Was sind wirksame Behandlungsoptionen bei Phobien und Panikstörung?
Psychotherapie
KVT
Psychodynamische Therapie
Systemische Therapie
Pharmakotherapie
Trizyklische Antidepressiva, SSRI - gut untersucht, z.T. Abbrüche aufgrund von Nebenwirkungen, Risiko von Rückfällen nach Therapieende
Cave: Benzodiazepine - schneller Wirkungseintritt, aber negative Effekte bei chronischer Einnahme + Abhängigkeit, Entzugssymptomatik
Elemente der kognitiv-behavioralen Therapie bei Angststörungen
Was sind Expositionsverfahren und was ist deren Ziel?
Verfahren, bei deren Anwendung Patienten den von ihnen gefürchteten Reizen (extern und/ oder intern) ausgesetzt werden.
Das Ziel von Expositionsverfahren ist die Reduktion der negativen kognitiv-emotionalen Reaktion durch wiederholte Auseinandersetzung mit dem Reiz.
Formale Einteilung von Expositionsverfahren
Bei welchen Störungsbildern ist Exposition einsetzbar?
Vor allem bei:
Agoraphobie
spezifische Phobien
Zwangsstörungen
Panikstörung
Zudem erwiesene Wirksamkeit bei:
PTBS
soziale Phobien
generalisierte Angststörung
Breite Hinweise auf Wirksamkeit bei:
Essstörungen
Sucht
Hypochondrie
Körperdysmorphe Störung
Exposition kann immer dann eingesetzt werden, wenn starke negative Gefühle (meist Angst) auftreten, die dysfunktional bewältigt werden
Übersicht KVT bei Sozialer Phobie
Modell zur Aufrechterhaltung sozialer Ängste
Umgang mit Selbstaufmerksamkeit - Wahrnehmungsübungen
Wahrnehmungsübungen: “Selbst beobachter werden”
“Aufmerksamkeit bewusst steuern”
(Person, Aufgabe, Umgebung), steigende Schwierigkeit (Videokamera, angstbesetztes Verhalten/ Vorstellung einbauen etc.)
“Perspektivwechsel”
Andere Personen wahrnehmen und beschreiben
Kleidung, Farben, Gesichter, Frisur, Körperhaltung
Wir wirkt die Person (aggressiv, selbstsicher)? Warum?
Kognitive Interventionen - Befürchtung “Ich könnte ins Stocken kommen”
Befürchtungen ausgiebig explorieren
Stärke der Befürchtungen (während/ außerhalb der Situation) erfassen
Argumente der Patient:innen explorieren (Ziel: System der Patient:innen wirklich verstehen)
Erst wenn Punkte 1-3 ausgiebig besprochen worden sind: Disputation einleiten
Alternative Sichtweisen diskutieren (gemeinsam mit Patient:in, geleitetes Entdecken), Argumente betrachten
Erneut Stärke der ursprünglichen Befürchtungen betrachten, Wahrscheinlichkeit der alternativen Sichtweise diskutieren
Häufig: Befürchtung ist unwahrscheinlich aber nicht unmöglich.
Diskussion: Wozu führt der Gedanke? Themen wie Kontrolle/ Sicherheit? Lohnt es sich, deswegen Leben komplett umzustellen? …
Kognitive Interventionen - “zuende denken”
Kognitive Interventionen - Wunsch nach 100%iger Sicherheit
Viele Patient:innen suchen etwas, was sie nicht finden können: 100 % Sicherheit/ Kontrolle(„werde niemals einen Herzinfarkt bekommen", „ alles in meinem Leben kontrollieren können“, „immer funktionieren“, etc.).
Validieren: Der Wunsch ist nachvollziehbar.
ABER: konsequent zu Ende denken:
„Heißt das letztendlich nicht, dass ich unter ständiger ärztlicher Aufsicht sein müsste?"
Kosten-Nutzen-Rechnung anstellen („Ist das Leben unter ständiger ärztlicher Kontrolle (…) lebenswert?“, „Habe ich im Beisein von ÄrztInnen wirklich die Sicherheit, dass ich nicht sterben werde?")
Fazit: Weder 100 % noch 0 % sind angemessen, individuelle Entscheidung, für wieviel Sicherheit man welche Einschränkungen im Leben in Kauf nehmen möchte. Eins ist aber klar: Egal wie hoch der Aufwand, 100 % Sicherheit gibt es nicht
Weiter explorieren und in Bezug zu Oberplänen (Ansprüchen an sich selbst, Lebensplänen, Lebensgeschichte) setzen.
Mögliche Funktionalitäten im Leben der PatientInnen aufdecken.
Kognitive Interventionen - Wunsch nach 100%iger Sicherheit - Therapeut:innenfehler
PatientInnen „überreden" statt „überzeugen" wollen.
„Therapeutischer Overkill": PatientInnen argumentativ in die Enge treiben, „Kreuzverhör".Immer Perspektive der PatientInnen berücksichtigen und aufgreifen! Jegliche Fragen und Zweifel aktiv ermutigen und ausgiebig besprechen (PatientIn darf und soll kritisch sein)!
Expositionen/ Verhaltensexperimente wichtige ergänzende Methode
Exposition in Vivo/ Verhaltensexperimente - Expositionsrational - Problem von Vermeidungs- oder Sicherheitsverhalten:
Menschen halten Verhaltensweisen aufrecht, von denen sie annehmen, dass dadurch beängstigende Situationen besser bewältigt/ vermieden werden können.
Person kann nicht überprüfen, welche Folgen Auseinandersetzung mit der beängstigenden Situation/ den beängstigenden Emotionen tatsächlich hätte.
Ängste/ Schemata über eigene Person verfestigen sich.
Tatsächliche Auseinandersetzung mit Realität unterbleibt.
Funktionale Copingstrategien können nicht entwickelt werden.
Ängste steuern eigenes Leben und eigene Ziele.
Planung und Durchführung einer In-Vivo-Exposition
Angsthierarchie erstellen
(Kognitive) Vorbereitung
Erwartungen/ Befürchtungen explorieren und diskutieren
Expositionsrational erneut besprechen
Patient:in daran erinnern, dass sie beim Auftreten der Anst nichts tun sollten, um diese zu unterdrücken/ zu reduzieren
Verlauf der Anspannung bei Angst unf Vermeidung
Durchführung der Exposition. Aufgabe Patient:in
Angstgefühle, -symptome, -gedanken zulassen
Detailliert beobachten, was in Situation passiert > Wahrnehmungsdifferenzierung
Abwarten, bis Angstreaktion von selbst nachlässt (ohne etwas dagegen zu tun)
Expositionsbeispiele Redeangst - Aufsteigende Schwierigkeit der Situationen
Vorlesen vor dem TherapeutInnen, Therapieseeting
Vorlesen vor Gruppe unbekannter Personen, großer Raum
Englischer Fachtext vor Gruppe, großer Raum
Referat mit Power Point (vor TherapeutIn, Gruppe)
Freier Vortrag (vor TherapeutIn, Gruppe)
Realitätsüberprüfung durch Verhaltensexperimente
Vorbereitende Operationalisierung kritischer Situationen und Erwartungen (falsifizierbare Hypothese)
Was genau wird erwartet? WSK? „Bei Vortrag stocken“
Konkrete Erfassung der Befürchtung:
Nicht „Die halten mich für bescheuert“ sondern „Andere werden lachen“. Wie viele? Hörbar? Woran könnte man merken, dass über Sie gelacht wird?“
Planung des Verhaltensexperiments
Was kann man tun, um die Vorhersage zu überprüfen? „Stocken extra in Vortrag einbauen“
Welche mögliche Folgen könnten auftreten? Wann ist Vorhersage falsifiziert?
Ergebnis
Was ist tatsächlich passiert? Was wurde daraus gefolgert?
Kognitive Interventionen II: Grundüberzeugungen, Selbstwertstärkung, Langfristige Ziele, Werte etc. - Förderung des Selbstwertes
Ziel entsprechender Interventionen
Fokus der Aufmerksamkeit von „als negativ und inakzeptabel“ erlebten Aspekten der Person auf positive Aspekte verlagern
Selbstfürsorge etablieren.
Beispielsweise gegenüberstellen von…
wohlwollendem Begleiter (Persönlichkeitsanteile, die Pers. wohl gesonnenen sind)
innerem Kritiker (Normen, Pflichten, Werte)
vgl. Potreck-Rose & Jacob (2016)
Diskutieren, Explorieren, Analysieren, Validieren!
Traumafokussierte Interventionen - AWMF-Leitlinie
„Behandlungsansätze, bei denen der Schwerpunkt auf der Verarbeitung der Erinnerung an das traumatische Ereignis und/oder seiner Bedeutung liegt“ (vgl. AWMF-Leitlinie, S.22)
Trauma - Therapeutische Strategien
Traumafokussierte Kognitive Verhaltenstherapie (TF-KVT) traumafokussierte Techniken: imaginative Exposition in Bezug auf Traumaerinnerung, narrative Exposition, Exposition in vivo und/oder kognitive Umstrukturierung in Bezug auf traumabezogene Überzeugungen.
Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) traumafokussierte Intervention, die nach einem strukturierten Fokussierungsprozess in einen assoziativen Prozess der Verarbeitung mündet
Kognitive Therapie (Ehlers, 1999; Ehlers & Clark, 2000) - Modell
Kombination von Exposition (in sensu) mit kognitiver Arbeit. Behaviorale Techniken (Abbau von Vermeidungsverhalten, Vergrößerung des Aktionsradius („Leben zurückerobern“)
Kognitives Modell (Ehlers & Clark, 2000)
Kognitive Therapie (Ehlers, 1999; Ehlers & Clark, 2000) - Schritte
Problematische Bewertungen des Traumas und der Traumafolgen modifizieren
Hot-spots/ Bewertungen identifizieren
Im sokratischen Dialog betrachten
Neue Bewertung parallel zum hot-spot verbalisieren (z.B. laut sagen während Imagination)
Reduktion der intrusiven Symptomatik/ des ungewollten Wiedererlebens
Vorgehen: Elaboration des Traumagedächtnisses und Diskriminierung von Triggern
Erarbeitung eines zeitlich kohärenten Traumaablaufs = Rekonstruktion des Traumas
Aufsuchen des Traumaortes = Konfrontation (in vivo, in sensu, schriftlich)
“Damals” und “Heute” unterscheiden: Identifikation von Triggern und Konfrontation mit Triggern (Möglichkeit, anders auf Trigger zu reagieren
Abbau dysfunktionaler/ behavioraler Strategien
Denn: kurzfristig Angstreduktion, langfristig Aufrechterhaltung
In der Therapie: Schrittweise bislang vermiedene Situationen aufsuchen, nicht verlassen
Neue Erfahrungen machen: Anspannung/ Angst lässt mit der Zeit nach, Vermeidung ist nicht mehr nötig
Prolongierte Expositionstherapie (PE) - z.B. Foa & Rothbaum, 1998)
Hoher Expositionsanteil, kognitive Arbeit gering(er).
Traumatisierte PatientInnen vermeiden externe und(z. B. Tatort/ Aktivitäten, assoziiert mit Trauma) interne Reize (z.B. Erinnerungen; Gedanken, Gefühle, körperliche Reaktionen).
Konfrontation in sensu: Konfrontation mit interner Repräsentation des Traumas und damit assoziierter sensorischer Reaktionen/ Erfahrungen
Reduktion der Angstreaktion: Wiedergewinn/ Herstellung von Sicherheit(-süberzeugungen)
Breite empirischen Basis, auch Kognitionen ändern sich (Foa & Rauch, 2004).
Für Patient:innen, die unter starken Angstgefühlen leiden.
Verfahren: Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) Shapiro, 1989, 2018) - Ziel und Vorgehen
Kann im Rahmen aller Richtlinienverfahren eingesetzt werden
Ziel:
Integration kognitiver/ körperlicher/ emotionaler Reaktionen
Wiederherstellung der Verbindung dieser durch bilaterale Stimulation (horizontale Augenbewegungen, Tapping, Töne)
Vorgehen (8 Phasen):
Behandlungsplanung und Vorbereitung
Bewertung belastender Erinnerungen (Entwicklung positiver Selbstbewertung
Durcharbeitung (Desensibilisierung/ Prozessieren mit Hilfe bilatraler Stimulation)
Verankern der positiven Bewertung
Körperempfindungen prüfen
Abschluss und Nachbefragung
Therapie der PTBS - Generell wichtig zu beachten
Generell wichtig zu beachten...
Dissoziationen: Konfrontation an Belastbarkeit anpassen, im Vorfeld Screening auf pot. dissoziative Störung, therapeutische Reaktionen klären (z.B. ansprechen, berühren, Skills)
Mangelnde Affektregulation: Zuerst bearbeiten/ sichern
Umfeld beachten!
Viele hot-spots/ Traumata (komplexe Traumatisierung!)
Vermeidungsstrategien kennen, Gründe reflektieren & einbeziehen
Und natürlich
Ausführliche Anamnese/ Diagnostik
Gute Psychoedukation & Informed consent, Fokus auf Transparenz
Fokus auf Therapiebeziehung!
Leitlinien Panikstörung und Agoraphobie
Leitlinien Generalisierte Angststörung und spezifische Phobie
GAS:
Spezifische Phobie:
Leitlinien Soziale Phobie
Leitlinien PTBS
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