Soziale Erwünschtheit
Edwards (1953): positiver Zusammenhang zwischen der wahrgenommenen sozialen Erwünschtheit und der Zustimmung, diese Eigenschaft aufzuweisen
r = .87
Differentielle Psychologie: Wissenschaft der Restvarianz, nachdem soziale Erwünschtheit herauspartialisiert wurde
Validität von Selbstauskünften umstritten
systematische Unterschätzung der Prävalenz sozial unerwünschter und heikler Verhaltensweisen und Meinungen
Beispiele:
kriminelles Verhalten
Drogenkonsum
Sexualverhalten
Gewalt in Ehe und Familie
Vorurteile gegenüber Minderheiten
Peabody-Quadrupel
macht soziale Erwünschtheit sichtbar
Gründe für soziale Erwünschtheit
Vermeidung sozialer Missbilligung (Fisher, 1993)
Angst vor Strafe (Fox & Tracy, 1986)
Schamgefühle (Meston et al., 1998)
Soziale Erwünschtheit beim Online-Dating
50% der Frauen und 80% der Männer mit weißer Hautfarbe gaben an, für ein Date mit Personen anderer ethnischer Herkunft bereit zu sein
97% der Frauen und 90% der Männer, die dies angaben, antworteten tatsächlich jedoch ausschließlich auf Online-Anzeigen von Personen weißer Hautfarbe
Diskriminierung in Deutschland
Feldexperiment: Verhalten statt Selbstauskunft
Unmatched-Count-Technik (UCT) (Miller, 1984)
Herstellung von Vertraulichkeit durch Summenbildung über mehrere Antworten zu sensiblen und nichtsensiblen Merkmalen
„Wie viele Fragen beantworten Sie mit Ja?“
Schätzung der Prävalenz sensibler Merkmale auf Gruppenebene durch Bestimmung der Differenz zwischen den Summenwerten in Experimental- und Kontrollgruppe
Differenz von 1 = Prävalenz von 100
Prävalenz der harmlosen Items
1) Genauigkeit der Prävalenzschätzung abhängig von der Varianz
am höchsten bei mittlerer Prävalenz der harmlosen Fragen
2) außerdem nicht wünschenswert, dass alle Fragen bejaht werden
-> Items mit niedriger Prävalenz am besten
Unethische Verhaltensweisen bei Auktionsveranstaltungen
Alkoholkonsum und Sexualverhalten unter Collegestudierenden
Vor- und Nachteile der UCT
Vorteile
Nachteile
einfach und verständlich
hoher SE bei Summenbildung über viele Items
leicht auswertbar
keine Prüfung der Instruktionsbefolgung (wahre Prävalenz kann unterschätzt werden)
Itemschwierigkeit beeinflusst Risiko für Deckeneffekte und Größe des SE
Randomized-Response-Technik (“Forced Response Model”) (Warner, 1965; Boruch, 1971)
modellbasierte Analyse des Antwortverhaltens
Herstellung von Vertraulichkeit durch Zufallsverschlüsselung der Antworten
Bestimmung der Prävalenz sensibler Merkmale auf Gruppenebene
ermöglicht Überprüfung der Instruktionsbefolgung durch experimentelle Manipulation der Randomisierungswahrscheinlichkeiten
auch als CDM bezeichnet (Cheating Detection Model)
Klassische Umfrageforschung
Annahme: Steuerhinterzieher antworten ehrlich
erlaubt nur die Schätzung der unteren Grenze
Pi = Prävalenz der (ehrlichen) Steuerhinterzieher
Durchführung der Randomized-Response-Technik mit Cheating Detection
Zufallsgenerator entscheidet:
p: Teilnehmer soll frageunabhängig mit „Ja“ antworten
1-p: Teilnehmer soll kritische Frage beantworten
Ja-Antwort also nicht mehr diskriminierend
Problem: Modell nicht identifizierbar
-> 2 (oder mehr) Gruppen, in denen sich p unterscheidet
Maximum-Likelihood-Schätzung der Parameter Pi und Beta (Gamma kann daraus berechnet werden)
Angabe einer unteren und oberen Grenze:
Pi = untere Grenze
Pi + Gamma = obere Grenze
Verweigerungsdetektion mit der Randomized-Response-Technik
Instruktionsverweigerer = Gamma
können in ehrliche Steuerzahler und Steuerhinterzieher eingeteilt werden
dadurch Angabe einer unteren und oberen Grenze der Prävalenz des sensiblen Merkmals möglich
Wahrgenommene Vertraulichkeit der Randomized-Response-Technik
UCT hat wahrscheinlich höchste Vertraulichkeit
Typologie des Antwortverhaltens
Hypothesentesten in der Randomized-Response-Technik
Passt das Modell bei Parameterrestriktionen schlechter auf die Daten?
Verweigererrate > 0?
wenn 0, dann Pi = wahrer Anteil der Steuerhinterzieher
Parametergleichheit in Subgruppen?
Stichprobe kann nach verschiedenen Gesichtspunkten unterteilt werden (z.B. Geschlecht, Alter, Bildung)
Erstes MVB-Modell
Karl Landsteiner
1925 Nopelpreis für Medizin
Rückführung der Blutgruppen auf die genetische Basis (Allele)
2 Allele, die zusammenkommen und eine Blutgruppe bilden
Konsequenzen: Blutgruppeninkompatibilitäten feststellen (Vaterschaftstest)
Prävalenz der Steuerhinterzieher mit der Randomized-Response-Technik
untere Grenze = 44%
obere Grenze = 76%
Prävalenz von Doping mit der Randomized-Response-Technik
untere Grenze = 42%
obere Grenze: 58%
Verweigererrate als indirekter Hinweis darauf, wie sensibel das Merkmal
Zahnhygiene mit der Randomized-Response-Technik
„Putzen Sie weniger als zweimal täglich die Zähne?"
Bildungsabhängigkeit von Vorurteilen
„Angenommen, Sie hätten eine 20 Jahre alte Tochter. Würde es Sie stören, wenn diese eine Beziehung mit einem nigerianischen Staatsbürger schwarzer Hautfarbe eingehen würde?“
Bildungseffekt auf Vorurteile scheint zu existieren
unabhängig von sozialer Erwünschtheit
Reliabilität und Validität
direkte Befragung: hohe Genauigkeit, jedoch auch hoher Bias (systematische Verzerrung)
Randomized-Response: geringe Reliabilität, aber auch geringer Bias und somit hohe Validität
M der Schätzung scheint sicher
Vor- und Nachteile der Randomized-Response-Technik
steigende Bereitschaft zu ehrlichen Antworten
geschätzt werden Populationskennwerte (nicht für Einzelne)
validere Selbstauskünfte
Mischverteilungen, die sich übereinanderlegen
(Korrelationen mit Außenvariablen möglich, wofür normalerweise einzelne Werte notwendig wären)
Instruktionsverweigerung wird berücksichtigt
geringere Effizienz durch Informationsverlust erfordert großes N
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