Worin liegt der Wert einer Berufsausbildung für den Auszubildenden?
Erwerb beruflicher Qualifikationen (fachlich und sog. Schlüsselqualifikationen).
Soziale Bedeutung: Eingliederung in das Beschäftigungssystem und Sicherung der Stellung in der Gesellschaft.
Entwicklung seiner Fähigkeiten und Stärkung des Selbstwertgefühls.
Den Kosten der Ausbildung stehen eine Reihe von Nutzenfaktoren gegenüber. Nennen Sie mindestens fünf solcher Nutzenfaktoren!
Produktive Leistungen.
Einsparung von Personalbeschaffungskosten.
Geringere Einarbeitungskosten.
Geringeres Risiko von Fehlbesetzungen.
Größere Betriebsverbundenheit/Geringere Fluktuation.
Besseres Ansehen des Unternehmens in der Öffentlichkeit.
Vermeidung von Tendenzen zur Steigerung des Lohnniveaus durch Notwendigkeit von Lohn- und Gehaltsanreizen zur Anwerbung.
Welche grundsätzlichen Ziele verfolgt der Betrieb mit der Ausbildung von jungen Menschen?
Sicherung des Personalbedarfs
Heranbildung anforderungsgerecht qualifizierter Mitarbeiter
Welche Kosten verursacht die Ausbildung im Wesentlichen?
Ausbildungsvergütungen
Kosten für den/die Ausbilder
Anlage- und Sachkosten (vor allem bei besonderen Lehrwerkstätten und ähnlichen Einrichtungen)
Welche wesentlichen Gründe sprechen aus gesellschaftlicher Sicht für eine Ausbildung in der Form des Dualen Systems?
Erleichterung des Übergangs von der Schule in die Arbeitswelt (soziale Funktion).
Verhältnismäßig günstige gesellschaftliche Kosten.
Relativ hohe Modernität.
Große Breitenwirkung (hohe Zahl beruflich Ausgebildeter)
Hohe Anpassungsfähigkeit der Ausgebildeten an technologische Veränderungen.
Was sehen Sie als wesentliche Merkmale einer “qualifizierten Arbeitskraft” in einem modernen Betrieb an?
Gute Fachkenntnisse
Fähigkeit zum Mitdenken
Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung
Was ist mit der Aussage gemeint, dass das Duale System eine große Breitenwirkung habe?
In Ländern mit Dualem System erhält ein vergleichsweise höherer Anteil von Jugendlichen eine umfassende berufliche Erstausbildung als in Ländern mit anderen Ausbildungssystemen.
In einer Diskussion über Ausbildungsfragen und speziell das Duale System kritisiert ein Lehrer, dass die betriebliche Ausbildung zu unsystematisch und außerdem in den einzelnen Betrieben von sehr unterschiedlicher Qualität sei. Was halten Sie dem entgegen?
Die betriebliche Ausbildung vermittelt nicht nur Wissen, sondern auch Können (Handlungsfähigkeit).
Durch die Zwänge des Wettbewerbs ist eine laufende Anpassung an die technisch-wirtschaftliche Entwicklung gesichert.
Auch in der Schule ist die Qualität keineswegs überall gleich.
Die schrittweise Heranführung an die Ernstsituation erleichtert den Übergang von der Schule in die Arbeitswelt.
Schildern Sie in groben Zügen die Entstehung des Dualen Systems seit dem 19. Jahrhundert!
Zunächst nur Ausbildung in Handel und Handwerk
Ansätze einer industriellen Ausbildung im 19. Jahrhundert. Erste gesetzliche Grundlage für Tätigkeit der Industrie- und Handelskammern auf dem Gebiet der Berufsausbildung im IHK-Gesetz von 1897.
Verbreitung von Berufsschulen nach dem 1. Weltkrieg.
Schaffung eines Ordnungssystems in den 30er Jahren (Prüfungen, allgemeine Berufsschulpflicht).
Umfassende gesetzliche Normierung im Berufsbildungsgesetz von 1969.
Die 8. Klasse einer nahe gelegenen Realschule wird den Betrieb, in dem Sie als Ausbilder tätig sind, in vier Wochen besichtigen. Sie sollen die Besichtigung vorbereiten und leiten.
Ein Schüler merkt an, dass er froh ist, wenn er die Schule endlich verlassen kann, und dass er keine Notwendigkeit sieht, während der Ausbildung auch noch die Berufsschule zu besuchen. Alles, was er für seinen Beruf können und wissen müsse, lerne er im Betrieb. Nehmen Sie zu dieser Äußerung Stellung!
Die Berufsschule hilft, die Zusammenhänge zu verstehen und das Betriebsspezifische vom allgemein Gültigen zu unterscheiden.
Welchen Zweck kann ein Ausbildungsverbund haben?
Heilung von Mängeln (fehlende Einrichtungen, Tätigkeiten u. ä.).
Verbesserung der Ausbildung durch breitere Erfahrungen.
Wie beurteilen Sie die produktive Mitarbeit der Auszubildenden im Rahmen der Ausbildung?
Senkung der Ausbildungskosten
Stärkung der Motivation der Auszubildenden
Erwerb der erstrebten „Handlungskompetenz"
Voraussetzung: Dem Ausbildungsziel entsprechende Arbeiten
Welche Möglichkeiten hat die EU nach dem Maastrichter Vertrag, in die nationalen Berufsbildungssysteme regelnd einzugreifen?
Keine Regelungsbefugnis
Nur Förderung der Ausbildung durch Modellversuche und Erfahrungsaustausch.
Förderung der Transparenz durch Information.
Das Elektrizitätswerk Ammerland bildet u.a. Energieelektroniker aus. Sie sind für die zwei Auszubildenden in diesem Beruf verantwortlich. Der Auszubildende Peter K. hat die Realschule mit der Mittleren Reife (Notendurchschnitt: 2,8) abgeschlossen. In einem Monat wird er sein erstes Ausbildungsjahr beendet haben. Sie kennen Peter K. als sehr motivierten und praktisch begabten Auszubildenden. Seine Leistungen in der Berufsschule sind gut, in den fachspezifischen Fächern sogar sehr gut. Der Auszubildende Lothar P. befindet sich ebenso am Ende seines ersten Ausbildungsjahres. Er hat einen Hauptschulabschluss (Notendurchschnitt: 3,0). Lothar P. ist eher unauffällig, verrichtet seine Aufgaben stets ordentlich und zuverlässig. Seine Leistungen in der Berufsschule sind gut bis befriedigend.
Sind die beiden Auszubildenden mit ihren Fragen bei Ihnen als Ausbilder im Betrieb überhaupt an der richtigen Adresse, d. h. fällt die Beantwortung der Fragen in Ihren Zuständigkeitsbereich? Begründen Sie Ihre Meinung.
Ja, der Ausbilder sollte auch Berater des Auszubildenden sein, aber selbstverständlich kann dieser auch den Rat anderer Stellen (Kammern, Arbeitsamt) in Anspruch nehmen.
Unterscheiden sich Länder mit Dualem System hinsichtlich der Jugendarbeitslosigkeit von solchen mit anderen Systemen?
Nach den Arbeitsmarktstatistiken der EU bzw. der OECD ist die Jugendarbeitslosigkeit in Ländern mit dualer Ausbildung verhältnismäßig niedrig (s. Abb. A 1). Das lässt darauf schließen, dass das Duale System die Eingliederung in das Arbeitsleben erleichtert.
Umreißen Sie kurz den Wandel das Berufsversteinduisses im Laufe der Zeit.
Klar umschriebener Tätigkeits- und Lebensbereich in vorindustrieller Zeit.
„Sinnentleerung" im Zeitalter der Industrialisierung.
Forderung nach Selbstständigkeit und Eigenverantwortung heute.
Nennen Sie wesentliche Trends in der Veränderung der Berufs- und Qualifikationsstruktur!
Insbesondere Abnahme im primären (Landwirtschaft, Bergbau) und im sekundären (produzierendes Gewerbe) Sektor, Zunahme in neuen Dienstleistungsbereichen. Sinkender Bedarf für An- und Ungelernte, steigender Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften.
Schildern Sie die derzeitige Lage auf dem Markt für Ausbildungsplätze. Gehen Sie dabei auf die Begriffe Ausbildungsplatznachfrage/-angebot ein!
Im jährlichen „Berufsbildungsbericht” der Bundesregierung werden die Begriffe erläutert und zahlenmäßig gegenübergestellt. Ausbildungsplatzangebot = Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zuzüglich nicht besetzte Ausbildungsplätze Ausbildungsplatznachfrage = Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zuzüglich nicht vermittelte Bewerber
Welche Faktoren bestimmen Ihrer Meinung nach vor allem die Entscheidung eines Unternehmens über die Einstellung von Auszubildenden?
Der Nachwuchsbedarf an Fachkräften.
Das Verhältnis von Ausbildungskosten und -ertrag (Nettokosten der Ausbildung).
Das angestrebte Image des Betriebes.
Welche anderen Formen der beruflichen Ausbildung (außer dem Dualen System) gibt es? Können Sie beispielhaft Länder nennen, in denen diese Formen vorherrschend sind?
Staatliche (vollschulische) Ausbildung (Frankreich, Belgien, Italien) Staatsfreie (rein betriebsbezogene) Ausbildung (Großbritannien, USA, Japan).
Was ist zu beachten, wenn ein Ausbildungsbetrieb die Vermittlung von Auszubildenden durch die Agentur für Arbeit in Anspruch nehmen will?
Genaue Angabe der Anforderungen, z. B. Geschlecht, schulische Vorbildung, Eignungsmerkmale, gfls. auch Informationen über Gegebenheiten und Möglichkeiten des Ausbildungsbetriebs.
Was verstehen Sie unter „Sinnentleerung der Arbeit“ und für welchen historischen Entwicklungsabschnitt ist sie kennzeichnend?
„Arbeitszerstückelung” durch zunehmende Arbeitsteilung: Fließbandarbeit.
Vorgabe der Arbeit durch die Maschine.
Kennzeichnend für die Industrialisierung
Angesichts des in den letzten Jahren herrschenden Ausbildungsplatzmangels und mit dem Hinweis, dass statistisch nur ein Drittel aller Betriebe ausbildet, wird – vor allem von politischer Seite – immer wieder der Vorschlag einer Ausbildungsumlage gemacht. Was halten Sie von einer solchen Regelung?
Die Umlage ist insbesondere auch zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften sehr umstritten. Zu bedenken ist jedenfalls (s. A IV 1):
Es werden neue erhebliche Verwaltungskosten verursacht.
Die Zahl der Arbeitsplätze wird dadurch nicht erhöht, die Probleme verschieben sich ans Ende der Ausbildung (sog. „2. Schwelle”).
Arbeitskräftebedarf der Wirtschaft und Berufswünsche der Jugendlichen stimmen nicht überein. Woran soll man sich orientieren?
Wie ist die Anerkennung von beruflichen Abschlüssen in der EU geregelt?
Formelle Anerkennung nur in Ausnahmefällen (Österreich, Frankreich)
Sonst „Vertrauensprinzip”: In anderen EULändern erworbene Abschlüsse sollten grundsätzlich anerkannt werden.
In welchen historischen Zusammenhang ist der Begriff „Meisterlehre“ einzuordnen?
Speziell die handwerkliche Ausbildung, wie sie sich seit dem Mittelalter herausgebildet hat.
Was versteht man unter Ausbilderarbeitskreisen und welche Funktion haben sie in erster Linie?
Ausbilderarbeitskreise sind meist von den Kammern, manchmal aber auch von Verbänden organisierte Treffen von Ausbildern
Funktion: In erster Linie Erfahrungsaustausch, aber auch Unterrichtung der Ausbilder über neue Entwicklungen, z. B. Änderung von Ausbildungsordnungen.
Nennen Sie wenigstens drei wesentliche Merkmale des Dualen Systems!
Betrieb und Berufsschule führen die Ausbildung gemeinsam durch.
Die duale Ausbildung ist grundsätzlich für jeden zugänglich.
Die betriebliche Ausbildung wird durch den Betrieb, die schulische durch die öffentliche Hand (Land, Kommune) finanziert.
Die Ausbildungsinhalte werden durch den Staat geregelt.
Wie beurteilen Sie Prognosen des Qualifikationsbedarfs?
Prognosen des Arbeitskräftebedarfs sind problematisch, weil
technisch-wirtschaftliche Veränderungen kaum vorhersehbar,
gesellschaftliche Veränderungen Bedarf beeinflussen,
die Prognosen selbst den Bedarf beeinflussen.
Außerdem wäre eine Berufslenkung wegen der Freiheit der Berufswahl problematisch.
Sie sind von der Unternehmensleitung gebeten worden, nebenamtlich die Ausbildungsleitung zu übernehmen. Nähere Einzelheiten sollen in einem Gespräch geklärt werden. Welche Forderungen/Wünsche bringen Sie aus Ihrer Sicht für die Übernahme dieser Aufgabe in das Gespräch ein?
Angemessene Entlastung bei den bisherigen Aufgaben.
Mitwirkung bei der Einstellung der Auszubildenden.
Weisungsbefugnis in Ausbildungsfragen, unabhängig von der sonstigen Betriebshierarchie.
Volle Unterstützung der Unternehmensleitung.
Welchen Anforderungen sollte der Ausbilder abgesehen von der persönlichen und fachlichen Eignung im Sinne des Berufsbildungsgesetzes genügen?
Verständnis für die Jugend, Geduld und Humor.
Muss sich seiner Vorbildfunktion bewusst sein.
Sie haben sich um eine Stelle als Ausbilder beworben. Im Vorstellungsgespräch werden Sie gebeten, sich zu Veränderungen bei den Ausbildungsmethoden und den damit verbundenen Veränderungen in der Rolle des Ausbilders zu äußern. Was antworten Sie?
Fähigkeit zum selbstständigen Handeln als Ausbildungsziel in den Vordergrund getreten.
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