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Psychologie

CS
by Carolin S.

Verhaltenstherapie (Verhaltenstherapeutisches Arbeiten)

Die Verhaltenstherapie wurde v.a. in den USA aus der Lerntheorie entwickelt. Der Kerngedanke ist, dass (problematisches) Verhalten erlernt wurde und auch wieder "verlernt" werden kann, bzw. neue, angemessenere Verhaltensmuster erlernt werden können. Seitdem wurde die Verhaltenstherapie in vielerlei Weise weiterentwickelt, hervorzuheben ist hier insbesondere die Integration kognitiver Elemente. Gemeint ist hiermit die Erweiterung des Fokus über reines Verhalten hinaus, es werden nun stärker das Erleben, die Gedanken und Gefühle der Patienten/Klienten miteinbezogen.

Am Anfang der Behandlung bespricht der Therapeut zusammen mit dem Patienten dessen Probleme und untersucht, welche Bedingungen und Verhaltensweisen dazu führen. In der modernen Verhaltenstherapie werden dafür auch Gefühle, Gedanken und körperliche Prozesse genauer betrachtet. Die erweiterte Verhaltensanalyse schließt außerdem das Umfeld des Patienten mit ein, wie zum Beispiel das Verhalten von Familienangehörigen, Arbeitskollegen, Freunden und Bekannten.

Nachdem der Psychotherapeutdas Problem und die dazu führenden Verhaltensweisen analysiert hat, legt er zusammen mit dem Patienten die Therapieziele in einer Zielvereinbarung (Therapievertrag) fest. Sind die Ziele bestimmt, wählen Therapeut und Patient gemeinsam die passenden Methoden aus. In der Verhaltenstherapie können inzwischen mehr als fünfzig verschiedene Einzelverfahren eingesetzt werden.

Die Verhaltenstherapie bietet Hilfe, wenn das Denken, Fühlen, Erleben oder Handeln gestört ist. Sie ist für Erwachsene sowie für Kinder und Jugendliche geeignet. Besonders bewährt hat sie sich bei Depressionen und Ängsten (Phobien, Panikattacken), sowie bei Essstörungen,Süchten und Zwängen. Therapeuten setzen sie auch bei der Hilfe nach Traumata (zum Beispiel nach Unfällen oder Missbrauch), Selbstsicherheitsproblemen, stressbedingten Erkrankungen wie Burnout und Lebenskrisen ein.

Die Verhaltenstherapie selbst verzichtet auf Medikamente. Sie kann aber auch begleitend medikamentöse und andere medizinische Behandlungen ergänzen.

Bei ambulanten Psychotherapien in der gesetzlichen Krankenversicherung gab es bis jetzt sogenannte Kurzzeittherapien und Langzeittherapien. Je nachdem variierte die Länge zwischen durchschnittlich 25 und 45 Stunden, wobei unter einer Therapiestunde ungefähr 50 Minuten verstanden werden.

Üblicherweise erfolgt bei einer laufenden Therapie eine Sitzung pro Woche. Manche Probleme lassen sich aber auch schneller lösen, dann sind beispielsweise nur zehn Stunden nötig. Die Krankenkassen bezahlen höchstens 80 Therapiestunden.

Typische Elemente einer Verhaltenstherapie sind z.B. Problem- und Bedingungsanalysen für eine genaue Diagnose und Klärung des Problems. Die Arbeit ist ziel- und lösungsorientiert, häufig werden Verhaltensübungen eingesetzt, die sowohl offen (in der Sitzung oder als Hausaufgaben) oder auch verdeckt, d.h. nur in der Vorstellung der Patienten/Klienten durchgeführt werden können.

Klassische therapeutische Techniken der Verhaltenstherapie sind:

- Kognitive Verhaltenstherapie

- Konfrontation mit beispielsweise angstauslösenden Reizen (z.B. Exposition, systematische Desensibilisierung). Die Patienten werden stufenweise, systematisch desensibilisiert (Habituierung)

- Verstärkung ("Belohnung") von erwünschtem und Löschung ("Nichtbeachtung") unerwünschten Verhaltens.

Konfrontationstherapie

Die Konfrontationstherapie erfolgt vor allem, um Angst- und Zwangsstörungen zu behandeln. Wenn der Patient zustimmt, wird er Schritt für Schritt – und keinesfalls "überfallartig"

  • seinen angstauslösenden Reizen ausgesetzt. Dies können zum Beispiel

  • bei Angsterkrankungen enge Räume (Klaustrophobie) oder große Plätze (Agoraphobie) sein

  • oder soziale Situationen wie sprechen vor anderen (soziale Phobie).

  • Bei speziellen einzelne Reize, wie zum Beispiel Spinnen oder große Höhe,Panikreaktionen

Die Konfrontationstherapie nennt man auch Reizkonfrontationstherapie oder auch Expositionstherapie.

Formen der Konfrontationstherapie:

  • massive Konfrontation mit dem Angstauslöser

    • Es wird schnell das Maximum der Angst erlebt und überwunden. Der Angstpatient benötigt sehr viel Mut und Kraft.

  • Massive Konfrontation wird auch „Flooding“ genannt.

  • gestufte Konfrontation – der Angstkranke gewöhnt sich langsam an die Angstauslöser.

Das Vertrauen zu sich selbst soll schrittweise gestärkt werden. Eine gestufte Konfrontation eignet sich besonders für Angstkranke, die seelisch und körperlich erschöpft sind und sehr empfindlich auf Stress reagieren.

Durch die langsame, schrittweise Gewöhnung unter Aufsicht des Therapeuten erlebt der Patient, dass sich die Angst nicht ins Unendliche steigert, sondern dass er sich langsam daran gewöhnt, auch wenn er nicht davor "flieht". Ähnlich funktioniert es mit Zwangsstörungen, Phobien und bei PTBS (Posttraumatischen Belastungsstörungen).

Der Patient erkennt, dass kein schreckliches Ereignis eintritt, wenn er seine zwanghaften Handlungen nicht ausführen darf. So kann er durch die Konfrontation die Angst beziehungsweise den Zwang "verlernen".

- Konfrontation in sensu – Konfrontation mit angstauslösenden Situationen und Dingen in der Vorstellung (gedanklich).

Operante Konditionierung (Frederic Skinner)

Bei der operanten Konditionierung (engl.: operant conditioning) wird Einfluss auf die Auftrittshäufigkeit einer Verhaltensweise genommen. Erwünschte Verhaltensweisen werden durch angenehme Konsequenzen (Positive Verstärkung) bzw. durch das Ausbleiben unangenehmer Konsequenzen (Negative Verstärkung) belohnt. Unerwünschte Verhaltensweisen werden durch unangenehme Konsequenzen (Positive Bestrafung) bzw. durch das Ausbleiben angenehmer Konsequenzen (Negative Bestrafung) unterdrückt. 

Verstärkung

Bei einer Verstärkung (engl.: reinforcement) soll ein erwünschtes Verhalten häufiger gezeigt werden. Um das zu erreichen, hast du bei der operanten Konditionierung zwei Möglichkeiten:

  1. Positive Verstärkung: Das erwünschte Verhalten belohnst du mit einer angenehmen Konsequenz, indem du dem Individuum zum Beispiel Geld oder Nahrung gibst. Aber auch Achtung und Anerkennung können als positive Verstärker wirken.

  2. Negative Verstärkung: Du belohnst ein erwünschtes Verhalten, indem die aversiven Konsequenzen ausbleiben, wenn die Verhaltensweise gezeigt wird. Du entfernst zum Beispiel extremen Lärm oder grelles Licht vom Individuum. 

Bestrafung

Durch eine Bestrafung (engl.: punishment) möchtest du ein unerwünschtes Verhalten unterdrücken. Auch hier hast du wieder zwei Möglichkeiten:

  1. Positive Bestrafung: Du kannst das unerwünschte Verhalten bestrafen, indem dieser Verhaltensweise eine unangenehme Konsequenz folgt. Das Individuum wird zum Beispiel extremen Lärm ausgesetzt oder ein Kind bekommt Hausarrest.

  2. Negative Bestrafung: Das unerwünschte Verhalten kannst du auch unterdrücken, indem eine angenehme Konsequenz auf das Verhalten hin ausbleibt. Du kannst dem Individuum zum Beispiel Nahrung wegnehmen oder es nicht mehr begrüßen.

Theorie des Modelllernens (Albert Bandura)

  • Albert Bandura entwickelte das Modelllernen (auch Lernen am Modell, Nachahmungslernen, Beobachtungslernen, Imitationslernen, Soziale Lerntheorie, Soziales Lernen, Sozial-Kognitive Lerntheorie)

  • Menschen lernen nicht nur anhand von Verhaltenskonsequenzen, sondern auch durch Beobachtung

  • Erfahrungen und Wissen (z.B. Fertigkeiten) anderer können an andere weitergegeben werden

  • Im Gegensatz zur klassischen und operanten Konditionierung kann durch das Lernen am Modell völlig neues Wissen/Verhalten erlernt werden

  • Das Lernen ist nicht mehr von vorhandenen Reiz-Reaktions-Verbindungen abhängig, die zumindest ansatzweise bereits vorhanden sein müssen

  • Ein Modell wird nachgeahmt (bewusst und unbewusst), da das Verhalten bzw. die Fähigkeit des Modells (das Modellverhalten) zu einer positiven Konsequenz geführt hat

  • Eine Person (Modell) wird beobachtet. Erscheint das Modellverhalten als sinnvoll und ist es dem Nachahmenden (Lernenden) möglich, dieses Verhalten zu imitieren, so wird das Verhalten nachgeahmt (imitiert).

"Laut Bandura müssen vier Voraussetzungen erfüllt werden, um ein Modell erfolgreich nachzuahmen:

1. Aufmerksamkeit: Ein Modell kann nicht imitiert werden, wenn es nicht beobachtet wird

2. Retention und Speicherung: Das wahrgenommene Verhalten muss behalten werden, um

auch später und bei Abwesenheit des Modells ausgeführt werden zu können

3. Motorische Reproduktion: Um ein Verhalten gut reproduzieren zu können, muss die

Person über die dazu benötigten motorischen Fähigkeiten verfügen

4. Bekräftigung und Motivation: Die Person muss das wahrgenommene Verhalten als Bekräftigung erfahren und motiviert sein, dem Modell zu folgen"(Mönks & Knoers(1996,97)

Kognitive Entwicklungspsychologie nach Piaget.

Piagets umfassende Theorie zur kognitiven Entwicklung beschäftigt sich mit der Entwicklung der menschlichen Intelligenz und wird in dem Piaget Stufenmodell zusammengefasst

Piaget kognitive Entwicklung - Entwicklung der Funktionen, wie z.B.: Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Kreativität.

Kinder entwickeln sich schrittweise. Im Fokus steht das Streben nach Gleichgewicht.

Dieses Gleichgewicht, von Piaget als Äquilibration bezeichnet, erfolgt durch

Akkommodation und Assimilation. Alle Manschen haben das Bedürfnis, ein Gleichgewicht zwischen der wahrgenommenen Umwelt und den eigenen kognitiven Strukturen herzustellen bzw. zu erhalten.

Kognitive Adaptation (Anpassung) des Individuums an die Erfordernisse der Welt wird als Grundlage der Entwicklung bezeichnet. Sie vollzieht sich in zwei elementaren Prozessen:

- Assimilation – Die neue Information (neue Erfahrung) wird erfolgreich in ein bereits bekanntes Wahrnehmungsschema eingefügt.

- Akkommodation – Die neue Information passt nicht zu bereits vorhandenen Schemata. Kinder müssen also lernen, ihr anfänglich nur sehr eingeschränktes Denkmuster stetig an die in der Umwelt gemachten Erfahrungen anzupassen.

Beide Prozesse laufen stets parallel ab. Zudem entwickeln sich auch die Sinne stetig weiter, sodass eine neu gewonnene Fähigkeit entweder in bekannte Strukturen eingebettet oder in einer neuen Struktur festgehalten werden muss.

Die kognitive Entwicklung umfasst laut Piaget 4 Entwicklungsstufen.

 sensomotorische Intelligenz (0 bis 2 Jahre)

 präoperationale Intelligenz (2 bis 7 Jahre)

 konkret-operationale Intelligenz (7 bis 11 Jahre)

 formal-operationale Intelligenz (ab 11 Jahren)

Die Entwicklungsstufen bauen aufeinander auf:

1. Stadium der sensomotorischen Intelligenz (Kinder von 0-2 Jahren)

- Sinneserfahrung

- Jeder Gegenstand wird mit der Zunge analysiert

- Das Erreichen der Objektpermanenz stellt für Piaget einen ersten Markstein dar, denn am Ende der sensuomotorischen Phase begreifen Kinder, dass ein Gegenstand auch dann noch weiter existieren kann, wenn er für sie nicht mehr sichtbar ist.

2. Stadium der präoperationalen Intelligenz (Kinder von 2-7 Jahren)

- Sprache und Symbolgebrauch

- Das Kind geht davon aus, dass andere Menschen die Welt genauso wie sie sehen (Egozentrismus)

- Das kindliche Denken wird mehr von der Wahrnehmung als von der Logik

- Das Kind gibt Gegenständen menschliche Eigenschaften

- Kinder nutzen ihre Fantasie und vermischen diese oft mit der Realität

- Das Kind hält unbelebte Dinge (Bilder und Träume) für real und lebendig

- Ist sehr neugierig

3. Stadium der konkret-operationalen Intelligenz (Kinder von 7-11 Jahren)

- Logisches Denken - Kind kann in Gedanken mit Objekten umgehen,

- wenn es vorher schon damit konkret gehandelt hat

- Das Kind kann sich in andere hineinversetzen (Dezentrierung)

- Experimentierphase

- Invarianz (Kind versteht, dass gewissen Eigenschaften eines Objektes konstant sind)

4. Stadium der formal-operationalen Intelligenz (Kinder und Jugendliche ab 11/12 Jahren, bis …)

Hypothetisches Denken und wissenschaftliche Rationalität

- Die höchste Form des logischen Denkens wird erreicht

- Probleme können theoretisch analysiert werden

- Fragestellungen können systematisch durchdacht werden

- Logische Schlussfolgerungen sind möglich

Eine Phase muss abgeschlossen werden, damit die nächste angefangen werden kann.

Piaget betont bei seinem Stufenmodell, dass die Übergänge von Stufe zu Stufe individuell unterschiedlich sind (auch wenn Angaben zum Alter gemacht werden).

Die Grundannahmen der Psychoanalyse und Grundlegung von Persönlichkeitsmerkmalen

Die psychoanalytische Behandlungsmethode ist ein Verfahren, das versucht Konflikte, die aus der frühen Kindheit stammen, aufzudecken und zu bearbeiten.

Sigmund Freud sieht den Menschen als ein Wesen, dessen Verhalten durch Triebe erzeugt und gesteuert wird.

Bestimmte seelische Vorgänge sind im Bewusstsein verborgen (= unbewusst), wirken sich jedoch auf unser Erleben und Verhalten aus.

• Das ES ist die Instanz der Triebe, der Wünsche und Bedürfnisse

• Das ICH ist die Instanz, die die bewusste Auseinandersetzung mit der Realität leistet

• Das ÜBER-ICH ist diejenige Instanz, welche die Wert -und Normvorstellungen umfasst und das Verhalten und Handeln des Ich im Sinne der geltenden Moral führt

Die Entwicklung der Libido verläuft in bestimmten Phasen, die nach dem jeweiligen dominierenden Körperteil benannt sind: orale, anale und phallische Phase.

Wie der Mensch diese Phasen durchläuft, ist von seiner Umwelt, insbesondere von seinen Bezugspersonen und seiner Erziehung abhängig.

1. Orale Phase (1. Lebensjahr) - ES von Geburt an

primäre Quellen für Befriedigung u. Lust = Saugen, Lutschen, Essen

Mutter = Quelle der Sicherheit – Furcht vor Liebesverlust

  • Säuglinge und Kleinkinder benötigen viel emotionale Zuwendung, eine feste und dauerhafte Bezugsperson, liebevolle Zärtlichkeit, eine geduldige und nicht-abreißende Versorgung, intensive Hautkontakte sowie Kontakte über alle Sinnesorgane

  • Eltern und Erzieher sollen für eine angemessene, realitätsangepasste Befriedigung der oralen Bedürfnisse sorgen Grundlegung von Persönlichkeitsmerkmalen

  • Optimistische bzw. pessimistische Lebensgrundeinstellung: Mut, Vertrauen bzw. Minderwertigkeitsgefühle, Misstrauen, Eifersucht, Süchte

2. Anale Phase (2.-3. Lebensjahr) – Entstehung des ICHs

  • Beziehung zum ICH, zur eigenen Person

  • Die Reinlichkeitserziehung soll nicht zu streng gehandhabt werden

  • Eltern und andere Erzieher sollten sie mit viel Geduld und positiven

Erziehungsmaßnahmen, wie z.B. Lob, Anerkennung und Zuneigung durchführen, damit sie das Kind als lustvoll erlebt.

  • Auch Grenzen müssen gezeigt werden. Nur so lernt das Kind, sich mit der Realität auseinander zu setzen.

  • Grundlegung von Persönlichkeitsmerkmalen

  • Offenheit bzw. Geiz, Pedanterie, Sparsamkeit, Pflichtbewusstsein, Leistungsverweigerung, Tricks, Stottern, Schuldgefühle, Scham- und Ekelgefühle, Reinlichkeitsfanatismus, Selbständigkeit, Eigenwillen, Durchsetzungsvermögen, bzw. Unselbständigkeit, Unterordnung

3. Phallische Phase (3.-6. Lebensjahr) – Entstehung des Über-Ichs

  • Kinder entdecken ihre Geschlechtsorgane als erogene Zone

  • Die Jungen empfinden eine erotische Zuneigung zu ihrer Mutter und Mädchen zu ihren Vätern

  • Die Vorbildwirkung der Mutter bzw. des Vaters ist für die Identifizierung mit der jeweiligen Geschlechtsrolle von entscheidender Bedeutung

  • Eine positive Beziehung zum Kind sowie ein entspanntes, angstfreies, emotional getragenes und harmonisches Familienklima können einen ungünstigen Konflikt verhindern

  • Grundlegung von Persönlichkeitsmerkmalen

  • Überlegen- bzw. Unterlegenheitsgefühle vor allem dem anderen Geschlecht.

Abwehrmechanismen

= Abwehrmechanismen (Schutzmaßnahmen)

Jeder Mensch setzt in seinem Leben unbewusst mehr oder weniger oft Abwehrmechanismen ein, um mit seinen Problemen fertig zu werden. Bei übermäßigem Einsatz können jedoch seelische Störungen auftreten.

- Verdrängung

Triebwünsche Gefühle, Bedürfnisse, Ereignisse oder Erinnerungen, die der Mensch nicht wahrhaben will/kann und die Angst auslösen, werden in das Unbewusste abgeschoben.

- Projektion

Eigenschaften, die die eigene Person betreffen, die man aber an sich selbst nicht wahrhaben kann bzw. will, werden anderen Personen bzw. Gegenständen zugeschrieben und dort bekämpft.

- Reaktionsbildung

Um Verdrängungen zu sichern, wird im Bewusstsein das Gegenteil des zu Verdrängenden fixiert, die Abwehr der Angst geschieht also durch die Verkehrung ins Gegenteil.

- Verschiebung

Wünsche und Bedürfnisse, die sich nicht am Original befriedigen können, werden an einem Ersatzobjekt realisiert.

- Rationalisierung

Verpönte Wünsche und Bedürfnisse sowie unangepasste Verhaltensweisen werden mit „vernünftigen“ Gründen gerechtfertigt, um die wahren Gründe, die man nicht wahrhaben kann/will, zu vertuschen.

- Identifikation

Die Abwehr der Angst gelingt durch die Identifizierung mit einer anderen Person, zum Beispiel mit einer starken Persönlichkeit, einem aggressiven Menschen oder einem Sänger, Musiker bzw. Schauspieler.

- Widerstand

Der Mensch wehrt sich gegen das Aufdecken verdrängter Inhalte und Vorgänge.

- Sublimierung

Nicht zugelassene Wünsche und Bedürfnisse werden in Leistungen umgesetzt, die sozial erwünscht sind oder sogar hoch bewertet werden.

- Fixierung und Regression

Auch bei der Fixierung, dem Stehenbleiben auf bestimmten frühkindlichen Entwicklungsphasen und der Regression dem Zurückfallen auf eine bereits überwundene Phase der Entwicklung, handelt es sich um Abwehrmechanismen.

Stellen Sie die Entwicklungsphasen nach Erikson dar.

Erik Erikson, ein Psychoanalytiker (USA), hat eine weithin akzeptierte Theorie zur Persönlichkeitsentwicklung veröffentlicht. „Krisen sind Situationen, die uns erlauben, uns zu ändern, zu wachsen und mehr über uns zu lernen.“

Die 8 Entwicklungsphasen nach Erik Erikson: Wir lernen und entwickeln uns schrittweise

- Vertrauen gegen Misstrauen (1. Lebensjahr)

Merksatz

„Ich bin, was man mir gibt.“

Merkmale der Phase:

Ur-Vertrauen

Das Ur-Vertrauen meint, dass sich der Säugling ganz auf die Bezugsperson(en) verlässt. Das Kind muss gefüttert, gepflegt, umsorgt, geschützt und geliebt werden.

Die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse durch andere Personen ist für das Kind überlebenswichtig.

Für Erikson gilt die Mutter als erste Bezugsperson. Er gibt der Bindung zur Mutter daher eine bedeutende Rolle. 

Ur-Misstrauen

Das Ur-Misstrauen beschreibt das Gefühl des Kindes von Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein.

Folgen

Halten sich beide Gefühle die Waage, kann der heranwachsende Mensch in gesundem Maße vertrauen und misstrauen.

Werden die Bedürfnisse des Kindes nach körperlicher Nähe, Sicherheit, Geborgenheit, Nahrung oder Ähnlichem verweigert oder vernachlässigt, entwickelt es Bedrohungsgefühle und Ängste. Das Gefühl der Hilflosigkeit und der Eindruck, die Umwelt nicht beeinflussen zu können, können im Ur-Misstrauen enden.

Wenn sich die Gefühle des Ur-Misstrauens festigen, können sie zum stetigen Begleiter im späteren Leben werden. Es können ein Gefühl der Leere oder des „Verlassenwerdens“, aber auch gieriges Verhalten oder Abhängigkeiten entstehen.

- Autonomie gegen Scham und Zweifel (2., 3. Lebensjahr)

Merksatz

„Ich bin, was ich will.“

Merkmale der Phase:

Autonomie

Die Entwicklung der kindlichen Autonomie (Selbstständigkeit, Entscheidungs- und Handlungsfreiheit) erfolgt durch die Erforschung der Umwelt.

Das Kind erkundet, lernt und handelt nach seinem eigenen Willen. Es merkt dabei, dass die eigenen Wünsche nicht immer angemessen sind.

Die Bedingung für die Autonomieentwicklung ist das Vertrauen zur Bezugsperson. Die erste Phase muss also abgeschlossen sein. Das Kind muss das Gefühl haben, die Umwelt erkunden zu können, ohne dass das Ur-Vertrauen verloren geht.

Scham und Zweifel

Wenn die Eltern dem Kind nicht ausreichend vertrauen und die Erkundung seiner Umwelt einschränken oder den Drang des Kindes unterdrücken, nimmt das Kind seine Bedürfnisse und Wünsche als inakzeptabel oder als „schmutzig“ wahr. Es entstehen Scham und Zweifel.

Folgen

Wird diese Phase bewältigt, entwickelt das Kind eine gesunde Autonomie.

Wenn Scham und Zweifel überwiegen, sind zwanghafte Charakterzüge im späteren Leben möglich:

  • Perfektionismus

  • Kleinlichkeit

  • Geiz in Bezug auf Liebe, Zeit und Geld

  • übermäßige Betonung von Recht und Ordnung

  • hohe Selbstkritik (Unsicherheit und Zweifel an sich selbst)

  • Putz- oder Waschzwang

- Initiative gegen Schuldgefühl (4., 5. Lebensjahr)

Merksatz

„Ich bin, was ich mir vorstellen kann, zu werden.“

Merkmale der Phase:

Initiative

Das Kind entscheidet, was es möchte. Es beginnt, seine Macht und Kontrolle über die Welt spielerisch zu behaupten. Im Fokus stehen hier „so tun als ob“-Spiele. Dabei spielt das Kind zum Beispiel mit einem Spielzeugtelefon, als ob es wie die Bezugsperson telefonieren würde.

Schuldgefühl

Das Kind entwickelt ein eigenes Moralgefühl. Es weiß, wenn es etwas falsch gemacht hat, und fühlt sich dadurch beschämt und unwohl.

Ödipuskomplex (nach Siegmund Freud)

Nach Erikson ist die Bewältigung des Ödipuskomplexes zentral.

Die Bindung zwischen Mutter und Kind öffnet sich. Das Kind erkennt die Bedeutung anderer Personen im Leben der Mutter. Auch im Leben des Kindes gewinnen andere Personen an Bedeutung.

Der Ödipuskomplex beschreibt, dass ein Kind mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil rivalisiert, da es das gegengeschlechtliche Elternteil umwirbt. Das heißt konkret, dass sich die Tochter in den Vater verliebt und eifersüchtig auf die Mutter ist. Bei einem Sohn wäre es andersherum: er ist in die Mutter verliebt und konkurriert daher mit dem Vater.

Folgen

Entsteht hier eine Balance, kann eine gesunde Entwicklung der Moral stattfinden.

Wird das Kind mit zu vielen Verboten konfrontiert, kann die Ansicht gefestigt werden, dass es selbst und all seine Bedürfnisse schlecht sind.

Angst und Schuldgefühle können zu Selbsteinschränkungen führen. Es kann auch zu Überkompensation kommen, bei der der eigene Wert nur über Leistung definiert wird.

- Werksinn gegen Minderwertigkeitsgefühl (6. Lebensjahr bis Pubertät)

Merksatz

„Ich bin, was ich lerne.“

Merkmale der Phase:

Werksinn

Das Kind erschafft in dieser Phase gerne etwas mit den eigenen Händen (zum Beispiel mit Knetmasse oder Bausteinen) und möchte dafür gelobt werden. Es hat das Bedürfnis, etwas Nützliches und Gutes zu tun.

Der Fokus liegt darauf, an der Welt der Erwachsenen teilhaben zu können. Es geht nicht mehr nur um „so tun als ob“ wie in Phase 3, sondern darum, die Tätigkeiten der Erwachsenen auch auszuführen. Das Kind beobachtet viel und möchte, dass ihm gezeigt wird, wie es sich mit etwas beschäftigen und mit anderen zusammen arbeiten kann.

Minderwertigkeitsgefühl

Wird das Kind in dieser Phase unterschätzt, fühlt es sich minderwertig. Bei Überforderung kommt es zum Scheitern.

Folgen

Ist diese Phase erfolgreich bewältigt worden, hat das Kind ein gesundes Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeitenentwickelt.

Wird dieser Konflikt nicht bewältigt, können Ängste oder Überkompensationen entstehen. Es entsteht eine Angst vor…

  • … dem Arbeiten und Leisten

  • … dem Versagen

Überkompensation, um Anerkennung durch Arbeit und Leistung zu bekommen:

  • Arbeitsversessenheit

  • Pflichtversessenheit

Langfristig kann das zu einem mangelnden Selbstbewusstseinführen.

- Identität gegen Identitätsdiffusion (13. bis 20. Lebensjahr)

Merksatz

„Ich bin, was ich bin.“

Merkmale der Phase:

Identität

Durch die beschleunigte körperliche Entwicklung kommen drei Fragen auf:

  • Wer bin ich?

  • Was erwarte ich von meinem Leben?

  • Welchen Platz habe ich in dieser Gesellschaft?

Das Selbstbild wird durch das Wissen über sich selbst und über die Welt geformt. Die Jugendlichen beschäftigen sich damit, was andere über sie denken und prüfen, ob diese Wahrnehmung mit ihrem eigenen Bild von sich selbst übereinstimmt.

Der Freundeskreis gewinnt stark an Bedeutung. Oft werden Idole verehrt.

Identitätsdiffusion

Wenn die Ausbildung der Identität nicht erfolgreich ist, zieht sich die Person aus der Gesellschaft zurück.

Unter Umständen schließt sie sich einer Gruppe an, die ihr eine gemeinsame Identität (alle haben gemeinsame Vorstellungen) und ein Gefühl der Zugehörigkeit bietet.

Folgen

Wird der Konflikt bewältigt, entsteht die Fähigkeit zur Treue.

Ist die Entwicklung der Identität nicht erfolgreich, kommt es zur Identitätsdiffusion.

Intoleranz gegenüber Menschen mit anderen Vorstellungen kann entstehen, wenn…

  • … die eigene Identität zu stark oder die Rolle in der Gesellschaft zu strikt gesehen wird; oder

  • … der gleichaltrige Freundeskreis (die sogenannte Peer Group) Druck ausübt und innerhalb der Gruppe andere Menschen und Gruppen nicht akzeptiert werden.

- Intimität und Solidarität gegen Isolierung (20 bis etwa 45 Jahre)

Merksatz

„Ich bin, was ich liebe.“

Merkmale der Phase:

Intimität und Solidarität (Nähe und Verbundenheit)

Wurde die eigene Identität in der vorausgegangenen Phase gefestigt, ist die Grundlage für Intimität geschaffen. Bisher stand die Beschäftigung mit sich selbst im Vordergrund — nun können intime Freundschaften und Beziehungen aufgebaut werden.

Wer eine gefestigte Identität hat, kennt sich selbst und kann sich mit den eigenen Bedürfnissen und Wünschen in Bezug auf eine Partnerschaft oder Freundschaft auseinandersetzten.

In der heutigen Zeit wird der Aufbau von Intimität erschwert, durch

  • … den Fokus auf Karriere,

  • großstädtisches Leben und die

  • … zunehmende Mobilität.

Isolation (Zeit für sich)

Isolation bedeutet hier, dass der Mensch Möglichkeiten braucht, sich von sozialen Interaktionen zurückzuziehen und sich Zeit für sich zu nehmen.

Bei überwiegender Isolation kann es zur Exklusivität kommen: die betroffene Person isoliert sich von Freundschaften, Liebe und Gemeinschaft.

Folgen

Sind beide Seiten ausbalanciert, ist der Mensch fähig zur Liebe und kann Freundschaften und Partnerschaften aufrechterhalten.

Überwiegt eine der beiden Seiten, kann es zur…

  • Selbstaufopferung(die Bedürfnisse der anderen Person stehen ständig über den eigenen) oder zur

  • Exklusivität(Rückzug) und Einsamkeit kommen.

- Generativität gegen Selbstabkapselung (45 bis 65 Jahre)

Merksatz

„Ich bin, was ich bereit bin zu geben.“

Merkmale der Phase:

Generativität

Generativität meint das Kümmern um zukünftige Generationen: Die eigenen Kinder sowie die gesamte nächste Generation soll in einer guten Welt leben können.

Zentrale Fragen:

  • Was kann ich hinterlassen?

  • Was ist mein Erbe?

Das Kümmern erfolgt durch Aspekte, die für die nachfolgenden Generationen „brauchbar“ sind:

  • Unterrichten(nächsten Generation etwas Brauchbares mitgeben),

  • Kunst (nächsten Generation etwas hinterlassen),

  • Wissenschaft(herausragende Leistungen und Erkenntnisse für Zukunft hinterlassen) und

  • soziales Engagement(sich für die nächste Generation einsetzen und ihr helfen).

Stagnation und Selbstabsorption

Wenn sich eine Person nur um sich selbst und um niemanden sonst kümmert, nennt Erikson das Stagnation.

Die Person wendet sich immer mehr von anderen Menschen ab. Daher wenden sich auch die anderen Menschen von der Personen ab. Diesen Prozess nennt Erikson Selbstabsorption.

Folgen

Wird die Phase erfolgreich abgeschlossen, ist die Person zur Fürsorge fähig, ohne sich dabei selbst aus den Augen zu verlieren.

Wenn sich eine Person für das Wohl der anderen selbst vernachlässigt, ist das zu viel Generativität.

Stagnation führt dazu, dass die Person niemanden wichtiger nimmt als sich selbst. Das führt zur Selbstabsorption.

- Integrität gegen Verzweiflung (65 Jahre bis Tod)

Merksatz

„Ich bin, was ich mir angeeignet habe.“

Merkmale der Phase:

Ich-Integrität

Die „Ich-Integrität“ meint einen wohlwollenden Rückblick auf das Leben und die Akzeptanz von dem, was man geworden ist.

Ist die „Ich-Integrität“ erreicht, kann man den Tod als sein Ende akzeptieren.

Verzweiflung

Zur Verzweiflung kommt es, wenn die Person…

  • Angst vor dem Tod hat und

  • Dinge im Leben stark bereut.

Folgen

Setzt sich der Mensch in dieser Phase mit Alter und Tod auseinander und bewältigt sie dadurch erfolgreich, erlangt er Weisheit.

Weisheit nach Erikson ist:

  • dem Tod ohne Angst entgegenzusehen;

  • das geführte Leben anzunehmen;

  • sowie die Fehler und das Glück darin zu sehen und zu akzeptieren.

Ziel ist es, zufrieden auf das eigene Leben zurückzublicken und dem Tod ohne Furcht gegenüberzutreten.

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Carolin S.

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