Was sind Bakterien?
Krankheiten, die durch Bakterien verursacht werden, sind zum Beispiel eitrige Entzündungen der Haut, bakterielle Lungenentzündungen oder Blasenentzündungen. Bakterien spielen auch bei Lebensmittelvergiftungen eine Rolle (z. B. Salmonellen). Sie können sich in Lebensmitteln befinden, werden mitgegessen und verursachen dann Übelkeit oder Durchfall. Wenn Bakterien die Blutbahn, die Hirnhäute oder das Herz befallen, dann können sich schwerwiegende oder gar lebensbedrohliche Erkrankungen entwickeln. Bei Infektionen durch Bakterien können Antibiotika helfen, wieder gesund zu werden
Was sind Viren?
Krankheiten, die durch Viren verursacht werden, sind zum Beispiel Erkrankungen der Atemwege wie Erkältungen oder Grippe. Auch einige Durchfallerkrankungen werden durch Viren ausgelöst. Andere Infektionskrankheiten, die durch Viren verursacht sind, sind zum Beispiel Masern, Röteln, Mumps und Windpocken. Bei Erkrankungen, die durch Viren ausgelöst werden, helfen Antibiotika nicht.
Was sind Pilze?
Es gibt eine Vielzahl bekannter Pilzarten, aber nur sehr wenige davon können beim Menschen unter bestimmten Bedingungen Krankheiten hervorrufen. Krankheiten, die durch Pilze verursacht werden, bezeichnet man medizinisch als Mykosen. Meist sind Haut, Nägel und Schleimhäute betroffen. Bei Menschen mit einer Abwehrschwäche können Pilze die inneren Organe befallen. Pilze können so zum Beispiel bestimmte Lungenentzündungen hervorrufen. Das Auftreten von Pilzinfektionen kann durch die Einnahme von Antibiotika begünstigt werden. Der Grund: Antibiotika töten teilweise auch Bakterien ab, die eine Pilzansiedlung verhindern.
Was sind Parasiten?
Parasiten rufen nicht immer Krankheiten hervor, aber der Befall mit z.B. Flöhen oder Läusen ist zumindest sehr unangenehm. Zu den durch Parasiten ausgelösten Erkrankungen gehört z. B. Malaria, die in den Tropen auftritt. Diese fieberhafte Infektionskrankheit wird durch einzellige Parasiten (Plasmodien) verursacht. Andere Parasiten, wie zum Beispiel Toxoplasmen werden über Lebensmittel oder (anhaftende) Erde aufgenommen. Die Infektion verläuft symptomfrei oder mit leichten grippeähnlichen Symptomen. Bei Frauen kann die Erstinfektion (Toxoplasmose) in der Schwangerschaft zu einer Schädigung des Kindes führen.
Wie unterteilt sich Das Immunsystem?
Was ist das unspezifische System?
Ist bereits bei Geburt vorhanden und ist erster Abwehrmechanismus des Körpers gegen Pathogene
Übernimmt unterschiedlichste Rollen in der Immunabwehr, vom „Auffressen“ (phagozytieren) von Pathogenen bis zur Mithilfe bei Aktivierung des spezifischen Immunsystems
Bildet „erste Verteidigungslinie“ gegen Pathogene
Hat kein „immunologisches Gedächtnis“
Bedient sich u.a evolutionär erlernten molekularen Merkmalen von Pathogenen (sog. PAMPs = Pathogen Associated Molecular Patterns) zur Erkennung
Beispiel: Oberflächenstrukturen auf Bakterien
Neutrophile Granulozyten besitzen spezielle Rezeptoren für PAMPs und erkennen so Bakterien
Bakterien können dann phagozytiert und verdaut werden
Granulozyten schütten außerdem Stoffe aus, welche Bakterien in der Umgebung direkt zerstören
Was ist das Komplementsystem?
Einer der humoralen Bestandteile des unspezifischen Immunsystems
Besteht aus über 30 Proteinen, welche im Blut zirkulieren
Kann über verschiedene Wege aktiviert werden und bindet dann
Zelloberfläche von Mikroorganismen
Führt zu „Kettenreaktion“ mit anderen Teilen des Systems
Funktionen
Markierung der Mikroorganismen für restliches Immunsystem
Aktivierung von Makrophagen und Granulozyten
Direkte Zerstörung der Zellmembran
Was ist das spezifische Immunsystem?
Reagiert sehr spezifisch und effektiv auf Pathogene, benötigt jedoch initial Stunde und Tagen für Reaktion
Benötigt für Reaktion ein Antigen (definiert als Struktur, welche vom spezifischen Immunsystem erkannt werden kann)
Besteht aus B-Lymphozyten, Antikörpern (AKs) sowie T-Lymphozyten
Wie unterteilt sich adaptive immunität?
Wie funktionieren Antikörper?
1) Antikörper (A) und Krankheitserreger (B) bewegen sich frei im Blut.
2) Die Antikörper binden an die Krankheitserreger. Dies kann in verschiedenen Formen geschehen: Opsonisierung (2a), Neutralisierung (2b) und Agglutination (2c).
3) Der Phagozyt (C) nähert sich dem Krankheitserreger, und die Fc-Region (D) des Antikörpers bindet an einen der Fc-Rezeptoren(E) des Phagozyten.
4) Die Phagozytose findet statt, während der Erreger aufgenommen wird.
Wie kann der Körper Antikörper gegen Erreger bilden, mit denen er noch nie Kontakt hatte?
„somatische Rekombination“= zufälliges Kombinieren von bestimmten Genabschnitten bei der Bildung des Aks
Damit entsteht in jeder B-Zelle ein spezifischer AK, welcher gegen ein „zufälliges“ Antigen gerichtet ist
Großteil dieser AKs wird niemals mit seinem Ziel in
Kontakt kommen
Bei Kontakt mit dem jeweiligen Antigen vermehrt
sich die B-Zelle massiv und es entsteht eine „Armee“ von Zellen mit dem jeweiligen Antikörper
Was ist das Immunologische Gedächtnis ?
Bildung von B-Memory-Zellen führt zu immunologischen Gedächtnis
Reduzierte Menge AKs bleibt auch nach Infektion im Körper erhalten
Zusätzlich können bei Re-Infektion AKs schneller nachgebildet werden
Bekannte Pathogene können so beim nächsten Kontakt schneller und effizienter bekämpft werden
Grundlage für Impfungen
Was ist Autoimmunität?
Problem: Bei der zufälligen Kombination können natürlich auch Antikörper gegen körpereigene Strukturen gebildet werden
Daher werden B-Zellen mit Autoantikörpern ausselektiert
Bei fehlerhaften Selektion: B-Zellen kommen im Körper mit dem Zielantigen in Kontakt, vermehren
sich und es kommt zu einer gegen den eigenen Körper gerichteten Immunreaktion
Einer der vermuteten Mechanismen zur Entstehung von Autoimmunerkrankungen
Was sind Autoimmunkrankheiten?
Kann grundsätzlich gegen fast jede körpereigene Struktur gewendet sein
Sowohl genetische Risikofaktoren als auch Umweltfaktoren
Häufung in Industrienationen
• Beispiele:
Rheumatoide Arthritis („Rheuma“)
Hashimoto-Thyreoditis
Diabetes Mellitus Typ 1
Psoriasis/Schuppenflechte
Systemsicher Lupus erythematodes (SLE)
Was ist Anti-NMDA-Rezeptorenzephalitis?
Erst 2007 entdeckt
Häufigste autoimmune Hirnentzündung (jährliche Inzidenz aller autoimmun
Enzephalitiden: 2 pro 100.000)
vermutlich hohe Dunkelziffer
Durchschnittliches Erkrankungsalter 23 Jahre, Frauen: Männer 4:1
Organische Erkrankung, welche auch zu ausgeprägten psychiatrischen
MRT Anti-NMDA-Rezeptorenzephalitis
Symptomen führt • Wird aufgrund es Alters der Patient*Innen oft mit drogeninduzierter Psychose
o.a. verwechselt
Was ist ein NMDA Rezeptor?
Unspezifischer Kationenkanal, welcher bei Bindung Neuron depolarisiert (somit Aktionspotential auslöst)
Spielt eine wichtige Rolle bei Lern- und Erinnerungsprozessen
Hohe Dichte in Hippocampus und Temporallappen
Designerdroge PCP (Phencyclidin a.k.a. "Angel Dust") blockiert glutamaterge NMDA-Rezeptoren und erzeugt schizophrenieähnliche Symptome
Aus diesem Befund wurde die Glutamat-Hypothese der Schizophrenie abgeleitet
Was ist Glutamat?
Glutamat quantitativ häufigster erregender Neurotransmitter im ZNS
Besitzt bei Menschen eine Vielzahl von spezifischen Rezeptoren (beispielsweise AMPA, NMDA, mGluR1-8)
In allen Hirnregionen zu finden
Wichtig für die synaptische Plastizität des Hirns
Was passiert bei der Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis?
Körper bildet AKs gegen NMDA-Rezeptor (oft bei Tumorerkrankung- “paraneoplastisch“)
Durch AKs kann Glutamat nicht mehr binden und Rezeptor wird abgebaut
Neuronen werden durch Immunsystem angegriffen
Es kommt zu Fehlern in der elektrischen Aktivität sowie zum Untergang zu Nervenzellen
Wie ist der Anti-NMDA-Rezeptor-EnzephalitisKrankheitsverlauf?
Verlauf über mehrere Wochen/Monate
Prodromalphase: Kopfschmerzen, Übelkeit,
subfibrile Temperaturen (wie grippaler Infekt)
Schizophrenieformes Syndrom: Wesens- und
Verhaltensänderungen, Denk- und Gedächtnisstörungen, Wahn und Halluzination, Katatonie
Bewegungsstörungen, Bewusstseinsstörungen, epileptische Anfälle
Autonome Instabilität: Herz-Kreislauf-Probleme, Temperaturschwankungen
Insomnie und Tagesschläfrigkeit
Wie ist die Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis Diagnostik?
Beweisend: Nachweis von Antikörper gegen NMDA-Rezeptor in Blut und Liquor
Zusätzliche Diagnostik:
Liquoruntersuchung
EEG
MRT
Suche nach Eierstock-Tumor bei
Frauen (Assoziation 20%-60%)
Wie ist die Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis Therapie?
Möglichst frühzeitige Immuntherapie mit bspw. Glukokotikoiden („Cortison“)
Filterung der Antikörper aus dem Blut per Plasmapherese oder Gabe von Immunsuppressiva
Ziel: Abschwächung der körpereigenen Immunantwort
Falls vorhanden: Tumorentfernung!
Wie ist die Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis Prognose?
Prognose ist stark von Dauer bis Beginn der Therapie abhängig
Statistische Angaben sind aufgrund der geringen dokumentierten Fallzahl kritisch zu hinterfragen
Vollständige Genesung (ca. 10% der Patienten)
Leichte Defizite (65% der Patienten): Aufmerksamkeitsstörungen, Planung, Impulskontrolle, Schlafstörungen
Schwere Defizite oder Tod (ca. 25% der Patienten, Mortalitätsrate ca. 5%)
Rückfall im späteren Verlauf (15% der Patienten)
Was ist Psychoneuroimmunolgie (PNI)?
Befasst sich mit Wechselwirkung zwischen Nerven-, Hormon- und Immunsystem
Relativ junges Forschungsfeld (Erste Studie: Ader & Cohen 1975)
PNI bewegt sich „zwischen den Bereichen Immunologie, Psychosomatik und Psychologie, Neurowissenschaften, Neurologie und Neuroendokrinologie“
Vereinfacht: Bidirektionaler Austausch zwischen Immunsystem und Psyche
Was ist der Grundstein der PNI?
Studie zeigt 1975, dass Funktionen des Immunsystem bei Ratten klassisch konditionierbar sind
Dazu wurde ein konditionierter Reiz (Trinken von Wasser mit Saccharin) mit einem unkonditionierten Reiz (Injektion des Immunsuppressivum Cyclophosphamid) kombiniert
1. Effekt: Konditionierte Geschmacksaversion = Ratten entwickeln im Verhalten Aversion gegen Wasser mit Sacharin, da das Cyclophosphamid starke Nebenwirkungen hervorruft
2. Effekt: Immunsuppression = Ratten zeigen unter Cyclophosphamid verminderte Immunantwort auf standardisiertes Pathogen
Beide Effekte waren nach der Konditionierung auch bei reiner Gabe
des Wassers mit Saccharin reproduzierbar nachweißbar
Wie ist der Zusammenhang zwischen Wundheilung und Psyche?
Immunsystem (insbesondere Makrophagen) spielt wichtige Rolle bei der Heilung von Wunden
Marucha et al. 1998: Bei Prüfungsstress heilen standartisierte Wunden im Mund von
Zahnmedizinstudierenden um 40% langsamer (8d vs. 11d); stark verminderte Bildung von heilungsfördernden IL-1b (-68%)
Wie ist der Zusammenhang zwischen Psychisches Wohlbefinden und Entzündung?
Friedmann et al. 2007: eudamonisches (≈Umgang mit den existentiellen Herausforderungen des Lebens) Wohlbefinden bei Frauen zwischen 61 und 91 Jahren korreliert mit niedrigeren Levels des entzündungsfördernden Stoffes Interleukin-6 (IL-6)
IL-6 ist Marker für chronische Entzündungsprozesse (aber auch chronischen Streß) und erhöhte Level sind mit erhöhter Mortalität bei Menschen >65 Jahren (Harris et al. 1999) assoziiert
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