Wie können ökonomische Fragestellungen wissenschaftlich untersucht werden?
Theoretische Analyse
Empirische Studien
Was ist eine Theoretische Analyse?
Verbalanalytische Überlegungen über Zusammenhänge und Beschreibungen von komplexen Umgebungen möglich, aber häufig nur spekulative Aussagen über Zusammenhänge
Formalisierung der Zusammenhänge in einem mikroökonomischen Modell
Analyse mit Spiel- und Vetragstheorie
Beschränkung auf das Wesentliche
Was sind empirische Studien?
Felddaten
Ergebnisse in realen Unternehmen mit ökonometrischen Methoden ausgewertet
Leider stehen nur wenige Unternehmensdatensätze zur Verfügung
Experimente
Sehr vereinfachte Situation
Genauer Test einer Theorie möglich, da sehr viele Faktoren kontrollierbar
Feldexperiemente: Manipulation meist außerhalb des Labors
Fallstudien
Nur beschreibend
Stets nur ein Einzelfall
Aber: fördert das genauere Verständnis der Situation
Definition ökonomisches Experiment
Methodisch-planmäßige Herbeiführung von reproduzierbaren, meist variablen Umständen zum Zwecke wissenschaftlicher Beobachtung
Ein Experiement im Sinne der Wissenschaft ist eine methodisch angelegte Untersuchung zur empirischen Gewinnung von Informationen
Bedeutung von Kontrolle bei wissenschaftlischen Experimenten
Kontrolle ist der wichtigste Vorteil von ökonomischen Experimenten
Gleiche Bedingungen für alle Teilnehmer
Kontrolle über Präferenzen durch monetäre Anreize
Monetäre Präferenten soll “wahres Entscheidungsverhalten” offenlegen
Annahme: Nutzen aller Individuen steigt für jede zusätzliche Einheit Geld
Konstanter Ablauf —> Replizierbarkeit möglich
Kontrolle über Informationsstand der Teilnehmer
Kontrolle und Steuereung über Sprache —> Framing
Kontrolle/ Messung der tatsächlichen Entscheidungen
Keine Täuschung der Teilnehmer
Welche Daten stehen der Forschung zur Verfügung
Beispiel für Zufällige Felddaten
Bruttosozialprodukt
Inflationsraten
Zufällige Felddaten
Beobachtetes Verhalten von Wirtschaftsakteuren
Grundlage vieler sozial- und wirtschaftswissenschaftlicher Studien
Bewerbertrainings und Jobchancen
Forschungsfrage: Die Bundesagentur für Arbeit möchte wissen, ob Bewerbertrainings die Jobchancen von Arbeitslosen erhöhen
Typische Vorgehensweise
Bestimme Anteil der Trainingsteilnehmer, die 1 Jahr nach dem Training einen Job gefunden haben —> “Anteil in der Treatmentgruppe”
Bestimme Anteil derjenigen Arbeitslosen, die nicht an einem Training teilnahmen und dennoch 1 Jahr später einen Job gefunden haben —> “Anteil in ter Kontrollgruppe”
Häufiges Resultat: Anteil in der T-Gruppe > Anteil in der K-Gruppe
Alternative Erklärungsansätze
Selbstselektion
Motivierte Arbeitslose nehmen eher an einem Training teil
Hätten vermutlich auch ohne Training einen Job gefunden
Kontrollgruppe nicht umbedingt vergleichbar mit Treatmentgruppe
Lösung: Versuch der Annäherung durch bestimmte Verfahren in der Ökonometrie —> aber selten überzeugende Lösungen
Außerdem: Keine Kontrolle über sonstiges Verhalten der Leute in dem Jahr
Beispiel für Experiementelle Felddaten
Gesetzesänderungen
Exogene Shocks
Entscheidungsverhalten
Experimentelle Felddaten
Gezielte Manipulation im Feld und Vergleich von Kontrollsituation mit Treatment: Feldexperiment
Studie von Card/Krüger 1994
“Minimum Wages and Employment: A Case Study of the Fast-Food Industry in New Jersey and Pennsylvania”
New Jersey erhöht Mindestlohn (Treatmentgruppe)
Pennsylvania nicht (Kontrollgruppe)
—> Ökonomische Theorie: Arbeitslosigkeit sollte in NJ steigen
Mindestlohnerhöhung erhöht Beschäftigung
Problem: Mindestlohneffekt kann nicht getrennt von sonstigen Einflüssen wie Konjunkturveränderungen beobachtet werden
Kontrollgruppe notwendig, um sonstige Einflüsse “herauszufiltern”
Kausaler Effekt bei der Verbesserung?
Vorteile dieser Studie:
Natürliches Experiment
Politische Entscheidungen als exogene Veränderung
Daher: Keine Selbstselektion in Treatmentgruppe
Kontrolle andere Umwelteinflüsse/Zeit, wie Konjunkturveränderungen da vermutlich beide Staaten betroffen
Dennoch:
Pennsylvania gute Kontollgruppe?
Heterogene Erwerbsbevökerungen?
Kontrolle andere Einflüsse?
Kritik an der Studie: Keine saubere Erhebungsmethodik —> evtl. Messfehler
Beispiel Experiementelle Labordaten
Experiementelle Labordaten
Wenn überhauot verfügbar, Felddaten häufig nicht ideal, um Wirkungszusammenhänge sauber zu untersuchen
Experimente versuchen, dieses Problem in den Griff zu kriegen
Wie wird Kontrolle durch Randomisieren erreicht?
Zufällige Aufteilung der Teilnehmer in Treatment- und Kontrollgruppe
Keine Selbstselektion möglich
Treatment und Kontrollgruppe gleich in allen Aspekten (große Stichprobe)
Kausaler Effekt kann nun sauberer bestimmt werden
Idee: Verändere eine Variable (Treatmentvariable) und halte alles andere konstant
Unterschiede im Verhalten sind nun auf diese eine Änderung zurückzuführen
Was ist der “Treatmenteffekt”
Verändere eine Variable (Treatmentvariable) und halte alles andere konstant
Wozu brauchen wir Experiemente nach Vernon Smith?
Testen einer Theorie
Untersuchung, warum eine Theorie versagt
Erhebung von “stylized facts” als Basis für eine neue Theorie
Vergleich von verschiedenen Umwelten
Vergleich von verschiedenen Institutionen
Bewertung und Testen von Strategien oder Politik
Ökonomische Theorien bilden die Basis für experimentelles Design
Im Experiment werden die Annahmen der Theorie implementiert, z.B. Produktionstechnologie, Informationen der Teilnehmer
Vergleich der theoretischen Vorhersagen (des theoretischen Gleichgewichts) mit den experiementellen Daten
Beispiel: Ergebnisse aus dem Gefangenendilemma oder Ultimatumspiel
Experimentelle Ergebnisse zwigen, dass z.B. im Ultimatumspiel nicht das theoretische Gleichgewicht gespielt wurde
Experimente können uns helfen zu verstehen, warum eine Theorie versagt bzw. welche Annahme nicht korrekt ist, z.B.
Risiskopräferenzen
Soziale Präferenzen
Begrenzte Rationalität
Zeitpräferenzen
Experimente sind der Startpunkt für Behavioral Theory bzw. Verhaltensökonomie
Verschiedene Designs können helfen zu erforschen, welche Faktoren einem Modell fehlen, um Verhalten vorherzusagen
Abkehr von der Vorstellung des Homo Oeconomicus
Bespiele
Verlustaversion
Risikoaversion
Reziprozität
Im Experiment kann man verschiedene Umwelten testen
Vergleich von verschiedenen Kostenfunktionen, Produktionsfunktionen
Vergleich von verschiedenen Ausstattungen
Vergleich von Anreizstrukturen
Der Vergleich wird im Gegensatz zur Realität exogen eingeführt und nicht auf Basis von ökonomischen oder politischen Zwängen
Verschiedene Auktionsformen
Verschiedene Reservationswerte
Verschiedene Löhne
Test von Institutionen bevor sie an den Markt gehen
Neue Regeln für ebay
Einführung einer Behörde oder Kontrollinstanz
Bewertung und Testen von Strategien und Politiken
In der Realität sind Tests von verschiedenen Strategien sehr teuer und die Ergebnisse durch Störfaktoren verzerrt
Neue Steuer
Marktstrukruen
Einführung von Mindestlöhnen
Welche Kategorien werden von Harrison & List bei Experimenten unterschieden?
Konventionelles Laborexperiment
Studierende als Teilnehmer
Abstrakter Kotext
Künstliches Feldexperiment
Teilnehmer sind nicht Studierende
Geframtes Feldexperiement
Aufgabe, Produkt oder Informationsset haben bestimmten Kontext
Natürliches Feldexperiment
Teilnehmer sind sich nicht bewusst, dass sie an einem Experiment teilnehmen
Aufgabe wird in der dafür natürlichen Umgebung ausgeführt
Es gibt oft Überschneidungen, z.B. Onlineexperiement oder Experimente in virtuellen Realitäten
Experimente in Virtual Reality
Teilnehmer wissen, dass sie an einem Experiment teilnhemen
Aufgabe wird in realistisch modellierten virtuellen Umgebungen ausgeführt
Neue Messmöglichkeiten durch millimetergenaues Tracking
Eine neue “hybride” Methode aus Elementen von konventionellen und Feldexperimenten
Vorteile:
Erhöhung der externen Validität durch gesteigerten Realismus der Umgebung und der Aufgabe ohne den Vorteil der Kontrolle einer Laborumgebung zu verlieren
Mit dieser Methode können z.B. unmögliche oder gefährliche Settings oder sonst sehr kostenspielige Experimente durchgeführt werden
Zusammenfassung Empirische Methoden
Je nach Forschungsfragen und verfügbarem Datensatz werden unterschiedliche empirische Methoden eingesetzt
Die Analyse von Felddaten hat den Vorteil realitätsnah zu sein, aber häufig liegen nicht ausreichende Daten vor und die Identifikation von kausalen Zusammenhängen ist schwierig
Laborexperimente setzen an der Identifikation von kausalen Zusammenhängen an, da durch den Vergleich der Treatments und einer möglichst hohen Kontrolle immer nur eine Variabel verändert werden kann. Probleme sind die mangelnde externe Validität und die Kosten
Feldexperiemente sind gezielte Manipulationen im Feld. Sie können in einem geeigneten Setting die Vorteile der anderen empirschen Methoden vereinen, sind aber häufig aufwendig
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