> Unbereinigter GPG = Differenz zwischen den Bruttoverdiensten // Bereinigter GPG = Teil des Verdienstunterschieds, der auf strukturelle Unterschiede zwischen den Geschlechtern zurückzuführen ist (z.B. Unterschiede im Hinblick auf Beruf/Branche, Beschäftigungsumfang etc.)
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