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Soziale Beziehungen als Kapital

TS
by Tim S.

Definieren Sie Sozialkapital nach Bordieu.


-Sozialkapital ist Mittel zur Erlangung persönlicher Ziele (instrumentelle Funktion des Sozialkapitals) – soziale Beziehungen um bestimmte persönliche Ziele zu erreichen

-Definition: „Das Sozialkapital ist die Gesamtheit der aktuellen und potentiellen Ressourcen, die mit dem Besitz eines dauerhaften Netzes oder Anerkennens verbunden sind; (…) es handelt sich dabei um Ressourcen, die auf der Zugehörigkeit zu einer Gruppe beruhen==> soziale Netzwerke

-Das Gesamtkapital der Gruppenmitglieder dient allen als Sicherheit und verleiht ihnen Kreditwürdigkeit

-Sozialkapitalbeziehungen existieren auf Grundlage von materiellen und/oder symbolischen Tauschbeziehungen

-Sie werden auf unterschiedliche Weise gesellschaftlich anerkannt oder garantiert (Institutionalisierung) – Beispiele:

o   Gemeinsamer Name (kennzeichnet Zugehörigkeit zu einer Familie, Klasse, Partei, o.Ä.)

o   Bestimmte Institutionalisierungsakte (prägen die Beteiligten und informieren über Sozialkapitalverhältnisse (z.B. die Heirat))

-Umfang des Sozialkapitals hängt ab von

o   Der Ausdehnung und Umfang des Netzes von Beziehungen, die mobilisierbar sind

o   Dem Kapitalumfang derjenigen, zu denen eine Beziehung besteht (Netzwerkpartner)

-Profite, die sich aus der Zugehörigkeit zu einer Gruppe ergeben, sind zugleich Grundlagen für die Solidarität, die wiederum diese Profite ermöglicht

-Beziehungsnetze erfordern Institutionalisierungs- oder Beziehungsarbeit, z.B. durch Institutionalisierungsriten: gegenseitiges Kennen und Anerkennen

Skizzieren Sie Putnams Studie Bowling Alone.


-An Beispielen will Putnam seine These demonstrieren, dass in den 1960er Jahren das US-amerikanische Gemeinde- und Gemeinschaftsleben (Vereins-, Freizeit- und Ehrenamtaktivitäten, etc.) einen Aufschwung nahm – in den 90er Kahren aber wieder abnahm

-In Analogie zum „physikalischen Kapital“ und „Humankapital“ wird das Konzept „Sozialkapital“ verwendet: „Whereas physical capital refers to physical objects and human capital refers to properties of individuals, social capital refers to connections among individuals – social networks and the norms of reciprocity and trustworthiness that arise from them“ (Putnam 2000) // „By social capital I mean features of social life, networks, norms, and trust, that enable participants to act together more effectively to pursue shared objectives“ (Putnam 1995b)

==> soziale Netzwerke haben – wie andere Kapitalformen – einen Wert/Nutzen für die gesamte Gesellschaft und erhöhen die Produktivität sowohl von Individuen, als auch von Gruppen und Kollektiven


==> Ergebnisse

-Informelle Beziehungen sind wichtig um soziale Netzwerke zu erhalten

-Empirische Befunde für die USA von 1975 bis in die späten 90er Jahre:

o   Immer weniger haben im Hause Freunde;1975: 14-15 mal; späte 90er Jahre 8 mal im Jahr

o   Immer weniger besuchen Freunde

o   Immer seltener gibt es in Familien ein gemeinsames Abendessen

o   Rückgang beim Besuch von Bars, Restaurants; dagegen mehr fast food

o   Rückgang beim Kartenspielen

o   Rückgang bei „social events“ mit Nachbarn

o   Stagnation bei Fitness-Aktvitäten

o   Rückgang beim Bowling

==> „doing“ culture (as opposed to merely consuming it) has been declining (Putnam 2000: 114)

Wie definiert Putnam Reziprozität und was sind formelle, bzw. informelle Typen des Sozialkapitals?


-Sozialkapital oder Netzwerke beinhalten gegenseitige Verpflichtungen und fördern die Entstehung von Reziprozität

o   Spezifische Reziprozität: „I‘ll do this for you if you do that for me“ – Erwartung einer Gegenleistung der Interaktionspartner (direkter Austausch)

o   Generalisierte Reziprozität: „I‘ll do this for you without expecting anything specific back from you, in the confident expectation that someone else will do something for me down the road“ (Putnam 2000) – keine Erwartung einer direkten Gegenleistung (Vertrauen, dass diese zu einem späteren Zeitpukt oder bei Bedarf aber noch kommt) – Folgen einer guten Ausstattung mit Sozialkapital

-Häufige Interaktion führt zu generalisierter Reziprozität. Eine Gesellschaft ist effizienter, wenn sie durch generalisierte Reziprozität und Vertrauenswürdigkeit gekennzeichnet ist (im Gegensatz zu einer Gesellschaft, in der man sich misstraut)

-Typen des Sozialkapitals

o   Formal (offizieller Zusammenschluss) vs. informell (spontane Basketballgruppe) – Letzere sind besonders wichtig um soziale Netzwerke aufrecht zu erhalten

o   Sozialkapital kann also entlang verschiedener Dimensionen variieren – eine wichtige Unterscheidung bezeichnet bridging vs. bonding

§  Bridging: Netzwerkbeziehungen zwischen Personen, die verschiedenen Gruppen angehören – fördert Zugang zu externen Gütern und die Diffusion von Informationen

§  Bonding: Netzwerkbeziehungen zwischen Menschen innerhalb der eigenen sozialen Gruppe, verstärkt exklusive Identität und homogene Gruppenbildung. Bonding fördert spezifische Reziprozität, Unterstützung und Solidarität

Skizzieren Sie die Erhebung zu egozentrierten Netzwerken von Wöhler und Hinz.


-Egozentrierte Netzwerke betrachten Ausschnitte eines Gesamtnetzwerks, nämlich Beziehungen der untersuchten Person (ego) zu allen anderen Personen (alteri)

-Ego ist dabei die Zielperson einer Zufallsstichprobe

-Unterscheidung zwischen kin-Netzwerke (Verwandtschaftskontakte) und non-kin-Netzwerke(Freundschaftskontakte)

-Alteri werden durch Namensgeneratoren erfragt – Beispiele

o   „Who would care for your home if you went out of town?“ und „With whom do you discuss personal worries? (Fischer 1982)

o   „Drei-Freunde-Frage“ (ALLBUS): „Wir haben jetzt einige Fragen zu den Personen, mit denen Sie häufig privat zusammen sind. Denken Sie bitte einmal an die drei Personen, mit denen Sie am häufigsten privat zusammen sind“ (keine Haushaltsmitglieder)

o   „From time to time, most people discuss important matters with other people. Looking back over the last six months – who are the people with whom you discussed matters important to you? Just tell me their first names or initials.“

-Mit Namensinterpretatoren werden weitere Merkmale der alteri sowie der Beziehungen zwischen ego und alteri erhoben

==> Wöhler/Hinz verwenden Daten des DJI-Familiensurvey (befragt wurden Personen im Alter zwischen 18 und 55 Jahren)

==> Sieben Namensgeneratoren:

o   „Mit wem besprechen Sie Dinge, die Ihnen persönlich wichtig sind?“

o   „Mit wem haben Sie eine sehr enge gefühlsmäßige Bindung?“

o   „Von wem erhalten Sie ab und zu oder regelmäßig finanzielle Unterstützung?“

o   „An wen geben Sie ab und zu oder regelmäßig finanzielle Unterstützung?“

o   „Mit wem verbringen Sie hauptsächlich Ihre Freizeit?“

o   „Welche Personen außer Ihnen selbst leben in Ihrem Haushalt?“

o   „Nennen Sie mir zum Schluss bitte die Personen, die Sie persönlich zu Ihrer

o   Familie zählen.“

==> Wöhler/Hinz verwenden nur die erste Frage und generieren so ein Diskussionsnetzwerk

Was sind mögliche Erklärungen für diese Ergebnisse?


-Erklärungen von McPherson für die USA

o   Zunahme der Frauenerwerbstätigkeit – These: Frauen in Arbeit haben weniger Zeit für die Netzwerkpflege

==> kann in Dt. nicht nachgewiesen werden – im Gegenteil, Frauen die nicht erwerbstätig sind, haben ein besonders kleines Netzwerk (Vollzeit: 2,36; Teilzeit: 2,29; nicht erwerbstätig: 2,15)


o   Wandel des Kommunikationsverhaltens

§  Mehr (asynchrone) Kommunikation im Internet, deshalb weniger (synchrone) face-to-face-Kommunikation: „Diskussion“ setzt synchrone Kommunikation voraus

§  Kommunikationspartner im Internet sind häufiger namentlich nicht bekannt und können daher von Namensgeneratoren nicht erfasst werden

==> Wandel des Kommunikationsverhaltens, Zunahme der Internetnutzung

o   „Diskussion“ setzt gleichzeitig präsente Partner und synchrone Kommunikation voraus, z.B. E-Mail-Kommunikation ist asynchron

o   Da „Diskussion“ auch als Informationsquelle dienen können, man sich zunehmend aber auch im Internet informiert, dienen Personen immer seltener als Informationsquellen

o   Internetdiskussionspartner sind oft anonym

o   Könnte die Unterschiede zwischen den USA und Dt. erklären, da Internetnutzung in USA in dem betrachteten Zeitraum stärker verbreitet war als in Deutschland

  

==> Vermutete Entwicklung in Deutschland – es bleibt fraglich ob das Sozialkapital in Deutschland wirklich zerfällt

o   Geht vor alle auf Zunahme der „nicht-partnerbezogenen familiären Beziehungen“ (z.B. Kinder, Eltern, Geschwister) zurück, Partner ist immer noch die wichtigste Beziehung, Bedeutung hat aber abgenommen

o   Freundeskreis wird auch wieder wichtiger

o   „Erklärung“ durch Wandel der Familie? (Lebenslange) Partnerschaft wird unwichtiger, Beziehungen zu Eltern, Geschwister, Kindern werden „gleichberechtigter“

o   Bedürfnis nach Nähe und persönlichem Gespräch wird auf mehrere Personen innerhalb der Verwandtschaft verteilt

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Tim S.

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