Was ist die Quintessence aus “An Experimental Study of Apparent Behavior” (Fritz Heider and Marianne Simmel)?
Menschen sehen in der Bewegung der Figuren eine Geschichte und Eigenschaften
gibt fundamentale Tendenz Geschehnissen soziales Verhalten zugrunde zu legen
Verhalten lesen: Warum attribuieren wir so viel?
Attribution = beobachteten Verhalten eine Kausalität zuschreiben
Warum machen wir das?
Grundbedürfnisse müssen befriedigt werden (vorrangig: Orientierung & Kontrolle, aber auch Bindungsbedürfnis & Selbstwerterhöhung)
Wie attribuieren wir?
bewusstes Sammeln von Informationen über Distinktheit (Beschreibt, ob das Verhalten eine Reaktion auf einen spezifischen Stimulus ist, Kosistenz und Konsens -> dabie Attribution auf Person, Situation und/oder Entität (Gegenstand der Handlung) (Attributionsmodell nach Kelley)
spontanes Indentifizieren von Veranlagungen der Anderen oder/und situativen Hinweisen
Was sagt die Correspondent Interferende Theory (Jones & Davis, 1965)?
Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerungen
liegt die Annahme zugrunde, dass Menschen unter bestimmten Umständen aus einem beobachteten absichtlichen Verhalten auf entsprechende (korrespondierende) Absichten und Dispositionen schließen
Verhalten wird somit eher der Person (Intention, Eigenschaft), als der Situation zugeschrieben
Prozess Annahme: Analyse der nicht üblichen Effekte
Wann wäre eine Attribution auf die Person angebracht?
Verhalten ist frei wählbar
gezeigtes Verhalten ist unerwartet/untypisch
Verhalten zeichnet sich durch wenige und untypische Effekte aus
Was sagt die Forschung zur Theorie korrespondierender Inferferenzen/Attributionsfehlern?
Fidel Castro Studie (Jones & Harris, 1967)
VP waren Zuhörer eines Redners, der eine Rede verlas, die sich entweder für oder gegen Fidel Castro aussprach.
Unterteilung der Zuschauenden per Zufall in zwei Gruppen:
Die einen erhielten nachher die Information, dass dem Redner die Rede unabhängig von seinen persönlichen Ansichten zugewiesen worden war.
Die Anderen wurden informiert, dass der Redner die Rede (pro/contra Castro) selbst gewählt hatte.
Beide Gruppen wurden danach befragt, wie stark die Rede die Einstellung des Redners widerspiegelt.
Jene, die glaubten, der Redner hätte den Text selbst gewählt, waren überwiegend der Ansicht, die Rede spiegele des Redners Meinung wider.
Dies war jedoch auch, wenn auch etwas schwächer, in der anderen Gruppe der Fall.
Obwohl die Versuchspersonen also wussten, dass die Rede zugeteilt worden war, attribuierten sie dennoch intern.
Quizmasterstudie von Ross, Amabile, & Steinmetz, (1977)
eine Quizshow wurde inszeniert.
Die VP wurden zufällig einer von drei Rollen zugewiesen: Quizmaster, befragter Kandidat oder Zuschauer.
Quizmaster bekam dann die Aufgabe, sich Aufgaben, die seinen eigenen „Wissensreichtum möglichst umfassend zeigen“, auszudenken. -> diese Fragen sollte er dem Kandidaten stellen.
Nach dem Quiz sollten alle drei Beteiligten den Wissenreichtum von Quizmaster und Befragtem einschätzen.
Alle drei waren darüber informiert, dass der Quizmaster sich die Aufgaben selbst hatte überlegen dürfen
Trotzdem schätzten sowohl Zuschauer als auch Kandidaten den Wissensschatz des Quizmasters gegenüber dem des Kandidaten höher ein, obwohl der Quizmaster natürlich eindeutig im Vorteil war und Fragen entsprechend erfinden durfte.
Obwohl der Eindruck des größeren Wissens des Quizmasters also auf situative Einflüsse zurückzuführen ist, attribuierten die Versuchspersonen stärker intern und begingen damit den fundamentalen Attributionsfehler.
Wie kann das sein?
Fehlendes Wissen über situationale Kräfte (geringe Salienz)
Unterschätzung der Stärke der Situation
Keine Korrektur für situationale Kräfte (trotz Punkt 1-2)
Nervöse Frau Studie (Gilbert, Pelham, & Krull 1988; Krull & Ericson 1995)
Ablauf:
Video nervöse Frau in Konversation (kein Ton, nur Einblendung vom Thema)
Untertitel Thema Gartenarbeit vs. sexuelle Fantasien
kognitive Belastung (Untertitel merken) vs. keine
sollen Eigenschaft (Trait) Angst der Frau schätzen
Ergebnis: nur wenn keine kognitive Aufgabe gegeben war, gab es Korrektur für Situation -> benötigt kognitive Ressourcen
3 Stufen Modell sozialer Inferenz (Gilbert et al 1988)
Verhalten -> Kategorisierung von Merkmalen -> initiale dispositionelle Interferenzen -> (korrigierte) dispositionelle Interferenzen
Das 3-Stufen-Modell der sozialen Inferenz geht davon aus, dass Menschen Verhaltensweisen kategorisieren und Akteure oder Situationen mühelos charakterisieren
diese Charakterisierungen sind aber mühsam und mit zusätzlichen Informationen zu korrigieren
Aber: Erwartungen und Interpretationen beeinflusst von situationalen Kräften
Beispiel Schreiender Löw -> Info= gewonnen/verloren -> Interpretation: Freude/Wut
widerspricht Modell -> Situation beeinflusst bereits Persönlichkeitsschluss
Tropes Modell der Eindrucksbildung und Attribution (1986)
situative Anreise, Verhaltenshinweise und vorherige Informationen tragen zur Identifikation der Verhaltenskategorisierung bei
Integration von vorherigen Informationen und Anpassungen von situativen Anreizen führen kontrolliert zur Attribution
Fokussieren sich erste Eindrücke von Personen wirklich auf die Eigenschaften?
Spontane Eigenschaftsfolgerungen / Spontaneous Trait Inferences (STI)
Eigenschaftsfolgerungen
ohne Bewusstsein der Folgerungen
ohne Intention zur Eindrucksbildung
Empirische Unterstützung durch indirekte Methoden, z.B.
Kodierungsspezifität / Encoding Specificity
Neulernen / Relearning
Falsche Wiedererkennung / False Recognition
Codierung eines spezifische Paradigma (Winter & Uleman, 1984)
Ziehen Menschen bei der Verarbeitung von Verhaltensinformationen in der Kodierungsphase auch ohne Intentionen oder Anweisungen Rückschlüsse auf Merkmale?
Die VP lasen Sätze, in denen Personen beschrieben wurden, die Handlungen ausführten, welche Eigenschaften implizierten.
Später erinnerten sich die VP an jeden Satz unter einer von drei Bedingungen:
(a) ein dispositioneller Hinweis (z.B. großzügig),
(b) eine starke, nicht-dispositionelle semantische Assoziation zu einem wichtigen Satzwort
(c) kein Hinweis.
Die Erinnerung war am besten, wenn sie durch die Dispositionswörter ausgelöst wurde.
Die VP waren sich nicht bewusst, dass sie Rückschlüsse auf Merkmale gezogen hatten.
Im Hinblick auf die Kodierungsspezifität interpretiert, deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass die Probanden bei der Kodierung unbeabsichtigt Rückschlüsse auf Merkmale gezogen haben
Dies deutet darauf hin, dass Attributionen spontan als Teil des routinemäßigen Verstehens von sozialen Ereignissen vorgenommen werden können.
Wie lassen sich Spontane Eigenschaftsfolgerungen / Spontaneous Trait Inferences (STI) noch genauer beschreiben?
Duale Prozesseigenschaften von STIs
STI Generierung (Eindurcksbildung)
Spontan (unabsichtlich) ->tritt dann auf, wenn kein bewusstes Ziel besteht, einen Rückschluss auf ein Merkmal zu ziehen (oder sich einen EIndruck zu machen)
unbewusst ->Personen wissen nicht, dass sie Schluss gezogen (false cognition paradigma)
effizient -> selbst bei reduzierter kognitiver Kapazität (aber geringerer Effekt)
Eindrucksnutzung
automatisch genutzt für Vorhersagen zukünftigen Verhaltens
selbst im Nachhinein invalidiertes Verhalten für Vorhersagen genutzt
Was passiert beim Encodieren?
Zwei Möglichkeiten: “linking vs. thinking”
Spontaneous Trait Transference/Übertragung (STT): Etablierung der Akteur-Eigenschafts-Assoziation, langsames kontigenzbasiertes Lernen
Spontaneous Trait Inference (STI): Schlussfolgerung , schnelles Lernen
Spontane Merkmalsübertragungen oder Inferenzen?
Relevanz-Studie (Goren & Todorov, 2009)
False Recognition Paradigma mit Ansage Information ist relevant/irrelevant + Abfrage implizierte/ Kontrolleigenschaft
Ergebnis: bei irrelevant auch Unterschied, aber deutlich größer bei relevant -> mehr Schlussfolgerung als Assoziation (durch zusammen auf Bildschirm)
Zusammenfassung: Spontane Eigenschaftsfolgerungen / Spontaneous Trait Inferences (STI)
Zusammenfassung
Scheint automatisch zu sein (unintentional, effizient, unbewusst)
Wird oft und routiniert genutzt (gewöhnt)
Grund: erfüllt Grundbedürfnisse
Außerdem:
Spontane Schlüsse auch für Ziele, Werte, Meinung/Glaube, Wissen
In expliziten Bewertungen: Eigenschaften weniger wichtig als Ziele, Wünsche und Meinungen/Glaube
Persönlichkeitsschlüsse am unwahrscheinlichsten und langsamsten
Offene Fragen
Treten alle diese Schlüsse gleichzeitig auf und haben dieselbe Relevanz für den Eindruck?
Warum persönliche Disposition statt Situation? -> jetzt
Spielt die Situation auch eine Rolle (ziehen wir Situationsfolgerungen)?
Beispiel: Dave bekommt eine 1 für den Test
Test einfach oder Dave schlau?
Studie Dave (Ham & Vonk, 2003)
Ablauf: “Prüfwort Erkennungsparadigma Aufgabe”
1. Satz lesen (3s)
2. Angezeigtes Wort in Satz? – schlau/einfach -> entscheiden, ob das Prüfwort im Satz vorkommt oder nicht
3. Reaktionszeit Messung
Ergebnis: Reaktionszeit für Situations- und Eigenschaftswörter deutlich höher -> Beide Effekte spielen eine Rolle
Das wichtigste zu EIndrücken von Verhalten
wir schließen von Situationen auf Persönlichkeitseigenschaften
In der Eindrucksbildung Fokus auf Eigenschaften, unabhöngig situationaler Infos
Wir tun das automatisch: unintentional, spontan, unbewusst und effizient
Wir verarbeiten aber auch Situationsinformationen (mehr Forschung benötigt) -> Situationsfolgerungen
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