Warum muss der Mensch lernen und erzogen werden?
Die spezielle Hirnstruktur macht den Menschen lernfähig und erziehbar
Die Funktionen des Gehirns sind in ihrer Entfaltung auf Anregungen und Lernhilfen seitens der Umwelt angewiesen, was den Menschen erziehungsbedürftig macht
Alle Verhaltensweisen vermag der Mensch nicht „von Natur aus“ zu vollbringen, sondern muss sie durch Erziehung erlernen
Der Mensch kann abstrakt denken und seine fremden Gedanken in Sprache fassen
Er kann eigene Gedanken formulieren, Gegenstände benennen sowie Sachverhalte darstellen
Er kann Objekten einen Sinn verleihen
Er kann die Welt gestalten
Er kann sich seine Zeit einteilen
Er ist nicht nur auf das „Hier und Jetzt“ eingeschränkt
Er kann die Zukunft gedanklich vorwegnehmen
Er kann sich nach (selbst gewählten) Zielen richten
Hospitalismus
wird auch als Deprivation bezeichnet
es ist eine körperliche und seelische Belastung / Vernachlässigung bei Säuglingen, die ohne liebevolle Zuwendung verkümmern
Personalmangel
Grundbedürfnisse können nicht gestillt werden
Wenig Kommunikation
Wenig Basale Stimulation
Sozial abweichendes Verhalten
Sozial abweichendes Verhalten (Devianz) wird unterteilt in primäre und sekundäre
Devianz:
Primäre Devianz – ein einmaliges, von der Norm abweichendes Verhalten, welches keine Folgen für die betreffende Person und für die Gesellschaft zur Folge hat.
Sekundäre Devianz – das abweichende Verhalten ist so stark ausgeprägt, dass der Betroffene von der Gesellschaft ausgegrenzt wird.
Sozial abweichendes Verhalten (deviantes Verhalten) kann sich äußern in:
- aggressiven Verhaltensweisen wie Streitsucht, Zerstörungswut, Brutalität
- sozialen Auffälligkeiten wie Schule schwänzen, Streunen, Davonlaufen, Diebstahl...
- übertriebener Ängstlichkeit
- der Unfähigkeit, soziale Beziehungen befriedigend gestalten zu können
- Drogen- und Alkoholmissbrauch
- der Neigung zu kriminellen Handlungen
„Soziale Interaktion“
Soziale Interaktion gilt als Bezeichnung für das wechselseitig aufeinander bezogene Verhalten zwischen Menschen und für das Geschehen zwischen Personen, die wechselseitig aufeinander reagieren, sich gegenseitig beeinflussen und steuern
Gemeinschaftliche Aktionen (z.B. Spiele, Lieder, Tänze…) helfen, sich selbst in der Gesellschaft zu erfahren und zu erproben.
- Erziehung ist immer soziale Interaktion und Kommunikation
Entwicklungsfaktoren der Entwicklungspsychologie:
Anlage
Endogen. Vererbung / Genetik
Krankheiten können vererbt werden
Das Verhalten kann nur tendenziell bestimmt werden.
Umwelt
Exogen/ Einflüsse, die von außen auf den Menschen einwirken
Selbststeuerung
der Wille, etwas selbst zu bestimmen
7 Leitsätze der Entwicklungspsychologie der Lebensspanne
Leitsätze der Entwicklungspsychologie der Lebensspanne (Paul Baltes)
1. Lebenslange Entwicklung
Erleben und Verhalten verändern sich sein Leben lang
2. Multidirektionalität von Entwicklung
in ein und demselben Entwicklungsabschnitt und Verhaltensbereich können manche Verhaltensweisen Wachstum und andere Abbau zeigen (die Richtung der Veränderung variiert)
3. Entwicklung als Gewinn und Verlust
Lebensspannen können sowohl Gewinn als auch Verlust bedeuten
4. Plastizität
Entwicklungsverlauf einer Person variiert in Abhängigkeit von ihren Lebensbedingungen und Lebenserfahrungen (hohe Veränderbarkeit innerhalb einer Person)
5. Geschichtliche Einbettung
historische Einbettung eines Lebenslaufs, aufgrund von Wissenszuwachs, das schulische Bildungsniveau verbessert.
6. Kontextualismus
Das Lebensalter eines Menschen sagt nicht alles über den Entwicklungsverlauf aus. Die Entwicklung steht auch im Zusammenhang mit kritischen Ereignissen, die im Lebenslauf weniger Menschen geschehen.
7. Multidisziplinäre Betrachtung
der Mensch wird ganzheitlich gesehen (seelisch, körperlich, intellektuell)
Verhaltenstherapie (Verhaltenstherapeutisches Arbeiten)
Die Verhaltenstherapie wurde aus der Lerntheorie entwickelt.
(problematisches) Verhalten, welches erlernt wurde und auch wieder "verlernen”
neue, angemessenere Verhaltensmuster sollen erlernt werden.
Seitdem wurde Verhaltenstherapie weiterentwickelt,
insbesondere die Integration kognitiver Elemente -> es werden das Erleben, die Gedanken und Gefühle der Patienten/Klienten stärker miteinbezogen.
Am Anfang der Behandlung:
Therapeut bespricht mit dem Patienten über dessen Probleme
untersucht, welche Bedingungen und Verhaltensweisen dazu führen
In modernen Verhaltenstherapien: Gefühle, Gedanken und körperliche Prozesse werden genauer betrachtet. erweiterte Verhaltensanalyse: schließt das Umfeld des Patienten mit ein, (z.B. Verhalten von Familienangehörigen, Arbeitskollegen, Freunden und Bekannten.)
Nachdem Problem und Verhaltensweisen analysiert wurden:
Therapieziele werden in einer Zielvereinbarung (Therapievertrag) festgelegt.
Sind die Ziele bestimmt, wählen Therapeut und Patient passende Methoden (aus mehr als fünfzig Einzelverfahren) aus.
Die Verhaltenstherapie bietet Hilfe, wenn das Denken, Fühlen, Erleben oder Handeln gestört ist.
Geeignet für: Erwachsene, Kinder und Jugendliche.
Besonders bewährt bei: Depressionen und Ängsten (Phobien, Panikattacken), Essstörungen, Süchten und Zwängen. Zusätzliche Hilfe nach Traumata (z.B. Unfälle oder Missbrauch), Selbstsicherheitsproblemen, stressbedingten Erkrankungen wie Burnout und Lebenskrisen
Die Verhaltenstherapie selbst verzichtet auf Medikamente,
(begleitend medikamentöse und andere medizinische Behandlungen möglich)
Kurzzeittherapie:
umfasst bis zu 24 Therapiestd. Je 50 min.
Wenn notwendig wird auf Langzeittherapie umgestiegen
Langzeittherapie:
läuft über längeren Zeitintervall
Üblich ist eine Sitzung pro Woche
-> Krankenkasse bezahlt max. 80 Std.
Elemente einer Verhaltenstherapie:
Problem- und Bedingungsanalysen für eine genaue Diagnose und Klärung des Problems
Arbeit ist ziel- und lösungsorientiert,
Es werden Verhaltensübungen eingesetzt, offen als Sitzung oder als Hausaufgaben
verdeckt, d.h. nur in der Vorstellung der Patienten/Klienten durchgeführt werden können
Klassische therapeutische Techniken der Verhaltenstherapie sind:
- Kognitive Verhaltenstherapie
- Konfrontation mit beispielsweise angstauslösenden Reizen (z.B. Exposition, systematische Desensibilisierung). Die Patienten werden stufenweise, systematisch desensibilisiert (Habituierung)
- Verstärkung ("Belohnung") von erwünschtem und Löschung ("Nichtbeachtung") unerwünschten Verhaltens.
Kognitive Verhaltenstherapie
Im Mittelpunkt der kognitiven Therapieverfahren steht weniger das Handeln des Patienten. Vielmehr sind seine Einstellungen, Gedanken, Bewertungen und Überzeugungen wichtig. Der Patient soll lernen, seine Sichtweisen und Reaktionen auf Ereignisse und Dinge zu ändern, also aktiv zu gestalten. Depressiv Erkrankten kann es damit gelingen, negative Gedanken durch rationalere zu ersetzen. Menschen mit psychosomatischen Erkrankungen können eine verzerrte Körperwahrnehmung und Fehlinterpretationen von Körperwahrnehmungen abbauen beziehungsweise korrigieren.
Der Klient ist Experte seiner eigenen Probleme (Hilfe zur Selbsthilfe)
KVT finden auf drei Ebenen statt:
- Kognition (Erkennen, Wahrnehmen)
- Verhalten (Reaktionsmuster, nicht bewusst, nicht zielgerichtet)
- Emotionen (rational-emotionale Verhaltenstherapie)
Konfrontationstherapie
Die Konfrontationstherapie erfolgt vor allem, um Angst- und Zwangsstörungen zu behandeln. Wenn der Patient zustimmt, wird er Schritt für Schritt – und keinesfalls "überfallartig"
seinen angstauslösenden Reizen ausgesetzt. Dies können zum Beispiel
bei Angsterkrankungen enge Räume (Klaustrophobie) oder große Plätze (Agoraphobie) sein
oder soziale Situationen wie sprechen vor anderen (soziale Phobie).
Bei speziellen einzelne Reize, wie zum Beispiel Spinnen oder große Höhe,Panikreaktionen
Die Konfrontationstherapie nennt man auch Reizkonfrontationstherapie oder auch Expositionstherapie.
Formen der Konfrontationstherapie:
massive Konfrontation mit dem Angstauslöser
Es wird schnell das Maximum der Angst erlebt und überwunden. Der Angstpatient benötigt sehr viel Mut und Kraft.
Massive Konfrontation wird auch „Flooding“ genannt.
gestufte Konfrontation – der Angstkranke gewöhnt sich langsam an die Angstauslöser.
Das Vertrauen zu sich selbst soll schrittweise gestärkt werden. Eine gestufte Konfrontation eignet sich besonders für Angstkranke, die seelisch und körperlich erschöpft sind und sehr empfindlich auf Stress reagieren.
Durch die langsame, schrittweise Gewöhnung unter Aufsicht des Therapeuten erlebt der Patient, dass sich die Angst nicht ins Unendliche steigert, sondern dass er sich langsam daran gewöhnt, auch wenn er nicht davor "flieht". Ähnlich funktioniert es mit Zwangsstörungen, Phobien und bei PTBS (Posttraumatischen Belastungsstörungen).
Der Patient erkennt, dass kein schreckliches Ereignis eintritt, wenn er seine zwanghaften Handlungen nicht ausführen darf. So kann er durch die Konfrontation die Angst beziehungsweise den Zwang "verlernen".
- Konfrontation in sensu – Konfrontation mit angstauslösenden Situationen und Dingen in der Vorstellung (gedanklich).
Lerntheorien
Behaviorismus - das Reiz-Reaktions-Schema
Der Behaviorismus geht davon aus, dass alle Verhaltensweisen und Reaktionen auf Reize aus der Umwelt erlernt werden. Außerdem kannst du beeinflussen, wie oft ein bestimmtes Verhalten auftritt.
Wenn du ein Verhalten belohnst, verhält sich der Mensch oder das Tier öfter so. Bestrafst du es, wird es seltener gezeigt. Aus den beiden Annahmen haben sich die beiden behavioristischen Lerntheorien , die klassische Konditionierung und die operante Konditionierung entwickelt.
Klassische Konditionierung (Iwan Pawlow)
Bei der klassischen Konditionierung geht es darum, dass ein Lebewesen auf einen bestimmten Reiz hin ein bestimmtes Verhalten zeigt. Du erlernst hier also einem Tier oder einem Menschen eine Reaktion auf ein Signal.
Operante Konditionierung (Frederic Skinner)
Bei der operanten Konditionierung (engl.: operant conditioning) wird Einfluss auf die Auftrittshäufigkeit einer Verhaltensweise genommen. Erwünschte Verhaltensweisen werden durch angenehme Konsequenzen (Positive Verstärkung) bzw. durch das Ausbleiben unangenehmer Konsequenzen (Negative Verstärkung) belohnt. Unerwünschte Verhaltensweisen werden durch unangenehme Konsequenzen (Positive Bestrafung) bzw. durch das Ausbleiben angenehmer Konsequenzen (Negative Bestrafung) unterdrückt.
Bei einer Verstärkung (engl.: reinforcement) soll ein erwünschtes Verhalten häufiger gezeigt werden. Um das zu erreichen, hast du bei der operanten Konditionierung zwei Möglichkeiten:
Positive Verstärkung: Das erwünschte Verhalten belohnst du mit einer angenehmen Konsequenz, indem du dem Individuum zum Beispiel Geld oder Nahrung gibst. Aber auch Achtung und Anerkennung können als positive Verstärker wirken.
Negative Verstärkung: Du belohnst ein erwünschtes Verhalten, indem die aversiven Konsequenzen ausbleiben, wenn die Verhaltensweise gezeigt wird. Du entfernst zum Beispiel extremen Lärm oder grelles Licht vom Individuum.
Durch eine Bestrafung (engl.: punishment) möchtest du ein unerwünschtes Verhalten unterdrücken. Auch hier hast du wieder zwei Möglichkeiten:
Positive Bestrafung: Du kannst das unerwünschte Verhalten bestrafen, indem dieser Verhaltensweise eine unangenehme Konsequenz folgt. Das Individuum wird zum Beispiel extremen Lärm ausgesetzt oder ein Kind bekommt Hausarrest.
Negative Bestrafung: Das unerwünschte Verhalten kannst du auch unterdrücken, indem eine angenehme Konsequenz auf das Verhalten hin ausbleibt. Du kannst dem Individuum zum Beispiel Nahrung wegnehmen oder es nicht mehr begrüßen.
Intermittierende Verstärkung / Manchmal-Verstärkung
Das erwünschte Verhalten wird ab und zu verstärkt.Es wird nicht nach jeder gewünschten Verhaltensweise verstärkt, sondern von Zeit zu Zeit.
Veränderte Verhaltensweisen werden zwar langsamer erlernt, bleiben jedoch langfristiger erhalten und sind nicht (wie bei der kontinuierlichen Verstärkung) von einer permanenten Verstärkung abhängig.
Kontinuierliche Verstärkung / Immer-Verstärkung
Jedes Zeigen der gewünschten Verhaltensweise führt zu einer Belohnung (Verstärker).
Kontinuierliche Verstärkung bedeutet jedes Mal zu verstärken, wenn das gewünschte Verhalten gezeigt wird.
Der Erwerb veränderter Verhaltensweisen erfolgt zwar schnell, die Stabilität ist jedoch gering, d.h. das Verhalten wird schneller wieder verlernt.
Kognitivismus
Lernen wird in der sozial-kognitiven Theorie als ein aktiver, kognitiv gesteuerter Verarbeitungsprozess von gemachten Erfahrungen verstanden.
Kognitionstheoretische Modelle des Lernens – betonen die Bedeutung psychischer Vorgänge, die der Aufnahme, Verarbeitung und Speicherung von Informationen dienen.
Menschliches Verhalten ist nicht eine direkte Reaktion auf Umweltreize, vielmehr beeinflussen kognitive Prozesse und kognitive Strukturen das Verhalten und Erleben.
Gleichzeitig werden die kognitiven Strukturen eines Menschen durch Reize, die einem Verhalten vorausgehen und durch Konsequenzen, die einem Verhalten folgen, beeinflusst.
Theorie des Modelllernens (Albert Bandura)
Albert Bandura entwickelte das Modelllernen (auch Lernen am Modell, Nachahmungslernen, Beobachtungslernen, Imitationslernen, Soziale Lerntheorie, Soziales Lernen, Sozial-Kognitive Lerntheorie)
Menschen lernen nicht nur anhand von Verhaltenskonsequenzen, sondern auch durch Beobachtung
Erfahrungen und Wissen (z.B. Fertigkeiten) anderer können an andere weitergegeben werden
Im Gegensatz zur klassischen und operanten Konditionierung kann durch das Lernen am Modell völlig neues Wissen/Verhalten erlernt werden
Das Lernen ist nicht mehr von vorhandenen Reiz-Reaktions-Verbindungen abhängig, die zumindest ansatzweise bereits vorhanden sein müssen
Ein Modell wird nachgeahmt (bewusst und unbewusst), da das Verhalten bzw. die Fähigkeit des Modells (das Modellverhalten) zu einer positiven Konsequenz geführt hat
Eine Person (Modell) wird beobachtet. Erscheint das Modellverhalten als sinnvoll und ist es dem Nachahmenden (Lernenden) möglich, dieses Verhalten zu imitieren, so wird das Verhalten nachgeahmt (imitiert).
"Laut Bandura müssen vier Voraussetzungen erfüllt werden, um ein Modell erfolgreich nachzuahmen:
1. Aufmerksamkeit: Ein Modell kann nicht imitiert werden, wenn es nicht beobachtet wird
2. Retention und Speicherung: Das wahrgenommene Verhalten muss behalten werden, um
auch später und bei Abwesenheit des Modells ausgeführt werden zu können
3. Motorische Reproduktion: Um ein Verhalten gut reproduzieren zu können, muss die
Person über die dazu benötigten motorischen Fähigkeiten verfügen
4. Bekräftigung und Motivation: Die Person muss das wahrgenommene Verhalten als Bekräftigung erfahren und motiviert sein, dem Modell zu folgen"(Mönks & Knoers(1996,97)
Lernen durch Einsicht (Wolfgang Köhler)
Probleme können gelöst werden, indem Menschen eine Problemlösung vornehmen.
Der Lernende testet, im Gegensatz zum Lernen durch „Versuch und Irrtum“ (Thorndike) nicht welches Verhalten den gewünschten Erfolg bringt: Die Lösung stellt sich scheinbar durch Nachdenken ein.
Wurde einmal eine Lösung entdeckt, so kann der Lernende sie nach Belieben wieder anwenden.
Problem: Ziel nicht erreichbar
Ziel nicht erreichbar...
... Einsicht ('Aha-Erlebnis‘)
Mit Einsicht wird das Erkennen einer Beziehung zwischen den einzelnen Elementen einer Situation bezeichnet.
Konstruktivismus
Konstruktivismus bedeutet, dass Wissen nicht übertragen werden kann, sondern von jedem Menschen neu konstruiert wird.
Lernen ist kein passives Speichern, sondern ein aktives Konstruieren von Wissen.
Wenn z.B. eine Lehrperson einem Schüler etwas erklärt, speichert der Schüler die Informationen nicht einfach ab, sondern konstruiert sich anhand der aufgenommenen Informationen sein persönliches, individuelles Abbild der Realität – abhängig von seinem Vorwissen, seinen Einstellungen und der aktuellen Lernsituation.
Demzufolge ist Lernen kein passives Speichern, sondern ein aktives Konstruieren von Wissen.
Kognitive Entwicklungspsychologie nach Piaget.
Piagets umfassende Theorie zur kognitiven Entwicklung beschäftigt sich mit der Entwicklung der menschlichen Intelligenz und wird in dem Piaget Stufenmodell zusammengefasst
Piaget kognitive Entwicklung - Entwicklung der Funktionen, wie z.B.: Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Kreativität.
Kinder entwickeln sich schrittweise. Im Fokus steht das Streben nach Gleichgewicht.
Dieses Gleichgewicht, von Piaget als Äquilibration bezeichnet, erfolgt durch
Akkommodation und Assimilation. Alle Menschen haben das Bedürfnis, ein Gleichgewicht zwischen der wahrgenommenen Umwelt und den eigenen kognitiven Strukturen herzustellen bzw. zu erhalten.
Kognitive Adaptation (Anpassung) des Individuums an die Erfordernisse der Welt wird als Grundlage der Entwicklung bezeichnet. Sie vollzieht sich in zwei elementaren Prozessen:
- Assimilation – Die neue Information (neue Erfahrung) wird erfolgreich in ein bereits bekanntes Wahrnehmungsschema eingefügt.
- Akkommodation – Die neue Information passt nicht zu bereits vorhandenen Schemata. Kinder müssen also lernen, ihr anfänglich nur sehr eingeschränktes Denkmuster stetig an die in der Umwelt gemachten Erfahrungen anzupassen.
Beide Prozesse laufen stets parallel ab. Zudem entwickeln sich auch die Sinne stetig weiter, sodass eine neu gewonnene Fähigkeit entweder in bekannte Strukturen eingebettet oder in einer neuen Struktur festgehalten werden muss.
Die kognitive Entwicklung umfasst laut Piaget 4 Entwicklungsstufen.
sensomotorische Intelligenz (0 bis 2 Jahre)
präoperationale Intelligenz (2 bis 7 Jahre)
konkret-operationale Intelligenz (7 bis 11 Jahre)
formal-operationale Intelligenz (ab 11 Jahren)
Die Entwicklungsstufen bauen aufeinander auf:
1. Stadium der sensomotorischen Intelligenz (Kinder von 0-2 Jahren)
- Sinneserfahrung
- Jeder Gegenstand wird mit der Zunge analysiert
- Das Erreichen der Objektpermanenz stellt für Piaget einen ersten Markstein dar, denn am Ende der sensuomotorischen Phase begreifen Kinder, dass ein Gegenstand auch dann noch weiter existieren kann, wenn er für sie nicht mehr sichtbar ist.
2. Stadium der präoperationalen Intelligenz (Kinder von 2-7 Jahren)
- Sprache und Symbolgebrauch
- Das Kind geht davon aus, dass andere Menschen die Welt genauso wie sie sehen (Egozentrismus)
- Das kindliche Denken wird mehr von der Wahrnehmung als von der Logik
- Das Kind gibt Gegenständen menschliche Eigenschaften
- Kinder nutzen ihre Fantasie und vermischen diese oft mit der Realität
- Das Kind hält unbelebte Dinge (Bilder und Träume) für real und lebendig
- Ist sehr neugierig
3. Stadium der konkret-operationalen Intelligenz (Kinder von 7-11 Jahren)
- Logisches Denken - Kind kann in Gedanken mit Objekten umgehen,
- wenn es vorher schon damit konkret gehandelt hat
- Das Kind kann sich in andere hineinversetzen (Dezentrierung)
- Experimentierphase
- Invarianz (Kind versteht, dass gewissen Eigenschaften eines Objektes konstant sind)
4. Stadium der formal-operationalen Intelligenz (Kinder und Jugendliche ab 11/12 Jahren, bis …)
Hypothetisches Denken und wissenschaftliche Rationalität
- Die höchste Form des logischen Denkens wird erreicht
- Probleme können theoretisch analysiert werden
- Fragestellungen können systematisch durchdacht werden
- Logische Schlussfolgerungen sind möglich
Eine Phase muss abgeschlossen werden, damit die nächste angefangen werden kann.
Piaget betont bei seinem Stufenmodell, dass die Übergänge von Stufe zu Stufe individuell unterschiedlich sind (auch wenn Angaben zum Alter gemacht werden).
Die Grundannahmen der Psychoanalyse und Grundlegung von Persönlichkeitsmerkmalen
Die psychoanalytische Behandlungsmethode ist ein Verfahren, das versucht Konflikte, die aus der frühen Kindheit stammen, aufzudecken und zu bearbeiten.
Sigmund Freud sieht den Menschen als ein Wesen, dessen Verhalten durch Triebe erzeugt und gesteuert wird.
Bestimmte seelische Vorgänge sind im Bewusstsein verborgen (= unbewusst), wirken sich jedoch auf unser Erleben und Verhalten aus.
• Das ES ist die Instanz der Triebe, der Wünsche und Bedürfnisse
• Das ICH ist die Instanz, die die bewusste Auseinandersetzung mit der Realität leistet
• Das ÜBER-ICH ist diejenige Instanz, welche die Wert -und Normvorstellungen umfasst und das Verhalten und Handeln des Ich im Sinne der geltenden Moral führt
Die Entwicklung der Libido verläuft in bestimmten Phasen, die nach dem jeweiligen dominierenden Körperteil benannt sind: orale, anale und phallische Phase.
Wie der Mensch diese Phasen durchläuft, ist von seiner Umwelt, insbesondere von seinen Bezugspersonen und seiner Erziehung abhängig.
1. Orale Phase (1. Lebensjahr) - ES von Geburt an
primäre Quellen für Befriedigung u. Lust = Saugen, Lutschen, Essen
Mutter = Quelle der Sicherheit – Furcht vor Liebesverlust
Säuglinge und Kleinkinder benötigen viel emotionale Zuwendung, eine feste und dauerhafte Bezugsperson, liebevolle Zärtlichkeit, eine geduldige und nicht-abreißende Versorgung, intensive Hautkontakte sowie Kontakte über alle Sinnesorgane
Eltern und Erzieher sollen für eine angemessene, realitätsangepasste Befriedigung der oralen Bedürfnisse sorgen Grundlegung von Persönlichkeitsmerkmalen
Optimistische bzw. pessimistische Lebensgrundeinstellung: Mut, Vertrauen bzw. Minderwertigkeitsgefühle, Misstrauen, Eifersucht, Süchte
2. Anale Phase (2.-3. Lebensjahr) – Entstehung des ICHs
Beziehung zum ICH, zur eigenen Person
Die Reinlichkeitserziehung soll nicht zu streng gehandhabt werden
Eltern und andere Erzieher sollten sie mit viel Geduld und positiven
Erziehungsmaßnahmen, wie z.B. Lob, Anerkennung und Zuneigung durchführen, damit sie das Kind als lustvoll erlebt.
Auch Grenzen müssen gezeigt werden. Nur so lernt das Kind, sich mit der Realität auseinander zu setzen.
Grundlegung von Persönlichkeitsmerkmalen
Offenheit bzw. Geiz, Pedanterie, Sparsamkeit, Pflichtbewusstsein, Leistungsverweigerung, Tricks, Stottern, Schuldgefühle, Scham- und Ekelgefühle, Reinlichkeitsfanatismus, Selbständigkeit, Eigenwillen, Durchsetzungsvermögen, bzw. Unselbständigkeit, Unterordnung
3. Phallische Phase (3.-6. Lebensjahr) – Entstehung des Über-Ichs
Kinder entdecken ihre Geschlechtsorgane als erogene Zone
Die Jungen empfinden eine erotische Zuneigung zu ihrer Mutter und Mädchen zu ihren Vätern
Die Vorbildwirkung der Mutter bzw. des Vaters ist für die Identifizierung mit der jeweiligen Geschlechtsrolle von entscheidender Bedeutung
Eine positive Beziehung zum Kind sowie ein entspanntes, angstfreies, emotional getragenes und harmonisches Familienklima können einen ungünstigen Konflikt verhindern
Überlegen- bzw. Unterlegenheitsgefühle vor allem dem anderen Geschlecht.
Abwehrmechanismen
= Abwehrmechanismen (Schutzmaßnahmen)
Jeder Mensch setzt in seinem Leben unbewusst mehr oder weniger oft Abwehrmechanismen ein, um mit seinen Problemen fertig zu werden. Bei übermäßigem Einsatz können jedoch seelische Störungen auftreten.
- Verdrängung
Triebwünsche Gefühle, Bedürfnisse, Ereignisse oder Erinnerungen, die der Mensch nicht wahrhaben will/kann und die Angst auslösen, werden in das Unbewusste abgeschoben.
- Projektion
Eigenschaften, die die eigene Person betreffen, die man aber an sich selbst nicht wahrhaben kann bzw. will, werden anderen Personen bzw. Gegenständen zugeschrieben und dort bekämpft.
- Reaktionsbildung
Um Verdrängungen zu sichern, wird im Bewusstsein das Gegenteil des zu Verdrängenden fixiert, die Abwehr der Angst geschieht also durch die Verkehrung ins Gegenteil.
- Verschiebung
Wünsche und Bedürfnisse, die sich nicht am Original befriedigen können, werden an einem Ersatzobjekt realisiert.
- Rationalisierung
Verpönte Wünsche und Bedürfnisse sowie unangepasste Verhaltensweisen werden mit „vernünftigen“ Gründen gerechtfertigt, um die wahren Gründe, die man nicht wahrhaben kann/will, zu vertuschen.
- Identifikation
Die Abwehr der Angst gelingt durch die Identifizierung mit einer anderen Person, zum Beispiel mit einer starken Persönlichkeit, einem aggressiven Menschen oder einem Sänger, Musiker bzw. Schauspieler.
- Widerstand
Der Mensch wehrt sich gegen das Aufdecken verdrängter Inhalte und Vorgänge.
- Sublimierung
Nicht zugelassene Wünsche und Bedürfnisse werden in Leistungen umgesetzt, die sozial erwünscht sind oder sogar hoch bewertet werden.
- Fixierung und Regression
Auch bei der Fixierung, dem Stehenbleiben auf bestimmten frühkindlichen Entwicklungsphasen und der Regression dem Zurückfallen auf eine bereits überwundene Phase der Entwicklung, handelt es sich um Abwehrmechanismen.
Stellen Sie die Entwicklungsphasen nach Erikson dar.
Erik Erikson, ein Psychoanalytiker (USA), hat eine weithin akzeptierte Theorie zur Persönlichkeitsentwicklung veröffentlicht. „Krisen sind Situationen, die uns erlauben, uns zu ändern, zu wachsen und mehr über uns zu lernen.“
Die 8 Entwicklungsphasen nach Erik Erikson: Wir lernen und entwickeln uns schrittweise
- Vertrauen gegen Misstrauen (1. Lebensjahr)
Merksatz
„Ich bin, was man mir gibt.“
Merkmale der Phase:
Ur-Vertrauen
Das Ur-Vertrauen meint, dass sich der Säugling ganz auf die Bezugsperson(en) verlässt. Das Kind muss gefüttert, gepflegt, umsorgt, geschützt und geliebt werden.
Die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse durch andere Personen ist für das Kind überlebenswichtig.
Für Erikson gilt die Mutter als erste Bezugsperson. Er gibt der Bindung zur Mutter daher eine bedeutende Rolle.
Ur-Misstrauen
Das Ur-Misstrauen beschreibt das Gefühl des Kindes von Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein.
Folgen
Halten sich beide Gefühle die Waage, kann der heranwachsende Mensch in gesundem Maße vertrauen und misstrauen.
Werden die Bedürfnisse des Kindes nach körperlicher Nähe, Sicherheit, Geborgenheit, Nahrung oder Ähnlichem verweigert oder vernachlässigt, entwickelt es Bedrohungsgefühle und Ängste. Das Gefühl der Hilflosigkeit und der Eindruck, die Umwelt nicht beeinflussen zu können, können im Ur-Misstrauen enden.
Wenn sich die Gefühle des Ur-Misstrauens festigen, können sie zum stetigen Begleiter im späteren Leben werden. Es können ein Gefühl der Leere oder des „Verlassenwerdens“, aber auch gieriges Verhalten oder Abhängigkeiten entstehen.
- Autonomie gegen Scham und Zweifel (2., 3. Lebensjahr)
„Ich bin, was ich will.“
Autonomie
Die Entwicklung der kindlichen Autonomie (Selbstständigkeit, Entscheidungs- und Handlungsfreiheit) erfolgt durch die Erforschung der Umwelt.
Das Kind erkundet, lernt und handelt nach seinem eigenen Willen. Es merkt dabei, dass die eigenen Wünsche nicht immer angemessen sind.
Die Bedingung für die Autonomieentwicklung ist das Vertrauen zur Bezugsperson. Die erste Phase muss also abgeschlossen sein. Das Kind muss das Gefühl haben, die Umwelt erkunden zu können, ohne dass das Ur-Vertrauen verloren geht.
Scham und Zweifel
Wenn die Eltern dem Kind nicht ausreichend vertrauen und die Erkundung seiner Umwelt einschränken oder den Drang des Kindes unterdrücken, nimmt das Kind seine Bedürfnisse und Wünsche als inakzeptabel oder als „schmutzig“ wahr. Es entstehen Scham und Zweifel.
Wird diese Phase bewältigt, entwickelt das Kind eine gesunde Autonomie.
Wenn Scham und Zweifel überwiegen, sind zwanghafte Charakterzüge im späteren Leben möglich:
Perfektionismus
Kleinlichkeit
Geiz in Bezug auf Liebe, Zeit und Geld
übermäßige Betonung von Recht und Ordnung
hohe Selbstkritik (Unsicherheit und Zweifel an sich selbst)
Putz- oder Waschzwang
- Initiative gegen Schuldgefühl (4., 5. Lebensjahr)
„Ich bin, was ich mir vorstellen kann, zu werden.“
Initiative
Das Kind entscheidet, was es möchte. Es beginnt, seine Macht und Kontrolle über die Welt spielerisch zu behaupten. Im Fokus stehen hier „so tun als ob“-Spiele. Dabei spielt das Kind zum Beispiel mit einem Spielzeugtelefon, als ob es wie die Bezugsperson telefonieren würde.
Schuldgefühl
Das Kind entwickelt ein eigenes Moralgefühl. Es weiß, wenn es etwas falsch gemacht hat, und fühlt sich dadurch beschämt und unwohl.
Ödipuskomplex (nach Siegmund Freud)
Nach Erikson ist die Bewältigung des Ödipuskomplexes zentral.
Die Bindung zwischen Mutter und Kind öffnet sich. Das Kind erkennt die Bedeutung anderer Personen im Leben der Mutter. Auch im Leben des Kindes gewinnen andere Personen an Bedeutung.
Der Ödipuskomplex beschreibt, dass ein Kind mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil rivalisiert, da es das gegengeschlechtliche Elternteil umwirbt. Das heißt konkret, dass sich die Tochter in den Vater verliebt und eifersüchtig auf die Mutter ist. Bei einem Sohn wäre es andersherum: er ist in die Mutter verliebt und konkurriert daher mit dem Vater.
Entsteht hier eine Balance, kann eine gesunde Entwicklung der Moral stattfinden.
Wird das Kind mit zu vielen Verboten konfrontiert, kann die Ansicht gefestigt werden, dass es selbst und all seine Bedürfnisse schlecht sind.
Angst und Schuldgefühle können zu Selbsteinschränkungen führen. Es kann auch zu Überkompensation kommen, bei der der eigene Wert nur über Leistung definiert wird.
- Werksinn gegen Minderwertigkeitsgefühl (6. Lebensjahr bis Pubertät)
„Ich bin, was ich lerne.“
Werksinn
Das Kind erschafft in dieser Phase gerne etwas mit den eigenen Händen (zum Beispiel mit Knetmasse oder Bausteinen) und möchte dafür gelobt werden. Es hat das Bedürfnis, etwas Nützliches und Gutes zu tun.
Der Fokus liegt darauf, an der Welt der Erwachsenen teilhaben zu können. Es geht nicht mehr nur um „so tun als ob“ wie in Phase 3, sondern darum, die Tätigkeiten der Erwachsenen auch auszuführen. Das Kind beobachtet viel und möchte, dass ihm gezeigt wird, wie es sich mit etwas beschäftigen und mit anderen zusammen arbeiten kann.
Minderwertigkeitsgefühl
Wird das Kind in dieser Phase unterschätzt, fühlt es sich minderwertig. Bei Überforderung kommt es zum Scheitern.
Ist diese Phase erfolgreich bewältigt worden, hat das Kind ein gesundes Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeitenentwickelt.
Wird dieser Konflikt nicht bewältigt, können Ängste oder Überkompensationen entstehen. Es entsteht eine Angst vor…
… dem Arbeiten und Leisten
… dem Versagen
Überkompensation, um Anerkennung durch Arbeit und Leistung zu bekommen:
Arbeitsversessenheit
Pflichtversessenheit
Langfristig kann das zu einem mangelnden Selbstbewusstseinführen.
- Identität gegen Identitätsdiffusion (13. bis 20. Lebensjahr)
„Ich bin, was ich bin.“
Identität
Durch die beschleunigte körperliche Entwicklung kommen drei Fragen auf:
Wer bin ich?
Was erwarte ich von meinem Leben?
Welchen Platz habe ich in dieser Gesellschaft?
Das Selbstbild wird durch das Wissen über sich selbst und über die Welt geformt. Die Jugendlichen beschäftigen sich damit, was andere über sie denken und prüfen, ob diese Wahrnehmung mit ihrem eigenen Bild von sich selbst übereinstimmt.
Der Freundeskreis gewinnt stark an Bedeutung. Oft werden Idole verehrt.
Identitätsdiffusion
Wenn die Ausbildung der Identität nicht erfolgreich ist, zieht sich die Person aus der Gesellschaft zurück.
Unter Umständen schließt sie sich einer Gruppe an, die ihr eine gemeinsame Identität (alle haben gemeinsame Vorstellungen) und ein Gefühl der Zugehörigkeit bietet.
Wird der Konflikt bewältigt, entsteht die Fähigkeit zur Treue.
Ist die Entwicklung der Identität nicht erfolgreich, kommt es zur Identitätsdiffusion.
Intoleranz gegenüber Menschen mit anderen Vorstellungen kann entstehen, wenn…
… die eigene Identität zu stark oder die Rolle in der Gesellschaft zu strikt gesehen wird; oder
… der gleichaltrige Freundeskreis (die sogenannte Peer Group) Druck ausübt und innerhalb der Gruppe andere Menschen und Gruppen nicht akzeptiert werden.
- Intimität und Solidarität gegen Isolierung (20 bis etwa 45 Jahre)
„Ich bin, was ich liebe.“
Intimität und Solidarität (Nähe und Verbundenheit)
Wurde die eigene Identität in der vorausgegangenen Phase gefestigt, ist die Grundlage für Intimität geschaffen. Bisher stand die Beschäftigung mit sich selbst im Vordergrund — nun können intime Freundschaften und Beziehungen aufgebaut werden.
Wer eine gefestigte Identität hat, kennt sich selbst und kann sich mit den eigenen Bedürfnissen und Wünschen in Bezug auf eine Partnerschaft oder Freundschaft auseinandersetzten.
In der heutigen Zeit wird der Aufbau von Intimität erschwert, durch…
… den Fokus auf Karriere,
… großstädtisches Leben und die
… zunehmende Mobilität.
Isolation (Zeit für sich)
Isolation bedeutet hier, dass der Mensch Möglichkeiten braucht, sich von sozialen Interaktionen zurückzuziehen und sich Zeit für sich zu nehmen.
Bei überwiegender Isolation kann es zur Exklusivität kommen: die betroffene Person isoliert sich von Freundschaften, Liebe und Gemeinschaft.
Sind beide Seiten ausbalanciert, ist der Mensch fähig zur Liebe und kann Freundschaften und Partnerschaften aufrechterhalten.
Überwiegt eine der beiden Seiten, kann es zur…
Selbstaufopferung(die Bedürfnisse der anderen Person stehen ständig über den eigenen) oder zur
Exklusivität(Rückzug) und Einsamkeit kommen.
- Generativität gegen Selbstabkapselung (45 bis 65 Jahre)
„Ich bin, was ich bereit bin zu geben.“
Generativität
Generativität meint das Kümmern um zukünftige Generationen: Die eigenen Kinder sowie die gesamte nächste Generation soll in einer guten Welt leben können.
Zentrale Fragen:
Was kann ich hinterlassen?
Was ist mein Erbe?
Das Kümmern erfolgt durch Aspekte, die für die nachfolgenden Generationen „brauchbar“ sind:
Unterrichten(nächsten Generation etwas Brauchbares mitgeben),
Kunst (nächsten Generation etwas hinterlassen),
Wissenschaft(herausragende Leistungen und Erkenntnisse für Zukunft hinterlassen) und
soziales Engagement(sich für die nächste Generation einsetzen und ihr helfen).
Stagnation und Selbstabsorption
Wenn sich eine Person nur um sich selbst und um niemanden sonst kümmert, nennt Erikson das Stagnation.
Die Person wendet sich immer mehr von anderen Menschen ab. Daher wenden sich auch die anderen Menschen von der Personen ab. Diesen Prozess nennt Erikson Selbstabsorption.
Wird die Phase erfolgreich abgeschlossen, ist die Person zur Fürsorge fähig, ohne sich dabei selbst aus den Augen zu verlieren.
Wenn sich eine Person für das Wohl der anderen selbst vernachlässigt, ist das zu viel Generativität.
Stagnation führt dazu, dass die Person niemanden wichtiger nimmt als sich selbst. Das führt zur Selbstabsorption.
- Integrität gegen Verzweiflung (65 Jahre bis Tod)
„Ich bin, was ich mir angeeignet habe.“
Ich-Integrität
Die „Ich-Integrität“ meint einen wohlwollenden Rückblick auf das Leben und die Akzeptanz von dem, was man geworden ist.
Ist die „Ich-Integrität“ erreicht, kann man den Tod als sein Ende akzeptieren.
Verzweiflung
Zur Verzweiflung kommt es, wenn die Person…
Angst vor dem Tod hat und
Dinge im Leben stark bereut.
Setzt sich der Mensch in dieser Phase mit Alter und Tod auseinander und bewältigt sie dadurch erfolgreich, erlangt er Weisheit.
Weisheit nach Erikson ist:
dem Tod ohne Angst entgegenzusehen;
das geführte Leben anzunehmen;
sowie die Fehler und das Glück darin zu sehen und zu akzeptieren.
Ziel ist es, zufrieden auf das eigene Leben zurückzublicken und dem Tod ohne Furcht gegenüberzutreten.
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