alltägliche und wissenschaftliche Erfahrung: historischer Umriss
+ Anforderungen an einen forschungswissenschaftlich organisierten Erkenntnisprozess
bei Aristoteles
= vorwissenschaftlicher Bereich
-> genügt den Ansprüchen an die Wissenschaft noch nicht, kann es aber, wenn Wissen bewiesen wird
heutzutage jedoch ist Erfahrung das Kriterium für “Erfahrungswissenschaften”
weil: Wandel des wissenschaftlichen Leitmodells seit Neuzeit
aber Aristoteles Einwände sind nicht verlorengegangen
Wissen sollte dennoch allgemeingültig, notwendig und lehrbar sein
führt zum neuzeitlichen Problem der Erfahrung: Suche nach Wissen i. Aristoteles Sinne auf Grundlage der Erfahrung, die diesen Ansprüchen nicht genügt
Anforderungen an einen forschungwissenschaftlich organisierten Erkenntnisprozess:
Interubjektive Überprüfbarkeit der Erfahrung
keine Aufstellung von Behauptungen, die nicht von allen beteiligten nachgeprüft werden können
durch Angabe Bedingungen in Form von Beobachtungsprotokollen und Versuchsanordnungen
hierdurch wird die private Erfahrung öffentlich, nachvollziehbar und wiederholbar
das erfordert einen methodische Regulierung der Gewinnung und Überprüfung von Erfahrung
die Einzeldisziplinen legen hierfür Beobachtungs-, Befragungs- und Auswertungstechniken fest
Wissenschaft ist also ein normierbarer Handlungskontext, der durch die Ziele und Rationalitätsstandards bestimmt wird
Neuheit der Erfahrung
Forschung erfordert immer auch Innovation
Wissenschaft soll neue Erkenntnisse liefern oder besser Beweise finden
Läuft die Forderung nach Innovation der Erforderlichkeit von methodisch regulierter Erfahrung zuwider?
Lösung: neue Methoden ermöglichen neue Erfahrungen
Typen wissenschaftlicher Erfahrung
+ Habermas Wissenschaftseinteilung
Erfahrung nur durch Handlung, da diese einem nicht einfach zufällig widerfährt
wissenschaftliche Erfahrung ist also nur durch wissenschaftliches Handeln möglich
Habermas handlungstheoretische Wissenschaftseinteilung
teilte Wissenschaft anhand der Erkenntnisinteressen ein
technisches -> instrumentales Handeln
praktisches -> kommunikatives Handeln
(emanzipatorisches) weniger von erfahrungswissenschaftlicher Bedeutung
Handlungstyp: Instrumentales Handeln
orientiert am Zusammenahng von Mitteln und Zwecken
Beurteilung des Maßstabes der Angemessenheit der Mittel gegenüber den Zwecken
Hauptzweck in Erfahrungswissenschaften = neue Erfahrung
wichtigster Erfahrungstypus: Experimentelle Erfahrung
= planmäßige Erzeugen von empirischen Ereignissen
durch Herbeiführung der Bedingungen
dient der Belegung oder Widerlegung von Gesetzeshypothesen
planmäßig bedeutet hierbei, dass Instrumente gezielt eingesetzt werden udn ebenfalls finanzielle und technische Mittel geplant werden
instrumentell =/ technisch
neues =/ bekanntes, also für praktische Ziele
Handlungstyp: Kommunikatives Handeln
fundamental in den Geistes- bzw. Kulturwissenschaften
teilw. bildet die Kommunikation selbst des Gegenstand
Erfahrungstypus ist hermeneutische Erfahrung, also diejenige, die im Umgang mit Texten oder Sinngebilden durch Interpretation gemacht wird
jedoch gibt es auch:
technologische Erfahrung
therapeutische
pädagogische
Liste wachsend, wegen Verwissenschaftlichung der Lebenswelt
Orientierungshandeln
im Vorfeld zu technisch-instrumentellen Eingriffen
darunter zählen: Identifizierung, Bestimmungen, Beschreibungen, Messungen usw.
fällt nicht mit den anderen beiden Handlungstypen zusammen, ist whrl sogar eher die VSS für diese
Phänomenologische Erfahrung
= Beobachtungen die im Zusammenhan gder Beschreibung von Gegenständen gemacht werden, ohne die Zuhilfenahme von technisch-instrumentellen Eingriffen
wichtige wissenschaftliche Entdeckungen wurden hierdurch gemacht z. B.:
Keplers Gesetze in der Astronomie
Darwins Evolutionstheorie
in wissenschaftlicher Praxis gibt es wohl fast ausschließlich Mischformen
Funktionen wissenschaftlicher Erfahrung
Innovation
neue Erfahrungen -> Erneuerung der Wissenschaft
Anregungen zu neuen wissenschaftlichen Gedanken
Entwicklung neuer Methoden
Kenntniserweiterung
Korrektur von bereits vorhandenen Wissen
=> wird als Entdeckungszsmhang bezeichnet
Evaluation
Beurteilung des Geltungsanspruchs wissenschaftlicher Behauptungen
durch überprüfen/testen, bestätigen, beweisen, widerlegen
-> wird als Rechtfertigungszsmhang bezeichnet
Verhältnis der beiden
können die beiden getrennt werden?
Popper: ja: grds. nicht von Bedeutung wie neue Erfahrungen gemacht werden, es muss nur der Rechtfertigungzsmhang gewahrt werden
Feyerabend: nein: da Erfahrung überprüfbar sein muss ist es notwendig, dass bereits beim Erfahrungszsmhang auf den Rechtfertigungszsmhang geachtet werden muss
aber: schließt das Innovation aus?
ähnliche Lage wie im Konflikt von Erfahrung und Methode
es sollte der Entdeckungszsmhang nicht auf den Rechtfertigungszsmhang reduziert werden
= neue Erfahrung erfordert neue Methoden
also wissenschaftl. Innovation benötigt innovation Rechtfertigungsmethoden
Wissenschaftliche Systematisierung
Dass
Weil
Begründungsarten /Erklärungsarten
durch den Wandel vom systemorientierten zum forschungsorientierten Leitsytem der Wissenschaft änderte sich auch die Rolle der Systematisierung in der Wissenschaft
jedoch wurde sie nicht unwichtig, denn ohne Systematisierung keine Forschung
Systematisierung = Zusammenführen und in Beziehung setzen von Wissen
nach Aristoteles gibt es Dass- und Weil-Feststellungen, diese dienen auch zur Typisierung von Systematisierungen
Dass-Systematisierungen
Bereich: Fragen nach dem Wass, Wann, Wo, Wie, der Reihenfolge oder dem Zusammenhang
z. B. seit Aristoteles Standardfall: “Was für ein … ist X?”
hierbei wird immer etwas in Beziehung gestellt, es wird also eine Klassifikation vorgenommen
2 Bedeutungen von Klassifikation:
Subsumtion: Erfassung von Einzeldingen unter Allgemeinbegriffe
Allgemeinbegriffe abhängig von Bestimmunghandlung: bspw. Prädikation durch Eigenschaftsbegriffe; Klassifikation durch Klassenbegriffe; Messungen durch metrische Begriffe; …
Einteilung einer Menge in Klassen
Systematisierungstypen:
Vergleiche
durch komparative Begriffe wie “größer als”
setzt 2 Dinge miteinander in Beziehung
Relationen
mehrstellige Beziehungsverhältnisse, grds. unendlich viele Einzeldinge
durch Relationsbegriffe
Topologien
Einordnung mehrerer Dinge in einen Raumzsmhang
z. B. “näher”
Chronologien
Einordnung mehrerer Dinge in einen Zeitzsmhang
z. B. “früher”
topologische und chronologische Relationen ermöglichen komplexe Strukturierungen
hierfür Tabellen notwendig
Typisierung
z. B.
Schematisierung
z. B. Flussdiagramm eines Produktionsablaufe
Rekonstruktion
= Erstellung eines Gesamtzsmhangs auch lückenhaften Daten
z. B. die Abstammung des homo sapiens
Funktionen der Sytematisierungen:
Informationsverarbeitung
Entlastung angesichts der Informationsflut
Forschungsförderung
Vss: stabiler Gesamtrahmen
z. B. Periodensystem zeigte Lücken -> Schließung dieser wurde angeregt + Rahmen war gegeben
Weil-Systematisierungen
Bereich: Warum-Fragen -> Beantwortung durch Begründungen, Ableitungen, Erklärungen, Beweise
hierbei wird verknüpft, was in den Dass-Systematisierungen bereits vorliegt
statt Systematisierung von Dingen, Ereignissen und Daten, sondern von Tatsachen
-> jedoch nicht komparativ o tabellarisch sondern als Grund, Ursache, Bedingung, Prinzip usw.
somit sind sie höherstufig als Dass
Unterschied wird deutlich durch ein Bsp von Kant
er fragte ob es zwischen den Aussagen, dass ein Stein nachdem die Sonne geschienen hat warm wurde und, dass ein Stein warm wurde weil die Sonne schien, einen Unterschied gäbe.
erste Aussage wahr unabhängigkeit der beiden Phänomene, die zweite verknüpft diese
die zweite ist eine Weil-Systematisierung; für diese benötigt es also ein Abhängigkeitsverhältnis, in Kants Beispiel ein Ursache-Wirkungs-Prinzip
häufig wird für Weil-Systematisierungen auch der Begriff “Begründung” verwendet, aber hier sind Differenzierungen vorzunehmen
Logische Begründungen
-> Relevanz vor allem in formalen Disziplinen wie bspw. der Logik
da es hier nicht auf den Inhalt der Aussagen ankommt
ein formallogischer Schluss muss nicht wahr sein, um gültig zu sein -> Bsp.
da es jedoch in Erfahrungswissenschaften um Wahrheits bzw. Wahrheitsähnlichkeit geht, sind diese Begründungsformen nicht von Bedeutung
Begründungen auf Warum-Fragen nach Absicht oder Intention
= praktische Rechtfertigungen, die nicht unmittelbar von wissenschaftlicher Relevanz sind bspw. “Warum tust du das?”
Epistemische Begründungen
beziehen sich auf die Vorstellungsweisen von Tatsachen z. B. Erwarten, Vermuten
Erklärungen
beziehen sich auf Ursachen
verknüpfen mind. 2 Tatsachen. hierbei ist die eine Tatsache die Antwort auf die Warum-Frage der anderen Tatsache
Kausale Erklärungen
Ursache-Wirkung
Genetische Erklärungen
“Wie kommt es, dass …?”
Erklärungen zur Entstehung eines Phänomens
Funktionale Erklärungen
fragen nach dem Funktion
Teleologische Erklärungen
fragen nach dem Zweck
in Wissenschaft seit Darwin entbehrlich; gelten als Anthropomorphismus, also Übertragung von menschlichen Eigenschaften auf Natur
werden nur gelten gelassen, wenn sie sich zu Funktionalen Erklärungen umformulieren lassen
Rationale Erklärungen
nicht zu verwechseln mit praktischen Begründungen, diese fragt nach Rechtfertigungen; hier ist Frage nach Gründen S. 26 f.
H-O- Schema
von Popper und Hempel/Oppenheim
Erklärungen müssen nach diesem Schema ablaufen, um als wissenschaftlich zu gelten
A1, A2, …, An -> Antezedensbedingungen
G1, G2, …, Gn -> Gesetze
______________
E -> Explanandum
aus einer Aussagenmenge muss sich durch eine Gesetzesaussage rein logisch ein wahres Ereignis voraussagen lassen
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