Was sind koordinative Fähigkeiten?
sind angeborene fertigkeitsübergreifende Leistungsvoraussetzungen.
betreffen – im Gegensatz zu konditionellen Fähigkeiten – Prozesse der Informationsverarbeitung (interne Kontrollprozesse).
sind nicht direkt beobachtbar und müssen als „latente Konstrukte“ verstanden werden.
werden durch Fertigkeiten realisiert (um auf die Qualität der Fähigkeit zu schließen)
entwickeln sich durch Reifungsprozesse und Training.
bilden die Basis für das, was man als motorische Intelligenz, Lernfähigkeit, Begabung oder Talent bezeichnet!
Erklären Sie das Modell koordinativer Fähigkeiten (Definition, Herleitung usw.)
Identifikation:
deduktiv: allgemein auf spezifisch
induktiv: spezifisch auf allgemein
Welche koordinativen Fähigkeiten hat man gefunden?
viele verschiedene Modelle zur Herleitung
Internationale Motorikforschung: „General motor ability hypothesis“ nach McCloy
-> bereits in den 30er Jahren wurden so 30 - 50 Fähigkeiten definiert
„Specificity of motor abilities hypothesis“ nach Henry
Deutschsprachige Motorikforschung
„Gewandtheit“ nach Meinel
Vielfältige koordinative Anforderungen im Sport
-> mehrere KF
—> nach diesen Untersuchungen ging es von allgemeinen zu spezifischen Koordinationskonstrukten
Kritische Würdigung des Modells der koordinativen Fähigkeiten
Konzeptionelle Unklarheit -> wie interagieren allgemeine koordinative Fähigkeiten und spezifische motorische Fertigkeiten interner Kontrollprozesse miteinander?
Bsp. Fähigkeit Kraft = Fertigkeit (spezifische Koordination - z.B. Handstand)
Fähigkeit (Koordination allgemein) = ? = Fertigkeit (Koordination spezifisch - z.B. Handstand)
Problem induktiver Dimensionierungen -> Dimensionalität des Koordinationskonstrukts ist bei induktiven Zugängen ein Ergebnis der mehr oder weniger zufälligen Testauswahl
Verletzung grundlegender Konstruktannahmen —> Verschiedene Disziplinen erfordern unterschiedliche spezifische Fähigkeiten, was die grundsätzliche Annahme des Modells in Frage stellt.
Gute 100m Zeiten entsprechen guten 200m Zeiten
100m, 200m und Weitsprung = Schnelligkeit? Oder 1500m = Ausdauer?
Gleichgewichtsfähigkeit eine allgemeine, fertigkeitsübergreifende Leistungsvoraussetzung? -> Aktuelle Befunde deuten eher auf Ansammlung von Gleichgewichtsfertigkeiten hin
Erklären Sie die sieben koordinativen Fähigkeiten nach Hirtz (1977), Blume (1978) und Zimmermann (1998) und geben Sie jeweils ein sportpraktisches Beispiel
ist ein Modell der koordinativen Fähigkeiten nach induktivem Ansatz
Kinästhetische Differenzierungsfähigkeit:
Feinabstimmung einzelner Bewegungsphasen
resultiert in Bewegungsgenauigkeit
Beispiele: ökonomischer Laufstil, “Bewegungsgefühl”, “Schneegefühl”
Gleichgewichtsfähigkeit:
gesamten Körper im Gleichgewichtszustand zu halten/ herzustellen
Beispiele: Gerätturnen, Surfen
Kopplungsfähigkeit
Teilkörperbewegungen aufeinander abstimmen
Beispiele: Volleyball, Tennis
Orientierungsfähigkeit
Bestimmung der Lage und Bewegung des Körpers in Raum und Zeit
bezogen auf ein bestimmtes Aktionsfeld und/oder ein sich bewegendes Objekt
Beispiele: Turmspringen, Gerätturnen
Reaktionsfähigkeit
schnellen Einleitung und Ausführung zweckmäßiger motorischer Aktionen
Beispiele: Sprintstart, Torwartreaktion
Rhythmisierungsfähigkeit
externen/internen Rhythmus ausfnehmen
Beispiele: Tanzen, Sportgynastik
Umstellungsfähigkeit
auf Basis von Situationsveränderungen (u.a. durch Gegner, Mitspieler, Ball oder äußere Einflüsse) das Handlungsprogramm den neuen Gegebenheiten anzupassen
Beispiele: Kampfsport, Geländewechsel beim Radfahren
Erklären Sie die Wechselwirkung zwischen koordinativen Fähigkeiten und motorischen Fertigkeiten und geben Sie jeweils sportpraktische Beispiele
Koordinative Fähigkeiten (KF) tragen zur Verbindung und Stabilisierung komplexer motorischer Fertigkeiten bei
komplexe motorische Fähigkeiten bestehen aus Elementarfertigkeiten
Knie beugen/strecken, Oberkörper neigen …
1 Elementarfertigkeit kann in vielen verschiedenen komplexen motorischen Fertigkeiten vorkommen
bei einer komplexen motorischen Fertigkeit wird auf Gefüge von koordinativen Fähigkeiten zurückgegriffen
nicht nur eine koordinative Fähigkeit pro motorischer Fertigkeit
koordinative Fähigkeiten sind bei der Ausführung der motorischen Fertigkeit verschieden gewichtet
Relevanz der koordinativen Fähigkeiten ändert sich im Laufe der Fertigkeitsentwicklung
Anfänger —> Profi
manche koordinativen Fähigkeiten nur zu Beginn relevant
koordinative Fähigkeiten gut ausgeprägt = motorische Fertigkeit kann besser/schneller erlernt werden
—> koordinative Fähigkeiten sind fertigkeitsübergreifende Leistungsvoraussetzungen
Beispiele: Vorhand beim Tennis, Carving Schwung im Alpinen Skisport
Erklären Sie die grundlegende Idee des modularen Ansatzes und wie man das sportpraktische Phänomen erklären würde, dass man koordinative Vorerfahrungen aus einer Sportart manchmal auf eine andere Sportart – zumindest partiell – übertragen kann und manchmal nicht?
Modell um herauszufinden, ob Fertigkeiten übertragen werden können
drei verschiedene Modultypen:
Wahrnehmungs-Elemente (im Volleyball und Tennis z.B. Ball im Blick behalten; Laufweg zum Ball anpassen)
Strategische Elemente (im Handball und Basketball z.B. Entscheidung darüber wann dribbeln, passen oder werfen)
Bewegungsmuster (Aufschlag Tennis & Aufschlag Volleyball)
Fertigkeiten bauen sich aus Modulen auf
Module lösen Teilaufgaben einer gesamten Bewegungsaufgabe
Transfereffekte zwischen Bewegungsaufgaben sind immer dann zu erwarten, wenn strukturelle Ähnlichkeiten zwischen den Bewegungsaufgaben bestehen
1 Modul kommt in verschiedenen Aufgaben vor
Vorteile des modularen Ansatzes:
einzelne Module, die beim Lernprozess helfen, können genutzt werden, unbrauchbare nicht
Neue Bewegungsaufgaben sind bereits beherrschten oft ähnlich, so dass bereits Module vorliegen, die nur anders gewichtet oder modifiziert werden müssen
Gewisse Anzahl an Modulen kann durch Rekombination eine Vielzahl an Fertigkeiten erzeugen
-> sparsame Repräsentation von Bewegungsexpertise
Warum klappt Übertragung manchmal nicht?
Man weiß oft nicht, auf welcher Ebene Module lokalisiert sind (bspw. Kinematik oder Muskeln)
Manche Module sind allgemein, manche spezifisch
Sportler haben individuelle Module, deshalb kann man schwer personenübergreifend überprüfen
situatives Zusammenwirken der Module
Erklären Sie die Methodik eines Koordinationstrainings anhand der Grundformel des Koordinationstrainings. Gehen Sie dabei auf die verschiedenen Möglichkeiten ein, die die Formel für die Gestaltung des Koordinationstrainings bietet und geben Sie jeweils ein sportpraktisches Beispiel!
Grundformel des Koordinationstrainings
-> für Strukturierung des KT in versch. Anwendungsfeldern
Beherrschte Fertigkeiten:
Vereinfachungseffekt beim Lernen
einfache Fertigkeiten werden mit neuen Anforderungen und Bedingungen erschwert
elementare motorische Fertigkeiten:
Lokomotorische Fertigkeiten (z.B. Gehen, Laufen, Hüpfen)
Manipulative Fertigkeiten (z.B. Fangen, Werfen)
Stabilisierende Fertigkeiten (z.B. Balancieren, Drehen)
Sensorische Vielfalt & Druckbedingungen
Variationen (Veränderung von Informationsanforderungen und Druckbedingungen)
Optischer, akustischer, taktiler, kinästhetischer und vestibulärer Analysator
Beispiel: Einschränkung der Informationsaufnahme bei Gleichgewichtsaufgaben durch Ausschalten des optischen Analysators („blind Üben“)
Änderung von Zeit, Präzision, Situation, Belastung
Anwendungsfelder:
Allgemeines sportübergreifendes Koordinationstraining
Beispiel: Zirkeltraining
Schwerpunktsetzungen und koordinative Profilbildungen (mit Schwerpunkt auf Fertigkeit, Analysator, Druckbedingung)
Beispiel: Laufen, Zirkeltraining, Übungen mit dem Ball
Sportartenspezifisches Koordinationstraining
Erklären Sie die grundlegende Idee des Technikbaukastens und welche Arten des Koordinationstrainings auf der Basis des Technikbaukastens möglich sind! Worin unterscheiden sich Technikbausteine von koordinativen Fähigkeiten?
Lösung einer Bewegungsaufgabe im Sport durch Auswahl passender Technikbausteine, Zusammensetzung von Technikbausteine zu einem Technikgebäude (= spezifische Bewegungsantwort auf Bewegungsaufgabe)
Verbesserung sportlicher Techniken durch...
Modifikationen der Technikbausteine
spezifische Anordnung der Technikbausteine in einem Technikgebäude
-> eine klare Vorstellung über sportartspezifische Situation
Koordinationstraining nach dem Technikbaukasten:
zwei Arten des Koordinationstrainings nach dem Baukastensystem
Technikbausteintraining fokussiert die interne Differenzierung der Bausteine (sportartspezifisches Koordinationstraining)
Technikgebäudetraining fokussiert die Einbindung aller oder gewisser Bausteine in das Gebäude (Fertigkeitstraining)
Konstruktion mit dem Baukasten:
Alle möglichen Situationsklassen einer Sportart definieren
Potentielle Technikbausteine für die Situationsklassen definieren
Situationsklassen zu Situationsklassengruppen zusammenfassen (Gruppe = identische Technikbausteine)
Baukastensystem für Volleyball bzw. für Rückschlagspiele allgemein existent
Abgrenzung zur Koordinationsformel:
Technikbausteine sollen auch variabel und unter Hinzunahme von Druckbedingungen trainiert werden
Aufgaben finden, die in besonderer Weise die sportartspezifischen Anforderungen an den herausgegriffenen Technikbaustein abbilden
Nicht nur einfache Fertigkeiten, sondern auch schwierige, noch nicht beherrschte sportliche Techniken gefordert!
Welche Hinweise können aus der Fachliteratur zur Intensität und Umfang des Koordinationstrainings abgeleitet werden?
kaum wissenschaftliche Befunde zur Steuerung des Koordinationstrainings existent
Wann in einer Sportstunde/Trainingseinheit das Koordinationstraining platziert wird und wie ist von der Zielsetzung abhängig
Intensität
Koordinationstraining mit hoher Konzentration/Intensität ausführen
Ausführungsqualität als Indikator für Intensität
Koordinationstraining im nicht-ermüdeten Zustand ausführen
Steigerung der Intensität nach progressiver Belastungssteigerung
koordinative Schwierigkeit erhöhen
Wiederholungszahl erhöhen
Pausenzeiten verkürzen
Belastungsdruck erhöhen
Umfang
Wenn die Ausführungsqualität gegebn ist, dann den Umfang erhöhen
Umfangreiches Training führt nicht zu anderen Anpassungsprozessen
Steigerung des Umfangs durch
Übungswiederholungen pro Satz
Anzahl an Sätzen
Anzahl an Übungen um Monotonie entgegenzuwirken
Zusammenfassung/ Überblick
Modelle der Koordination
Modelle koordinativer Fähigkeiten
Modulare Modelle motorischer Fertigkeiten
Diagnostik der Koordinationsleistung
Koordinative Fähigkeiten -> Sportmotorische Tests
Motorische Fertigkeiten -> Sportmotorische Tests oder apparative (biomechanische) Messverfahren
Koordinationstraining
In Abhängigkeit der Zielsetzung ist das Modell koordinativer Fähigkeiten (allgemeines Koordinationstraining) oder ein modulares fertigkeitsorientiertes Modell (sportartspezifisches Koordinationstraining) motorischer Kontrollprozesse passend
Allgemeine Koordination und Fähigkeitstraining
Koordinatives Anforderungsanalyseraster
Sportartspezifische Koordination und Technikbausteintraining
Entwicklung eines Technikbaukastens (Situationen und Technikbausteine)
Zwei übergreifende Trainingsziele
Technikbausteintraining (sportartspezifisches Koordinationstraining)
Technikgebäudetraining (Fertigkeits-/Techniktraining)
Intensität und Umfang des Koordinationstrainings
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