Was ist der Unterschied zwischen chronischen und akuten Schmerzen?
Akute Schmerzen
Schutz- und Warnfunktion
Sind mit Verletzungen verknüpft und dadurch gut lokalisierbar
Haben eine Ursache, die behandelbar ist
Chronische Schmerzen
Schutz- und Warnfunktion hier verloren
Man kennt die Ursache nicht und kann sie nicht behandeln
Entlastung des betroffenen Körperteils führt zu Fehlstellungen die wiederum auch Schmerzen verursachen
starke psychische Belastung
Einschränkung der Alltagsaktivität und des Berufslebens
Was sind neuropathische Schmerzen und welche Medikamente eignen sich zu ihrer Behandlung?
Neuropathische Schmerzen entstehen durch einen Nervenschaden
Dadurch werden vermehrt hyperaktive Natriumkanäle eingebaut, was zu einer starken Aktivierung des Schmerzweiterleitungssystems führt
Kann nicht adäquat durch das endogen hemmende System inhibiert werden
Kleinste Berührungen führen zu starken Schmerzen
Konalagetika sind zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen geeignet
Unterstützen die Schmerzbehandlung, obwohl sie selbst keine Schmerzmittel sind (werden mit anderen schmerzhemmenden Medikamenten kombiniert, da sie alleine nicht zur Schmerztherapie ausreichen)
Trizyklische Antidepressiva und SSNRI: inhibieren die Wiederaufnahme von Noradrenalin und Serotonin -> verstärken die absteigende Schmerzhemmung
Trizyklische Antidepressiva (Amitriptylin) kann auch Natrium-Kanäle blockieren und so die überschießende neuronale Aktivität herunterregulieren
Clonidin (Alpha2-Agonist): Kann auch die absteigende Hemmung verstärken
Antiepileptika/ Antikonvulsiva: z.B. Pregabalin kann Calcium-Kanäle hemmen und so die überschießende neuronale Aktivität hemmen
Manche können auch Natriumkanäle hemmen
Welche Transmitter spielen für die Funktion des endogenen schmerzhemmenden Systems eine wichtige Rolle?
Endogene Opioide (z.B. Endorphin, Enkephalin) aktivieren den Opioid-Rezeptor
Dieser verhindert, dass an der Präsynapse Transmitter freigesetzt werden, die für die Schmerzweiterleitung verantwortlich sind (Glutamat, Substanz P)
Auch Noradrenalin und Serotonin können über die Aktivierung des Alpha-2-Rezeptors (inhibitorischer Rezeptor) die Neurotransmitterfreisetzung vermindern und so die Schmerzweiterleitung inhibieren
Wo liegen die Angriffspunkte der Analgetika im schmerzleitenden System?
Opioid-Analgetika wirken hauptsächlich zentral
aktivieren das schmerzhemmende System
Nicht-opioide Analgetika wirken hauptsächlich in der Peripherie
Können die Prostaglandinproduktion vermindern und dadurch die Sensibilisierung des Nozizeptors verhindern
Welche Gruppen kann man unterteilen und welche Wirkqualitäten haben diese Gruppen?
Opioid-Analgetika
schwach
stark
Wirkqualitäten sind Analgesie, Euphorie, Blockade des Hustenzentrums
UAW:
zentral: Übelkeit/ Erbrechen, Atemdepression, Sedation
peripher: Obstipation & Harnverhalt, Mundtrockenheit
Nicht-opioide Analgetika
sauer (NSAIDs)
analgetisch
antipyretisch (fiebersenkend)
antiphlogistisch (antientzündlich)
nicht-sauer
antipyretisch
Wie ist der Wirkmechanismus von NSAIDs und welche Nebenwirkungen erwarten Sie bei einer langfristigen Therapie?
Verhindern die Synthese von Prostaglandinen durch eine Hemmung der Cyclooxygenasen Cox1 und Cox2
Es wird weniger Arachidonsäure in Prostaglandine umgewandelt
es werden verstärkt Leukotriene aus Arachidonsäure gebildet -> Bronchiokonstriktoren, die einen Asthmaanfall auslösen können
Hemmung der Cox2 ist verantwortlich für die Analgesie
Durch Hemmung der Cox1 kommen Nebenwirkungen zustande
Magen Ulcus (Magengeschwür)
erhöhte Blutungsneigung (Thrombozytenaggregation gehemmt)
Nierenfunktion bei längerfristiger Einnahme beeinträchtigt
Diarrhoe
Cox1 und Cox2 ist aber auch im Gefäß in den Endothelzellen
werden für die Produktion von protektiven Faktoren benötigt
bei Blockade von Cox2 wird das kardiovaskuläre Risiko erhöht
Welche Vor- und Nachteile bietet der Einsatz von Coxiben?
Coxibe sind Cox2-selektive nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAIDs)
Vorteil: Haben durch die Cox2-Selektivität eine starke Schmerzlinderung
Nachteil: besitzen ein erhöhtes kardiovaskuläres Risikopotential
Cox2 wichtig für die Produktion von protektiven Faktoren
Je spezifischer eine Substanz die Cox2 inhibiert, desto größer das kardiovaskuläre Risiko
Welche Medikamente setzt man zur Fiebersenkung bei Kindern ein?
Ibuprofen oder Paracetamol
Acetylsalicylsäure (ASS) darf bei Kindern nicht eingesetzt werden
Risiko für Reye-Syndrom (Leberschaden mit Enzephalopathie; Mortalität > 50%) bei Kindern bei viralen infektionen
Welche UAW können bei dem Einsatz von nicht sauren Analgetika auftreten?
Paracetamol
Gefahr der Paracetamol-Vergiftung
Bei Paracetamol-Abbau entsteht in der Leber ein toxischer Metabolit, der durch Glutathion entgiftet wird
Bei zu viel Paracetamol ist der Glutathion-Vorrat erschöpft und es kommt zu Leberschäden
Antidot: Acetylcystein
Metamizol
Verabreichung erfolgt intravenös -> bei zu rascher Injektion Gefahr von Schock
Agranulozytose (weniger Granulozyten)
selten aber lebensgefährlich
Wie verhindern Opioide die Weiterleitung von Schmerzreizen?
Opioide aktivieren das endogen hemmende System, indem sie an der Präsynapse die Transmitterfreisetzung vermindern
Bei Bindung an Opioid-Rezeptor wird ein inhibitorisches G-Protein aktiviert, was zu einer Blockade vom Calcium-Kanal führt und eine verminderte Transmitterfreisetzung bewirkt
Opioide können auch in der Postsynapse die Öffnungswahrscheinlichkeit für Kaliumkanäle erhöhen -> bewirkt Hyperpolarisation und erschwert die Schmerzweiterleitung
Welche UAW treten bei der klinisch korrekten Applikation von Opioiden auf und wie kann man sie therapieren?
Zentral:
Atemdepression (Zeichen von Vergiftungserscheinung)
Inhibierung des Atemzentrums -> höhere Konzentrationen CO2 im Blut werden toleriert -> Atemdepression und Atemstillstand
Übelkeit/ Erbrechen
Sedation
Peripher
Obstipation (Verstopfung)
Entgegenwirken durch Gabe von einem Laxans (Mittel gegen Verstopfung)
Mundtrockenheit
Wie sieht das WHO-Stufenschema der Tumor-Schmerztherapie aus?
Bei leichten Schmerzen nicht-opioide Analgetika
Können mit Adjuvantien (Koanalgetika oder Pharmaka zur Symptomkontrolle) kombiniert werden
Bestehen weiterhin Schmerzen: Wechsel auf schwache Opioide
Können mit nicht-opioiden Analgetika oder Adjuvantien kombiniert werden
Bestehen weiterhin Schmerzen: Wechsel auf starke Opioide
Keine Kombination mit schwachen Opioiden! -> kein additiver Effekt, sondern die Schwachen können die Starken abschwächen
Welches NSAID darf nie bei Kindern eingesetzt werden?
Acetylsalicylsäure (ASS)
Risiko für das Reye-Syndrom (Leberschaden mit Enzephalopathie; Mortalität > 50%) bei Kindern mit viralen Infektionen
Wie stellt man die Diagnose einer Schmerzerkrankung? Welche Aspekte sind in der Anamnese zu erfragen?
Bei der Anamnese sollte folgendes erfragt werden:
Stärke der Schmerzen
Qualität der Schmerzen, um zu wissen, woher der Schmerz kommt
wie sich der Schmerz über den Tag verhält
Psychosoziale Belastung
funktionelle Einschränkungen
klinische Diagnostik (Sensibilitätsprüfung)
Neurostatus, insbesondere Sensibilität (Berührung, Temperaturempfindung etc.) und Kraftprüfung
Sensorisch-evozierte/ Laser-evozierte Potentiale (Reizung der Nozizeptoren und Ableitung der Potentiale mittels EEG)
apparative Diagnostik
Quantitative sensorische Testung (QST) bei neuropathischen Schmerzen
Kontrolliert, physikalisch skalierbare somatosensorische Testreize (Hilfsmittel lösen eigentlich keinen Schmerz aus)
Vorteil: kontrolliert, verschiedene Reize
Nachteil: Mitarbeit des Patienten erforderlich, keine Unterscheidung zwischen zentraler / peripherer Läsion → keine ätiologische Zuordnung möglich
Was sind Behandlungsziele bei akuten und bei chronischen Schmerzen und wie unterscheiden diese sich ggf.?
akuter Schmerz Behandlungsziel: Schmerzfreiheit
chronischer Schmerz Behandlungsziel: Minderung der Schmerzen (um ca. 30%) und schmerzbedingter Beeinträchtigungen
Wie werden Analgetika nach dem WHO-Stufenschema eingeteilt?
WHO-Stufenschema zur Medikamentösen Schmerztherapie
Stufe 1: NSAIDs, Metamizol, Paracetamol
Stufe 2: Schwache Opioide
Stufe 3: Starke Opioide
Stufe 4: Invasive Verfahren
Alle Stufen können mit Koanalgetika und Adjuvantien (zum Entgegenwirken von Nebenwirkungen) kombiniert werden
Was sind Co-Analgetika? Nennen Sie typische Beispiele
Co-Analgetika sind Substanzen, die primär nicht schmerzlindernd wirken, die man aber in bestimmten Situationen dafür anwenden kann
Sollten aber nicht alleine gegen Schmerzen eingesetzt werden (Ausnahme sind neuropathische Schmerzen)
Trizyklische Antidepressiva: Amitriptylin, Doxepin
SSNRI: Duloxetin
Antikonvulsiva: Pregabalin
Was sind Adjuvantien? Nennen Sie typische Beispiele
Adjuvantien sind Medikamente, die man braucht, damit die Einnahme anderer Medikamente erträglich ist
Antiemetika
Laxanzien
PPIs
Welche Medikamente sind beim neuropathischen Schmerz Therapeutika erster Wahl und warum?
Trizyklische Antidepressiva
verstärken die absteigende Schmerzhemmung durch erhöhte Konzentration von Serotonin und Noradrenalin
Pregabalin, Gabapentin (beides Antiepileptika)
Pregabalin hemmt Calcium-Kanäle und hemmt so die Schmerzweiterleitung
Duloxetin (SSNRI)
Welche psychotherapeutischen Ansätze gibt es zur Therapie akuter und chronischer Schmerzen?
Copingstrategien (z.B Ablenkung, Visualisierung)
Informationsvermittlung (realistische Ziele, Möglichkeiten und Grenzen des Schmerzmanagements)
chronische Schmerzen
Relaxationsverfahren
Biofeedback
Hypnose
Verhaltenstherapeutische Interventionen
Functional Restoration
Akzeptanz- und Commitment-Therapie
Multimodale KVT
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